Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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geschlagen, und daß sie ihm das Pferd genommen hätten, das mit Reliquien von ganz ungewöhnlichem Werte beladen gewesen sei. Schließlich, fügte er hinzu, als man ihn am Baume festgebunden habe, seien ihm von den Ameisen dermaßen die Füße und der ganze Körper zerbissen worden, daß ihn binnen kurzem unfehlbar der Tod ereilt hätte.

      Nun aber ward Zbyszko von heftigem Zorn ergriffen, er sprang auf und rief: »Antworte, Du Landstreicher, auf das, was ich Dich frage, und hüte Dich, daß Dir nicht noch Schlimmeres begegne.«

      »Herr,« ließ sich nun der Böhme vernehmen, »nicht weit von hier befindet sich ein Ameisenhaufen von roten Ameisen, gebt Befehl, daß man ihn dorthin bringe, und er wird sogleich seine Zunge zu gebrauchen wissen.«

      Hlawa sprach freilich nicht im Ernste, ja, er lächelte sogar dabei, denn im Innern war er Sanderus recht gewogen; dieser aber erschrak heftig und rief: »Erbarmen! Erbarmen! Gebt mir noch ein wenig von diesem heidnischen Getränk, und ich sage alles, was ich gesehen habe, und was ich nicht gesehen habe.«

      »Wenn Du nur eine einzige Lüge sagst, schlage ich Dir die Knochen entzwei,« versetzte der Böhme.

      Aber er führte zum zweiten Mal einen Schlauch mit Stutenmilch an Sanderus’ Lippen, und dieser ergriff ihn, setzte den Mund daran wie ein Kind an die Mutterbrust und begann gierig zu trinken, indem er dabei die Augen bald öffnete, bald wieder schloß.

      Als er zwei Quart oder auch etwas mehr zu sich genommen hatte, schüttelte er sich, legte den Schlauch auf seine Knie und sagte, wie wenn er sich nur einer unabwendbaren Notwendigkeit gefügt hätte: »Welch ekelhafter Trank!« Zu Zbyszko gewendet, fügte er hinzu: »Nun mögt ihr fragen, o mein Retter!«

      »Befand sich mein Weib bei der Abteilung, mit der Du kamst?«

      Auf Sanderus’ Gesicht drückte sich eine gewisse Verwunderung aus. Zwar wußte er schon, daß Danusia die Ehegemahlin Zbyszkos war, er wußte aber auch, daß die Trauung heimlich vollzogen und die Jungfrau gleich darauf entführt worden war, darum hatte er vornehmlich die Tochter Jurands in ihr gesehen.

      Indessen erwiderte er hastig: »Ja, mein allergnädigster Herr, sie befand sich dabei. Aber Zygfryd de Löwe und Arnold von Baden durchbrachen die Reihen des Feindes.«

      »Hast Du mein Weib gesehen?« fragte Zbyszko mit klopfendem Herzen.

      »Ihr Angesicht habe ich nicht erschaut, o Herr, doch sah ich eine an zwei Pferden befestigte, ganz verhüllte Tragbahre, worin sie jemand gefangen mit sich führten, und diese Tragbahre ward von demselben Weibe bewacht, die, von Danveld geschickt, in den Jagdhof kam. Auch hörte ich ein Lied, ein recht trauriges, und es klang aus der Tragbahre hervor.«

      Zbyszko war bleich vor Erregung, er ließ sich auf einem Baumstamm nieder und wußte während eines kurzen Augenblickes nicht, was er noch fragen solle. Macko und Hlawa waren ebenfalls unendlich erregt, als sie diese große, wichtige Kunde vernahmen. Vielleicht dachte der Böhme auch an seine eigene, geliebte Herrin, welche in Spychow zurückgeblieben war und für welche diese Nachricht eine Unglücksbotschaft bedeutete.

      Ein tiefes Schweigen folgte. Der schlaue Macko indessen, der Sanderus noch nicht kannte und zuvor kaum von ihm gehört hatte, betrachtete ihn argwöhnisch und fragte: »Was für ein Mensch bist Du denn, und was thatest Du bei den Kreuzrittern?«

      »Was ich für ein Mensch bin, großmächtiger Ritter,« antwortete der Landstreicher, »mögen Dir diese sagen, dieser tapfere Fürst (hier wies er auf Zbyszko) und dieser mutige böhmische Graf, welche mich seit langer Zeit kennen.«

      Offenbar hatte die Stutenmilch wohlthuend auf ihn eingewirkt, denn er ward ganz lebhaft, und sich zu Zbyszko wendend, begann er mit einer Stimme, die keine Spur mehr von Schwäche zeigte: »Herr, Ihr habt mir zweimal das Leben gerettet. Ohne Euch wäre ich von den Wölfen aufgefressen worden, oder die Strafe der Bischöfe hätte mich getroffen. Denn diese, wohl irre geleitet durch meine Feinde (o wie schlecht die Welt doch ist!), hatten Befehl gegeben, mich zu verfolgen, weil ich Reliquien verkaufte, deren Echtheit sie bezweifelten. Aber Du, Herr, hast mich in Deinen Schutz genommen, dank Dir diente ich den Wölfen nicht zum Fraße, dank Dir konnte mir die Verfolgung nichts anhaben, weil jedermann glaubte, ich gehöre zu Deinem Gefolge. Bei Dir hat es mir auch nie an Speise und Trank gefehlt und sie waren besser als die Stutenmilch hier, welche ekelhaft ist. Ich trinke sie aber doch, um zu zeigen, daß ein armer, gottesfürchtiger Pilgrim vor keiner Buße zurückschreckt.«

      »Du Possenreißer, sage rasch, was Du weißt, und halte uns nicht länger zum Narren!« rief Macko.

      Doch Sanderus setzte abermals den Schlauch an seine Lippen und leerte ihn ganz, dann wendete er sich, ohne auf Mackos Worte zu hören, wieder zu Zbyszko.

      »Weil Ihr mich beschützt habt, bin ich Euch zugethan, Herr. Wie die Schrift sagt, sündigten auch die Heiligen neunmal in der Stunde, daher kommt es vor, daß auch Sanderus zuweilen sündigt, aber undankbar ist auch Sanderus niemals gewesen und wird es auch niemals sein. Als Euch das Unglück traf – erinnert Euch, – da sagte ich: ›Nun wandre ich von Burg zu Burg, und indem ich unterwegs den Leuten gute Lehren beibringe, werde ich die Verlorene suchen.‹ Wen habe ich nicht gefragt! Wo bin ich nicht gewesen! Um dies zu erzählen, wäre viel Zeit erforderlich; genug, daß ich sie fand, und daß ich von diesem Augenblick an wie eine Klette an dem alten Zygfryd hängen blieb. Zu seinem Diener machte ich mich und von Burg zu Burg, von Komturei zu Komturei, von Stadt zu Stadt folgte ich ihm, bis zu dieser letzten Schlacht.«

      Zbyszko war unterdessen seiner Erregung Herr geworden und sagte: »Ich bin Dir dankbar, und die Belohnung soll Dir nicht entgehen. Aber jetzt beantworte mir meine Frage: ›Willst Du bei Deinem Seelenheil schwören, daß mein Weib noch am Leben ist?‹«

      »Ich schwöre es bei meinem Seelenheil!« entgegnete Sanderus ernst.

      »Weshalb hat Zygfryd Szczytno verlassen?«

      »Das weiß ich nicht, Herr, ich hege nur meine Vermutungen. Er ist ja nie als Starost in Szcyztno gewesen, und er verließ den Ort vielleicht, weil er des Großmeisters Gebote fürchtete, welcher, wie man sagt, an ihn schrieb, er möge der Fürstin von Masovien die Gefangene ausliefern. Vielleicht entfloh er auch schon, ehe jener Brief eintraf, denn seine Seele war verhärtet durch Schmerz und Groll, und er wollte Rache für Rotgiers Tod nehmen. Manche behaupten jetzt, dieser sei sein Sohn gewesen. Ich weiß nicht, ob dem so ist, ich weiß nur, daß irgend etwas seine Sinne verwirrt haben muß, und daß er Jurands Tochter – ich wollte sagen, Euere junge Ehegemahlin – solange er lebt, nicht freilassen wird.«

      »Gar wunderlich dünkt mich all dies,« warf Macko plötzlich ein, »denn wenn jener alte Hund so ergrimmt auf Jurands ganzes Geschlecht wäre, so würde er Danusia gewiß getötet haben.«

      »Er wollte sie auch töten,« entgegnete Sanderus, »aber da stieß ihm etwas zu, wodurch er schwer erkrankte, und wodurch er beinahe den letzten Atemzug gethan hätte. Unter seinen Leuten wird viel darüber geflüstert. Manche sagen, als er bei Nacht in den Turm gegangen sei, um die junge Herrin zu morden, sei ihm der böse Geist entgegengetreten, wieder andere sagen, es sei ein Engel gewesen. Sicher ist nur, daß man ihn ohne Bewußtsein vor dem Turme im Schnee fand. Noch jetzt, wenn er daran denkt, stehen ihm die Haare zu Berge, deshalb wagt er auch nicht, Hand an die Jungfrau zu legen, und fürchtet sich, jemand dazu zu veranlassen. Er führt den stummen Henker von Szczytno immer mit sich, aber niemand weiß weshalb, denn der Henker hütet sich nicht minder wie alle andern, ihr ein Leid zuzufügen.«

      Diese Worte brachten einen tiefen Eindruck hervor. Zbyszko, Macko und der Böhme traten näher zu Sanderus heran, welcher das Zeichen des Kreuzes machte und dann fortfuhr: »Bei den Kreuzrittern ist nicht gut sein. Zuweilen habe ich Dinge gehört

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