Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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sie zu erobern suchen. Jagienka aber kannst Du sofort zum Weibe nehmen.«

      »Nein,« entgegnete Zbyszko, »damals, als Danusia ihren Schleier über mich warf, gelobte ich, daß ich sie zum Weibe nehme.«

      Alles Blut stieg dem Abte zu Kopf, sein Gesicht nahm eine bläuliche Farbe an, und die Augen traten weit hervor. Er näherte sich Zbyszko und sagte mit einer durch den Zorn halb erstickten Stimme: »Dein Gelübde ist wie Spreu, und ich bin der Wind – verstehst Du?«

      Dabei blies er ihm so stark auf den Kopf, daß die Mütze wegflog und seine Haare auf Schultern und Arme herabfielen. Doch Zbyszko runzelte die Stirne und dem Abte offen in die Augen schauend, erwiderte er: »An mein Gelübde bindet mich meine Ehre, und ich allein bin der Hüter meiner Ehre.«

      Dem nicht an Widerspruch gewöhnten Abte ging förmlich der Atem aus, und er ward für eine Weile der Sprache beraubt, als er dies vernahm. Nun folgte ein unheilverkündendes Schweigen, das schließlich von Macko unterbrochen wurde.

      »Zbyszko!« rief er aus, »besinne Dich doch! Was geht mit Dir vor?«

      Der Abt aber erhob den Arm, und auf den Jüngling zeigend, schrie er: »Was mit ihm vorgeht? Ich weiß, was mit ihm vorgeht. Ein Hasenherz hat er, nicht das eines Ritters, eines Edelmannes. Vor Cztan und Wilk fürchtet er sich, das geht mit ihm vor.«

      Zbyszko, der keinen Augenblick seine Kaltblütigkeit verlor, zuckte sorglos mit den Achseln und antwortete: »Ach was! Zu Krzesnia habe ich ihnen ja die Schädel beinahe eingeschlagen.«

      Mit weit aufgerissenen Augen blickte nun der Abt Zbyszko einige Zeit an. Zorn und Staunen kämpften um die Oberhand miteinander und gleichzeitig sagte ihm sein natürlicher Verstand, daß er aus diesem Kampfe mit Wilk und Cztan vielleicht Nutzen für seinen Plan ziehen könne.

      Nachdem sein Zorn ein wenig verraucht war, fuhr er daher Zbyszko an: »Weshalb sagtest Du nichts?«

      »Weil ich mich schämte! Ich dachte, sie würden mich zum Kampfe zu Pferde oder zu Fuß fordern, wie dies bei Rittern gebräuchlich ist, aber das sind Straßenräuber, keine Ritter. Zuerst riß Wilk ein Brett vom Tische los, dann Cztan ein zweites, und damit gingen sie auf mich los. Was sollte ich also machen? Ich ergriff die Bank, und das übrige wißt Ihr!«

      »Sie leben doch noch?« fragte Macko.

      »Sie leben noch, nur besinnungslos sind sie geworden. Doch kamen sie in meiner Gegenwart wieder zu Atem.«

      Als der Abt dies hörte, rieb er sich die Stirn, und von seinem Sitze aufspringend, rief er: »Höre, was ich Dir noch zu sagen habe!«

      »Was habt Ihr mir zu sagen?« fragte Zbyszko.

      »Wenn Du für Jagienka kämpfest und ihretwegen den Leuten die Knochen entzwei schlägst, bist Du in Wahrheit ihr Ritter, nicht der Ritter jenes Mädchens, und mußt sie folglich zum Weibe nehmen.«

      Bei diesen Worten stemmte er die Hände in die Seiten und schaute Zbyszko triumphierend an, aber dieser lächelte nur und sagte: »Oh, ich weiß wohl, weshalb Ihr mich auf jene Burschen gehetzt habt, aber Ihr seid vollständig fehlgegangen!«

      »Wieso fehlgegangen? Sprich!«

      »Weil ich sie aufforderte, zu bezeugen, daß Danusia, die Tochter Jurands, die schönste und tugendhafteste Jungfrau auf der Welt ist, sie aber sich für Jagienka in die Schanze schlugen und es deshalb zum Kampfe kam!«

      Als er dies vernahm, blieb der Abt eine Weile völlig regungslos und wie erstarrt auf einer Stelle stehen. Plötzlich drehte er sich um, stieß mit dem Fuße die Thüre des kleinen Nebenzimmers auf, stürmte in die Stube hinein, nahm den gekrümmten Stab aus der Hand des Pilgers und begann damit seine Spielleute durchzuprügeln, indem er zornerfüllt schrie: »Zu Roß, Ihr Gaukler! Zu Roß, Ihr Jammerseelen! Keinen Fuß setze ich mehr in dies Haus. Zu Roß, wer an Gott glaubt! Zu Roß!«

      Und auch hier die Thür aufstoßend, lief er in den Hof hinaus, und die bestürzten Kleriker gingen hinter ihm her. So stürzten alle zusammen in den Schuppen, wo sie die Pferde sofort zu satteln begannen. Vergeblich eilte Macko dem Abte nach, vergeblich bat und flehte er, vergeblich schwur er bei Gott, daß er keine Schuld trage – es half nichts. Der Abt wetterte, verfluchte das Haus, die Bewohner, den Grund und Boden, und als sein Pferd vorgeführt ward, sprang er rasch hinauf, ohne sich der Steigbügel zu bedienen, und ritt im Galopp davon, wobei der Wind seine weiten Aermel aufblähte, sodaß sie aussahen wie riesenhafte rote Vögel. In Angst und Schrecken jagten die Kleriker hinter ihm her, gleich einer Herde, die nicht hinter dem Hirten zurückbleiben will.

      Macko schaute ihm einige Zeit nach, bis sie im Walde verschwanden, dann kehrte er langsam in die Stube zurück und sagte zu Zbyszko, traurig das Haupt schüttelnd: »Da hast Du etwas Schönes angerichtet.«

      »All dies hätte nicht vorfallen können, wenn ich zeitig weggeritten wäre, und daß ich es nicht that, daran seid Ihr schuld!«

      »Wieso bin ich schuld?«

      »Ei, weil ich Euch, den Kranken, nicht verlassen wollte.«

      »Und wie wird es nun werden?«

      »Jetzt mache ich mich auf den Weg.«

      »Wohin?«

      »Nach Masovien zu Danusia, und die Pfauenbüsche erobere ich mir bei den Deutschen.«

      Macko schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Die Schrift übergab er mir ja, aber die Schuld ist auch im Pfandbuche eingetragen. Und er wird uns jetzt keinen Skotus schenken.«

      »Mag er thun, was er will. Ihr habt ja Geld, und ich brauche unterwegs keines. Man wird mich überall aufnehmen und dem Pferde Futter geben, und habe ich nur einen Panzer auf dem Leibe, ein Schwert zur Hand, so kümmere ich mich um nichts!«

      Macko erwog jetzt im Stillen das Geschehene. Nichts war nach seinem Sinne, nichts nach seinem Herzen gegangen. Wiewohl er aber von ganzer Seele wünschte, daß Jagienka Zbyszkos Weib werde, begriff er doch, daß dies eine vergebliche Hoffnung war. Auch dachte er, daß es wegen des Abtes, auch wegen Zych und Jagienka und schließlich wegen der Kämpfe mit Cztan und Wilk besser sei, wenn Zbyszko sich entferne, um nicht die Ursache weiterer Händel, weiterer Streitigkeiten zu sein.

      »Ha,« sagte er schließlich, »gegen die Kreuzritter mußt Du ohnedies ausziehen, wissen wir uns also nicht anders Rat zu schaffen, so brichst Du sofort auf. Möge alles geschehen, wie es unser Herr Jesus will. Aber ich werde sogleich nach Zgorzelic fahren, vielleicht kann ich Zych und den Abt versöhnen. Besonders um Zychs willen beklage ich den Zwist.«

      Hier blickte er Zbyszko scharf an und fragte plötzlich: »Und Du, beklagst Du ihn nicht um Jagienkas willen?«

      »Möge ihr Gott Gesundheit verleihen und alles Gute zu teil werden lassen!« antwortete Zbyszko.

      Dritter Teil.

      Erstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Einige Tage wartete Macko geduldig auf Nachricht aus Zgorzelic, vornehmlich darüber, ob der Abt sich wieder beruhigt habe, bis er schließlich dieser Ungewißheit überdrüssig ward und beschloß, sich zu Zych zu begeben. Alles, was geschehen war, war ohne seine Schuld

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