Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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Ziel erreicht. Aus der vor der Kirche auf den Beginn der Messe harrenden Menge traten sofort der junge Wilk aus Brzozowa und Cztan aus Rogow hervor; doch Zbyszko hinderte sie, ihre Absicht auszuführen, sprang vom Pferde, und bevor sie noch herangelangen konnten, umfaßte er Jagienka und hob sie vom Sattel herab. Dann nahm er ihre Hand, und herausfordernd auf jene beiden schauend, geleitete er sie nach der Kirche.

      In der Vorhalle wurden sie indessen aufgehalten. Cztan und Wilk waren an den Weihkessel geeilt, hatten ihre Hände benetzt und streckten sie dem jungen Mädchen entgegen. Aber Zbyszko that dasselbe und sie berührte dessen Finger, bekreuzte sich und trat mit ihm zugleich in die Kirche. Nun dachte sich nicht nur der junge Wilk, sondern auch Cztan aus Rogow, der keinen besonders scharfen Verstand hatte, daß all dies absichtlich geschehen war – und die beiden ergriff ein so heftiger Zorn, daß sich ihnen die Haare sträubten. Soweit blieben sie indessen ihrer Sinne mächtig, daß sie aus Furcht vor der Strafe Gottes in dieser Stimmung nicht in die Kirche gehen wollten. Wilk stürzte sofort zur Vorhalle hinaus und lief wie wahnsinnig über den Kirchhof und zwischen den Bäumen umher, ohne zu wissen wohin. Cztan lief hinter ihm her, wußte aber ebensowenig, warum er dies that.

      Erst an einer Biegung des Gottesackers hielten sie an, wo große Steine für das Fundament eines Glockenstuhles umherlagen, der hier aufgestellt werden sollte. Wilk, der mit aller Gewalt den Groll zu ersticken suchte, der ihm die Brust beinahe zersprengte, ergriff einen der Steine und begann ihn mit aller Macht zu schütteln, Cztan sah dies und streckte ebenfalls seine Hand darnach aus, worauf beide ihn mit wahrer Wut durch den ganzen Kirchhof bis zum Thore des Gotteshauses wälzten.

      Die Leute betrachteten sie erstaunt, in der Meinung, sie hätten irgend ein Gelübde abgelegt und wollten auf diese Art beim Bau des Glockenstuhles helfen. Aber diese Anspannung aller Kräfte gewährte ihnen offenbar Erleichterung, so daß beide wieder zum Bewußtsein kamen, jedoch bleich vor Erschöpfung, schwer atmend und einander mit unsicheren Blicken anschauend, da standen.

      Cztan aus Rogow brach zuerst das Schweigen.

      »Was nun?« fragte er.

      »Was nun?« wiederholte Wilk.

      »Wollen wir sogleich auf ihn losgehen?«

      »Wie kannst Du in der Kirche auf ihn losgehen?«

      »Nicht in der Kirche, aber nach der Messe!«

      »Er ist mit Zych zusammen – und mit dem Abte. Und hast Du vergessen, daß Zych sagte, im Falle es zum Kampfe komme, werde er uns beide aus Zgorzelic hinauswerfen? Wäre das nicht, so hätte ich Dir längst die Knochen entzwei geschlagen.«

      »Oder vielleicht ich Dir!« versetzte Cztan, seine mächtigen Fäuste schüttelnd.

      Ihre Augen begannen in unheilverkündender Weise zu funkeln, doch begriffen beide auch sofort wieder, daß ein einträchtiges Zusammengehen jetzt vorteilhafter für sie wäre als je. Wohl hatten sie schon miteinander gekämpft, doch versöhnten sie sich dann immer wieder, denn, wenngleich ihre Liebe zu Jagienka sie innerlich schied, konnten sie doch nicht ohne einander leben, und einer sehnte sich immer nach dem andern. Zudem hatten sie nun einen gemeinschaftlichen Feind, und beide fühlten, daß es ein furchtbar gefährlicher Feind war.

      Daher fragte Cztan nach einer Weile: »Was ist zu thun? Wollen wir ihm eine Herausforderung zum Kampfe nach Bogdaniec schicken?«

      Wilk, der Klügere von beiden, wußte diesmal auch nicht, was zu thun war. Zum Glück kamen ihm die Klöppel zu Hilfe, die verkündeten, daß der Gottesdienst begann. Deshalb erwiderte er: »Was zu thun ist? Gehen wir zur Messe, und dann wird geschehen, was Gottes Wille ist!«

      Und Cztan aus Ragow freute sich über diese vernünftige Antwort.

      »Unser Herr Jesu erleuchtet uns vielleicht,« sagte er.

      »Und verleiht uns seinen Segen!« meinte Wilk. »Denn er ist gerecht.«

      Sie traten in die Kirche, und nachdem sie voll Andacht die Messe gehört hatten, faßten sie wieder Mut. Auch verloren sie die Besinnung nicht, als sich Jagienka nach dem Gottesdienst in der Vorhalle wieder von Zbyszko das Weihwasser reichen ließ. Am Thor des Kirchhofes verneigten sie sich vor Zych, Jagienka und sogar vor dem Abte, obgleich dieser ein Feind des alten Wilk aus Brzozowa war. Zbyszko blickten sie zwar von der Seite an, doch wagte keiner, ihm die Zähne zu weisen, wennschon ihnen das Herz in der Brust vor Schmerz, Zorn und Eifersucht hämmerte, da Jagienka ihnen niemals noch so wunderschön erschienen war. Erst als das glänzende Gefolge den Rückweg antrat, als der fröhliche Gesang der Kleriker schon aus der Ferne herüber drang, wischte sich Cztan den Schweiß von seinem bärtigen Gesichte und schnaubte wie ein Pferd, Wilk aber rief zähneknirschend: »In die Herberge! In die Herberge! Und wehe ihm und mir!«

      Sich dann erinnernd, was ihnen zuvor Erleichterung gewährt hatte, ergriffen sie den Stein wieder und wälzten ihn voll Zorn an den früheren Platz zurück.

      Indessen ritt Zbyszko neben Jagienka her, indem er dem Gesange der Spielleute lauschte, doch kaum waren sie einige hundert Schritte weit gekommen, als er sein Pferd anhielt und sagte: »Traun! Ich wollte eine Messe für des Oheims Gesundheit lesen lassen, doch habe ich es vergessen, deshalb muß ich zurückkehren.«

      »Kehre nicht zurück!« rief Jagienka, »von Zgorzelic aus können wir hinsenden.«

      »Ich muß zurückkehren. Und wartet nicht auf mich!«

      »Mit Gott!« rief der Abt. »Zieh hin!«

      Frohe Genugthuung malte sich auf seinem Gesichte, und als Zbyszko aus ihren Augen verschwunden war, stieß er Zych, ohne daß Jagienka es merkte, ein wenig an und sagte: »Merkt Ihr nun?«

      »Was meint Ihr?«

      »So gewiß wie das Amen im Vaterunser vorkommt, so gewiß kämpft er in Krzesnia mit Wilk und Cztan, aber dies wollte ich und dazu habe ich ihn veranlaßt.«

      »Ich kenne die beiden als tolle Burschen. Sie werden ihn verwunden, und was nützt das?«

      »Was es nützt? Wenn er wegen Jagienka kämpft, wie kann er dann noch an die Tochter Jurands denken? Von nun an wird Jagienka seine Herrin sein – nicht jene. So aber will ich es, denn er ist mein Blutsverwandter und gefällt mir!«

      »Und sein Gelübde?«

      »Davon werde ich ihn entbinden. Hörtet Ihr nicht, daß ich ihm dies versprach?«

      »Ihr wißt für alles Rat zu schaffen,« antwortete Zych.

      Der Abt freute sich über dies Lob. Er ritt nun zu Jagienka heran und fragte: »Weshalb so ängstlich, so bekümmert?«

      Da neigte sie sich tief auf den Sattel herab, ergriff die Hand des Abtes und drückte sie an ihre Lippen. »O mein Pate, wollt Ihr nicht einige der Spielleute nach Krzesnia senden?«

      »Wozu? Damit sie sich in der Herberge recht betrinken?«

      »Aber vielleicht könnten sie irgend einen Kampf verhindern!«

      Der Abt schaute ihr tief in die Augen und plötzlich sagte er in schroffem Tone: »Und wenn sie ihn nun dort erschlügen?«

      »Dann mögen sie auch mich erschlagen!« rief Jagienka aus.

      All die Bitterkeit, all das Leid, das sich in ihrer Brust seit dem Gespräch mit Zbyszko angesammelt hatte, machte sich jetzt Luft und sie brach in einen Strom von Thränen

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