Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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binnen kurzem werdet Ihr sie hergeben müssen!« rief Zbyszko.

      Zychs Rührung hielt indessen nicht lange an, denn er brach gleich wieder in Lachen aus.

      »Ha! ha! Das Mädchen ist erst fünfzehn Jahre alt, und es zieht sie schon zu den Burschen!«

      »Väterchen! Du wirst sehen, daß ich fortgehe,« erklärte Jagienka.

      »Nein, bleibe, mit Dir ist gut sein.«

      Dann blinzelte er Zbyszko geheimnisvoll zu.

      »Zwei schon haben sich hier eingestellt, der eine der junge Wilk, ein Sohn des alten Wilk aus Brzozowa, der andere Cztan aus Rogow. Wenn sie Dich hier erwischen, dann fallen sie Dich ebenso wütend an, wie sie sich wechselseitig anfallen.«

      »Topp, es gilt!« rief Zbyszko.

      Dann wandte er sich zu Jagienka, und sie der Aufforderung Zychs zufolge mit Du anredend, fragte er: »Und welchen wählst Du?«

      »Keinen.«

      »Wilk ist ein jähzorniger Bursche!« warf Zych ein.

      »Möge er sich bei andern sein Mütchen kühlen!«

      »Und Cztan?«

      Jagienka lachte. »Cztan,« sagte sie hierauf, sich zu Zbyszko wendend, »dem fällt wie einem Schaf das Haar so zottig bis zur Nase, daß er kaum aus den Augen zu sehen vermag, und er ist so fett wie ein Bär.«

      Bei diesen Worten schlug sich Zbyszko an die Stirn, als ob ihm plötzlich etwas einfiele, und er sagte: »Nun, das ist nur gut; ich möchte Euch nämlich um etwas bitten. Habt Ihr vielleicht Bärenfett im Hause? Dem Ohm soll es zum Heilmittel dienen, und in Bogdaniec fehlt es daran.«

      »Wir hatten wohl,« entgegnete Jagienka, »aber die Bürschlein haben es in den Vorhof getragen, um die Bogen damit zu schmieren. Und den Rest, nun den haben die Hunde gefressen. Jetzt thut es mir leid.«

      »Blieb nichts übrig?«

      »Alles ist rein aufgeleckt!«

      »Ei, da läßt sich eben nichts anderes thun, als im Walde nach anderem zu fahnden.«

      »Stelle eine Treibjagd an, an Bären fehlt es nicht, und wenn Ihr die Jagdgeräte haben wollt, können wir sie Euch geben.«

      »Weshalb sollte ich lange warten? Ich gehe des Nachts zu den Bienenstöcken.«

      »Nimm fünf von unseren Knechten mit. Es sind tüchtige Bursche unter ihnen.«

      »Mit einem solchen Haufen ist’s nichts. Damit verscheucht man nur die wilden Tiere.«

      »Wie gedenkt Ihr es zu machen? Wollt Ihr die Armbrust mitnehmen?«

      »Was sollte mir im dunkeln Walde die Armbrust nützen? Wir haben ja jetzt nicht Vollmond. Ich nehme eine vielzackige Heugabel mit, ein gutes Beil und gehe morgen allein.«

      Jagienka schwieg einige Zeit; auf ihrem Gesichte drückte sich jedoch sichtliche Unruhe aus.

      »Im vorigen Jahre,« begann sie endlich wieder, »ging der Jäger Bezduch von uns weg und wurde von einem Bären zerrissen. Es ist immer eine gefährliche Sache, sich allein des Nachts in den Wald zu wagen, denn sieht der Petz gar einen einzelnen Menschen bei den Bienenstöcken, dann stellt er sich sofort auf die Hinterbeine.«

      »Wenn er davonlaufen würde, könnte man ihn ja nicht packen!« rief Zbyszko.

      Jetzt erhob sich plötzlich Zych, der ein wenig geschlummert hatte, und begann zu singen:

      »Kuba stets von der Arbeit kommt,

       Mir, Maczek, nur die Lustbarkeit frommt;

       Frühmorgens mit der Sichel wir ziehn in die Au,

       Doch im Korn allein nur nach Kascha ich schau.

       Juchhe, Juchhe!«

      »Siehst Du,« wandte er sich hierauf an Zbyszko, »es sind ihrer zwei: Wilk aus Brzozowa und Cztan aus Rogow … Aber Du …«

      Da trat Jagienka, wohl aus Furcht, Zych könne in seinen Worten zu weit gehen, rasch auf Zbyszko zu und fragte: »Und wann willst Du gehen? Morgen?«

      »Morgen nach Sonnenuntergang.«

      »Und zu welchen Bienenstöcken?«

      »Zu den unsrigen, in Bogdaniec, nicht weit von Euren Grenzhügeln, nahe bei den Sümpfen von Rudzik. Man sagte mir, dort werde ich sicherlich mit einem Bären zusammenstoßen.«

      Sechstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Zbyszko traf alle Vorbereitungen, wie er gesagt hatte, denn Mackos Zustand verschlimmerte sich sichtlich. Anfänglich hielt diesen die Freude aufrecht über den Einzug in die Heimat, aber schon am dritten Tage änderte sich dies und der Schmerz in der Seite verschlimmerte sich dermaßen, daß sich der Kranke niederlegen mußte. Zbyszko ging zuerst bei Tag in den Wald, besichtigte die Bienenstöcke, entdeckte ganz in der Nähe der Sümpfe eine deutliche Spur und beredete sich mit dem Zeidler Wawrek, welcher des Nachts gewöhnlich, zusammen mit einigen grimmigen Hunden aus Podhale, in einer Hütte zu schlafen pflegte, just aber wegen der herbstlichen Kühle in das Dorf übergesiedelt war.

      Beide rissen gemeinsam die Hütte ab, führten die Hunde hinweg, bestrichen da und dort die Baumstämme mit Honig, um durch den Geruch das Tier anzulocken, dann kehrte Zbyszko nach Hause zurück und traf die weiteren Vorbereitungen zu seinem Unternehmen. Er kleidete sich der Wärme wegen in einen Oberrock von Elendsleder, der jedoch keine Aermel hatte, das Haupt bedeckte er mit einer festen Mütze aus Eisendraht, um sich dagegen zu schützen, daß ihm der Bär die Kopfhaut zerreiße, und schließlich bewaffnete er sich mit einer gut geschmiedeten, doppelzinkigen Heugabel und mit einem stählernen, breiten Beil, das einen weit längeren eichenen Stiel hatte, als die Beile, deren sich die Zimmerleute zu bedienen pflegen.

      Als der Abend anbrach, befand er sich schon an Ort und Stelle.

      Nachdem er einen geeigneten Platz ausgesucht hatte, ließ er sich, das Zeichen des Kreuzes machend, nieder und harrte auf das, was kommen werde.

      Die rötlichen Strahlen der untergehenden Sonne schimmerten zwischen den Aesten hervor. Ueber den Wipfeln der Föhren flatterten Krähen, krächzend und mit den Flügeln schlagend; hin und wieder schoß ein Hase einer Quelle zu und veranlaßte dadurch ein Rascheln der goldgelben Sträuche und der gefallenen Blätter; bisweilen huschte ein Marder durch die Buchen. Im Dickicht war noch immer das Gezirpe der Vögel zu hören, das jedoch allmählich verstummte.

      Allein selbst beim Sonnenuntergang trat im Walde keine Ruhe ein. Bald kamen Rudel von Wölfen lärmend und heulend an Zbyszko vorüber, bald trabten Elentiere in langen Reihen vorbei, eines den Kopf dicht an dem Schwanze des andern haltend. Die dürren Zweige krachten unter ihren Hufen, jene aber, noch von den rötlichen Sonnenstrahlen getroffen, strebten den Sümpfen zu, wo sie sich des Nachts ruhig und sicher fühlten. Schließlich vergoldete die Abendröte das ganze Firmament, die Wipfel der Föhren schienen wie in Feuer getaucht

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