Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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zwei Boote abgestoßen, von denen das eine anfangs unschlüssig schien, welche Richtung es einschlagen solle. Es hatte sich nach oben und nach unten gewandt, war aber endlich quer über den Strom auf das Bayou zugefahren. Es enthielt Matrosen, ihren blauen Tuch- und roten Flanelljacken nach zu schließen; einige darunter waren jedoch besser gekleidet, und einer hatte durch ein Fernrohr das Ufer des Bayou schon seit einiger Zeit rekognosziert. Erst als die Offiziere sich zum Gehen anschickten, fielen ihnen die sonderbaren Ankömmlinge auf, die, etwa zwölf an der Zahl, herangerudert kamen. Einige hatten Tücher um ihre Köpfe gewunden, andere trugen ihre Arme in Schlingen; mehrere hatten große Pflaster auf ihren Gesichtern. Soviel sich entnehmen ließ, waren sie Ausländer, und zwar, den verzerrten und verstörten, braunen, gelben und schwarzen Gesichtern nach zu urteilen, von einer nichts weniger als achtbaren Klasse. Als wollten sie der Beobachtung entgehen, hatten sie ihre Rücken dem Bayou zugewendet. Der General winkte einem der Offiziere, und dieser trat auf die Ankommenden zu.

      Das Boot war dem Ufer nahe; sowie jedoch die verdächtigen Ankömmlinge die Bewegung des Milizenoffiziers bemerkten, schoß es in das Bayou hinein und dieses rasch hinab. Auf einmal hielt es; einer der besser Gekleideten stieg ans Land und trat dem Linienkapitän entgegen, der soeben aus dem Tore des Wachthauses kam. Er reichte diesem mit einer kurzen militärischen Verbeugung ein Papier, verbeugte sich nochmals und eilte wieder zu den im Boote Gebliebenen zurück. Nach einiger Zeit kamen diese das Ufer des Bayou heraufgeklettert und schlugen dann den Weg zum Städtchen ein.

      Der Kapitän hatte abwechselnd die sonderbaren Menschen und wieder das Papier angesehen und war dann auf das Offizierkorps zugegangen.

      »Was hat es mit diesen Leuten für eine Bewandtnis?« fragte der sichtlich verstimmte General.

      Der Kapitän überreichte das Papier. »Lesen Sie, General, kaum kann ich meinen Augen trauen. Eine Sicherheitskarte für Armand, Morceau, Bernardin, Cordon usw., Ansiedler von Nacogdoches, ausgestellt von den mexikanischen Behörden und visiert vom kommandierenden General.«

      »Haben Sie nach der Bestimmung dieser Leute gefragt?«

      Der Kapitän zuckte die Achseln. »Die Hauptstadt ist ihre Bestimmung, das Weitere, erwiderte mir der Mann, wisse der General en Chef. Wirklich ein höchst verdächtiges Gesindel, und es scheint hier zu Hause zu sein.«

      »Ah, Mister Billow und Barrow! Wie geht's? Herzlich froh, Euch wieder zu sehen. Wohl! Ihr nehmt Euch ja prächtig aus in Euern Federbüschen«, sprach eine derbe, breite, gedehnte Stimme, die unserm Squire Copeland angehörte, der soeben auch mit seinen Gefährten und Pferden vom zweiten Boote gelandet und die letztern einem in der Nähe stehenden Neger übergeben hatte, auf seinem breiträndrigen, vieleckichten Quäkerhute den besagten Federbusch hatte, sonst aber noch ziemlich in der früheren Garderobe stak.

      »Gentlemen!« sprach er, halb ernst und halb lachend, »Ihr seht nun Major Copeland vor Euch. Morgen kommt mein Bataillon nach.«

      »Willkommen denn, Major!« sprachen der Major und sämtliche Offiziere mit einem Ernste, der die etwas gedehnte Redseligkeit des neuen Waffenbruders ein wenig kürzen zu wollen schien.

      »Und diese da«, fuhr der Major fort, der den Wink nicht verstand oder verstehen wollte, »dürftet Ihr vielleicht für meine Adjutanten halten; aber den einen kennt Ihr, es ist Dick Gloom, unser Countyconstable, und der andere, auf den Briten weisend, der ist, ich weiß selbst nicht, was ich sagen soll.«

      »Dann will ich Euch darein helfen«, fiel der Brite ein, der über die seltsame Aufführung ungeduldig geworden war. »Ich bin ein Engländer, Midshipman in Seiner Majestät Fregatte ›der Donnerer‹, den Mißgeschick von den Seinigen gerissen hat; ich bitte um schnelle Untersuchung und Berichte an Euer Hauptquartier.«

      Der General maß den vorschnellen Sprecher mit einem flüchtigen Blicke und begann dann das ihm vom Squire eingehändigte Protokoll zu übersehen. Nochmals warf er auf den jungen Mann einen Blick und dann übergab er das Papier dem Kapitän. – »Das ist Ihr Departement, Kapitän Percy; leiten Sie das Nötige ein.«

      Auch der junge Offizier maß den Jüngling mit einem forschenden Auge und rief, als er gelesen, der Ordonnanz.

      »Nehmt diesen jungen Menschen in engen Gewahrsam. Ein Mann mit scharf geladenem Gewehre vor seine Türe! Jeder Zutritt strenge untersagt!«

      »Ich weiß wirklich nicht, welcher der Verdächtige ist, dieser sein sollende Spion oder die sonderbaren Gesellen, die uns da vor der Nase Reißaus nehmen«, hob der General nach einer Weile an.

      Unser Squire hatte, ohne eine Miene zu verziehen, dem kurzen Verfahren des Linienoffiziers zugesehen. Er wandte sich nun wieder zum General; – »der wäre nun einstweilen aufgehoben«, brummte er ihm zu. –

      »Aber wie seht Ihr doch aus, General Billow und Kolonel Parker? Ihr seid ja so verstört, – erst jetzt bemerke ich es.«

      »Wir haben einige Ursache, Squire«, sprach der erstere. »Ihr seid zu einem harten Strauße wie gerufen gekommen. Ihr werdet hören.«

      »Ist's der unten? Ich habe so etwas drüben munkeln gehört. Ja es wird etwas kosten, den Teufel aus dem herauszutreiben. Wohl, was meine Wildfänge betrifft, mit denen muß er glimpflich umgehen, die sind noch immer halb Roß, halb Alligator, und ein wenig drüber. Haben mir noch gestern da einen Spuk gemacht, just als ich am Frühstück saß, stürzt mir der Haufe aufs Haus los, und bei einem Haar hätten sie's mitgenommen. Wußte nicht, was das zu bedeuten hat, da kommt aber Joe Drum und Sam Slab und wollen mir den Jungen mit aller Gewalt zum Spion machen. Der schmuckste Bursche, den es geben kann. War schon halb und halb gesonnen, durch die Finger zu sehen, aber als wir da bei Tische saßen, da munkelte er mir etwas von Tokeah, und als die Meinige der weißen Rosa gedachte, Ihr wißt ja, Kolonel Parker, die weiße Rosa, von der ich Euch so oft erzählt, da ward er Euch doch so rot, wie ein wilder Truthahn unterm Schnabel. Dacht' mir, da sieht's doch nicht so ganz richtig aus, und nimmst 'n mit. Ihr wißt, der Häuptling Tokeah, der uns vor fünfzehn Jahren so vielen Spuk gemacht.«

      »Tokeah, der Häuptling der Oconees?«

      »Derselbe«, fuhr der Squire fort. »Ich kam zufälligerweise auf seinen Namen. Da platzte er auf einmal heraus: Tokeah? Ihr kennt ihn?« und als Mistreß Copeland die weiße Rosa nannte, von der ich Euch erzählte –«

      »Aber, lieber Major, dieser Umstand ist doch wichtig, und ich vermisse ihn ganz im Protokoll«, sprach der General verweisend.

      »Ja, er wird ein Narr sein,« versetzte der redselige Friedensrichter, »und Euch das auftischen. Ich hatte den Kopf so voll, daß ich ihn ersuchte, den Plunder selbst aufzusetzen.«

      Die Offiziere sahen sich bedeutsam an. »Fürwahr, Squire,« sprach der General, »Ihr macht Euch Eure Amtsbürde leicht. Wer hat je gehört, einen Spion sein eigenes Protokoll aufsetzen zu lassen, und einen Ausländer, wie konntet Ihr Euch und uns eine solche Blöße geben?«

      Der Squire kratzte sich hinter den Ohren: »Verdammt, Ihr habt recht.«

      »Ohnehin«, sprach der Kapitän in etwas wegwerfendem Tone, »würde ein gehöriges Protokoll vonnöten gewesen sein, um es mit einer Einbegleitung hinabzusenden. Darf ich bitten, die Zeit zu bestimmen, wann es gefällig, dieses vornehmen zu lassen?«

      »In einer halben Stunde«, erwiderte der General, worauf der Kapitän sich mit einer Verbeugung entfernte.

      Die Offiziere hatten sich unterdessen dem Gasthause genähert, das in gerader Linie mit den Uferklippen lag, auf welche die verdächtige Truppe zugeeilt war. Sie schien in großer Eile, vor der Ankunft der Offiziere die Höhe des Städtchens zu gewinnen,

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