Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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Danusia und deren Nachkommen, setzte jedoch für den Fall, daß seine Tochter kinderlos sterben würde, deren Ehegemahl Zbyszko aus Bogdaniec zum alleinigen Erben ein. Zum Schlüsse stellte er diesen seinen letzten Willen dem Schutze des Fürsten anheim, damit, wenn irgend eine Bestimmung gegen das Gesetz verstoßen würde, diese Bestimmung durch die Gnade des Fürsten zum Gesetze erhoben werde. Der Zusatz war deshalb beigefügt worden, weil Pater Kaleb nur das Kirchenrecht, Jurand aber, dem Kampf und Krieg einzig und allein im Sinne gelegen war, nur die ritterlichen Gesetze kannte. Allein nicht nur Zbyszko las der Priester das Dokument vor, sondern auch den ältesten Mannen der Besatzung von Spychow, die sofort den jungen Ritter als Erben anerkannten und ihm Treue und Gehorsam gelobten.

      Sie hofften auch, daß Zbyszko unverweilt mit ihnen zur Rettung ihres alten Gebieters ausziehen werde und freuten sich darob, denn tapferen Sinnes, sehnten sie sich stets nach Kampf und Krieg, und warmen Herzens hingen sie Jurand an. Große Betrübnis ergriff daher alle, als sie vernahmen, daß sie in Spychow bleiben sollten, daß ihr junger Gebieter nur mit einem kleinen Gefolge und nicht eines Krieges wegen, nein, nur um Klage zu erheben, nach Marienburg ziehen wolle. Diesen ihren Kummer teilte der Böhme Glowacz, wenngleich er andererseits hocherfreut war über die bedeutende Vermehrung von Zbyszkos Besitztümern.

      »Hei, keiner wird sich so darüber freuen wie der alte Herr aus Bogdaniec!« rief er. »Auch hier würde er zu schalten und zu walten wissen! Was aber ist Bogdaniec im Vergleich mit einem solchen Erbe!«

      Wie fast stets, wenn er sich in einer traurigen oder schwierigen Lage befand, wurde Zbyszko auch jetzt wieder von großer Sehnsucht nach seinem Oheim erfaßt, und sich zu dem Knappen wendend, sagte er ohne langes Ueberlegen: »Was hast Du hier so unnütz umherzusitzen. Du gehst nach Bogdaniec und überbringst ein Schreiben.«

      »Wenn ich Euch, gnädigster Herr, doch nicht begleiten darf, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dorthin zu kommen!« antwortete der Böhme hoch erfreut.

      »Entbiete Pater Kaleb zu mir. Er soll der Wahrheit gemäß alles berichten, was sich ereignet hat. Der Ohm aber kann sich das Schreiben von dem Probst aus Kresno oder von dem Abte vorlesen lassen, falls sich letzterer in Zgorzelic befindet.«

      Da mit einem Male strich sich Zbyszko über seinen keimenden Schnurrbart und fügte nachdenklich und wie zu sich selbst redend, hinzu: »Traun! Der Abt!«

      Wie mit einem Zauberschlage heraufbeschworen, stand Jagienka vor seinem geistigen Auge – blauäugig, dunkelhaarig, frisch wie eine junge Hindin, allein mit thränenüberströmten Wangen. Kummervoll rieb sich der junge Kämpe etliche Minuten die Stirn, dann jedoch murmelte er, wie um sich selbst zu beruhigen: »Gar betrübt wird das Mägdlein sein, doch auch mich bewegt dies alles sehr!«

      Mittlerweile war der Priester Kaleb in das Gelaß getreten und hatte sich zum Schreiben niedergesetzt. Zbyszko sagte ihm Wort für Wort vor und gab eine ausführliche Schilderung von all dem, was sich seit seinem Eintreffen in dem Jagdhofe ereignet hatte. Auch nicht die kleinste Einzelheit verschwieg er, sagte er sich doch, wie beglückt der alte Macko durch einen genauen Einblick in all diese Verhältnisse sein werde. Bogdaniec konnte ja in der That mit Spychow, diesem ausgedehnten und reichen Besitztum nicht verglichen werden, und der junge Kämpe wußte sehr wohl, welchen Wert sein Oheim auf Reichtum legte.

      Nachdem nach großer Mühe und Anstrengung der Brief beendet und mit einem Siegel geschlossen war, beschied Zbyszko aufs neue seinen Knappen zu sich, um ihm das Schreiben mit den Worten zu übergeben: »Vielleicht kehrst Du mit dem Ohm hierher zurück. Große Freude würde mir dies bereiten.«

      Doch über die Züge des Böhmen flog es wie ein Schatten. Unschlüssig trat er von einem Fuße auf den andern, wobei er so verlegen darein schaute, daß der junge Ritter sagte: »Hast Du mir noch etwas mitzuteilen, so rede!«

      »Ich möchte noch eines wissen, gnädigster Herr! Ich möchte wissen – nun – was soll ich antworten, wenn ich von verschiedenen Leuten befragt werde –«

      »Von verschiedenen Leuten?«

      »Ich meine damit nicht die Bewohner von Bogdaniec, sondern die aus der Nachbarschaft. Sicherlich werden sie alles wissen wollen.«

      Daraufhin schaute Zbyszko, der längst beschlossen hatte, nichts mehr geheim zu halten, seinen Knappen scharf an, indem er entgegnete: »Bei Dir handelt es sich nicht um verschiedene Leute, sondern einzig und allein um Jagienka aus Zgorzelic.«

      »Nur um sie, o Herr!« ließ sich der Böhme vernehmen, während tiefe Röte mit tödlicher Blässe auf seinem Antlitz wechselte.

      »Weißt Du denn, ob sie sich nicht schon mit Cztan aus Rogow oder mit Wilk aus Brzozow vermählt hat?«

      »Jagienka hat sich mit keinem der beiden vermählt!« warf Hlawa in bestimmtem Tone ein.

      »Wenn aber der Abt darauf bestanden haben sollte?«

      »Der Abt hat sich noch stets dem Willen des Jungfräuleins gefügt.«

      »Was willst Du also wissen? Erzähle ihr die Wahrheit wie allen andern.«

      Sich vor dem jungen Ritter neigend, entfernte sich der Knappe in gedrückter Stimmung.

      »Wollte Gott,« murmelte er vor sich hin, an Zbyszko denkend, »sie könnte Deiner vergessen! Wollte Gott, sie fände einen besseren Ehegemahl als Dich! Doch wenn sie Deiner auch nicht vergessen hat, was schadet das ihr? Wohl bist Du vermählt, doch Dein Eheweib ist Dir fern, ja, vielleicht ist es der Wille Gottes, daß Du Danusia verlierst, bevor Du die Ehe vollzogen hast!«

      So groß nun auch die Treue war, mit der Hlawa dem jungen Ritter anhing, so groß das Mitleid war, das er für Danusia empfand, liebte er doch Jagienka über alles in der Welt. Seit er daher vor dem letzten Kampfe in Ciechanow von der Vermählung Zbyszkos vernommen hatte, trug er Schmerz und Bitterkeit im Herzen.

      »Gebe Gott, daß Dir Danusia verloren ist!« murmelte er abermals vor sich hin.

      Nach und nach regten sich aber doch mildere Gedanken in ihm, denn als er zu seinem Pferde trat, sagte er: »Gelobt sei Gott dafür, daß ich die Knie meiner Herrin umfassen darf!«

      Von fieberhafter Ungeduld ergriffen, konnte Zbyszko kaum den Augenblick des Aufbruchs erwarten, war doch sein ganzes Sinnen und Trachten auf Danusia und Jurand gerichtet. Er litt geradezu Qualen, allein es blieb ihm nichts übrig, als wenigstens eine Nacht in Spychow zu verbringen, teils aus Rücksicht für Herrn de Lorche, teils wegen der Vorbereitungen, die eine solch lange Fahrt erforderte. Außerdem war er selbst durch den Kampf, die Erregung, den Mangel an Schlaf und durch den unaufhörlichen Kummer aufs tiefste ermattet. So warf er sich denn, freilich in später Nacht, auf das harte Lager Jurands, in der Hoffnung, daß ihn ein kurzer Schlaf erquicken werde. Bevor er indessen einschlummerte, klopfte Sanderus an die Thüre und trat zu ihm in die Kemenate.

      »O Herr!« begann er, sich tief verneigend, »Ihr habt mich vom Tod errettet, bei Euch habe ich ein menschenwürdigeres Dasein geführt als je zuvor. Gott hat Euch mit einem gewaltigen Besitztum bedacht, Euch großen Reichtum verliehen, denn die Schatzkammer in Spychow ist nicht leer. Gebt mir eine volle Geldkatze, und ich will trotz der mir dabei drohenden Gefahr von Burg zu Burg in Preußen ziehen und sehen, ob ich Euch nützen kann.«

      Wenn Zbyszko seiner ersten Regung gefolgt wäre, hätte er Sanderus aus der Stube gewiesen, kaum aber hatte er dessen Worte vernommen, zog er aus einer neben dem Lager stehenden ledernen Tasche für die Reise einen großen Beutel, warf diesen dem Sprechenden zu und sagte: »Hier nimm, und nun gehe! Bist Du ein Schurke, wirst Du mich betrügen, bist Du ehrlich, kannst Du mir nützen.«

      »Gar

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