Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub. Frank Borsch

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Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub - Frank Borsch Perry Rhodan Neo

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auf, so hoch, dass Rhodan der Verschlussring des Raumanzugs schmerzhaft in den Nacken schnitt, wenn er den Kopf nach hinten legte, um das wuchtige Gebilde in seiner Gesamtheit zu überblicken.

      Am Startturm, dessen überwältigende Präsenz Rhodan in diesem Augenblick an die monumentalen Kathedralen des europäischen Mittelalters erinnerte, stand, dampfend und zischend, durch zahllose Kabel und Leitungen mit den Systemen des Turms verbunden, die Rakete, die ihn und seine Männer aus dem Griff der Erde katapultieren würde. Und auf ihrer Spitze ruhte ihr Raumschiff, die STARDUST. Stummelflügel zeigten an, dass das Schiff für den atmosphärischen Flug und mithin für eine Rückkehr zur Erde ausgelegt war.

      Bull, der an Rhodans Seite ging, schnaubte. »Wenn ich Pounder in die Finger kriege! Will uns zum Mond schießen – und lässt uns die letzte Meile zu Fuß marschieren! Was denkt er sich nur?« Dem stämmigen Systemadministrator und Copiloten lief der Schweiß in Strömen über die Stirn und den Nacken hinunter in den Raumanzug, der für eine Vielzahl von Extremsituationen konstruiert war, nur nicht für Spaziergänge auf der Erde.

      »Pounder hat seine Gründe«, sagte Rhodan, der seinen Freund kannte. Ihn und Bull verband seit ihren Tagen als Testpiloten der US Air Force eine Vertrautheit, die weit über die hinausging, die selbst enge Freunde miteinander verband. Eine Kleinigkeit zu finden und sich an ihr festzuhalten, komme, was wolle, war Bulls bevorzugte Strategie, mit Druck umzugehen. Sie funktionierte bestens. Bull war beileibe kein Mann ohne Furcht. Doch er handelte wie einer, wenn es darauf ankam – und er hatte den unschätzbaren Vorteil, von anderen unterschätzt zu werden.

      »Pounder hat immer seine Gründe.« Bull ließ nicht locker. Er hätte seinen Worten mit beiden Händen Nachdruck verliehen, hätte ihn nicht der Helm gehindert, den er unter den rechten Arm geklemmt hatte. Pounder hatte auf die Helme bestanden. »Aber wieso muss der grausame alte Mann sie ausgerechnet an uns ausleben!«

      »Vielleicht, weil wir uns freiwillig gemeldet haben?«

      Rhodans Einwurf warf Bull nur einen Augenblick lang aus der Bahn. »Freiwillig? Er hat uns breitgeschlagen! Pounder ist ...«

      Die Stimme Pounders, die aus den Ohrhörern der Crew drang, schnitt Bull das Wort ab.

      »... danke Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen. Um ehrlich zu sein, hatten wir nicht mit einem solchen Interesse an unserer Mission gerechnet. Wir müssen deshalb etwas zusammenrücken. Darf ich die anwesenden Herren bitten, den Damen Ihre Stühle anzubieten? Ich danke Ihnen.«

      Die Pressekonferenz. Anberaumt für die letzten Minuten des Countdowns, widerwillig, wie es der Öffentlichkeit scheinen musste, tatsächlich von Pounder vom ersten Moment an fest eingeplant. Pounder sorgte dafür, dass seine Männer sie zumindest mithörten.

      »In den folgenden Minuten gebe ich Ihnen einen kurzen Überblick über die Mission der STARDUST. Ich darf Sie bitten, mich nicht zu unterbrechen. Sie werden später noch ausgiebig Gelegenheit erhalten, Fragen zu stellen.«

      Rhodan hörte ein Surren, das von der überforderten Klimaanlage stammen musste. Rhodan malte sich aus, wie sich die Journalisten in den – natürlich von Pounder persönlich ausgesuchten – viel zu kleinen Raum quetschten und artig seiner Regie folgten. Pounder war ein korrekter Mann, zu Unrecht von seinen – zahlreichen – Gegnern als rücksichtslos beschimpft. Er zog nur stur seine Linie durch. Widerstand war zwecklos. Das wusste Rhodan, das wusste die Crew der STARDUST, das wussten die versammelten Journalisten.

      »Ich will ehrlich zu Ihnen sein«, fuhr Pounder fort. »Wir haben ein Problem. Der Funkkontakt zu Armstrong Base, unserem Forschungsstützpunkt auf der erdzugewandten Seite des Mondes, ist seit 27 Tagen unterbrochen. Wir haben deshalb beschlossen, nachzusehen, was dort los ist.«

      Ein Raunen. Die Journalisten fühlten sich bestätigt. Ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen. Etwas ging vor. Und endlich würde ihnen Pounder persönlich, Flight Director der NASA und Übervater der bemannten Raumfahrt, Auskunft geben.

      »Um haltlosen Spekulationen Einhalt zu gebieten, will ich klarstellen, dass kein Anlass für übertriebene Besorgnis besteht. Zugegeben, der Mond ist ein Ort von äußerster Lebensfeindlichkeit. Er besitzt keine Atmosphäre, die Temperaturen schwanken zwischen 130 Grad plus und 160 Grad minus. Material und Menschen sind extremen Belastungen ausgesetzt. Aber vergessen Sie nicht: Armstrong Base wurde für diese Bedingungen entworfen.«

      Er gab ihnen »den Pounder«, wie Bull es nannte. Rhodan kannte keinen anderen Menschen, der Fakten – und nichts anderes benutzte Pounder, jede einzelne seiner Aussagen würde der kritischen Prüfung der Journalisten standhalten – mit derselben Zielsicherheit zu beliebigen Gebilden von zwingender Logik arrangierte. Pounder war ein Genie darin, die Dinge immer genau so hinzubiegen, wie es ihm genehm war.

      »Ein Ausfall der Funkgeräte stellt deshalb kein ungewöhnliches Geschehnis dar. Für die Mannschaft von Armstrong Base muss das wenig bedeuten. Der Stützpunkt ist darauf ausgelegt, bis zu sechs Monate autark zu operieren.«

      Ein Genie und ein Gönner. Pounder hatte Rhodan zur NASA geholt. Pounder hatte in dem Hexenkessel der Intrigen und Eifersüchteleien, die die in sich abgeschlossene Welt der Weltraumagentur darstellte, seine schützende Hand über ihn gehalten, um ihn schließlich zum Kommandanten der STARDUST zu bestimmen. Rhodan hatte Pounder viel zu verdanken. Und er hatte gelernt, der Magie des alten Mannes zu widerstehen. Man musste nur genau zuhören. Dann, mit etwas Glück, erwischte man den Augenblick, an dem Pounder das Reich der objektiven Fakten verließ. Pounders Ausführungen über die Bedingungen auf dem Mond, die Beschaffenheit der Mondstation – sie waren korrekt und bildeten doch nur die Vorbereitung für seinen Sprung in das Reich der Täuschung.

      »Dennoch haben wir uns entschlossen, auf dem Mond nach dem Rechten zu sehen. Die Tradition der NASA gebietet uns, dem Leben unserer Astronauten bedingungslosen Vorrang einzuräumen. Und trotz der einschneidenden Budgetbeschränkungen, die uns der Kongress kurzsichtigerweise auferlegt hat, sind wir dieser Tradition verpflichtet.«

      Der Sprung. So unmerklich, dass keiner der Journalisten Verdacht schöpfen würde. Natürlich, die NASA gab notfalls Millionen aus, um das Leben eines einzelnen Astronauten zu retten. Aber die Mission der STARDUST kostete ein Vielfaches dessen – und auf dem Spiel stand weit mehr als das Leben der 14-köpfigen Besatzung der Mondstation.

      »Die STARDUST wird um 7.10 Uhr Pacific Standard Time zu einer Erkundungsmission aufbrechen. Bei der STARDUST handelt es sich um den Prototyp des Lunar Shuttles, kurz LS, das die Versorgung von Armstrong Base erheblich vereinfachen und den Weg zu einer permanenten Kolonie auf dem Mond ebnen wird. Der Flug zum Mond wird gleichzeitig der Jungfernflug des Shuttles. Ich kann Ihnen versichern, dass wir alle, die seit Jahren an diesem Projekt arbeiten, ebenso aufgeregt und erfreut sind wie Sie, dass dieser Augenblick gekommen ist.«

      Schöne – und wahre – Worte zur STARDUST. Keines zu dem stündlich erwarteten Ausbruch das Mount St. Helens in Oregon, der den Start unmöglich gemacht hätte. Keines zu der Trägerrakete, die die STARDUST in den Himmel tragen würde. Die STARDUST hatte drei Jahre auf ihren Jungfernflug gewartet, während Prototyp um Prototyp der neuen NOVA-Serie den Wüstenmäusen Nevadas ein Feuerwerk nach dem anderen beschert hatte. Ohne die NOVA-Raketen hatte die NASA keine Möglichkeit besessen, die STARDUST in einen Orbit um den Mond zu bringen.

      »Für den Erfolg der Mission garantiert die hochkarätige Crew der STARDUST. Ich will Ihnen ihre Mitglieder kurz vorstellen. Ausführliches audiovisuelles Material zu den Männern, dem Lunar Shuttle und allen übrigen damit verbundenen Themenkomplexen finden Sie im Anschluss an diese Konferenz auf Ihren Journalisten-Web-Accounts.«

      Rhodan erreichte den Startturm. Bodenpersonal in Einsatzanzügen reichte ihnen Flaschen mit Elektrolytmischungen. Sie gewährleisteten einen optimalen Flüssigkeitshaushalt

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