Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles Sealsfield страница 68

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

Скачать книгу

und wandte sich. –

      »Ein vortrefflicher junger Mann,« bemerkte der Oberst, »er hat sich unvergleichlich wacker gehalten; aber zwei Jahre Dienst in der Linie haben ihm den Kopf so verrückt, daß er für seinen Chef und seinen Korpsgeist das ganze Land auf die Degenspitze setzen würde.« –

      »Für einen künftigen Schwiegersohn wäre er mir jedoch zu britisch-militärisch«, entgegnete der Squire.

      »Das gefällt wieder den Mädchen,« versetzte der etwas betroffene Oberst; »übrigens tut er seine Pflicht und spricht als gebundener Mann. Ein wenig zu viel schadet nicht, wo wir die Mittel haben, die allzu üppigen Auswüchse zu beschneiden.«

      Die drei Offiziere waren nun gegenüber einem Landhause angekommen, dessen hellbeleuchtete Fenster durch das Gebüsch herüberschimmerten. Sie stiegen in ein Boot, das ihrer harrte, und landeten am jenseitigen Ufer, um einige Erfrischungen zu nehmen und dann ruhig und gelassen zu einer Zusammenkunft zu gehen, die in einem andern Lande vielleicht Ströme Bluts gekostet oder den Umsturz der Ordnung der Dinge zur Folge gehabt haben dürfte; denn nichts Geringeres bezweckte diese Zusammenkunft, als einen von der obersten exekutiven Behörde der Nation beinahe mit souveräner Vollmacht bekleideten General nicht nur in seine Schranken zurückzuweisen, sondern sein Betragen auch da, wo er diese übertreten, im Angesichte dieser Nation zu verdammen; und dies in einem Zeitpunkte, wo der Feind soeben mit einer bedeutenden Heeresmacht ins Land gedrungen war. So bewundernswürdig ist jedoch der Geist dieses Landes, und so stark tritt die Verstandeskraft in der ewigen Reibung und Übung hervor, daß selbst die drohendsten Gefahren diesen öffentlichen Geist weder irremachen, noch von dem richtigen Gesichtspunkte ablenken können. Langsam und bedächtig, alles erwägend und ermessend, tritt er hervor, nun anscheinend kalt und herzlos, gleich dem Zeiger einer Uhr langweilig fortkriechend, und wieder als ein heftiges Gewirre brütender Leidenschaft und gehässiger Selbstsucht; aber eben aus diesem Treiben ersteht das harmonische Resultat, das Millionen aneinander knüpft, weil in dem Zungen- und Federkampfe alle Interessen und Meinungen verschmolzen sind. Darin liegt er, dieser wahre Geist des Freiheitslebens, daß sich die beste sowie die schlimmste Natur unumwunden im Meinungskampfe dartun mag, sich ausspricht und abspiegelt; denn das Böseste verliert sein Gift, wenn es erkannt und gewürdigt ist, und das rein Vernünftige allein ersteht und wird zum belebenden Prinzips.

      Es ist schwierig, dieses republikanische Leben, das schwierigste, das es gibt; denn zart ist die Grenzlinie des Rechtes, und leicht ist sie überschritten, wenn nicht die Millionen mißtrauisch wachen. Darum ist es nur bei einem Volke möglich, wo die Verstandeskraft die höchste Stufe erreicht, wo selbst positiver Widerstand gegen den Machthaber noch die Grenzlinie seiner Pflicht erkennt, und so, ohne in Verwirrung und Anarchie auszuarten, seine Rechte behauptet oder die verlorenen wiedererobert.

      Der Kapitän hatte einen langen sehnsüchtigen Blick über das Bayou hinüber auf die hellerleuchteten Fenster geworfen und war dann dem Gasthofe zugeeilt, aus dem er mit den drei Offizieren gekommen. Bei seinem Eintritte befahl er der Ordonnanz, den gefangenen Briten und drei der Ausländer vor ihn zu bringen; dann schritt er seinem Zimmer zu, in dem ein Mann in der Uniform eines Sergeanten der Linientruppen an einem Tische schrieb. Diesem bedeutete er, sich für einige Zeit zu entfernen, und warf sich dann gedankenvoll in einen Sessel. – Nach einer Weile trat der junge Brite in Begleitung eines bewaffneten Milizen in das Zimmer.

      »James Hodges«, sprach der Kapitän, mit freundlicher Stimme, während sein Auge forschend auf dem etwas niedergeschlagenen Jünglinge ruhte. »Ich habe, ehe ich das Protokoll schließe, um es an den kommandierenden General abzusenden, Sie noch um einige Punkte zu fragen. Geben Sie mir aufrichtige, wahre Antworten.«

      »Seien Sie versichert, Kapitän, daß kein unwahres Wort je über meine Zunge gekommen.«

      »Sie sagen, Sie seien vom Seeräuber von Barataria aufgehoben worden?«

      »So ist es, und wenn Sie sich bemühen wollen, in unserem Hauptquartier nachzuforschen, werden Sie die Wahrheit meiner Aussage bestätigt hören. Um dieses bitte ich dringend.«

      »Sie haben«, fuhr der Kapitän fort, »bei Ihrem Verhör in Gegenwart des Generals und der beiden Stabsoffiziere etwas fallen lassen, daß der Seeräuber unter den angekommenen Ausländern ist?«

      »So ist es, ich habe ihn gesehen und war auf ihn zugeeilt, als mich der Milize zurückhielt.«

      »Haben Sie ihn erkannt?«

      »Nicht im Gesichte, das vermummt war, aber seine Haltung, sein Gang, seine Gestalt sind mir unauslöschlich eingedrückt.«

      Es traten in diesem Augenblicke drei Männer in das Zimmer, von denen der mittlere im Gesichte vermummt, ein anderer den einen Arm in der Schlinge trug, und der dritte ein schöner, junger, olivenfarbiger Jüngling war, dessen Gesichtszüge und blitzend schwarze Augen den Mexikaner deutlich verrieten. Sie traten unbefangen vor den Kapitän, der sie artig grüßte.

      »Erkennen Sie einen dieser drei Männer?« fragte der Kapitän.

      »Dieser da ist es,« erwiderte der Gefangene, auf den mittleren zutretend, »das ist der sogenannte Seeräuber von Barataria.«

      Der Beschuldigte war kalt und gleichmütig dagestanden.

      »Was will dieser junge Mensch?« fragte er den Kapitän.

      »Ihr habt es gehört«; erwiderte dieser, den Mann scharf fixierend.

      »So habe ich, und ich weiß nicht, soll ich mich mehr über die Unverschämtheit des jungen Menschen ärgern oder über seine Tollheit lachen.«

      »Kapitän,« rief der Gefangene, »ich versichere Sie auf meine Ehre, ich schwöre es Ihnen, dies ist der Seeräuber.«

      »Vielleicht, junger Mensch, habt Ihr das Handwerk getrieben. Wenn Ihr noch drei Tage hier seid, so werdet Ihr unsre Produkte nachkommen sehen, die Euch beweisen sollen, daß wir diejenigen sind, wofür wir uns ausgeben.«

      Der Kapitän warf einen scharfen Blick auf den Gefangenen, der abwechselnd leichenblaß und glühendrot wurde.

      »Ich will ihn beschreiben«, rief er. »Ich bin überzeugt, ich täusche mich nicht.«

      »Wenn der junge Mensch mich meint,« fuhr der Verwundete zu dem Kapitän gewendet fort, »so will ich aus Achtung für Sie, Kapitän, und um Ihnen allen Argwohn zu benehmen, meinen Verband ablösen.« Er riß das Tuch vom Kopfe und zeigte eine breite Kopfwunde, die von der Stirne über die Wange herablief und, obgleich vom Pflaster bedeckt, eine gefährliche Tiefe wahrnehmen ließ, die augenscheinlich den Hieb eines Tomahawk verriet. »Soll ich«, sprach er zum Offizier, »auch den Verband ablösen?«

      »Nein«, erwiderte der Kapitän. »Bindet Euer Tuch über den Kopf. – Kennen Sie keinen der übrigen?« wandte er sich zum Gefangenen.

      Dieser sah die beiden andern aufmerksam an. »Eine dunkle Erinnerung,« sprach er mit stockender Stimme, aber nichts weiter; »es scheint mir, ich habe auch diesen Mann gesehen.«

      »Das mag sein«, erwiderte der Bezeichnete. »Wir sind von Nacogdoches; diese Briefe, an mehrere Häuser in der Hauptstadt, werden es ausweisen, und wie Senor Marceau gesagt hat, so kommen unsere Produkte nach.«

      »Kapitän!« sprach der erste. »Wir halten es nicht für nötig, einen so ausgezeichneten, im Militärdienste der ersten Republik der Welt stehenden Offizier darauf aufmerksam zu machen, daß das Betragen dieses jungen Menschen, der wahrscheinlich eigene Schuld durch ein gräßliches Ansinnen zu bemänteln gedenkt, äußerst sonderbar ist. Wir sind Untertanen von Mexiko und erbitten uns,

Скачать книгу