Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Nun, so fremd geworden war man sich nun auch wieder nicht, um mit kurzem Gruß aneinander vor­überzugehen. Das ging schon wegen der Menschen nicht, denen man ja ständig etwas vormachen mußte.

      Ergo blieb man stehen, begrüßte sich artig – und dann verharrte Edzard vor der jungen Dame in tadelloser Verbeugung.

      »Tatsächlich, er kennt mich nicht mehr«, traf da ein silbernes Lachen an sein Ohr. »Muß ich mich aber sehr verändert haben! Rate mal, wer ich denn wohl sein könnte, Freund Edzard?«

      »Doro…?« fragte er unsicher – und da lachte sie wieder.

      »In Lebensgröße. Aber kommt in das Café, vor dem wir gerade stehen. Die Passanten bekommen nämlich schon Augen auf Stielchen.«

      Damit schob sie ganz ungeniert die Hand unter seinen Arm, zog ihn mit sich fort – und den Eltern blieb nichts anderes übrig, als ihrem eigenwilligen Töchterlein zu folgen.

      Das Café war gut besetzt. Man mußte an vielen Tischen vor­übergehen, bis man einen freien fand. Es war sehr still in dem weiten Raum, selbst die Musik spielte in dem Moment nicht.

      »Das reinste Spießrutenlaufen«, bemerkte Doro mit spöttischem Lächeln. »Da haben die Leutchen jetzt wieder mal was zu klatschen.«

      Man nahm Platz und gab dem Ober die Bestellung auf. Doch während die andern es bei einem Kännchen Kaffee bewenden ließen, verlangte Doro noch zwei Windbeutel mit recht viel Sahne dazu.

      »Ich mag die doch so schrecklich gern«, plauderte sie unbefangen, während die Eltern verlegen lächelten und der Graf den Eindruck machte, als wäre er von einem Eiswall umgeben. Er steckte eine Zigarette in Brand, legte sich im Sessel zurück und betrachtete sein Gegenüber verstohlen.

      Das sollte die vermickerte Dörth sein, diese kleine jämmerliche Heuschrecke? Kaum zu glauben! Denn was da saß, war ein rassiges Geschöpf mit dem sicheren Auftreten der jungen Dame von Welt. Wunderbar gewachsen, ein feines Gesicht mit einem leicht hochmütigen Ausdruck. Die einst so fahlblauen Augen schienen die leuchtenden Bläue des Himmels zu haben, das einst so stumpfe, schüttere Haar glänzte wie Altgold in dicken, vielleicht sogar natürlichen Locken. Und die Kleidung war von ausgesuchter Eleganz.

      Dazu schien diese bezaubernde junge Dame von einer herzerfrischenden Natürlichkeit zu sein – und mit gutem Appetit gesegnet. Denn nachdem sie die beiden Windbeutel genießerisch verzehrt hatte, bestellte sie beim Ober zwei weitere nach, und die Mutter sagte vorwurfsvoll:

      »Dörth, du kannst wieder einmal kein Maß halten.«

      »Aber Ma, wenn es mir doch gut schmeckt. Doch so seid ihr nun. Es ist noch gar nicht so lange her, daß ihr mich direkt anflehtet, doch um Himmels willen zu essen. Und nun ich es tu’, ist es auch nicht gut. Man kann euch aber auch nichts recht machen. Wenn das so weitergeht, entfleuche ich und krieche wieder unter die Flügel meiner guten Jo. Bei der konnte ich machen, was mir paßte.«

      »Als ob du das nicht schon immer getan hättest«, bemerkte trocken der Vater, der sich gar nicht wohl in seiner Haut fühlte.

      Da hatte man sich nun des Görs wegen mit den Sölgerthurns, mit denen man jahrzehntelang in treuer Freundschaft verbunden gewesen war, entzweit – und nur weil so eine überspannte kleine Person in Hirngespinsten schwelgte. Und nun schleifte sie den Mann, vor dem sie sich doch eigentlich hätte schämen müssen, ins Café und tat so harmlos wie ein Kind, das kein Wässerchen trüben konnte.

      Was machte man da bloß mit dem Gör, das da in aller Seelenruhe saß und genießerisch die Windbeutel aß?

      Dabei summte sie das Lied mit, das die Kapelle gerade spielte und das ihre damaligen Fieberphantasien ganz durchzogen hatte wie ein blutroter Faden.

      Und ich wußte, es ist vergeblich, sein Herz zu hüten. Silberne Nacht von Sankt Michele, silberne Nacht im Paradies.

      Das letzte kam nur noch wie ein sattes, zufriedenes Grunzen – denn der vierte Windbeutel war verzehrt.

      »Um Gottes willen, Dörth!« wehrte die Mutter entsetzt, als das Töchterlein sich wie suchend umsah.

      »Du willst doch nicht womöglich noch mehr Windbeutel bestellen?«

      »Och, verdrücken könnte ich schon noch welche, aber ich will dir das ersparen. Und was geschieht nun?«

      »Jetzt werden wir aufbrechen«, sagte der Vater nervös. »Dieser Kaffeehausbesuch war ja gar nicht vorgesehen, und nun muß ich mich beeilen, damit ich mit meinen Besorgungen zurechtkomme.«

      »Und was hast du vor, Edzard?«

      »Ich fahre nach Hause, Doro.«

      »Ach, sieh mal, du kannst ja auch reden«, lachte sie ihn lieblich an. »Ich fürchtete schon, daß du taubstumm geworden sein könntest. Weißt du was? Ich komme mit dir nach Rautenau und sage Tante Linda und Onkel Bertram guten Tag.«

      »Das wirst du nicht tun. Oder soll ich dir hier eine Szene machen?«

      »Die mache ich dir zu Hause!« stieß der Mann ingrimmig hervor. »Nebenbei sollst du die erste Ohrfeige deines Lebens bekommen.«

      »Das kriegst du ja doch nicht fertig, mein Papsileinchen«, lachte sie ihn einfach aus.

      »Und wie ich das fertigkriege! Schämst du dich denn gar nicht, dich Edzard aufzudrängen? Hoffentlich lehnt er deine Begleitung ab.«

      »Ach wo, dafür ist er zu ritterlich.«

      Am liebsten wäre der verzweifelte Vater sich in die Haare gefahren, was hier unter den vielen neugierigen Augen natürlich nicht anging.

      Indes hatte Edzard seinen Kaffee bezahlt, und auch Sander beglich seine Rechnung. Und als man auf die Straße trat, konnte der Vater wieder nicht so mit dem eigenwilligen Töchterlein verfahren, wie er liebend gern gewollt hätte. Denn auch hier gab es Menschen, denen man kein Schauspiel bieten durfte. Also mußte er zulassen, daß diese unverfrorene kleine Person an der Seite des Grafen davonging mit einer Selbstverständlichkeit, als müßte es so sein. Und was der Vater wirklich noch nie getan hatte, das tat er jetzt, nämlich: Er bereute, seine Tochter so maßlos verzogen zu haben.

      *

      Indes saß Doro quietschvergnügt an der Seite Edzards und fuhr Rautenau zu. Er hatte noch kein Wort gesprochen, was sie durchaus nicht zu stören schien. Sie war kein bißchen verlegen, auch dann nicht, als sie vor dem Ehepaar Sölgerthurn stand, das sie erstaunt musterte.

      »Ja, wen hast du denn da mitgebracht, mein Sohn?« fragte der Vater, der sich erhoben hatte und in höflicher Haltung vor der jungen Dame verharrte… »Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor, meine kleine Gnädige.«

      »Nur irgendwie –?« lachte sie, dabei das Köpfchen schieflegend. »Betrachte mich nur genau, Onkel Bertram.«

      »Ja, kann das möglich sein…?« dehnte er. »Sie sind doch nicht etwa Fräulein Sander?«

      »Aber Onkel Bertram, wer wird denn so formell sein«, tat sie vorwurfsvoll. »Bin ich denn gar nicht mehr deine Dörth?«

      Wie weggewischt war der liebenswürdige Ausdruck auf dem Männerantlitz, er wurde kalt und ablehnend. Auch die Gräfin, die dem allen verwundert gefolgt war, erstarrte sozusagen in Eis. Sie reichte dem Mädchen nicht einmal die Hand, als es sich

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