Die Ratten: Berliner Tragikomödie. Gerhart Hauptmann

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Die Ratten: Berliner Tragikomödie - Gerhart Hauptmann

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       Gerhart Hauptmann

      Die Ratten: Berliner Tragikomödie

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020

       [email protected]

      EAN 4064066112561

       Personen

       Erster Akt

       Zweiter Akt

       Dritter Akt

       Vierter Akt

       Fünfter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      Harro Hassenreuter, ehemaliger Theaterdirektor

       Seine Frau

       Walburga, seine Tochter

       Pastor Spitta

       Erich Spitta, Kandidat der Theologie, sein Sohn

       Alice Rütterbusch, Schauspielerin

       Nathanael Jettel, Hofschauspieler

       Käferstein, Schüler Hassenreuters

       Dr. Kegel, Schüler Hassenreuters

       John, Maurerpolier

       Frau John

       Bruno Mechelke, ihr Bruder

       Pauline Piperkarcka, Dienstmädchen

       Frau Sidonie Knobbe

       Selma, ihre Tochter

       Quaquaro, Hausmeister

       Frau Kielbacke

       Schutzmann Schierke

       Zwei Säuglinge

       Inhaltsverzeichnis

      Im Dachgeschoß einer ehemaligen Kavalleriekaserne zu Berlin. Ein fensterloses Zimmer, das sein Licht von einer brennenden Lampe erhält, die von der Mitte der Decke über einen runden Tisch herunterhängt. In die Hinterwand mündet ein gerader Gang, der den Raum mit der Entreetür verbindet: einer eisenbeschlagenen Tür mit einer primitiven Schelle, die der Eintritt Begehrende von außen durch einen Drahtzug in Bewegung setzt. Eine Tür in der Wand links schließt ein Nebengemach ab. An der Wand rechts führt eine Treppe auf den Dachboden.

      Auf diesem Dachboden, sowie in den sichtbaren Räumlichkeiten, hat der Ex-Theaterdirektor Harro Hassenreuter seinen Theaterfundus untergebracht.

      Man kann, bei dem ungewissen Licht, in Zweifel sein, ob man sich in der Rüstkammer eines alten Schlosses, in einem Antiquitätenmagazin oder bei einem Maskenverleiher befindet.

      Zu beiden Seiten des Ganges sind auf Ständern Helme und Brustharnische Pappenheimscher Kürassiere aufgestellt, ebenso in je einer Reihe an der rechten und linken Wand des vorderen Raums. Die Dachbodentreppe steht zwischen zwei Geharnischten. Die Decke darüber schließt die übliche Bodenklappe ab.

      Ein Stehpult ist vorn links an die Wand gerückt. Tinte, Federn, alte Geschäftsbücher und ein Kontorbock, sowie einige Stühle mit hohen Lehnen um den runden Mitteltisch lassen erkennen, daß der Raum zu Bureauzwecken dienen muß. Wasserflasche mit Gläsern auf dem Tisch und einige Photographien über dem Stehpult. Die Photographien zeigen Direktor Hassenreuter als Karl Moor, sowie in verschiedenen anderen Rollen.

      Einer der Pappenheimschen Kürassiere trägt einen ungeheuren Lorbeerkranz um den Nacken gehängt, mit einer Schleife, deren Enden in goldenen Lettern die Worte tragen: „Unserem genialen Direktor Hassenreuter! Die dankbaren Mitglieder.“ Eine Serie mächtiger, roter Schleifen trägt nur die Aufschrift: „Dem genialen Karl Moor ... Dem unvergleichlichen, unvergeßlichen Karl Moor ... usw. usw.

      Der Raum ist nach Möglichkeit zu Magazinzwecken ausgenutzt. Wo irgend angängig, hängen an Kleiderhaken deutsche, spanische und englische Kostümstücke aus verschiedenen Jahrhunderten. Man sieht schwedische Reiterstiefel, spanische Degen und deutsche Flamberge.

      Die Tür links hat die Aufschrift: „Bibliothek.“

      Das ganze Gemach zeigt eine malerische Unordnung. Alte Scharteken und Waffen, Pokale, Becher usw. liegen umher.

      Es ist eines Sonntags, Ende Mai.

      Frau John, über Mitte der Dreißig hinaus, und das blutjunge Dienstmädchen Piperkarcka sitzen am Mitteltisch. Die John, den Oberkörper weit über den Tisch gelehnt, redet lebhaft auf das Dienstmädchen ein. Die Piperkarcka, dienstmädchenhaft aufgedonnert, mit Jackett, Hut und Schirm, sitzt aufrecht. Ihr hübsches, rundes Lärvchen ist verweint. Ihre Gestalt zeigt Spuren noch nicht vollendeter Mutterschaft. Sie malt mit der Schirmspitze auf der Diele.

      Frau John

      Na ja doch! Freilich! Ick sag’t ja, Pauline.

      Die Piperkarcka

      Nu ja. Ick will nu also Schlachtensee oder Halensee. Muß jehn un muß nachsehn, ob ick ihm treffe! —

      Sie trocknet ihre Tränen und will sich erheben.

       Frau John

       verhindert die Piperkarcka am Aufstehen.

      Pauline! Um Jottes Willen, bloß det nich! Det nich, um keenen Preis von de Welt. Det macht Skandal, kost Jeld und bringt nischt. Wat woll’n Se woll, und wo Se noch in den Zustande sind! dem schlechten Halunken noch weiter nachlofen!?

      Die Piperkarcka

      Denn soll meine Wirtin heute soll warten umsonst verjeblich auf mir. Ick spring im Landwehrkanal und versaufe.

      Frau John

      Pauline! Warum denn? warum denn, Pauline? Jeben Se Obacht, heren Se jetzt bloß um Jotteswillen ’n janz’n eenziges ... bloß ma ’n janzen kleenen Ochenblick uf mir, und passen Se dadruf uf, wat ick Ihn vorstelle! Det wissen Se doch, ick hab et

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