Interviews Aus Dem Kurzen Jahrhundert. Marco Lupis

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Interviews Aus Dem Kurzen Jahrhundert - Marco Lupis

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       Erste italienische Ausgabe 2017

       ISBN 9788873043560

       © 2018 Tektime

       Dieses Werk ist gesetzlich und urheberrechtlich geschützt.

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       Der Journalist ist der Historiker des Augenblicks

       Albert Camus

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      Für Francesco, Alessandro und Caterina

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      Einleitung

      

      

       Tertium non datur

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

       In Mailand war gerade Herbst. Damals, im Oktober des Jahres 1976, war ich schnellen Schrittes zum ersten Interview meines Lebens unterwegs, über den Corso Venezia in Richtung Teatro San Babila.

       Als Siebzehnjähriger war ich in Begleitung meines Freundes Alberto auf dem

       Weg zu einer Nachrichtenübertragung in einem der ersten italienischen Privatsender, Radio Milano Libera, mit dem wenig originellen Titel “Spazio giovani/Raum für die Jugend”.

       Es waren damals wirklich unglaubliche Jahre, wo alles möglich war und auch wirklich geschah. Phantastische Jahre. Schreckliche Jahre zugleich. Es waren die anni di piombo , die der Jugendproteste, der autonomen Zirkel, der Schulstreiks, der Demos, die fast immer in Gewalt ausarteten. Jahre mit enormem Enthusiasmus, voll von kulturellem Aufruhr, der kurz vor dem Siedepunkt schien, so lebendig, engagiert und allumfassend wurde er empfunden. Es waren Jahre der Konfrontation und zuweilen auch die von Menschen, die einen gewaltsamen Tod starben: auf der einen Seite die linke Jugend, auf der anderen die Rechte. Im Vergleich zu heute war alles denkbar einfach: man stand entweder auf der einen oder auf der anderen Seite. Tertium non datur .

       In erste Linie waren es jedoch Jahre, in denen jeder von uns den Eindruck hatte – und manchmal war es sehr viel mehr als nur ein Eindruck – den Lauf der Dinge ändern zu können. Es – als kleiner Niemand – zu schaffen anders zu sein .

       In diesem Scherbenhaufen von Aufgeregtheit, Kultur und Gewalt bewegten wir uns in ruhigen Gewässern. Wir navigierten nach Sicht. Attentate, Bomben, die Roten Brigaden, sie waren in unserer Jugendzeit – oder als Teenager, je nachdem, in welchem Alter wir gerade waren – allgegenwärtig, aber im Grunde genommen beunruhigte uns das nicht allzu sehr. Wir hatten rasch gelernt, damit umzugehen, auf eine Art und Weise, die nicht sehr unterschiedlich zu der war, die ich in späteren Jahren bei Völkern antreffen sollte, die inmitten von Konflikten oder in Bürgerkriegsregionen lebten. Sie hatten ihr Leben an diese extremen Bedingungen angepasst, es war ein klein wenig vergleichbar mit unserem früheren Leben.

       Mein Freund Alberto und ich wollten wirklich versuchen, anders zu sein. Daher hatten wir, gewappnet mit grenzenlosem Enthusiasmus und einem enormen Maß an Leichtsinn, in einem Alter, in dem die Jugend von heute die Zeit damit verbringt, Selfies über Instagram zu posten und Smartphones zu tauschen, alles gelesen, was wir erwischen konnten; wir nahmen an Musikvolksfesten teil – in jenem magischen Moment der die Geburtsstunde des Rock und dessen Verbreitung einläutete – bis zu Megakonzerten in Parks und im Filmforum.

       Mit ähnlichen Gefühlen, den Kopf voller Ideen und einem Kassettenrecorder in der Tasche waren wir an jenem regnerischen Oktober vor vierzig Jahren auf dem Weg in Richtung Teatro San Babila.

       Den Termin hatten wir um siebzehn Uhr, etwa eine Stunde vor Beginn der Nachmittagsaufführung. Man führte uns hinab in die Katakomben des Theaters, wo die Garderoben der Akteure waren, bis zu der des Hauptdarstellers. Dort wartete unser Interviewpartner, der erste in meiner “Karriere” als Journalist: Peppino de Filippo.

       Ich kann mich nicht an viele Details jenes Interviews erinnern und leider sind die Bänder der Aufzeichnung

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