Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Leben wie ein unbekümmertes Kind.

      *

      Der Frühling wollte sich in diesem Jahr durchaus nicht kalendermäßig einstellen. Der Schnee lag noch dick auf den Fluren, und immer noch wehte ein kalter Wind, der einen Aufenthalt im Freien nicht lange zuließ. Also suchte man gern die warmen Stuben auf und empfand die Wärme des brennenden Kamins als wahre Wohltat.

      So saß denn auch an einem Nachmittag Familie Sölgerthurn geruhsam beisammen. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielten die Herren Schach, während die beiden Damen sich beim Halma vergnügten.

      Dabei ging es nicht so ruhig zu wie bei den Schachpartnern. Hauptsächlich Doro tat lebhaft ihre Freude kund, wenn ihr ein ganz besonders guter Zug geglückt war, was allerdings nicht oft geschah. Denn sie als Anfängerin konnte sich nur schwer gegen die routinierte Spielerin behaupten.

      »Gefangen, mein Kind«, sagte die soeben lachend. »Aber hast dich gut gewehrt. Noch eine Partie als Revanche?«

      Dazu sollte es jedoch nicht kommen, weil der Diener eintrat und den Justizrat Elbitz meldete, der dann auch gleich danach in Erscheinung trat.

      »Schönen guten Tag, meine Herrschaften«, grüßte er vergnügt die ihm bekannte Familie. »Ich komme diesmal als Amtsperson.«

      »Dann bleiben Sie lieber draußen«, lachte die Hausherrin, ihm dabei die Hand entgegenstreckend und ihm einen Platz bietend, nachdem er auch die andern begrüßt hatte. »Mit Amtspersonen wollen wir nichts zu tun haben.«

      »Erst abwarten, Frau Gräfin. Auch von Amtspersonen kann etwas Gutes kommen.«

      »Und das wäre?«

      »Eine Erbschaft.«

      »Jetzt hören Sie aber auf«, lachte der Hausherr. »Wer sollte uns schon etwas vererben?«

      »Tante Eulalia zum Beispiel.«

      »Ausgerechnet das liebe Kirchenmäuslein. Außerdem pflegt man nur Verstorbene zu beerben.«

      »Eben, Herr Graf«, wurde der Anwalt nun tiefernst. »Fräulein von Grottau ist gestern verschieden.«

      »Um Himmels willen, wie konnte das denn so plötzlich geschehen?« rief Gräfin Linda zutiefst erschrocken. »Sie war doch immer gesund, unser gutes Eulachen. Allerdings hatte sie sich schon längere Zeit nicht mehr gemeldet. Nun reden Sie doch endlich, Herr Justizrat.«

      »Da lassen wir lieber die Verewigte in ihrem letzten Brief zu Wort kommen.«

      Damit entnahm er seiner Brieftasche ein versiegeltes Schreiben, reichte es dem Grafen, der es zuerst mißtrauisch von allen Seiten besah und dann schließlich erbrach. Während er las, kam und ging die Farbe auf seinem Gesicht im jähen Wechsel – und dann sah er wie hilflos alle der Reihe nach an, deren Augen gespannt an ihm hingen.

      »Tja, da kann man nichts machen«, schüttelte er traurig den Kopf, als könne er noch immer nicht begreifen. »Unser liebes Weiblein spricht hier tatsächlich das letzte Mal zu uns. Hört zu, was sie vor ungefähr acht Wochen schrieb«, setzte er mit einem raschen Blick auf das Datum hinzu.

      Mein lieber Neffe Bertram und Familie! Ihr seid gute Menschen, und darum sollt Ihr mich auch beerben. Ihr habt Euch als einzige aus der Verwandtschaft stets um mich gekümmert, obwohl ich ein armes, einflußloses Nichts war. Habt mich jeden Sommer liebreich bei Euch aufgenommen und mir sogar ein monatliches Taschengeld zugebilligt, auch noch, als ihr schwer zu kämpfen hattet, und das alles danke ich Euch von ganzem Herzen.

      So, das wäre das – und nun zur Sache: Ich war auch tatsächlich arm – bis vor einem Vierteljahr – dann floß mir plötzlich ein reicher Segen zu. Und zwar nach dem Tode meines Bruders Aldur, der, wie Ihr ja wißt, als Grobian und Sonderling verrufen war. Aldur war nicht arm, wie wir alle annahmen. Er hatte sich im Laufe von Jahrzehnten durch wissenschaftliche Werke unter einem Pseudonym sehr viel Geld erarbeitet, das ich bestimmt nicht geerbt, wenn er ein Testament gemacht hätte, bevor ihn ein schneller Tod ungeahnt ereilte – Gehirnschlag. So jedoch fiel mir als nächster gesetzlichen Erbin der reiche Segen zu, mit dem ich nichts mehr anzufangen weiß, weil ich sehr müde geworden bin und kaum noch das Leben habe.

      Ich wohne jetzt mit Ambrosius, dem Diener meines Bruders, zusammen, weil ich den armen Teufel nicht allein lassen will, der nicht zu bewegen ist, diese trostlose Stätte zu verlassen. Vielleicht gelingt es Euch, ihn fortzubekommen, wenn ich nicht mehr bin. Nehmt Euch bitte seiner an. Er hat es verdient, der Treueste aller Getreuen.

      Doch mich holt zu Euch. Begrabt mich auf meinem Lieblingsplätzchen unter der alten Linde. Alles Geschäftliche wird Justizrat Doktor Elbitz erledigen, dem ich alles Erforderliche zu treuen Händen übergebe.

      Und nun Gott befohlen, Ihr lieben Menschen. Laßt Euch für alles Gute, das Ihr an mir tatet, segnen von Eurer alten und müden Tante Eulalie von Gottau.

      Nachdem die Stimme schwieg, war es erst einmal beklemmend still. Bis dann die Gräfin schmerzlich aufweinte.

      »Unser gutes Eulachen. So gar nichts mehr hat sie von dem Geld gehabt. Und so keine Ahnung hatten wir davon, daß sie nicht mehr im Stift weilte. Hätten Sie uns nicht einen Wink geben können, Herr Justizrat?«

      »Das war unmöglich, Frau Gräfin. Ich wurde zum Schweigen verpflichtet.«

      »Aber warum bloß diese Geheimniskrämerei?«

      »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Darf ich das Testament hier verlesen, oder soll es in meinem Arbeitszimmer geschehen?«

      »Tun Sie es bitte gleich, damit wir es hinter uns haben«, brummte Bertram, sich mit zwei Fingern in den Kragen fahrend. »Deubel noch eins, so eine Sache kann einen schon mitnehmen.«

      Dann nannte der Notar eine Summe, welche die Sölgerthurns mit einem Schlage zu reichen Menschen werden ließ. Zehntausend Mark waren für Ambrosius ausgesetzt, alles andere fiel dem Haupterben zu. Man konnte das gar nicht fassen, sah sich immer wieder wie hilflos an.

      »Na ja –«, meinte der Erbe dann kläglich. »Der Herr gibt’s den Seinen im Schlaf. Haben wir das überhaupt verdient, Linda?«

      »Ich weiß nicht, Bertram, ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Denn was wir am Eulachen taten, war doch Selbstverständlichkeit.«

      »Die Verstorbene scheint es jedoch anders aufgefaßt zu haben«, bemerkte der Notar. »Doch wie ist es nun mit der Überführung? Wissen die Herrschaften überhaupt, wo das Waldhaus liegt? Sonst bin ich gern bereit, Sie zu führen.«

      »Was dankend angenommen wird«, sprach jetzt der junge Graf, der sich bis dahin schweigend verhalten hatte. »Lohnt es heute noch aufzubrechen, Herr Doktor?«

      »O ja. Ich bin deshalb schon gleich nach dem Mittagessen erschienen, damit wir noch viel erledigen können. Schaffen wir es heute nicht, übernachten wir irgendwo in der Nähe.«

      »Dann wollen wir uns sofort auf den Weg machen. Du bleibst wohl hier, Vater, um alles Erforderliche für die Beerdigung vorzubereiten.«

      »Das soll geschehen, obgleich es mir bitter genug ankommt. Am liebsten möchte ich plärren wie ein kleines Gör, das Wehwehchen hat. Es war doch immer so nett, wenn unser verhutzeltes, verschmitztes Weiblein hier weilte. Es hatte einen so trockenen Humor – na ja. Zuerst werde ich mir den Platz unter der Linde ansehen.«

      Die

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