Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz страница 99

Автор:
Серия:
Издательство:
Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

Скачать книгу

sie hatten Eile und wollten nicht eintreten, trotzdem der alte Jelech ihnen sehr zuredete, weil er immer gern Leute bei sich sah, mit denen er plaudern konnte. Von Niedzborz nach Ciechanow hatten sie noch eine beträchtliche Strecke zurückzulegen, und Zbyszko brannte vor Ungeduld, Jurand zu sehen und etwas von ihm über Danusia zu erfahren.

      Daher ritten sie weiter, so schnell es auf der vom Schnee verwehten Landstraße möglich war. Als sie ankamen, war es schon nach Mitternacht, und die Messe in der Schloßkapelle ging gerade zu Ende. Zu Zbyszkos Ohren drang das Gebrüll von Ochsen, das Meckern von Ziegen, denn die Stimmen der Frommen ahmten nach alter Sitte den Tieren nach, zum Andenken daran, daß der Heiland in einem Stalle geboren war. Die Messe war kaum vorüber, als die Fürstin zu Zbyszko kam. Angst und Schrecken malten sich in ihrem Antlitz und voll Besorgnis rief sie: »Und Danuska?«

      »Ist nicht gefunden worden. Hat sich denn Jurand nicht darüber ausgesprochen? Wie ich hörte, ist er ja zum Leben erwacht.«

      »Barmherziger Jesu, das ist eine Strafe Gottes! Wehe uns! Jurand sagt nichts und liegt da wie ein gefällter Baum.«

      »Fürchtet nichts, allergnädigste Herrin! Danuska blieb in Spychow zurück.«

      »Wieso weißt Du dies?«

      »Weil sich nirgends, in keinem der Schlitten eine Spur von Frauenkleidern befand. Und mit einem einzigen Gewande wäre sie doch nicht gereist.«

      »Das ist richtig, so wahr ich Gott liebe.«

      Der Fürstin Augen glänzten sofort wieder vor Freude, und sie rief aus: »Ei, das Jesuskindlein, das heute geboren ward, hätte auch seine Freude an Dir. Sein Segen ist über uns!«

      »Jurands Ankunft ohne seine Tochter gab ihr gleichwohl zu denken, und sie fragte daher weiter: »Weshalb aber hätte er sie zurückgelassen?«

      Zbyszko teilte ihr seine Vermutungen mit. Sie schienen ihr ganz richtig zu sein, beruhigten sie aber doch nicht vollständig.

      »Jurand hat uns nun sein Leben zu danken,« sagte sie, »und auch Dir, denn Du bist ja ausgeritten, um ihn ungefährdet hierher zu geleiten. Er müßte einen Stein in der Brust haben, wenn er jetzt noch hartnäckig auf seinem Willen bestände. In all dem sollte er einen Fingerzeig Gottes sehen und sich nicht mehr gegen das heilige Sakrament auflehnen. Sobald ich ihn sehe und er wieder zum Bewußtsein kommt, werde ich ihm dies sagen.«

      »Es ist nötig, daß ich ihn sobald wie möglich spreche, weil ich wissen möchte, weshalb Danusia ihn nicht begleitet hat. Wie, wenn sie nun krank wäre?«

      »Sprich nicht davon! Ich beklage es sehr, daß ich sie nicht bei mir habe, doch wenn sie krank wäre, hätte er sie nicht verlassen!«

      »Ihr habt recht, allergnädigste Herrin!« erwiderte Zbyszko.

      Und sie gingen zu Jurand. Eine feuchte Wärme herrschte in der Stube, die auch hell erleuchtet war, da ungeheure Holzscheite im Krankenzimmer brannten. Der Pater Wyszoniek wachte bei dem Kranken, welcher in Bärenfelle gehüllt, mit bleichem Antlitz und geschlossenen Augen auf dem Bette lag. Seine Haare waren von dem Schweiß dicht zusammengeballt, seine Lippen geöffnet und er atmete so schwer und mühsam, daß sich die Decken über seiner Brust unablässig hoben und senkten.

      »Wie steht es mit ihm?« fragte die Fürstin.

      »Ich goß ihm einen ganzen Krug mit warmem Wein ein, und er geriet dann in Schweiß,« antwortete Pater Wyszoniek.

      »Schläft er oder schläft er nicht?«

      »Ich weiß nicht, ob er schläft. Er ist sehr unruhig.«

      »Und versuchtet Ihr schon mit ihm zu sprechen?«

      »Ja, ich versuchte es allerdings, doch gab er keine Antwort, und daher glaube ich, daß er vor Tagesanbruch schwerlich sprechen wird.«

      »Warten wir also bis Tagesanbruch.«

      Pater Wyszoniek drang nun inständig in sie, sich zur Ruhe zu begeben, doch hörte sie nicht auf ihn. Es war stets ihr Streben, den christlichen Tugenden der verstorbenen Königin Jadwiga nachzuahmen und es ihr auch in der Krankenpflege gleichzuthun, um durch solche Dienste die Seele ihres Vaters zu erlösen. So versäumte sie denn keine Gelegenheit, um in dem Reiche, das schon seit langer Zeit ein christliches war, alle andern durch ihren Glaubenseifer zu übertreffen, weil es in Vergessenheit geraten sollte, daß sie das Kind heidnischer Eltern war.

      Zudem brannte sie vor Ungeduld, aus Jurands Munde etwas von Danusia zu erfahren, da sie sich ihretwegen noch nicht beruhigt fühlte. Nachdem sie am Lager Platz genommen hatte, begann sie den Rosenkranz zu beten und schlummerte dann allgemach ein. Zbyszko, der noch nicht ganz genesen war, sich auch durch den nächtlichen Ritt allzusehr angestrengt hatte, folgte ihrem Beispiel und bald schliefen beide so fest, daß sie vielleicht erst am hellen Tage erwacht wären, wenn nicht um die Morgendämmerung das Glöckchen der Schloßkapelle an ihre Ohren gedrungen wäre. Aber dies erweckte sie und Jurand. Er öffnete die Augen, richtete sich plötzlich im Bett auf und blickte umher.

      »Gelobt sei Jesus Christus! … Wie fühlt Ihr Euch?« fragte die Fürstin.

      Offenbar kehrte aber sein Bewußtsein nur langsam zurück, da er sie zuerst ansah, wie wenn er sie nicht erkenne, und dann ausrief: »Halt! Halt! Grabt hier im Schnee!«

      »Um Gotteswillen! Ihr seid ja schon in Ciechanow!« ließ sich die Fürstin wieder vernehmen.

      Doch Jurand runzelte die Stirne, als ob er nur mit Mühe seine Gedanken zu sammeln vermöge, und erwiderte: »In Ciechanow? Das Kind wartet und … der Fürst und die Fürstin … Danuska! Danuska!«

      Und plötzlich die Augen schließend, sank er wieder in die Kissen zurück. Zbyszko sowie die Fürstin befürchteten, er sei tot, doch in diesem Augenblick begann er tief und gleichmäßig zu atmen wie ein Mensch, den ein gesunder Schlaf umfangen hält.

      Pater Wyszoniek legte den Finger auf den Mund, zum Zeichen, daß man ihn nicht erwecke, dann sagte er leise: »vielleicht schläft er so den ganzen Tag hindurch.«

      »Ja, aber was wollte er denn sagen?« fragte die Fürstin.

      »Er sagte: Das Kind wartet in Ciechanow!« antwortete Zbyszko.

      »Weil er noch nicht vollständig zum Bewußtsein gekommen ist,« erklärte der Pater.

      Drittes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Pater Wyszoniek befürchtete, Jurand könne von einem hitzigen Fieber ergriffen und auf lange Zeit hinaus der Besinnung beraubt werden. Indessen versprach er der Fürstin und Zbyszko, es ihnen mitzuteilen, sobald der alte Ritter etwas verlange, und als sie sich entfernt hatten, begab er sich ebenfalls zur Ruhe. In der That kam Jurand erst am zweiten Festtage um die Mittagszeit wieder zu völligem Bewußtsein. Die Fürstin sowie Zbyszko waren gerade anwesend. Als der Kranke sich auf seinem Lager aufgerichtet hatte, schaute er sie an, und da er sie erkannte, sagte er, »Gnädige Herrin! … Bei Gott, dem Allbarmherzigen, bin ich denn in Ciechanow?«

      »Ja, und den Festtag habt Ihr verschlafen,« entgegnete die Fürstin.

      »Unter dem

Скачать книгу