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und die Baulichkeiten des Rittergutes Szentowo wieder erhoben sich mehr nach Osten zu ungefähr hundert Meter vom Dorf entfernt.

      Der Gemeindevorsteher Schimmeck war nicht zu sprechen. Seine Frau erklärte Harst, der Herr Graf wäre bei ihrem Manne; er müsse also warten oder später wiederkommen.

      Als Harst noch mit ihr im Vorgarten stand, erschien auf der Dorfstraße derselbe Jagdwagen, der den Güterdirektor von der Bahn abgeholt hatte. Jetzt kutschierte eine sehr elegant gekleidete Dame, während hinten stocksteif ein Diener in Livree saß. Der Wagen hielt vor dem Gehöft. Trotzdem blieb Frau Schimmeck ruhig, wo sie war, bückte sich auch und pflücke ein paar Rosenblätter ab, auf denen Blattläuse wie besät saßen. Da rief eine helle Stimme: »Frau Schimmeck, mein Mann ist doch bei Ihnen?« – »Jawohl, Frau Gräfin.« Darauf ging sie langsam die Steinstufen zur Haustür empor.

      Harst beobachtete alles mit den kritischen Blicken und den ebenso kritischen Gedanken des erfahrenen Menschenkenners. – Hier stimmt irgend etwas nicht, sagte er sich. Die Schimmeck benimmt sich der Gattin des Gutsherrn gegenüber in einer Weise, als gäbe es zwischen ihnen eine starke Abneigung, – mehr noch, als sähe die Bauernfrau jene nicht recht für voll an.

      Die Gräfin Lippstedt stieg aus und betrat den Vorgarten. Sie war eine schlanke, große Erscheinung mit einem schmalen, stark gepuderten Gesicht und nachgetuschten Augenbrauen. Harst hatte diese Toilettenkünste mit einem schnellen Blick erfaßt, als er die Dame unterwürfig gegrüßt hatte.

      Der Gruß blieb unerwidert. Harst war für die Gräfin Luft. Sie ging auf dem Hauptweg auf und ab, recht ungeduldig und hastig, schaute immer wieder nach der Haustür hin. Gut zehn Minuten drauf kam der Graf heraus, begleitet von dem Gemeindevorsteher. – »Auf Wiedersehen, lieber Schimmeck. Und – umgehend telephonische Meldung, sobald Sie irgend etwas Neues oder auch nur mit der Sache ganz entfernt Zusammenhängendes hören.«

      Schimmeck verbeugte sich wortlos und verschwand wieder im Hause. Der Graf stutzte, als er Harst erblickte, und überhörte sogar die Frage seiner Frau: »Hat er sich nochmals gemeldet, Erwin?«

      Graf Lippstedt mochte Mitte dreißig sein. Er war sehr groß, trug Spitzbart, sah auffallend bleich aus und hatte dunkle, strengblickende Augen. Seine Haltung war die eines kränklichen, schwächlichen Menschen: vornübergebeugt mit vorgedrückten Schultern.

      »Wer sind Sie?« fragte er barsch. – Harst zog den schäbigen Filz und erwiderte ganz bescheiden: »Ein Drehorgelspieler – sehr zu dienen. Ich wollte –«

      »Ihre Papiere? – Her damit! – Nun – wird’s bald!«

      Das war eine böse Patsche für Harst. – Papiere – daran hatte er nicht gedacht.

      »Ich – ich habe sie in der Herberge in meiner Drehorgel gelassen –,« meinte er nun doch recht zuversichtlich.

      »Was wollten Sie hier beim Gemeindevorsteher?«

      »Um leichte Arbeit bitten. Mein Geschäft geht schlecht.«

      Der Graf lachte auf. »Arbeit! Euereiner und Arbeit?!«

      Da mischte sich die Gräfin ein. »Erwin, so laß doch den Mann – Bollschwing wartet auf dich.«

      »Mag er warten!« rief er unwirsch. »Du kannst Dir wohl denken, Tilla, weshalb ich –« Er beendete den Satz nicht, wandte sich wieder an Harst: »Gehen Sie langsam voraus nach der Herberge. Aber – ich warne Sie vor einem Fluchtversuch. Ich trage einen Revolver bei mir. Ich bin hier gleichzeitig Amtsvorsteher.«

      Harst verließ den Vorgarten. Der Graf und die Gräfin folgten dicht hinter ihm im Wagen. Vor der Herberge rief Lippstedt: »Holen Sie Ihre Papiere!« – Inzwischen hatte Harst sich schon überlegt, wie er aus dieser Klemme am besten herauskäme.

      Max Schraut saß im Gastzimmer und las in einem alten Kalender. Der Wirt war schnell hinter dem Schenktisch hervorgestürzt und bedienerte nun draußen das gräfliche Paar. – »– Her mit Ihren Papieren,« raunte Harst seinem Gehilfen zu. »Graf Lippstedt will sie sehen. Bisher hat er nach meinem Namen nicht gefragt. – Oh – das fehlte gerade noch!« Er hatte einen Blick zum Fenster hinausgeworfen. »Er hat einen Gendarm herbeigewinkt. Doch – vielleicht ist’s ganz gut so. – Man wird mich sicher einsperren, Kollege. Gehen Sie zum Gemeindevorsteher und stellen Sie sich als Harald Harst vor. Die Schimmecks sind den Gutsherrschaften nicht sehr gewogen. Bitten Sie Schimmeck um strengste Diskretion und lassen Sie sich alles erzählen, was hier in der Gegend in den letzten Jahren an irgendwie auffälligen Ereignissen vorgekommen ist. Ich werde versuchen, recht bald –« – Da trat der Gendarm ein – wuchtig, schwerfällig und mit unheilverkündender Miene. Harst ging ihm entgegen. »Herr Wachtmeister, ich will ehrlich sein. Ich besitze keine Papiere. Sie sind mir letztens gestohlen worden.«

      »Ach was?! Gestohlen! – Kommen Sie mit.« – Draußen fragte der Graf den Drehorgelspieler nach dem Namen, schaute ihn dabei in einer Weise an, daß Harst aus diesen bohrenden Blicken, die dennoch eine gewisse ängstliche Unruhe verrieten, die Bestätigung einer Vermutung entnahm, die schon im Garten des Gemeindevorstehers in ihm aufgezuckt war. – »August Müller, gnädiger Herr,« erwiderte er recht kläglich. – Auch die Gräfin hatte sich nun weit vorgebeugt und musterte Harst mit ähnlichen Blicken.

      »Bringen Sie den Menschen sofort nach Malchin ins Amtsgerichtsgefängnis,« befahl der Graf dem Gendarm. »Ich werde morgen persönlich mit dem Amtsrichter dieserhalb Rücksprache nehmen. Ich schicke Ihnen vom Gut einen Einspänner. Dann sind Sie noch vor Dunkelwerden in Malchin.«

      Eine halbe Stunde darauf ratterte ein einfacher Kastenwagen die Chaussee entlang. Harst saß hinten auf einem Strohbündel dem Gendarm gegenüber. Er war jetzt sehr zufrieden, daß er sich nicht der Papiere Schraut-Schülers bedient hatte, denn er glaubte, abermals etwas entdeckt zu haben, das vielleicht von Wichtigkeit war. Der Graf hatte zu Schimmeck gesagt: »– oder auch nur mit der Sache ganz entfernt zusammenhängendes –«, und die Gräfin hatte ihren Gatten als erste Begrüßungsworte gefragt: »Hat er sich nochmals gemeldet, Erwin?« Hierauf verriet der Graf wieder ein recht seltsames Interesse für den Drehorgelspieler, das er dann seiner Frau gegenüber durch den unvollendeten Satz begründete: »Du kannst Dir wohl denken, weshalb ich –« Schließlich dann noch die scharf prüfenden, mißtrauischen Blicke. – All das genügte Harst zu der Annahme, daß Lippstedt ihn für den hielt, der er in Wirklichkeit war, eben für den Liebhaberdetektiv, der ja bereits einmal von Berlin aus telephonisch mit Schimmeck gesprochen hatte! – Und nun ließ der Graf diesen Detektiv kurzer Hand einsperren, sogar gleich nach dem Amtsgerichtsgefängnis bringen! Wie war das nun wieder zu bewerten? – Harst grübelte über diese Frage gerade nach, als der Gendarm plötzlich sagte: »He, Sie – was haben Sie eigentlich ausgefressen, daß unser Graf mit Ihnen so streng umsprang?«

      Harst meinte: »Ich hab ’n reines Gewissen. Man wird mich wieder laufen lassen müssen.« – »Na – darauf verspitzen Sie sich man ja nicht! Wenn der Graf erst auf jemand ein Auge geworfen hat, dann –« Er brummelte den Rest in seinen Bart. –

      Schraut war froh, daß man ihn ganz unbehelligt ließ. Der Wirt fragte ihn natürlich, was der andere denn auf dem Kerbholz hätte. – »Woher soll ich’s wissen?! Ich bin dem Leierkasten-Kollegen erst auf der Chaussee jenseits Malchin begegnet,« erklärte der Komiker gleichgültig. »Jedenfalls bin ich ein ehrlicher Kerl. Hier sind meine Papiere, Herr Wirt. – Kann ich wohl bei Ihnen ein paar Tage bleiben. Ich bin mit einem Heulager zufrieden. Und ich helfe auch gern ’n bißchen mit.« – »Wollen sehen –«

      Abends kamen ein paar Bauern zum Skat in die Dorfschenke. Schraut erzählte ihnen gepfefferte Witze und machte Kartenkunststücke. Es ging sehr vergnügt her, und der Wirt merkte, daß Max Schraut ein nutzbringender

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