Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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haben denn solche Frauen kein Schamgefühl, daß sie herkommen, eine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, die ihnen überhaupt nur aus Gnade und Barmherzigkeit gewährt wird, und zum Dank dafür in eine Ehe eindringen?! Sie hätten damit das größte Unheil anrichten können, wenn unsere Dörth nicht so vernünftig wäre. Du kannst von Glück sagen, mein Sohn, so eine patente Frau vom Schicksal zugeteilt bekommen zu haben.«

      »Das tu ich ja auch«, kam es gelassen zurück – viel zu gelassen für des Vaters Gefühl. Weiß der Himmel, so ein Prachtkerl der Junge sonst auch war, aber viel Herz schien er von der Natur wirklich nicht mitgekriegt zu haben. Außerdem schien eisgekühltes Blut in seinen Adern zu fließen.

      Das sagte er auch der Gattin, nachdem der Sohn gegangen war, und sie seufzte bekümmert.

      »Ich kann mir nicht helfen, zwischen den beiden muß etwas vorgefallen sein, wovon wir nichts wissen. Und was wir wahrscheinlich auch nie erahren werden, weil sie sehr verschlossen sind.«

      »Unser Junge wohl, aber die Dörth doch nicht. Die ist doch ein so lichtes, frischfröhliches Menschenkind, wie man es nicht oft im Leben findet.«

      »Und doch werden selbst die Eltern nicht mehr klug aus ihr, wie Ruth neulich durchblicken ließ. Beobachte die beiden doch einmal. Da gibt es zwischen ihnen keinen zärtlichen Blick, kein inniges Sichverstehen. Denke doch bitte daran, wie es zwischen uns war.«

      »Na ja, liebste Frau, wir waren ja auch ein ganz besonders verliebtes Paar«, lächelte er verlegen. »Die heutige Jugend ist eben anders.«

      »Aber nicht, wenn es um die Liebe geht«, beharrte sie. »Da kannst du reden, was du willst – da stimmt etwas nicht.«

      »Hm – was machen wir denn da?«

      »Wir können gar nichts machen, Bertram. Die ganze Angelegenheit ist so überaus zart und empfindsam, daß man sie lieber unangetastet läßt. Wir haben es hier nämlich nicht mit Durchschnitts-, sondern mit Elitemenschen zu tun.«

      »Ach was – Elitemenschen –«, brummte er. »Mir wäre Durchschnitt lieber, den man nicht wie ein rohes Ei zu behandeln braucht.«

      Und während die Eltern an ihnen herumrätselten, ritt das junge Paar dahin. Beide Reiter voll Schick und Schneid. Wirklich zwei Elitemenschen, die der Herrgott füreinander geschaffen zu haben schien – und die doch nicht zueinander finden konnten. Sie nicht zu ihm, weil die demütigende Zurückweisung am Weihnachtsabend gleich einer starren Mauer zwischen ihnen stand – er nicht zu ihr, weil er sich nicht als Marionette in die spielerischen Händchen geben wollte.

      Das war des Rätsels Lösung, welche die beiderseitigen Eltern nicht finden konnten.

      »Schön ist das«, lachte Doro vergnügt. »Weißt du, was ich jetzt werde?«

      »Dummheiten machen. Etwas anderes steckt ja nicht in deinem kapriziösen Köpfchen.«

      »Ei du, vielleicht doch. Ich werde dichten.«

      »Um Himmels willen!« wehrte er so entsetzt, daß sie sich vor Lachen schier ausschütten wollte. »Das wäre ja die dümmste aller Dummheiten.«

      »Ich muß aber dichten – um mich zu revanchieren.«

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »Ganz einfach«, lachte sie ihn lieblich an. »Ich bin nämlich angedichtet worden.«

      »Von wem?«

      »Von Herrn Quede, unserem früheren Volontär.«

      Schon erschien die steile Falte zwischen den Brauen, was dem rassigen Männerantlitz etwas Finsteres gab, etwas von unbeugsamer Härte. Der ohnehin schon hartgeschnittene Mund preßte sich zusammen zu einem schmalen Strich, in den Augen wetterleuchtete es. Einige Male atmete der Mann tief und schwer, dann sagte er drohend:

      »Und das wagst du mir in aller Lieblichkeit zu eröffnen?«

      »Ja, warum denn nicht?« fragte sie erstaunt zurück. »Wäre es dir lieber, wenn ich dir verschweigen wollte, daß ich heute einen Brief von Herrn Quede erhielt, in dem er mich andichtet?

      Oder nimmst du etwa an, daß ich mit dem jungen Mann im heimlichen Briefwechsel stehe? Ich mag wohl Fehler haben noch und noch – aber ich verabscheue alles Zwielichtige. Ich liebe den hellen Tag und den Sonnenschein.«

      Da stieg dem Mann dunkle Röte ins Gesicht – bis zu den Haaren hinauf.

      »Verzeih, Doro.«

      »Na also.«

      »Wie gelangte der Brief in deine Hände?«

      »Ein Bote gab ihn an Tina ab.«

      »Stand ein Absender auf dem Schreiben?«

      »Natürlich nicht, dann hätte ich es gar nicht geöffnet. Willst du den poetischen Erguß lesen? Ich habe ihn bei mir.«

      »Dann vernichte ihn, Doro. Die Antwort darauf werde ich dem waghalsigen jungen Mann zukommen lassen. Und ich wette, daß ihm dann die Lust vergehen wird, bei so einem guten Kerkermeister das arme Vöglein aus seinem goldenen Käfig befreien zu wollen. Das steht doch wohl in dem Geschmiersel, nicht wahr?«

      Ihr Gesicht überzog sich mit heißer Glut. Schweigend zog sie den Brief aus der Tasche der Reithose, riß ihn in kleine Fetzen und verstreute sie. Der Wind nahm sie auf, wirbelte sie davon – und dann griff eine nervige Männerhand hinüber, fing eine feine, zarte ein und drückte sie mit unendlicher Zartheit an Augen und Lippen. Die sonore Stimme vibrierte:

      »Ich danke dir für dein Vertrauen, kleine Dörth.«

      Sie wagte nicht den Blick zu heben. Gehorchte wieder einmal der tyrannischen Stimme, die hart mahnend in ihr aufklang:

      »Hüte dein Herz. Tust du es nicht, wirst du es dem Mann aufdrängen. Dann wird er es entweder zurückstoßen, wie er es ja schon einmal tat – oder es mit mitleidiger Hand aufnehmen. Und du wirst da Almosen empfangen, wo du auf pures Gold hoffst.«

      Da fuhr der Kopf in den Nacken, daß die Locken wie goldene Schlänglein tanzten. Der Blick wurde gebändigt und der Mund zum Lachen gezwungen.

      »Hach, so eine Beichte ist gar nicht so einfach«, blitzte sie ihn mutwillig an. Ein leichter Schenkeldruck, der Trakehner flitzte davon – und der Reiter sah ihr mit zusammengekniffenen Augen nach. Sein Gesicht wurde hart.

      Na warte, mein stolzes Kind, lange entfliehst du mir nicht mehr – da kannst du dein Herz auch noch so ängstlich hüten. Ich nehme es mir schon – wenn meine Zeit gekommen ist.

      *

      Pfingsten, das liebliche Fest, nahte. Im Park von Rautenau gab es eine Blütenpracht, die sich schier verschwenden wollte. Der Flieder blühte an allen Ecken und Enden, Rhododendron, Schneeballen, Pfingstrosen und Jasmin. Auf der Terrasse steckten zartgrüne Birkenäste in Kübeln, und eben erschien Doro, den Arm voll Blumen.

      »Wie der junge Frühling in Person«, betrachtete Bertram jetzt schmunzelnd sein holdes Schwiegertöchterlein, das langsam die Stufen zur Terrasse emporstieg. Dann ein Stutzen, ein jubelnder Aufschrei, die letzten Stufen wurden im Sturmschritt genommen – und dann hing Doro der Dame am Hals, die aus dem Zimmer auf die Terrasse getreten war. Unbemerkt von den drei Menschen,

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