Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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um dem ungeduldig wartenden Squire zu folgen. Miß Käthe warf ihm die Wolldecke um, und Miß Mary zog ihm die Handschuhe über die Finger. Er dachte unwillkürlich an Rosa und die Indianerin, bei welchem Vergleiche jedoch die beiden Misses verloren.

      »Und nun noch einmal,« sprach sie, »sei munter und guter Laune, und man wird dir's am Auge ansehen, daß du nicht der bist, für den dich diese Narren halten.«

      »Gemach, gemach, altes Weib«, sprach der Squire, seinen Gast zur Türe hinausschiebend, um fernern Komplimenten so schnell als möglich zu entgehen.

      Draußen ging es noch immer sehr lebhaft her. Aus den beiden Schenken herüber klangen die schnarrenden Töne der zwei Geigen, und das Lichterschießen war erst recht in Gang gekommen. Der Haufe hielt jedoch inne, als die Pferde herbeigeführt wurden, und die Toms und Sams und Isaaks und Dicks und Bens und Billys kamen auf unsre Reisenden zugestolpert und geschritten, um von ihrem Major zeitweiligen Abschied zu nehmen.

      »Und hebt einige von Euern Fips und Levies auf«, schrie ihnen dieser zu, der sich mit seinen zwei Begleitern nur mühsam durch die Menge hindurch ellbognete.

      »Hat keine Not,« riefen ihm die lustigen Zecher zu, »'s bleibt im Lande.«

      »So sind sie nun«, sprach der Squire, als er mit seinen zwei Begleitern in die Fähre stieg, die sie über den Atchafalaya bringen sollte. »Just als ob ihre Beutel keinen Boden hätten; zäh wie Hickory und rauh wie die Bären, aber treffliche Männer bei alledem. Und rauh, so wie du sie nun siehst, laß ein zehn Jahre vorüber sein, und wenn sie nicht poliert sind, wie irgendein Gentleman, so heiß mich etwas. Solltest sie gesehen haben vor drei Jahren, als ich herabkam vom Coosa in Georgien. Hängen soll ich, wenn sie nicht ärger waren, als die Indianer selbst; aber wachsender Wohlstand hat wunderbar auf sie eingewirkt und sie ihre Wichtigkeit fühlen gelehrt. Wer bei uns nichts hat, ist auch nichts wert. – Und armselig wie 's Geld ist, so fordert der Erwerb Fleiß und Betriebsamkeit und viele Tugend – und die ist bei uns im Steigen mit dem Wohlstand und in der alten Welt im Fallen mit der werdenden Armut. Und schau jetzt das Städtchen an mit seinen fünfzehn Häusern!« – Es hatte bloß zwölf, aber unser Squire, obwohl die Wahrheit selbst, hatte die schwache Seite, immer ein wenig zuzugeben, wo nach seiner Meinung die Ehre des Landes im Spiele war. – »Schau's einmal an und komm in zehn Jahren wieder, und wenn es nicht schon über hundert Häuser zählt, so nenne mich einen Yankee.«

      Die drei hatten nun das jenseitige Ufer des Atchafalaya erreicht, wo sie ihre Pferde bestiegen.

      Dreiundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Das Upland des linken oder östlichen Mississippiufers erhebt sich schanzenartig, zieht in paralleler Linie mit dem Strome fort und hat auf seinem Scheitel die Hauptstadt des Mississippistaates mit mehreren Städtchen und unzähligen Pflanzungen. Der Strom, nicht länger durch Inseln oder Sandbänke gebrochen, wälzt sich in einem ungeheuern Bette fort, einem überfüllten Troge nicht unähnlich, aus dem er über beide Ufer herab tief ins Land hineinschaut und, gleichsam als verschmähte er jeden neuen Zuwachs, die bedeutenden Wassermassen, die ihm durch den Arkansas und roten Fluß zugeführt wurden, wieder entläßt. Dicht unter dem südlichen Abhang des Hochlandes hat er sich einen jener natürlichen Ausflüsse durchgebrochen, die unter dem Namen Bayous bekannt sind, und einen Teil seiner Gewässer, wenn sie eine gewisse Höhe erreicht, auf Umwegen dem Meerbusen zuführen und so der Versumpfung eines der reichsten und fruchtbarsten Länder der Erde vorbeugen.

      Das Ufer sowohl des Hauptstromes, als des Bayou oder natürlichen Abzugskanals, hatte der Schweiß der unglücklichen Rasse, die in diesem Lande wohl zu säen, aber nicht zu ernten bestimmt ist, in einen Kulturzustand versetzt, den man damals jenseits der Alleghanygebirge schwerlich gesucht haben würde, und der, nach der traurigen Nacht der Tausende von Meilen längs dem Ohio und den Mississippiströmen sich erstreckenden Wildnis, dem Auge als eine der lieblichsten Oasen der Zivilisation erschien. Zwar sah man hier nicht jene wechselnden Naturgestaltungen, die im Norden den Reisenden so sehr entzücken, jene Gruppierungen von Felsen und Klüften, von Hügel und Tal, die, wie Licht und Schatten, einer Landschaft erst Charakter geben; aber das Fehlende der nordischen Schönheiten war hier reichlich durch eine Großartigkeit ersetzt, die den Blick des Beschauers ins Unendliche zog. Der Strom war hier bereits über viertausend Meilen geflossen, und das Tal hatte sich Tausende von Meilen beinahe ununterbrochen fortgesenkt, und aus diesem starrten Baumgruppen empor, die über den hundert Fuß hohen Naturwall noch weit heraufragten und in ihrer prachtvollen Farbenmischung die nordische Pflanzenwelt unendlich hinter sich ließen.

      Unmittelbar an den schroff emporstarrenden Lehmwall des Hochlandes lehnte ein im Entstehen begriffenes Städtchen, dessen Häuser, beinahe zu bescheiden für die üppige Landschaft, seltsam von den mitunter reizenden Landsitzen abstachen, die aus dem Hintergrunde der zahllosen tropischen Baumgruppen herausschauten. Noch seltsamer erschienen mehrere Gebäude, die am Eingange des Bayou mit jener Hast aufgeführt waren, die immer die Anfänge des amerikanischen Ansiedlers bezeichnet. Es waren allem Anscheine nach große Vorratshäuser, aus Balken und Brettern zusammengezimmert, von denen eines einen Wachtposten vor dem großen Tore hatte. In einiger Entfernung sah man einige kleinere Gebäude, worunter zwei Schenken, deren eine, ziemlich ansehnlich und mit einer Schildwache vor der Türe, auf etwas vornehmere Gäste Anspruch gemacht und den Namen eines Gasthofes, den sie trug, verdient haben dürfte. Der ganze Vordergrund war mit Flocken schmutziger Baumwolle übersäet, die, gleich kotigen Schneeklumpen, hier ebensowenig, wie diese im Norden, geachtet zu werden schienen. Diese Abzeichen reger Tätigkeit gehörten jedoch augenscheinlich einer noch nicht lange vorübergegangenen Zeit an; gegenwärtig herrschte eine traurig düstere Stille in der ganzen Gegend, die nur durch das zeitweilige Rollen zweier Trommeln und das gellende Getöne ebensovieler Pfeifen unterbrochen wurde.

      Nach dem Schalle dieser zwei Trommeln und Pfeifen sah man am Ufer des Bayou, gegen das Hochland zu, ein ziemlich zahlreiches Truppenkorps mit jener Langsamkeit und Unbeholfenheit manövrieren, die beim ersten Anblick noch Neulinge in der edlen Taktik verrieten, denen vielleicht das militärische Leben eben nicht sonderlich behagen mochte. Diese Langsamkeit oder Steifheit war vielleicht den Exerzierenden natürlich, nahm jedoch zuweilen den Ausdruck starren Trotzes an, der nur unwillig dem Kommandowort zu gehorchen schien. Nichtsdestoweniger sah man hier nichts mehr von jenem bunten Gemenge, jener ungebändigten Ausgelassenheit, die wir an den Haufen zu Opelousas zu bemerken Gelegenheit fanden; es herrschte hier im Gegenteile ein starrer Ernst und eine gewisse formelle, steife und selbständige Mannszucht. Man sah, daß die Mannschaft, schon seit einiger Zeit eingeteilt, sich die Übungen angelegen sein ließ, obwohl sie sich dabei unbehaglich fühlen mochte. Auch im Äußern unterschied sie sich vorteilhaft von den bunten und meistens in selbstgemachten Stoffen gekleideten Männern des obgenannten Städtchens. Es waren zwischen fünf- und sechshundert Mann, alle wohl, viele elegant gekleidet, die jüngeren Offiziere in reichen Uniformen, die ältern in ihren Zivilröcken und bloß durch Degen, rotseidene Schärpen und Federbüsche von den Milizen unterschieden; die Mehrzahl mit Musketen, einige Kompagnien mit Stutzen oder der sogenannten Rifle bewaffnet. Mehrere Neger mit Wechselpferden hielten im Hintergrunde.

      Was jedoch auffiel, war der Ernst und die düstre Stille, mit der alle Bewegungen stattfanden. Ausgenommen die kurzen, beinahe dumpfen Kommandoworte hörte man kaum einen Laut, keinen Tadel; die Offiziere mochten entweder die häufigen Verstöße nicht bemerken, oder sie wurden mit einer Nachsicht aufgenommen, die hier gewissermaßen Schonung zum ersten Gebote zu machen schien. Bloß einige jüngere Offiziere mit knapp anliegenden Uniformen, goldenen Epaulettes und reich verzierten Tschakos ließen einen größern Eifer auch in den häufigen »Verdammt« bemerkbar werden, die aber weder von den ältern, noch von der Mannschaft beachtet wurden.

      Zuweilen nach der Ausführung eines Angriffs oder einer Retirade hielt das Bataillon still;

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