Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther Kabel

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Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch - Walther Kabel

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durfte, ihm wäre dergleichen nur »zu Ohren gekommen«! – Ich wollte sofort Gewißheit haben und ließ mich mit dem Gemeindevorsteher in Szentowo telephonisch verbinden, bat um strengste Diskretion und fragte nach dem Kommissar und dem Professor, die beinahe auf dem See verunglückt wären. Antwort: »Hier ist nichts dergleichen bekannt und auch nicht passiert – ganz bestimmt nicht. Ich müßte das wissen. Der Herr Graf von Lippstedt hat »die Sache« nur im letzten Herbst durch einen Berliner Detektiv untersuchen lassen, dieser ist aber sehr bald wieder abgereist. Der Detektiv hieß Holzmüller und war ein Berliner.« – So, Kollege, nun wissen Sie auch, was es mit dem vorhin erwähnten Telephongespräch nach außerhalb für eine Bewandtnis hat, und nun brauche ich nur über die Besuche bei Doktor von Beltz, meinem Klubgenossen, und bei Detektiv Holzmüller kurz zu sprechen. – Beltz lobte – er ist zuverlässig und verschwiegen – Bollschwing über alle Maßen als vornehmen Charakter und tadellosen Ehrenmann. Auch Blenkner ist ihm persönlich bekannt. Über diesen hörte ich ein ähnliches Urteil nur mit der kleinen Einschränkung: sehr adelsstolz und verschlossen. – Dann zu Holzmüller. Der war eine Niete. Wußte nichts – gar nichts von Bedeutung, hatte acht Tage im Schlosse Szentowo, das ganz dicht am See liegt, gut gegessen und getrunken, vierhundert Mark Honorar eingesteckt und – nur ermittelt, daß der See steinigen Grund hat und durchschnittlich acht Meter tief ist. Während seiner Anwesenheit blieb das rätselhafte Leuchten aus. Die Seenixe streikte eben.«

      Harst hatte inzwischen zwei belegte Brote verzehrt, klappte nun den Deckel seiner Drehorgel auf, in die ein Vorratskasten oben eingebaut war und sagte: »Karl Malke hat für das Ding 200 Mark bezahlt. Es ist noch ziemlich neu, spielt drei Walzer, ein Volkslied, einen Marsch und einen Choral. – Wir werden gemeinsam hier im Zuge musizieren. Sie begleiten die Walzer auf der Geige. Diese Art Orchester ist neu.« – Er holte ein Kognakfläschchen heraus und reichte es Schraut-Schüler. »Nehmen Sie einen Schluck. Etwas Schnapsgeruch gehört zum Musikanten,« meinte er. »Wohl bekomm’s! Trinken wir auf einen guten Erfolg! Wir haben ja die besten Aussichten dazu. Wäre Blenkner nicht als Ratsuchender bei mir erschienen, so würden wir jetzt noch so gut wie nichts wissen. Nun aber sind wir bereits gewarnt – vor diesem Freundespaar, das uns fraglos in Szentowo gern das Leben recht sauer machen würde, wenn – sie’s könnten, und das sich nun geteilt hat und getrennt seine dunklen Zwecke weiterverfolgen wird, nämlich Blenkner in Berlin und Bollschwing daheim in Szentowo, denn – der Güterdirektor sitzt vorn in einem Abteil 2ter dieses Zuges. Das ist vorläufig meine letzte Neuigkeit.«

      Schraut-Schüler schaute etwas verlegen drein. »Neben Ihnen kommt man sich nicht gerade sehr geistvoll vor, Herr Harst,« meinte er kleinlaut. »Sie haben ja bei der Ermittlung des Doppelmörders Menkwitz Vorzügliches geleistet, ich denke dabei besonders an das Taschentuch, aber – die jetzige »Arbeit« scheint mir doch die feinere, besser durchdachte.«

      »Oh – das soll sich erst herausstellen. Wir sind ja erst am Anfang. Warten wir die Fortsetzung ab. – Da ist auch der Fahrkartenschaffner –« Er fragte diesen, ob sie nicht hier ein wenig Musik machen könnten, erhielt jedoch die Antwort, die Reisenden wollten nachts schlafen. Morgens – das wäre was anderes.

      Harst hatte jedoch in diesem Falle falsch gehofft: trotz der Anbiederung mit den Reisenden sämtlicher Wagen vierter Klasse fand er dann keinen Mitfahrenden, der aus Szentowo oder der Nachbarschaft stammte.

      Nachmittags gegen zwei Uhr traf der Zug auf der kleinen Station Malchin ein. Hier stieg auch Bollschwing, ein kräftiger, stattlicher Mann in den besten Jahren, aus und begab sich zu dem auf ihn wartenden leichten Jagdwagen, rief dem Kutscher zu, er solle nach dem Pommerschen Hof vorausfahren und ging dann zu Fuß in das Städtchen hinein, das sich zu beiden Seiten des Bahnhofs hinzog.

      Bollschwing schritt sehr eilig dahin. Harst gab Schraut die Weisung, ihn in einer Kneipe, an der sie vorüberkamen, zu erwarten. Mit der Drehorgel auf dem Rücken hielt er sich stets einige dreißig Meter hinter Bollschwing, der bald eine Art Vorstadt betrat, deren Villengrundstücke sämtlich in einer Waldlichtung lagen und an den Forst grenzten. Das letzte Haus war des Güterdirektors Ziel. Es war von Tannen und Buchen dicht umgeben. Harst zweifelte nicht, daß es dasjenige des Schriftstellers Blenkner wäre. Nachdem er die Drehorgel eiligst in einem nahen Gebüsch versteckt hatte, kletterte er von der Seite über den niedrigen Holzzaun und schlich auf das kleine, freundliche Gebäude zu. Der Garten war recht groß, und als Harst nun eine laute Stimme hörte, die wiederholt »Marie – Marie!« rief, dachte er sogleich an Blenkners alte Wirtschafterin. Er wagte sich weiter vor. Schlimmstenfalls konnte er ja den Bettler spielen.

      Marie hatte im Gemüsegarten die Erdbeerbeete in Ordnung gebracht, kam nun Bollschwing entgegengelaufen und wurde von diesem durch Handschlag begrüßt.

      Harst lag jetzt hinter einem großen Jauche-Faß. Aber die beiden sprachen so leise, daß er nur wenige Worte verstand.

      3. Kapitel

       Das gräfliche Paar

       Inhaltsverzeichnis

      Eine Stunde später überholte der Jagdwagen, auf dem der Güterdirektor nach dem Gute Szentowo fuhr, auf der Chaussee zwei Musikanten. Bollschwing saß ganz in der Haltung eines Mannes da, auf dessen Haupt allerlei Sorgen lasten.

      »Ich möchte Gedankenleser sein,« meinte Harst. »Wer weiß, worüber der jetzt nachgrübelt.«

      »Dann wäre die Detektivarbeit eine Kleinigkeit, Herr Harst, – dann könnte auch ich eine Millionenwette eingehen.«

      »Hm – eine Kleinigkeit! Das schon! Aber – auch eine langweilige Geschichte! Jeder Reiz würde schwinden. Gerade das macht ja das Anregende dieses Berufs aus, daß man zu stetem schärfsten Denken gezwungen ist. Ich habe mir zum Beispiel soeben nochmals die Worte durch den Kopf gehen lassen, die von dem, was ich vorhin in Blenkners Garten erlauschte allein Beachtung verdienen. Es ist dies dir halben Sätze aus Bollschwings Munde: »– nie vergessen, daß er ein sehr gefährlicher Gegner ist und –» Ich bin nicht eingebildet, aber – ich möchte wetten, diese Worte bezogen sich auf mich. Der Direktor wird die Alte vor mir gewarnt haben.«

      Max Schraut erklärte, er wäre derselben Überzeugung. Dann fragte er zögernd: »Ich weiß ja, Sie lassen sich nicht gern über Dinge aus, die nur leere Vermutungen sind, aber – würden Sie mir nicht ausnahmsweise mitteilen, was Sie überhaupt von diesem rätselhaften Leuchten in den Tiefen des Sees halten?«

      »Nun – eine Naturerscheinung kommt hier nicht in Frage. Es gibt zwar leuchtende Weidenstümpfe, es gibt Irrlichter, das sind leuchtende Sumpfgase, es gibt Leuchtkäfer und so weiter, – doch all das nur auf dem Lande in sauerstoffhaltiger Luft. Unter Wasser sind – mit Ausnahme des sogenannten Meeresleuchtens im Mittelmeer – noch keine auf natürliche Ursachen zurückzuführenden Lichterscheinungen beobachtet worden. Ich habe mich hierüber daheim genau unterrichtet durch Nachlesen im Konversationslexikon. – Was sonst also? – Die Theorie, die ich mir da zurechtgebaut habe, ist zu phantastisch, als daß ich sie Ihnen auftischen könnte, lieber lernbegieriger Schüler. Sie würden mich auslachen, tatsächlich. Wenigstens innerlich, – und aus Höflichkeit würden Sie vielleicht sich so äußern: »Herr Harst, Schatzgeschichten gehören zum Rüstzeug von Familienroman-Schreibern. Trotzdem – wer kann’s wissen –« Nein, lassen wir jetzt noch alles Nachsinnen als zwecklos unterwegs. Halten wir uns lediglich an das Tatsächliche. Und das ist der Verdacht gegen Bollschwing und Blenkner. Hier müssen wir die Sache anpacken. Und deshalb will ich auch, sobald wir in der Dorfherberge in Szentowo angelangt sind, zuerst zu dem Gemeindevorsteher gehen und mich diesem anvertrauen, falls der Mann auf mich einen guten Eindruck macht.« –

      Es war bereits kurz nach sechs Uhr, als Harst sich – jetzt ohne Drehorgel – zu dem Gemeindevorsteher begab, der gleichzeitig den größten Bauernhof

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