Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Arbeit nach. Abends saß sie vor der Almhütte auf der Bank und schaute auf die Berge, die in der Abendsonne rot leuchteten.

      Der Gipfel des »Höllentors« mit seinen markanten Formen sah wirklich aus, wie man sich den Eingang zur Hölle vorstellen konnte. Kein Wunder, daß die Altvordern ihm vor Urzeiten den Namen gegeben hatten, dachte Franzi.

      Plötzlich stockte ihr der Atem. Unwillkürlich griff sie sich an die Brust. Dann rieb sie sich die Stirn, als wollte sie die Bilder verwischen, die sich mit aller Macht in ihr Gedächtnis drängten. Hatten die Gäste nicht laut vom »Höllentor« gesprochen, an dem Abend, als sie unter einem Vorwand die Baumbergers besucht hatte? Sie hatten doch laut die verschiedenen Routen diskutiert. Sie waren sich einig gewesen, daß es dort oben sehr interessant, aber auch gefährlich war. Er, der Fremde, der dort mit am Tisch gesessen hatte, mußte alles gehört haben. Was war, wenn er dort hingegangen war? Stille Wasser sind tief, sagte man. Dieser Fremde war sehr still gewesen. Was war, wenn er dort hinaufgebrochen war?

      Sie schloß die Augen und hörte tief hinein in ihr Innerstes. Dann richtete sie den Blick hinauf zum »Engelssteig« und erflehte Hilfe. Weiter drüben kreisten Adler durch die Lüfte. Es war ganz still. So saß Franzi eine ganze Weile da und versuchte, die Botschaft zu verstehen, die ihr Herz ihr zuflüsterte. Sie erkannte, daß es ein starkes Band gab zwischen ihrem Herzen und dem Herzen des Fremden. Sie war die einzige, die er in seiner Not rufen konnte. Und er rief nach ihr, da war sie sich sicher. Doch was sollte sie tun?

      Unruhig ging sie vor der Hütte auf und ab. Dann warf sie sich ihren Lo­den­umhang um und lief hinüber zu den Oberländers. Sie wollte mit Hilda und Wenzel sprechen, die beiden lebten schon so lange hier oben, die konnte sie bestimmt fragen.

      »Franzi, das ist aber nett, daß du uns besuchen tust! Schade, daß ich keine Zeit hab’. Ich will noch rauf zur Berghütte. Ich habe dem Toni versprochen, ein paar Sachen zu bringen, sobald sein Vater sie raufgeschickt hat. Handwerkszeug, das er dringend braucht zur Renovierung. Der Xaver hat es Wanderern mitgegeben. Die haben das Zeug heute nachmittag hiergelassen.«

      Der alte Wenzel griff nach dem Rucksack. Einer inneren Eingebung folgend, trat Franzi hinzu und nahm ihm den Rucksack ab.

      »Gib ihn mir, Wenzel. Von unserer Alm ist es net ganz so weit. Ich wollte ohnehin den Toni mal besuchen. Wenn ich gleich losgehe, dann schaffe ich das gut, vor dem Einbruch der Dunkelheit wieder zurückzusein. Bin ein bissel schneller auf meinen Füß’ als du. Bist mir net bös, daß ich das so sagen tue. Außerdem haben du und die Hilda so viel für uns gemacht, jetzt mache ich was. Ich komm’ dann morgen rüber und bring’ dir den Rucksack wieder.«

      »Ach, Madl, wer könnt dir schon bös sein! Was wahr ist, muß wahr bleiben. Die Jugend ist nun mal schneller als wir alten Leut’. Sag dem Toni ein herzliches Grüß Gott!«

      Franzi ging los. Mit Toni, dem Bruder ihrer Freundin Ria, konnte sie reden. Er war immer ein anständiger Kerl gewesen. Sie kannte ihn, seit sie Ria kannte. Welch ein Glück, daß er jetzt die Berghütte renovierte und oben war.

      Franzi beeilte sich und kam atemlos bei der Hütte an.

      Toni hackte Holz. Als er sie von weitem kommen sah, schlug er die Axt in den Holzklotz und lief ihr entgegen. Bello, sein Neufundländer, stand bellend vor der Hüttentür.

      »Franzi, du? Gib her! Das ist doch viel zu schwer, Madel.« Er nahm ihr den Rucksack ab. »Was ist, warum konnte der Wenzel das Zeug nicht bringen?«

      »Weil ich nicht wollte!« keuchte Franzi. »Ich muß mit dir reden, Toni. Lieber hätte ich mit Ria gesprochen, aber ich weiß nicht, wann die wieder zu Besuch kommt. Deine Mutter sagt zum Schützenfest, aber das dauert mir zu lange. Bis dorthin kann alles zu spät sein. Alles wird bis dorthin zu spät sein!«

      Toni schaute ihr in die Augen und sah die Verzweiflung.

      »Komm mit rein!«

      Toni Baumberger bot Franzi einen Platz am Kamin an. Sie schaute sich um.

      »Sieht schon richtig gut aus, Toni.«

      »Ja, es wird langsam. Aber langsam geht’s trotzdem. Ist noch viel zu machen. Gut ist, daß ich schon Gäste habe. Das sind alles alte Bergwanderer, die damals schon beim Alois übernachtet hatten. Meistens kommen sie vorbei, einfach so, um mal nach der Hütte zu schauen. Sie freuen sich, daß die Hütte wieder bewirtschaftet wird. Einige kennen mich noch von der Zeit, als ich als junger Bub den Alois besucht hab’. Die freuen sich mächtig, daß ich das jetzt mache.«

      »Schön für dich! Dann wird’s bald voll werden.«

      »Ja, bestimmt! Im nächsten Jahr, wenn dann alles fertig ist, dann wird’s richtig zünftig. Ich freue mich schon. Wir werden schöne Hüttenabende machen. Dann wird ja auch hoffentlich Anna hier sein.«

      Ein flüchtiger Schatten huschte über sein strahlendes Gesicht.

      »Wie geht es denn der Anna? Wann kommt sie dich wieder besuchen?«

      »Wir telefonieren oft. Sie kann’s genauso wenig erwarten wie ich. Sie sagt, sie hätte schon richtig Heimweh nach der Hütte.«

      »Nur nach der Hütte? Toni, das wäre schade, wenn sie sich nur nach der Hütte sehen würde!«

      Franzi blinzelte Toni zu.

      »Ja, ich weiß schon, wie du das meinst. Stimmt schon! Die Anna freut sich auch, mich wiederzusehen. Schade, daß sie so weit ist. Sie ist da oben im hohen flachen Norden, in Hamburg. Das ist eben ein bissel weit. Da kann sie net jedes Wochenende kommen. Sie hat aber versprochen, daß sie bald wiederkommt. Unsere Beziehung ist halt wegen der weiten Entfernung etwas kompliziert. Ausgesucht habe ich es mir nicht. Das war die Liebe. Die hat eben einfach zugeschlagen. Franzi, da war ich wehrlos. Als ich mich in die Anna verliebt habe, da wußte ich ihren Namen nicht. Ich wußte nicht, wo sie herkam und wo sie hinfuhr. Ich habe sie nämlich im Zug gesehen.«

      »Ich weiß, alle wissen es in Waldkogel. Lenz meinte neulich, ihr solltet die Hütte ›Zum Abteil‹ nennen, als Erinnerung an den Ort, der euch zusammengeführt hat.«

      »Eine Berghütte, die ›Zum Abteil‹ heißt, das ist ja eine ganz verrückte Idee! Aber gefallen tut sie mir gut. Die Gäste werden doch wohl wissen wollen, wie meine blonde Flachlandindianerin auf die Hütte gekommen ist. Es ist auch mal was ganz anderes. Ich werde mit Alois reden und mit Anna. Mal sehen, wie denen der Vorschlag gefällt. Es wäre wirklich eine schöne dauerhafte Erinnerung an den ersten Augenblick unserer Liebe.

      Franzi seufzte.

      »Entschuldige, Franzi! Jetzt reden wir die ganze Zeit über die Berghütte, die Anna und mich. Dabei hast du doch was auf dem Herzen.«

      »Das macht nichts – und das Thema hast du fast auch schon getroffen.« Sie zögerte etwas und trank einen Schluck Tee mit Rum, den Toni hingestellt hatte.

      Franzi hielt den Becher mit dem heißen Tee zwischen ihren Händen, so als wollte sie sich zur eigenen Stütze dort festhalten und nicht das Gefäß halten.

      »Toni, es fällt mir schwer, mit dir als Mann darüber zu sprechen. Aber erstens bist du der Bruder von Ria – und ich habe dich als anständigen Menschen in Erinnerung. Zweitens hast du dich in Anna verliebt und kannst mir deshalb vielleicht noch besser Auskunft geben. Du mußt mir aber versprechen, daß das alles unter uns bleibt.«

      »Du hast mein Wort darauf!«

      Franzi

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