Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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bekommen, vorausgesetzt, daß sie deshalb nicht einander zerreißen.«

      »Was für kleine Bären?«

      »Na, die Bürschlein, Jagienkas Brüder.«

      »Nun, die werden nicht nötig haben, an ihren Pfoten im Winter zu saugen.«

      »Aber weshalb trinkst Du nicht? Jagienka schenke ihm und mir ein.«

      »Ich esse und trinke soviel ich kann.«

      »Wenn Du nicht mehr kannst, schnallst Du den Gurt ab. Ein schöner Gurt! Ihr müßt aus Litauen reiche Beute mitgebracht haben?«

      »Wir können nicht klagen,« entgegnete Zbyszko, die Gelegenheit benützend, um zu zeigen, daß die Besitzer Bogdaniecs auch nicht zu unterschätzende Edelleute seien. »Einen Teil der Beute verkauften wir in Krakau und erhielten vierzig Mark Silber dafür.«

      »Bei Gott dem Herrn, dafür kann man sich ja ein Dorf kaufen.«

      »Es war eine mailändische Rüstung, welche der Ohm verkaufte, weil er sich selbst für verloren hielt, und daher …«

      »Ich weiß! Nun, da lohnt es sich, nach Litauen zu gehen. Ich wollte seiner Zeit auch gehen, aber ich fürchtete mich.«

      »Weshalb? Vor den Kreuzrittern?«

      »Ach, wer fürchtet sich vor den Deutschen! So lange sie Dich nicht totschlagen, ist kein Grund vorhanden, sich zu fürchten, und wenn sie Dich totschlagen, hast Du keine Zeit mehr dazu.«

      »Ich fürchtete mich vor den Heidengöttern, das heißt vor den Teufeln. In den Wäldern hausen wahrscheinlich so viele wie Ameisen.«

      »Wo sollen sie denn sonst hausen, da die Heidentempel niedergebrannt worden sind? Früher schwelgten sie in Reichtum und jetzt leben sie von Pilzen und Ameisen.«

      »Hast Du sie auch schon gesehen?«

      »Ich selbst sah noch keine, aber ich hörte, daß sie von andern gesehen wurden. Mancher von ihnen streckt zuweilen hinter einem Baume eine zottige Tatze hervor und hält sie hin, damit man ihm etwas geben soll.«

      »Macko sagte uns das Gleiche,« warf hier Jagienka ein.

      »Freilich! Dir und mir hat er davon unterwegs erzählt,« fügte Zych hinzu. »Nun, das ist nicht zu verwundern. Bei uns ertönt doch zuweilen ein Lachen aus den Sümpfen, trotzdem das Land längst zum Christentum übergegangen ist, und wenngleich die Priester daher auch darüber schelten, ist es doch angebracht, für die Hausgeister des Nachts in irgend einen Winkel eine Schüssel mit Essen zu stellen, denn sonst kratzen sie an den Wänden, daß man kein Auge schließen kann … Jagienka, mein Töchterchen, gehe und stelle eine Schüssel auf die Schwelle!«

      Jagienka brachte eine Schüssel voll Klößchen mit Käse und stellte sie auf die Schwelle, Zych aber fuhr fort: »Die Geistlichen schreien, strafen! Der Ruhm des Herrn Jesus wird aber durch ein paar Klöße nicht geschmälert, und wenn der Hausgott satt und zufrieden ist, dann schützt er vor Feuer und vor Diebstahl. – Willst Du jedoch nicht Deinen Gurt ablegen und ein wenig singen?« wandte er sich hierauf fragend an Zbyszko.

      »Nein, Ihr müßt singen, denn ich sehe wohl, daß Ihr längst Lust dazu verspürt, oder vielleicht auch die Jungfrau Jagienka.«

      »Wir werden der Reihe nach fingen,« rief Zych fröhlich. »Wir haben einen Knecht im Hause, der ganz nett zum Gesange auf einer hölzernen Pfeife zu quitschen versteht. Ruft mir ihn!«

      Der Weisung ward Folge geleistet, der Knecht kam, setzte sich auf einen dreibeinigen hölzernen Schemel, steckte die Pfeife in den Mund und schaute, die Finger auf dem Instrumente ausbreitend, prüfend auf die Anwesenden, wie um sich zu vergewissern, wen er begleiten solle. Da jedoch keines den Anfang machen wollte, erhob sich zuerst ein lebhafter Streit. Endlich gebot Zych dem Töchterlein, mit gutem Beispiel voran zu gehen, und trotzdem sich Jagienka scheute, vor Zbyszko zu singen, stand sie doch von der Bank auf, steckte die Hände unter die Schürze und sang:

      »Flügel hätt’ ich so gerne

       Wie ein Gänslein klein,

       Nach Schlesien in die Ferne

       Flög’ ich zu Jasio mein.« …

      Zbyszko machte anfänglich große Augen, dann sprang er mit gleichen Füßen empor und rief mit lauter Stimme: »Wer hat Euch dies Lied gelehrt?«

      Jagienka sah ihn staunend an: »Das singen doch alle. Was ist mit Euch?«

      Zych indessen, der glaubte, Zbyszko habe zu viel getrunken, wendete sich zu diesem und meinte: »Schnalle Deinen Gürtel auf, dann wird Dir gleich leichter werden.«

      Doch auf Zbyszkos Antlitz spiegelten sich die widersprechendsten Empfindungen. Endlich jedoch ward er seiner Erregung Herr und sagte zu Jagienka: »Verzeiht! Mir kam plötzlich etwas in den Sinn. Singt weiter.«

      »Vielleicht stimmt Euch aber mein Gesang traurig?«

      »Ei, kein Gedanke!« erwiderte Zbyszko mit etwas bebender Stimme. »Ich könnte Euch die ganze Nacht zuhören.«

      So sprechend, setzte er sich wieder nieder und die Augen mit der Hand beschattend, verfiel er in tiefes Sinnen.

      Jagienka sang nun auch die zweite Strophe, doch kaum damit zu Ende gekommen, gewahrte sie eine große Thräne, die sich zwischen den Fingern Zbyszkos hervorstahl.

      Rasch eilte sie nun auf ihn zu, nahm neben ihm Platz und stieß ihn mit dem Ellenbogen an.

      »Nun?« flüsterte sie, »was ist Euch? Ich will nicht, daß Ihr weint. Sprecht, was ist Euch?«

      »Nichts, nichts!« entgegnete Zbyszko seufzend, »es lohnt sich nicht, darüber zu reden … Es kam so über mich. Nun ist mir schon wieder leichter.«

      »Möchtet Ihr vielleicht süßen Wein trinken?«

      »Bei meiner Treu, Mädchen!« rief nun Zych, »weshalb redet Ihr Euch mit ›Ihr‹ an? Sage ›Du‹ zu ihm und nenne ihn Zbyszko, und Du, Zbyszko, nennst sie Jagienka. Ihr kennt Euch doch von Jugend an.« Und sich wieder zu der Tochter wendend, meinte er: »Daß er Dich einmal geprügelt hat, das schadet nichts. Jetzt wird er es nicht mehr thun.«

      »Nein, das werde ich nicht mehr thun!« erklärte Zbyszko heiter. »Sie aber soll mir jetzt dafür Prügel geben, wenn sie Lust dazu hat.«

      Daraufhin ballte Jagienka, in der Absicht, ihn recht lustig zu stimmen, die Hand zur Faust und gab sich lachend den Anschein, als ob sie Zbyszko schlagen wolle.

      »Da hast Du es, für meine zerschundene Nase, da hast Du es, da hast Du es!«

      »Wein her!« rief nun der Besitzer von Zgorzelic fröhlich.

      Jagienka eilte in die Vorratskammer und erschien gleich darauf wieder mit einem steinernen Krug voll Wein, zwei schönen, von einem Breslauer Goldschmied gearbeiteten, in Silber getriebenen Bechern und einigen weithin duftenden Käschen.

      Zych, der nicht mehr ganz nüchtern war, wurde bei diesem Anblick von Rührung übermannt; er ergriff den Krug, stellte ihn auf seinen Schoß und ohne Zweifel glaubend, dies sei Jagienka, fing er also zu reden an: »Ei, Du mein Töchterlein! O ich armer Verwaister!

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