Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.. Томас Бабингтон Маколей

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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22. - Томас Бабингтон Маколей

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Wilhelm Trumball zum Nachfolger erhalten, einen gelehrten Juristen und erfahrenen Diplomaten von gemäßigten Ansichten und einer Behutsamkeit, die an Zaghaftigkeit grenzte.45 Die Mißvergnügten wurden durch die Milde der Regierung kühn gemacht. Wilhelm war kaum nach dem Continent abgesegelt, so hielten sie an einem ihrer Lieblingszusammenkunftsorte, dem Old King’s Head in Leadenhall Street, ein großes Meeting. Charnock, Porter, Goodman, Parkyns und Fenwick waren anwesend. Auch der Earl von Aylesbury war zugegen, ein Mann, dessen Anhänglichkeit an das exilirte Königshaus notorisch war, der es aber stets in Abrede stellte, daß er je daran gedacht habe, durch unmoralische Mittel eine Restauration herbeizuführen. Sein Leugnen würde mehr Anspruch auf Glaubwürdigkeit haben, hätte er nicht dadurch, daß er der Regierung, gegen die er beständig intriguirte, die Eide geleistet, das Recht verwirkt, als ein Mann von Gewissen und Ehre betrachtet zu werden. Ferner nahm Sir John Friend an der Versammlung Theil, ein Eidverweigerer, der zwar einen sehr schwachen Verstand besaß, sich aber als Brauer ein sehr großes Vermögen erworben hatte, das er bereitwillig auf Insurrectionspläne verwendete. Nach dem Diner – denn die Pläne der Jakobiten wurden gewöhnlich beim Weine entworfen und zeigten in der Regel einige Spuren von der heiteren Gemüthsstimmung, in der sie entstanden waren – wurde resolvirt, daß die Zeit zu einem Aufstande und zu einer französischen Invasion gekommen sei und daß ein besonderer Abgesandter die Ansicht der Versammlung nach Saint-Germains überbringen sollte. Charnock wurde dazu auserwählt. Er nahm den Auftrag an, fuhr über den Kanal, sprach mit Jakob und hatte Unterredungen mit den Ministern Ludwig’s, konnte aber nichts zu Stande bringen. Die englischen Mißvergnügten wollten nichts unternehmen, bevor nicht zehntausend Mann französischer Truppen auf der Insel wären, und zehntausend Mann konnten nicht ohne große Gefahr der Armee entzogen werden, welche in den Niederlanden gegen Wilhelm kämpfte. Als Charnock zurückkehrte, um die Erfolglosigkeit seiner Sendung zu berichten, fand er einige seiner Bundesgenossen im Gefängniß. Sie hatten sich während seiner Abwesenheit nach ihrer Weise die Zeit damit vertrieben, daß sie am 10. Juni, dem Geburtstage des unglücklichen Prinzen von Wales, einen Aufstand in London anzustiften versuchten. Sie versammelten sich in einem Wirthshause in Drury Lane, und nachdem sie sich die Köpfe durch Wein erhitzt hatten, brachen sie unter Anführung Porter’s und Goodman’s mit den Degen in der Hand auf, zogen mit Trommelwirbel durch die Straßen, entfalteten Banner und begannen Freudenfeuer anzuzünden. Aber die Wache, vom Volke unterstützt, war zu stark für die Unruhstifter. Sie wurden in die Flucht geschlagen, das Wirthshaus, in dem sie geschwelgt hatten, wurde vom Pöbel demolirt, die Rädelsführer wurden verhaftet, vor Gericht gestellt und mit Geldbußen und Gefängnißhaft bestraft, erlangten aber Zeit genug ihre Freiheit wieder, um sich an einem weit strafbareren Anschlage zu betheiligen.46

      Belagerung von Namur

      Inzwischen war Alles zur Ausführung des von Wilhelm entworfenen Planes bereit. Dieser Plan war den übrigen Befehlshabern der alliirten Truppen mitgetheilt worden und hatte lebhaften Beifall gefunden. Vaudemont wurde mit einem beträchtlichen Armeecorps in Flandern gelassen, um Villeroy zu überwachen. Der König marschirte mit dem Reste seiner Armee direct auf Namur. In dem nämlichen Augenblicke rückte der Kurfürst von Bayern von der einen und die Brandenburger von einer andren Seite gegen denselben Punkt heran. Diese Bewegungen waren so gut verabredet worden und wurden so rasch ausgeführt, daß der geschickte und energische Boufflers nur eben noch Zeit hatte, sich in die Festung zu werfen. Er hatte sieben Dragonerregimenter, ein starkes Corps Artilleristen, Sappeurs und Mineurs und einen Offizier Namens Megrigny bei sich, der mit Ausnahme Vauban’s für den besten Ingenieur in französischen Diensten galt. Wenige Stunden nachdem Boufflers in die Festung eingezogen war, umzingelten die Belagerungstruppen sie von allen Seiten und die Circumvallationslinien wurden rasch gebildet.

      Die Nachricht erweckte keine Besorgniß am französischen Hofe. Man zweifelte dort nicht, daß Wilhelm sehr bald gezwungen werden würde, mit schwerem Verlust und Schande von seinem Unternehmen abzustehen. Die Stadt war stark befestigt, das Kastell galt für uneinnehmbar, die Magazine waren mit Lebensmitteln und Munition hinreichend versehen, um bis zu der Zeit vorzuhalten, wo man von den Armeen der damaligen Zeit erwartete, daß sie ihre Winterquartiere beziehen würden; die Besatzung bestand aus sechzehntausend Mann der besten Truppen der Welt, sie wurde von einem ausgezeichneten General befehligt, dem ein ausgezeichneter Ingenieur zur Seite stand, und überdies zweifelte man nicht, daß Villeroy mit seiner großen Armee zur Unterstützung Boufflers’ herbeieilen und daß die Belagerer dann in größerer Gefahr sein würden als die Belagerten.

      Diese Hoffnungen wurden durch die Depeschen Villeroy’s aufrechterhalten. Er gedenke, sagte er, zuerst Vaudemont’s Armeecorps zu vernichten und dann Wilhelm von Namur zu vertreiben. Vaudemont werde vielleicht einer Schlacht auszuweichen versuchen, aber er könne nicht entrinnen. Der Marschall ging so weit, daß er seinem Gebieter die Nachricht von einem vollständigen Siege innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden versprach. Ludwig brachte einen ganzen Tag in ungeduldiger Erwartung zu. Endlich kam anstatt eines mit englischen und holländischen Fahnen beladenen Offiziers von hohem Range ein Courier an, der die Nachricht brachte, daß Vaudemont fast ohne allen Verlust seinen Rückzug bewerkstelligt habe und unter den Mauern von Gent in Sicherheit sei. Wilhelm lobte das Feldherrntalent seines Unterbefehlshabers in den wärmsten Ausdrücken. „Mein Vetter,” schrieb er an ihn, „Sie haben sich als einen größeren Meister in Ihrer Kunst erwiesen, als wenn Sie eine offene Feldschlacht gewonnen hätten.”47 Im französischen Lager jedoch und am französischen Hofe war man allgemein der Ansicht, daß Vaudemont weniger durch seine eigene Geschicklichkeit als durch das fehlerhafte Verfahren seiner Gegner gerettet worden sei. Einige warfen die ganze Schuld auf Villeroy, und Villeroy machte keinen Versuch, sich zu rechtfertigen. Man glaubte aber allgemein, daß er sich wenigstens zum großen Theil hätte rechtfertigen können, wenn ihm die königliche Gunst nicht lieber gewesen wäre als militärischer Ruhm. Sein Plan, sagte man, hätte gelingen können, wäre die Ausführung desselben nicht dem Herzoge von Maine übertragen worden. Bei dem ersten Schimmer von Gefahr sei dem Bastard der Muth gesunken. Er habe seine Angst nicht zu verbergen vermocht. Zitternd, stammelnd und nach seinem Beichtvater rufend, habe er dagestanden, während die ihn umgebenden alten Offiziere ihn mit Thränen in den Augen beschworen hätten vorzurücken. Eine kurze Zeit wurde die Schande des Sohnes dem Vater verschwiegen. Aber Villeroy’s Stillschweigen bewies, daß ein Geheimniß dahinter stak, die Spötteleien der holländischen Journale klärten das Geheimniß bald auf, und Ludwig erfuhr, wenn auch nicht die ganze Wahrheit, doch genug, um sich unglücklich zu fühlen. Noch nie während seiner langen Regierung war er so bewegt gewesen. Einige Stunden lang hielt seine finstre Gereiztheit seine Diener, seine Höflinge und selbst seine Priester in Schrecken. Er vergaß die Liebenswürdigkeit und den edlen Anstand, wegen denen er in der ganzen Welt berühmt war, so weit, daß er vor den Augen einer glänzenden Schaar von Herren und Damen, welche nach Marly gekommen waren, um ihn speisen zu sehen, einen Stock auf dem Rücken eines Lakaien zerschlug und den armen Teufel noch mit dem abgebrochenen Griffe verfolgte.48

      Inzwischen wurde die Belagerung von Namur von den Verbündeten energisch betrieben. Der wissenschaftliche Theil ihrer Operationen stand unter der Leitung Cohorn’s, der durch Wetteifer angespornt wurde, seine ganze Geschicklichkeit aufzubieten. Drei Jahre früher hatte er die Kränkung erfahren, die von ihm befestigte Stadt durch seinen großen Lehrmeister Vauban genommen zu sehen. Sie jetzt, nachdem die Festungswerke neue Verbesserungen erhalten hatten, wiederzunehmen, wäre eine würdige Revanche gewesen.

      Am 2. Juli wurden die Laufgräben eröffnet. Am 8. wurde ein tapferer Ausfall französischer Dragoner tapfer zurückgeschlagen, und spät an demselben Abend erstürmte ein starkes Infanteriecorps, mit den englischen Fußgarden voran, nach einem blutigen Kampfe die Außenwerke auf der Brüsseler Seite. Der König leitete persönlich den Angriff, und seine Unterthanen erfuhren mit Entzücken, daß er, als der Kampf am heißesten war, seine Hand auf die Schulter des Kurfürsten von Bayern legte und ausrief: „Sehen Sie, sehen Sie meine wackeren Engländer!” Eine besondere Tapferkeit selbst unter diesen tapferen Engländern legte Cutts an den Tag. In dem Bulldoggenmuthe,

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<p>45</p>

Einige interessante Züge von Trumball’s Character findet man in Pepys’ Tangerschen Tagebuche.

<p>46</p>

Postboy, Juni 13., Juli 9. 11. 1695; Intelligence Domestic and Foreign, Juni 14; Pacquet Boat from Holland and Flanders, Juli 9.

<p>47</p>

Vaudemont’s Depesche und Wilhelm’s Antwort stehen im Monthly Mercury für Juli 1695.

<p>48</p>

Siehe Saint-Simon’s Memoiren und seine Note zu Dangeau.