Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Nacht verändern kann, dann traf das bei Edzard Sölgerthurn voll und ganz zu. Denn aus dem strahlenden »Götterknaben« war ein Mann geworden – ein Mann, der über Nacht das Lachen verlernt zu haben schien. Und hatte er sich früher nie um den landwirtschaftlichen Betrieb gekümmert, so tat er es jetzt mit Verbissenheit. Gönnte sich weder Rast noch Ruh, bis es selbst dem sehr tüchtigen Verwalter zuviel wurde.

      »Herr Graf, das ist ja nun wohl übertrieben«, sagte er an einem Tag, dabei besorgt in das Gesicht seines jungen Gebieters sehend, das sich in den vergangenen Wochen so sehr verändert hatte. Schmal war es geworden, hart und kantig. Die Augen, die einst so gestrahlt, blitzten jetzt wie kalte Kiesel, und wenn der harte Mund sich einmal zum Lächeln verzog, geschah es voll Bitternis und Sarkasmus.

      »Herr Graf, wenn Sie das weiter so treiben, machen Sie sich kaputt.«

      »Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen«, kam es verbissen zurück. »Wie steht es überhaupt, werden wir die Zinsen aufbringen können? Denn von Herrn Sander haben wir keine Rücksicht mehr zu erwarten.«

      »Leider –«, knurrte der Verwalter wie ein bissiger Kettenhund. »Der hegt und hätschelt seinen Groll wie ein zartes Baby. Wie geht es übrigens Fräulein Sander?«

      »Sie scheint jetzt endlich über den Berg zu sein, wie man so sagt. Man erfährt ja nichts Genaues, weil Herr und Frau Sander sich von uns nicht sprechen lassen, weder persönlich noch fernmündlich. So gibt denn der Diener das Befinden der Kranken täglich durch, obwohl wir ihn darum nicht angingen.

      Übrigens, Herr Blade, wenn wir das Geld für die Zinsen nicht zusammenkriegen sollten, bin ich bereit, das Nebengut Lindgau zu verkaufen. Sie wissen ja, daß mein Großvater es mir persönlich vermachte, weil es nicht direkt zu Rautenau gehörte, sondern von meiner Großmutter mit in die Ehe gebracht wurde. Also ist es mein unumschränktes Eigentum.«

      Damit ging er – und der Verwalter sah ihm mitleidig nach.

      Armer Kerl! Was andere verbrachen, dafür mußt du jetzt büßen. Denn nicht nur dein Vater machte sich an dir schuldig, indem er dich so unbekümmert in den Tag hineinleben ließ, sondern auch Sander, weil er das mit stets bereitgehaltenem Portemonnaie begünstigte. Und nun er dafür geradestehen soll, schmollte er wie ein vertrotztes Kind.

      Nun, mit der Annahme tat der erbitterte Verwalter dem Mann unrecht. Er schmollte durchaus nicht, sondern bangte um das Leben seiner Tochter, das wochenlang wie an einem seidenen Faden hing. Also konnte man ihm nicht verdenken, daß er demjenigen bitter gram war, der seiner Ansicht nach die Krankheit seines Kindes verschuldet hatte. Der verbissene Groll begann sich erst langsam zu legen, als seine so sehr geliebte Dörth außer Gefahr war und man sie zur Erholung nach dem Süden gebracht hatte. Ruth und der Junge blieben bei der Rekonvalenszentin, während Georg sich nur eine Woche bei ihr aufhalten konnte. Länger ging es nicht, die Arbeit rief.

      Nach Hause zurückgekehrt, erfuhr Sander dann, daß Lindgau zum Verkauf stände. Warum, war dem Mann natürlich klar. Man konnte in Rautenau nicht die Zinsen aufbringen, und so war der junge Graf gezwungen, sein persönliches Eigentum herzugeben, weil das nicht der Herrschaft Rautenau unterlag, von der kein Stück laut Familiengesetz veräußert werden durfte.

      Nun, dieser Verkauf paßte Sander nicht. Also erschien er bei Bertram Sölgerthurn, vor dessen Anblick er erschrak. Alt, müde und grau sah er ihm entgegen.

      »Keine Angst, du sollst zu deinem Recht kommen«, sagte er bitter. »Die Zinsen werden pünktlich gezahlt.«

      »Quatsch!« tat der andere unwirsch ab, während er unaufgefordert Platz nahm. »Deshalb erscheine ich nicht, sondern um zu verhindern, daß Lindgau verkauft wird. Du scheinst den Kopf verloren zu haben, mein lieber Freund.«

      »Freund…?« dehnte der Graf. »Ich weiß nicht.«

      »Aber ich weiß«, wurde er barsch unterbrochen. »Und zwar, daß ich nicht zugeben werde, daß dieses schöne Gut verkauft wird. Kannst du die Zinsen nicht pünktlich aufbringen, dann werde ich sie dir eben stunden – basta!«

      »Das will Edzard nicht.«

      »Ach was, grüne Jungen haben gar nichts zu wollen. Mag er lieber Gott danken, daß mir mein Kind nicht genommen wurde – sonst –«

      »Laß mir den Jungen in Ruhe. Er ist wahrlich genug für etwas gestraft, was er gar nicht verbrach. Sieh ihn dir doch an, was in den sechs Wochen aus ihm geworden ist. Das Herz im Leib könnte sich einem umdrehen vor Jammer.«

      »Das machen bei ihm die Gewissensbisse.«

      »Gewissensbisse –?« brauste Bertram jetzt auf. »Warum sollte er denn welche haben, wenn ich fragen darf! Daß deine hysterische Tochter ihn als ihr Eigentum betrachtete, dafür kann er doch wahrlich nichts. Laß dir erklären…«

      »Danke. Was ich wissen muß, hat meine Tochter in ihren Fieberphantasien hinlänglich erklärt.«

      »Na also! Du stehst auf der Seite deines Kindes, ich auf der des meinen. Somit wäre wohl jeder Kommentar überflüssig.«

      »Das scheint es tatsächlich zu sein.«

      Eine steife Verbeugung. Sander ging – und der Graf stöhnte gepeinigt auf.

      *

      Fast drei Jahre waren vergangen. Drei Jahre, wo man bei dem Industriellen Sander das Sprichwort anwenden konnte: Wer Tauben hat, dem fliegen Tauben zu. Denn sein Reichtum mehrte sich. Was er auch beginnen mochte, das glückte, scheffelte Geld noch und noch.

      Und bei den Sölgerthurns? Da konnte man mit dem Sprichwort sagen: Wer Unglück haben soll, stolpert im Grase, fällt auf den Rücken und bricht die Nase.

      Denn was man in Rautenau auch tat, immer stand ein Unstern darüber. Verregnete Ernten, Viehseuchen, tödliche Krankheiten in der Pferdezucht und noch so manches Erschütternde mehr. Es schien fast, als hätten sich alle Teufel gegen die Sölgerthurns verschworen.

      Der Vater, der Sohn und der treue Verwalter kämpften verbissen, gönnten sich weder Rast noch Ruh. Aber ach, wie ein Schreckgespenst standen die enormen Zinsen hinter ihnen, duckten und traten sie.

      Was sollte man nun noch tun, um diesem Moloch zu opfern? Man hatte es ja bereits mit Lindgau getan, das, wie man wußte, der über sie triumphierende Geldmann Sander erworben hatte.

      Was Rautenau noch retten könnte, wäre eine reiche Heirat des jungen Grafen. Und dieser hätte sich bestimmt dazu entschlossen, wenn er nur Gelegenheit gehabt hätte. Aber im Umkreis gab es keine solche Erbin, und sie anderswo kennenzulernen, war nicht möglich, weil der Mann nicht weiter als bis zur Stadt kam.

      Mit Sanders kam man nur noch auf den Geselligkeiten zusammen, von denen man sich nicht ausschließen konnte. Man sprach dann natürlich miteinander, um dem Klatsch keine Nahrung zu bieten, kam aber über das Konventionelle nicht mehr hinaus.

      Daher wurde auch Doro nie erwähnt. Was Sölgerthurns von ihr wußten, hörten sie durch andere. Aber auch die konnten nur erzählen, daß das vielgeliebte Töchterlein noch immer im Süden weilte und von den Eltern jeden Monat auf einige Tage besucht wurde. Wenn diese nach Hause zurückkehrten, schwiegen sie sich aus in tausend Sprachen, wie man so sagt.

      Es war an einem Tag zu Anfang Mai, als der junge Graf das Bankhaus verließ, wo er einige Überweisungen angeordnet hatte. Lappalien gegen die Riesensumme, die man jedes Vierteljahr zahlen mußte. Aber man hatte es wenigstens schaffen können – Gott sei Dank!

      Rasch

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