Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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hat es ihn halt gejuckt und gepackt. Weißt doch selbst, welch’ geradezu magische Anziehungskraft die Berge haben.«

      »Was dabei rausgekommen ist, das wissen wir ja. Liegt mit einem komplizierten Beinbruch im Spital und wir müssen sehen, wie wir klarkommen. Wenn er Sonntags Bewegung haben wollte, dann hätte er wie alle anständigen Leute runterkommen und in die Kirche gehen sollen.«

      Dem Dollingerbauern sah man seine Verärgerung deutlich an. Seine Frau wollte ihren Mann trösten und sagte:

      »Schlimm ist es schon. Wir waren glücklich, daß wir endlich einen guten Almknecht hatten, der gewissenhaft das Vieh versorgte und auch sonst die Almwirtschaft gut bestellte. Doch der hatte zu viele Flausen im Kopf, von denen wir nix wußten. Wär ja noch gegangen, wenn er net so leichtsinnig gewesen wär. Da muß man manchmal beide Augen zudrücken. Es ist ohnehin schwierig, in der Zeit überhaupt noch junge Leute zu bekommen, die auf einer Alm arbeiten wollen.«

      »Und die, die wollen, die dürfen nicht!« bemerkte Franzi trotzig.

      »Franzi, ich habe dir gesagt, daß das nicht in Frage kommt. Aber du, Lenz, du könntest auf die Alm gehen, nur diesen Sommer.«

      Sein Sohn schüttelte den Kopf.

      »Vater, ich habe dir schon öfter gesagt, daß ich das nicht mach’. Ich mach’ meine Arbeit hier auf dem Hof. Dann helf’ ich noch meinem künftigen Schwiegervater. Du weißt, daß wir nach der Hochzeit den Hof überschrieben bekommen. Da kann ich mich jetzt nicht auf die Alm verdrücken.«

      »Verdrücken nennst du das? Hör dir das an, Wilma! Weißt noch, wie das damals bei uns war? Da war ich auch auf der Alm.«

      »Ja, ich weiß, Pius! Bist jeden Abend runtergelaufen, um mich zu besuchen.«

      Ihre Kinder grinsten.

      »Da kommt’s raus, Vater. Bist ja ein ganz fescher Bursche gewesen, wie? Hast wohl oft gefensterlt?«

      Pius Dollinger räusperte sich verlegen.

      »Über so etwas spricht man nicht, Lenz. Schon gar nicht, wenn Frauen am Tisch sitzen. Denk an deine kleine Schwester!«

      Franzi und Lenz lachten herzlich.

      »Vater, erstens ist die Franzi kein kleines Kind mehr, die weiß Bescheid. Zweitens hofft sie vielleicht darauf, daß bei ihr einer fensterln tut?«

      Franzi stieß ihren Bruder, der neben ihr auf der Eckbank in der Küche saß, den Ellbogen unsanft in die Rippen.

      »Nicht so vorlaut, Lenz!«

      »Au! Schaut, wie kratzbürstig die Franzi is’. Die kriegt nie und nimmer einen Mann! So einen Besen wie die Franzi, mit Haar auf den Zähnen und widerspenstig, will kein Bursch’ hier.«

      »Dann sollen sie’s bleiben lassen! Die Mannsbilder sind auch nicht einfach.«

      »So, wie meinst das?«

      »Mutter, das sieht man ja am Vater. Ich weiß wirklich net, warum er sich so anstellt und mich net zur Alm gehen läßt. Ich kann mich schon wehren, wenn mir einer in die Quere kommt.«

      »Ja, das kann die Franzi. Ich kann das bestätigen.« Lenz rieb sich seine Rippen. »Das gibt einen blauen Fleck. Beim Heuen muß ich dann wohl das Hemd anlassen, sonst werd’ ich zum Gespött. Jeder denkt, daß meine Braut über mich hergefallen ist. Vater, laß die Franzi ruhig auf die Alm, dann wird’s hier auch wieder ruhiger.«

      »Schluß jetzt! Die Franzi bleibt hier! Fertig! Das ist mein letztes Wort, als Vater und Bauer.«

      Pius sah nicht, wie seine Frau Franzi zublinzelte. Das konnte nur Gutes bedeuten. Franzi gab keine Gegenantwort. Ihre Mutter würde ihren Vater schon bearbeiten und rumkriegen. Das war damals auch so, als sie in die Stadt wollte, um eine Lehre zu machen.

      *

      Es war am Nachmittag. Ein plötzlich aufkommender Wind fegte über den Hof. Der Hund verzog sich zuerst in die Hundehütte, dann ins Haus. Er legte sich in der Küche unter die Eckbank. Die Katze, die mit ihren Jungen im Hof in der Sonne gespielt hatte, verzog sich mit dem Nachwuchs in die Scheune.

      Die Dollingers standen auf dem Hof und betrachteten den Himmel. Der Wind trieb die Wolken vor sich her. Sie stauten sich an den Berghängen und hingen schwarz und bedrohlich über dem Tal. Von weitem schallte schon ein Donnergrollen herüber.

      »Drüben ist es schon losgebrochen! Wir müssen uns beeilen, Lenz. Das, was da kommt, das haben wir schon lang nicht mehr so gehabt.«

      Vater und Sohn Dollinger verschlossen die Stalltüren fest und verriegelten das Scheunentor. Wilma verschloß alle Fenster. An der Wetterseite machte sie die Klappläden zu. Franzi riß die Wäsche von der Leine, die sie eben erst zum Trocknen aufgehängt hatte.

      Dann trat eine kurze Windstille ein. Die ersten dicken Regentropfen fielen. Erst einzelne Tropfen, die auf den Steinen und dem trocknen Grund auf dem Hof dicke dunkle Flecken hinterließen. Es wurden immer mehr. Dann schüttete es, als hätte Petrus persönlich alle Schleusen geöffnet. Mit dem Aufkommen des Sturmes brach das Unwetter über das Tal herein. Es goß in Strömen. Es hagelte und blitzte. Der Donnerschlag dröhnte und grollte zwischen den Bergwänden, wie eine Urgewalt, die alles sprengen wollte.

      Die Dollingers saßen gemeinsam in der großen Wohnküche und schwiegen. Mit klopfenden und bangen Herzen lauschten sie hinaus.

      »So einen Wettersturz hatten wir schon lang nicht mehr! Das wird ein paar Bäume kosten. Hoffentlich net mehr!«

      Das Licht flackerte. Lenz stand auf und holte die Sturmlaternen. Wilma zündete im Herrgottswinkel ein Licht an. Sie war im Tal geboren und aufgewachsen. Sie kannte die Natur, wie alle, die hier lebten. Doch diesmal war der Sturm sehr bedrohlich. So konnte man sich den Weltuntergang vorstellen.

      Wilma faltete die Hände.

      »Heilige Maria, Mutter Gottes! Wir bitten Dich! Bete für uns! Gebe, Gott, daß die Engel die beschützen und retten, die unterwegs sind! Beschütze das Vieh auf den Almen! Beschütze die Menschen und vergib ihnen ihre Sünden! Halte deine schützende Hand über unser Tal und die Berge! Darum bitten wir, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!«

      So betete Wilma leise und bekreuzigte sich. Franzi, ihr Vater und auch ihr Bruder schlugen ebenso das Kreuzzeichen. Dann setzte sich Wilma an den Tisch und ließ den Rosenkranz durch ihre Finger gleiten. Franzi ging in der Wohnküche auf und ab.

      »Setz dich hin, Franzi! Wir sind alle beunruhigt. Dein Hin- und Hergerenne macht mich noch ganz rappelig.«

      Franzi zog die Strickjacke, die sie über ihrem Dirndl trug, enger um den Körper. Sie setzte sich und starrte ins Leere.

      »Kind, was ist mit dir?«

      Franzi sah ihre Mutter an.

      »Kind, du hast ja Tränen in den Augen. Was ist los?«

      Wilma legte den Arm um ihre Tochter. »Mußt keine Angst haben. Das geht wieder vorbei!«

      »Ich war halt zu lange in der Stadt, Mutter. So ein Wetter habe ich seit Jahren nicht mehr erlebt. Da spürt man die Naturgewalt wieder und wird daran erinnert, wie klein und hilflos der Mensch doch ist.«

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