Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Zbyszko befahl, ihn auf einen der erbeuteten mit Rädern und Achsen beladenen und zu jenem Zuge gehörenden Wagen zu legen, welche neue Zufuhr in die Burg hatte bringen sollen. Er selbst bestieg ein anderes Pferd und sprengte mit Macko davon, um die Fliehenden weiter zu verfolgen. Diese Verfolgung war indessen nicht allzu schwer, denn die Pferde der Deutschen taugten wenig zu einer solchen Flucht auf der vom Frühlingsregen durchweichten Landstraße. Auf einer schnellen, leichtfüßigen Stute, welche dem erschlagenen Edelmann aus Lekawica angehört hatte, überholte Macko nach einigen hundert Schritten fast alle Samogitier und erreichte bald den ersten Deutschen. Dem ritterlichen Gebrauche gemäß rief er ihn zwar an, auf daß er sich entweder als Gefangener ergebe oder zum Kampfe stelle, aber da jener that, als ob er nicht höre, zur Erleichterung seines Pferdes sogar seinen Schild wegwarf, sich vorbeugte und seine Sporen in des Rosses Flanken drückte, da versetzte ihm der alte Ritter mit seiner breiten Axt einen furchtbaren Hieb zwischen die Schulterblätter und hob ihn aus dem Sattel.

      So rächte er sich an den Flüchtlingen für den verräterischen Pfeilschuß, den er einst empfangen hatte; sie aber flohen vor ihm gleich einem Rudel Hirsche, die alle von unbezwinglicher Furcht erfüllt sind, aber keinen Trieb hegen, zu kämpfen und sich zu verteidigen, sondern nur den einen, sich vor dem entsetzlichen Verfolger zu retten. Etliche liefen in den Wald, einer blieb im Sumpfe stecken, und diesen erwürgten die Samogitier mittelst eines Halfters. Ganze Scharen verfolgten die Flüchtlinge bis ins Dickicht, wo nun unter Lärm und Geschrei eine wilde Jagd begann. Der Forst hallte davon wider, bis der letzte Mann bezwungen war. Dann kehrten der alte Ritter aus Bogdaniec, Zbyszko und Hlawa auf das erste Schlachtfeld zurück, wo die erschlagenen deutschen Kriegsknechte lagen. Die Leichname waren entblößt, etliche auch furchtbar verstümmelt von den Händen der rachsüchtigen Samogitier. Ein großer Sieg war gewonnen, und das Volk wie trunken vor Freude. Nach der letzten Niederlage Skirwoillos bei Gotteswerder war Unzufriedenheit in die Herzen der Samogitier eingezogen, vornehmlich weil die ihnen durch Witold zugesagten Hilfstruppen nicht so schnell eingetroffen waren, wie man erwartet hatte. Jetzt aber lebte die Hoffnung wieder auf und die Flamme der Begeisterung entzündete sich aufs neue gleich einem Feuer, dem frische Nahrung zugeführt wird.

      Allzuviele waren sowohl bei den Samogitiern wie bei den Deutschen gefallen, um sie bestatten zu können, aber Zbyszko befahl, mit den Speeren Gräber für die beiden Edelleute aus Lekawica zu graben, welche hauptsächlich zu dem Siege beigetragen hatten, und sie unter zwei Fichtenbäumen zu beerdigen, in deren Rinde er mit der Spitze seines Schwertes Kreuze einschnitt. Dann, nachdem er dem Böhmen anbefohlen hatte, über den immer noch bewußtlosen Herrn de Lorche zu wachen, brach er mit seinen Mannen auf und zog eilig wieder auf der nämlichen Straße der Richtung zu, wo sich Skirwoillo befinden mußte, um ihm für alle Fälle Hilfe zu bringen. Doch es währte lange, bis er auf das von den Streitern schon verlassene Schlachtfeld stieß, welche wie das erste mit den Leichnamen der Samogitier und Deutschen bedeckt war. Zbyszko sagte sich, Skirwoillo müsse einen bedeutenden Sieg davongetragen haben, denn wenn dieser furchtbare Heerführer geschlagen worden wäre, hätten sie auf ihrem Wege deutsche, gegen die Burg ziehende Krieger treffen müssen. Offenbar war es aber ein blutiger Sieg gewesen, da etwas weiterhin, jenseits des eigentlichen Schlachtfeldes, noch Leichname von erschlagenen Samogitiern dicht an einander gereiht lagen. Bei diesem Anblick dachte der erfahrene Macko, ein Teil der Deutschen müsse wohl im stande gewesen sein, sich vor dem Verderben zu retten.

      Ob Skirwoillo sie dann verfolgt hatte, war schwer zu entscheiden, weil die Spuren trügerisch waren, und eine die andere immer wieder verwischt hatte. Doch glaubte Macko, daß die Schlacht hier schon ziemlich lange, vielleicht früher als die von Zbyszko gelieferte, stattgefunden hatte, denn die Leichname waren schwarz und angeschwollen, manche auch schon von Wölfen zerrissen, welche sich bei Annäherung der bewaffneten Mannen ins Dickicht flüchteten.

      In Anbetracht all dessen beschloß Zbyszko, nicht auf Skirwoillo zu warten, sondern zu dem früheren, sicheren Lagerplatz zurückzukehren. Spät in der Nacht dort angelangt, traf er sogleich mit dem samogitischen Heerführer zusammen, welcher etwas früher dort eingetroffen war. In Skirwoillos sonst etwas düsterem Gesichte drückte sich jetzt frohe Zuversicht aus. Sofort fragte er nach der Schlacht, die stattgesunden hatte, und als er von dem Siege hörte, sagte er mit einer, dem Krächzen eines Raben gleichen Stimme: »Ich bin zufrieden mit Dir und mit mir. Die Hilfstruppen werden nicht so rasch eintreffen, wenn aber der Großfürst kommt, wird auch er seine Befriedigung äußern, denn die Burg wird unser sein.«

      »Was für Gefangene sind gemacht worden?« fragte Zbyszko.

      »Nur Weißfische, keine Hechte! Es war einer da, es waren sogar zwei da, aber sie entschlüpften, die bärbeißigen Hechte! Sie bissen unsere Mannen und suchten dann das Weite!«

      »Durch Gottes Gnade ward mir ein Gefangener in die Hände geliefert,« entgegnete der Jüngling. »Es ist ein mächtiger und angesehener weltlicher Ritter, ein Fremder!«

      Der schreckliche Samogitier umfaßte seinen eigenen Hals mit beiden Händen, dann machte er eine Bewegung, wie wenn er mit einem Stricke in die Höhe gezogen werde.

      »So wird es ihm ergehen!« sagte er, »gerade wie den andern … So!«

      Doch Zbyszko runzelte die Stirne.

      »Höre, Skirwoillo,« antwortete er, »so wird es ihm nicht ergehen, denn er ist mein Gefangener und mein Freund. Uns beide hat Fürst Janusz zu gleicher Zeit gegürtet, und ich gestatte nicht, daß Du mit einem Finger an ihn rührst!«

      »Du gestattest es nicht?«

      »Ich gestatte es nicht!«

      Und sie maßen sich mit finsteren Blicken, wobei Skirwoillos Gesicht sich verzerrte und geradezu den Ausdruck eines Raubtieres annahm. Schon waren beide nahe daran, ihrem Zorn die Zügel schießen zu lassen, als Zbyszko, dessen Herz von den Ereignissen des Tages erschüttert war und welcher jeden Streit mit dem alten Heerführer zu vermeiden wünschte, den er ehrte und schätzte, ihn plötzlich umfaßte, an die Brust drückte und rief: »So willst Du mir ihn entreißen und mir damit die letzte Hoffnung rauben? Wie kannst Du mir ein solches Unrecht zufügen?«

      Skirwoillo entzog sich der Umarmung nicht, schließlich aber erhob er sein Haupt von Zbyszkos Schulter und diesen von unten herauf ansehend, ließ er ein eigentümliches Schnauben hören: »Wohlan,« sagte er nach kurzem Schweigen, »morgen lasse ich meine Gefangenen aufhängen, wünschest Du aber einen für Dich zu behalten, so überlasse ich ihn Dir.«

      Dann umarmten sie sich nochmals und trennten sich in gutem Einvernehmen, zur großen Befriedigung Mackos, welcher bemerkte: »Durch Heftigkeit kannst Du offenbar nichts bei ihm erreichen, aber durch freundliches Entgegenkommen wird er zu Wachs in Deinen Händen.«

      »So ist das ganze Volk,« erwiderte Zbyszko, »die Deutschen allein nur wissen dies nicht.«

      Nach diesen Worten befahl er, Herrn de Lorche, der in einer Hütte rastete, an die Feuerstätte zu führen, und derselbe erschien denn auch bald, von dem Böhmen geleitet, unbewaffnet, ohne Helm, mit einem ledernen Wams bekleidet, auf dem der Panzer seine Spuren zurückgelassen hatte, und mit einer roten Mütze auf dem Haupte.

      De Lorche hatte schon durch Hlawa erfahren, wessen Gefangener er war, deshalb trat er mit kalter hochmütiger Miene heran und beim Scheine der Flamme war Trotz und Verachtung in seinem Gesichte zu lesen.

      »Danke Gott,« sagte Zbyszko zu ihm, »daß er Dich in meine Hand gab, denn von mir hast Du nichts zu befürchten.«

      Und er wollte ihm in freundschaftlicher Weise

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