Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe). Hans Christian Andersen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe) - Hans Christian Andersen страница 10

Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe) - Hans Christian Andersen

Скачать книгу

könnten, nur von sich selbst zu sprechen, nur an sich selbst zu denken und durchaus keine Rücksicht auf den zu nehmen, der bescheiden in der Ecke stand und sich bespucken ließ.

      Ueber der Kommode hing ein großes Gemälde in einem vergoldeten Rahmen, das war eine Landschaft; man sah darauf große, alte Bäume, Blumen im Grase und einen breiten Fluß, welcher um den Wald herumfloß, an vielen Schlössern vorbei, und weit hinaus in das wilde Meer.

      Ole Luk-Oie berührte mit seiner Zauberspritze das Gemälde, und da begannen die Vögel darauf zu singen, die Baumzweige bewegten sich, und die Wolken zogen weiter; man konnte ihren Schatten über die Landschaft hingleiten sehen.

      Nun hob Ole Luk-Oie den kleinen Hjalmar zu dem Rahmen empor, und stellte seine Füße in das Gemälde, gerade in das hohe Gras; da stand er. Die Sonne beschien ihn durch die Zweige der Bäume. Er lief hin zum Wasser und setzte sich in ein kleines Boot, welches dort lag; es war roth und weiß angestrichen, die Segel glänzten wie Silber, und sechs Schwäne, mit Goldkronen um den Hals und einem strahlenden blauen Sterne auf dem Kopfe, zogen das Boot an dem grünen Walde vorüber, wo die Bäume von Räubern und Hexen, und die Blumen von den niedlichen kleinen Elfen und von Dem, was die Schmetterlinge ihnen gesagt haben, erzählen.

      Die herrlichsten Fische, mit Schuppen wie Silber und Gold, schwammen dem Boote nach; mitunter machten sie einen Sprung, daß es im Wasser plätscherte, und Vögel, roth und blau, klein und groß, flogen in zwei langen Reihen hinterher; die Mücken tanzten und die Maikäfer sagten: Bum! Bum! Sie wollten Hjalmar Alle folgen, und Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen.

      Das war eine Lustfahrt! Bald waren die Wälder dicht und dunkel, bald waren sie wie der herrlichste Garten voll Sonnen und Blumen; da lagen große Schlösser von Glas und von Marmor: auf den Altanen standen Prinzessinnen, und diese waren alle kleine Mädchen, die Hjalmar gut kannte; er hatte früher mit ihnen gespielt. Jede streckte die Hände aus und hielt das niedlichste Zuckerherz hin, welches je eine Kuchenfrau verkaufen konnte; und Hjalmar faßte die eine Seite des Zuckerherzens an, indem er vorüberfuhr, und die Prinzessin hielt recht fest, und so bekam Jeder ein Stück: sie das kleinste, Hjalmar das größte. Bei jedem Schlosse standen kleine Prinzen Schildwache, sie schulterten mit Goldsäbeln und ließen Rosinen und Zinnsoldaten regnen; man sah es ihnen an, daß es echte Prinzen waren.

      Bald segelte Hjalmar durch Wälder, bald durch große Säle, oder mitten durch eine Stadt, er kam auch durch die, in welchem sein Kindermädchen wohnte, welche ihn getragen hatte, da er noch ein kleiner Knabe war, und die ihm immer so gut gewesen; sie nickte und winkte und sang den niedlichen kleinen Vers, den sie selbst gedichtet und Hjalmar gesendet hatte:

      Ich denke Deiner so manches Mal,

       Mein theurer Hjalmar, Du Lieber!

       Ich gab Dir Küsse ohne Zahl

       Auf Stirne, Mund und Augenlider.

       Ich hörte Dich lallen das erste Wort,

       Doch mußt' ich Dir Abschied sagen;

       Es segne der Herr Dich an jedem Ort,

       Du Engel, den ich getragen.

      Und alle Vögel sangen mit, die Blumen tanzten auf den Stielen und die alten Bäume nickten, als ob Ole Luk-Oie ihnen auch Geschichten erzähle.

      Mittwoch.

      Nein, wie strömte der Regen draußen hernieder! Hjalmar konnte es im Schlafe hören; und da Ole Luk-Oie ein Fenster öffnete, stand das Wasser herauf bis an das Fensterbrett; es war ein ganzer See da draußen, aber das prächtigste Schiff lag dicht am Hause.

      »Willst Du mitsegeln, kleiner Hjalmar,« sagte Ole Luk-Oie, »so kannst Du diese Nacht nach fremden Ländern gelangen und morgen wieder hier sein!« –

      Da stand Hjalmar plötzlich in seinen Sonntagskleidern mitten auf dem prächtigen Schiffe; sogleich wurde das Wetter schön, und sie segelten durch die Straßen, kreuzten um die Kirche und nun war Alles eine große wilde See. Sie segelten so lange, bis kein Land mehr zu erblicken war, und sie sahen einen Flug Störche, die kamen auch aus der Heimath und wollten nach den warmen Ländern; ein Storch flog immer hinter dem andern, und sie waren schon weit, weit geflogen! Einer von ihnen war so ermüdet, daß seine Flügel ihn kaum noch zu tragen vermochten; er war der Letzte in der Reihe, und bald blieb er ein großes Stück zurück; zuletzt sank er mit ausgebreiteten Flügeln tiefer und tiefer; er machte noch wenige Schläge mit den Schwingen, aber es half nichts; nun berührte er mit seinen Füßen das Tauwerk des Schiffes, dann glitt er vom Segel herab, und bums! da stand er auf dem Verdecke.

      Jetzt nahm ihn der Schiffsjunge und setzte ihn in das Hühnerhaus zu den Hühnern, Enten und Truthähnen; der arme Storch stand befangen mitten unter ihnen.

      »Sieh den Kerl an!« sagten alle Hühner.

      Und der calcutttische Hahn blies sich so dick auf, wie er konnte und fragte, wer er wäre; die Enten gingen rückwärts und pufften einander: »Rappel Dich! Rappel Dich!« Und der Storch erzählte vom warmen Afrika, von den Pyramiden und vom Strauße, der, einem wilden Pferde gleich, die Wüste durchlaufe; aber die Enten verstanden nicht, was er sagte, und dann pufften sie einander: »Wir sind doch wohl alle derselben Meinung, nämlich, daß er dumm ist!«

      »Ja, sicher ist er dumm!« sagte der Truthahn, und dann kollerte er. Da schwieg der Storch und dachte an sein Afrika.

      »Das sind herrlich dünne Beine, die Ihr habt!« sagte der Calcuttaer. »Was kostet die Elle davon?«

      »Skrat, skrat, skrat!« grinsten alle Enten; aber der Storch that, als ob er es nicht höre.

      »Ihr könnt immer mitlachen,« sagte der Calcuttaer zu ihm: »denn es war sehr witzig gesagt! Oder war es Euch vielleicht zu hoch? Ach, ach, er ist nicht vielseitig! Wir wollen interessant unter uns selbst bleiben!« Und dann gluckte er, und die Enten schnatterten: »Gik, gak! Gik gak!« Es war schrecklich, wie sie sich selbst belustigten.

      Aber Hjalmar ging nach dem Hühnerhause, öffnete die Thüre, rief den Storch, und der hüpfte zu ihm heraus auf das Verdeck. Nun hatte er ja ausgeruht, und es war als ob er Hjalmar zunickte, ihm zu danken. Darauf entfaltete er seine Schwingen und flog nach den warmen Ländern; aber die Hühner gluckten, die Enten schnatterten, und der calcuttische Hahn wurde feuerroth am Kopfe.

      »Morgen werden wir Suppe von Euch kochen!« sagte Hjalmar, und damit erwachte er und lag in seinem leinenen Bette. Es war doch eine sonderbare Reise, die Ole Luk-Oie ihn diese Nacht hatte machen lassen.

      Donnerstag.

      »Weißt Du was?« sagte Ole Luk-Oie, »werde nur nicht furchtsam! Hier wirst Du eine kleine Maus sehen!« Und dann hielt er seine Hand her mit dem leichten, niedlichen Thiere. »Sie ist gekommen, um Dich zur Hochzeit einzuladen. Hier sind in dieser Nacht zwei kleine Mäuse, die in den Stand der Ehe treten wollen. Sie wohnen unter Deiner Mutter Speisekammerfußboden: das soll eine schöne Wohnung sein!«

      »Aber wie kann ich durch das kleine Mauseloch im Fußboden hindurch kommen?« fragte Hjalmar.

      »Da laß mich nur sorgen!« sagte Ole Luk-Oie. »Ich werde Dich schon klein machen!« Und nun berührte er Hjalmar mit seiner Zauberspritze,

Скачать книгу