Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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allzulange kann es nicht mehr währen. Die Fürstin befahl schon, Schüsseln für sie zu dem gemeinsamen Mahle aufzustellen.«

      Nun freute sich Zbyszko im Herzen, obgleich ihm stets ein wenig bange vor Jurand war, und er sagte sich: »Was er thun wird, weiß ich nicht, aber das kann er nicht ungeschehen machen, daß sie meine Gattin geworden ist, daß die heißgeliebte Danusia mein Weib ist.« Und während er darüber nachsann, vermochte er kaum an sein eigenes Glück zu glauben. Dann kam ihm auch der Gedanke, daß sie ihrem Vater vielleicht schon alles gestanden, ihn zu versöhnen gesucht und ihn gebeten habe, sie mit ihrem Gatten zu vereinigen. »Denn fürwahr, was hat er Besseres zu thun? Jurand ist ein kluger Mann, und er weiß, wenn er jetzt zwischen sie und mich träte, würde ich sie doch mit mir fortnehmen, denn ich habe nun ein größeres Anrecht an sie.«

      Mittlerweile unterhielt er sich mit Mrokota, während er sich zum Mahle ankleidete, er fragte nach dem Befinden des Fürsten und besonders nach dem Befinden der Fürstin. Mit großer Freude vernahm er, daß im Schlosse alle wohlauf und heiter waren, wennschon sich die Fürstin sehr nach ihrem teuern Singvögelchen sehnte. Mrokota fügte hinzu, Jagienka, welche von der Fürstin gleichfalls geliebt werde, die aber ihrem Herzen nicht so nahe stehe, spiele ihr jetzt zuweilen auf der Laute vor.

      »Wie? Jagienka?« fragte Zbyszko voll Verwunderung.

      »Jagienka aus Wielgolas, die Enkelin des alten Herrn aus Wielgolas. Ein schönes Mägdlein, zu dem der Lothringer in Liebe entbrannt ist.«

      »So befindet sich Herr de Lorche hier?«

      »Wo sollte er sonst sein? Vom Jagdschlößchen kam er hierher, und er wird auch bleiben, denn es gefällt ihm gut am Hofe. An Gästen fehlt es unserm Fürsten niemals.«

      »Ich sehe ihn gern wieder, denn er ist ein Ritter, der jedes Lob verdient.«

      »Auch er ist Euch zugethan. Doch gehen wir jetzt, der Fürst und die Fürstin werden sich sogleich zu Tische setzen.«

      Miteinander verließen sie die Stube. In den beiden Kaminen des Speisesaales brannten mächtige Feuer, die von den Dienern fleißig geschürt wurden. Zahlreiche Gäste und Hofleute waren schon versammelt. Der Fürst trat zuerst ein, in Begleitung des Wojwoden und einiger ihm nahestehenden Hofherren. Zbyszko ließ sich vor ihm auf die Knie nieder und küßte seine Hand.

      Er aber fuhr ihm sanft über das Haupt, führte ihn dann ein wenig beiseite und sagte: »Ich weiß schon alles. Anfangs war ich ungehalten darüber, daß es ohne meine Einwilligung geschehen ist, aber Ihr hattet ja wirklich keine Zeit dazu, sie einzuholen, weil ich mich damals in Warschau befand, wo ich auch die Festtage verbringen wollte. Eine bekannte Thatsache ist übrigens, daß man den Weibern nicht Widerpart halten soll, wenn sie etwas durchsetzen wollen, denn man erreicht doch nichts damit. Die Fürstin liebt Euch wie eine Mutter, und ihr willfahre ich gern, um ihr Kummer und Thränen zu ersparen.«

      Zbyszko beugte zum zweiten Mal die Knie vor dem Fürsten.

      »Gebe Gott, daß ich Eure Gnade vergelten kann, allergnädigster Herr!«

      »Gepriesen sei er, der Dich gesunden ließ! Sagt der Fürstin, mit welchem Wohlwollen ich Euch aufnahm, darüber wird sie sich freuen. Du lieber Gott! Ihr Vergnügen ist auch mein Vergnügen! Bei Jurand werde ich ein gutes Wort für Dich einlegen, und so denke ich, daß er seine Zustimmung giebt, denn er ist der Fürstin treu zugethan.«

      »Und gäbe er seine Zustimmung auch nicht – so habe ich jetzt doch ein größeres Anrecht an Danusia!«

      »Wohl hast Du jetzt ein größeres Anrecht an sie, damit muß er sich aussöhnen, aber seinen Segen kann er Euch vorenthalten. Mit Gewalt bringt niemand etwas bei ihm zu stande, und ohne des Vaters Segen bleibt auch der göttliche Segen aus.«

      Als Zbyszko diese Worte vernahm, wurde er sehr betrübt, denn daran hatte er bisher nicht gedacht. Mittlerweile trat die Fürstin mit Jagienka aus Wielgolas und andern Hofdamen ein, und er neigte sich tief vor der Herrin. Sie begrüßte ihn noch gnädiger als der Fürst, auch begann sie sogleich mit ihm von Jurands baldiger Ankunft zu sprechen. Die Schüsseln für die Erwarteten seien schon aufgestellt, sagte sie, man habe Leute ausgesandt, um sie ungefährdet durch den Schneesturm zu geleiten. Aber an diesem heiligen Abend noch länger mit dem Mahle zu warten, sei unmöglich, da der »Herr« dies nicht liebe. Ihrer Ansicht nach könnten sie indessen noch vor Beendigung des Mahles eintreffen.

      »Was Jurand anbelangt,« bemerkte die Fürstin, »so wird Gott ihn erleuchten. Entweder sage ich ihm heute noch alles, oder morgen nach dem Frühgottesdienst, und auch der Fürst versprach mir, daß er ein gutes Wort für Dich einlegen wolle. Zwar pflegt Jurand oft halsstarrig zu sein, aber nicht denen gegenüber, die er liebt, und nicht denen gegenüber, welchen er verpflichtet ist.«

      Nun beredete sich die Fürstin mit Zbyszko darüber, wie er sich bei einem Zusammentreffen mit dem Vater seines Weibes zu verhalten habe, um ihn nicht zu beleidigen und seinen Zorn nicht auf sich zu laden. Scheinbar war die Herrin guten Mutes, aber ein besserer Menschenkenner und schärferer Beobachter als Zbyszko hätte in ihren Worten doch eine gewisse Unruhe wahrgenommen. Vielleicht lag der Grund darin, daß der Gebieter von Spychow nicht leicht zu behandeln war, vielleicht auch begann sie sich ein wenig zu ängstigen, daß die Erwarteten so lange ausblieben. Denn draußen tobte der Schneesturm immer heftiger, und alle meinten, wer auf freiem Felde davon überrascht werde, der könne sich nicht weiterhelfen. Die Fürstin indessen hatte ihre besondern Mutmaßungen; sie sagte sich, Danusia habe möglicherweise ihrem Vater gestanden, daß sie Zbyszko angetraut war, jener sei aufgebracht darüber und habe beschlossen, sich nicht nach Ciechanow zu begeben. Doch zog die Herrin vor, Zbyszko ihre Gedanken nicht mitzuteilen, zudem wäre ihr kaum Zeit dafür geblieben, da die Pagen nun die Speisen auftrugen. Doch Zbyszko eilte auf die Fürstin zu, umfaßte ihre Knie und fragte: »Und wenn sie nun kommen, wie wird es dann werden, allergnädigste Herrin? Mrokota sagte mir, für Jurand sei eine Stube bereit und für seine Knappen befände sich auch ein Heulager darin. Aber was wird sonst noch bereit sein?«

      Die Fürstin lachte, und ihm mit ihrem Handschuh leicht ins Gesicht schlagend, sagte sie: »Stille! Was willst Du denn? Seht mir einmal den an!«

      Damit trat sie zu dem Fürsten, für den die Lehensträger schon den Armstuhl zurechtstellten, damit er Platz nehmen konnte. Zuvor jedoch reichte ihm einer von ihnen eine flache Schüssel voll dünner, zerschnittener Fladen und Oblaten, welche der Fürst mit den Gästen, Hofherren und Dienern zu teilen hatte. Mit einer ähnlichen Schüssel wartete der Fürstin ein schöner Knabe auf, der Sohn des Kastellans aus Sochaczew. Auf der andern Seite des Tisches stand der Pater Wyszonick, welcher den Segen über das auf duftendes Heu gestellte Mahl sprechen sollte.

      Da plötzlich zeigte sich an der Thüre ein Mann, der über und über mit Schnee bedeckt war und laut ausrief: »Allergnädigster Herr!«

      »Was ist geschehen?« fragte der Fürst, welcher es nur ungern sah, daß die Ceremonie unterbrochen wurde.

      »Auf der Landstraße von Radzanow sind einige Reisende ganz verschüttet. Es ist nötig, noch mehr von unsern Leuten abzuschicken, um sie aus dem Schnee herauszugraben.«

      Alle erschraken, als sie dies hörten, auch der Fürst geriet in Bestürzung, und sich zu dem Kastellan aus Sochaczew wendend, gebot er: »Berittene mit Schaufeln! Schnell!«

      Dann fragte er den Verkündiger der schlimmen Nachricht: »Und sind viele verschüttet?«

      »Darüber kann man nichts Sicheres sagen. Der Sturm tobt noch zu heftig. Es sind Pferde und Wagen. Und eine ganz beträchtliche Anzahl von Leuten scheint es

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