Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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hoch. »Es hörte sich fast so an, als wäre jemand die Treppe heruntergefallen.«

      Schon sprangen sie auf, eilten in den Flur und bemerkten zuerst einmal den Korb, der seines Inhalts entledigt dalag. Und als die Blicke weiterschweiften, erfaßten Sie auch Lenore, die sich krampfhaft am Geländer festhielt. Das Gesicht erschreckend blaß, die Augen wie erloschen.

      Gleich darauf wurde die regungslose Gestalt von hilfreichen Armen umfaßt und vorsichtig in das Wohnzimmer geführt, wo Frau Warteck das elende Geschöpf behutsam in den Sessel drückte.

      »Frau Skörsen, was haben Sie denn?« fragte sie leise, »Sie sind ja weiß wie die Wand.«

      »Mir – wurde – schwindlig«, tropften die Worte langsam von den Lippen. »Aber das – vergeht – wieder.«

      »Dann haben Sie es schon öfter gehabt?«

      »Ja, das gehört wohl zu – meinem – Zustand.«

      Die drei Menschen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu.

      Mütterlich streichelte Frau Warteck über das goldschimmernde Köpfchen und sagte mit leisem Vorwurf: »Aber Kindchen, dann dürfen Sie doch nicht so schwere Körbe schleppen! Das sollte der Herr Gemahl nun wirklich nicht dulden, schon gar nicht als Arzt.«

      »Er ist ja nicht da und weiß außerdem von meinem Zustand noch nichts.«

      »Und die Schwiegermutter?«

      »Auch nicht. Und wenn, würde sie bestimmt keine Rücksicht darauf nehmen.«

      »Sieht der Menschenschinderin ähnlich«, brummte der alte Herr. »Was sie nämlich mit Ihnen treibt, kann man nur mit Schinderei bezeichnen. Die ganze Nachbarschaft hält sich schon darüber auf. Wenn der Herr Doktor zurückkommt, wird sich schon jemand finden, der den Mut hat, ihm über seine von ihm so verehrte Mutter die verblendeten Augen zu öffnen. Ich aber werde sofort zu der Megäre gehen und ihr gehörig den Marsch blasen.«

      »Bitte, nicht!« hielt Lenore ihn angstvoll am Ärmel zurück. »Ich müßte ja doch nur dafür büßen.«

      »Sie hat recht«, bestätigte Frau Warteck, ein liebes, betuliches Muttchen, das man sich beim besten Willen nicht als böse Schwiegermutter vorstellen konnte, und die es gewiß auch nicht war. Sie liebte ihre Schwiegertochter wie ein eigenes Kind und begriff es einfach nicht, daß es auch anders sein könnte.

      »Lenore!« drang jetzt eine laute, scharfe Stimme bis zu ihnen hin. Erschrocken sprang Lenore auf und hastete davon.

      »Na, wenn einem da nicht der Kragen platzen soll, dann gibt es so was überhaupt nicht«, knurrte Herr Warteck wie ein gereizter Kettenhund. »Und es findet sich keiner, der dieses bedauernswerte Geschöpfchen aus den Krallen dieser Bestien befreit. Alle sind zu feige dazu – auch wir.«

      »Mann, es tut nicht gut, sich in die Angelegenheiten seiner Mitmenschen zu mischen.«

      »Ach was!« sagte er unwirsch. »Es gibt ja sogar Tierschutzvereine … Halt mal, zetert die alte Scharteke da oben nicht wieder? Das höre ich mir jetzt nicht mehr länger mit an. Ich werde ihr so fünf Minuten lang das Leben bestimmt nicht lieb machen.«

      Zornig stampfte er ab, doch schon hängten Gattin und Schwiegertochter sich an seinen Armen.

      »Alter, mach keine Dummheiten!« bat Frau Warteck beschwörend. »Wenn du denen da oben Grobheiten sagst, schadest du dem armen Ding mehr, als du ihm nützt. Wir wollen erst mal sehen, was da überhaupt los ist.«

      Spaltbreit öffnete sie die Korridortür, und nun konnte man jedes Wort hören, das gesprochen wurde.

      »Beeil dich gefälligst, damit ich sehen kann, daß du auch wirklich in die Waschküche gehst!« schrillte die Stimme Frau Rosalias, die gleich der Tochter zum Ausgehen gekleidet auf der halben Treppe stand, die Lenore nun hinabhastete. Wobei sie das Pech hatte, im Vorbeigehen der Schwägerin auf den Fuß zu treten, was diese so erboste, daß sie der jungen Frau einen harten Stoß versetzte.

      »Kannst du nicht aufpassen, du Tolpatsch!«

      Weitere Betitelungen erstarben ihr im Mund, denn Lenore stolperte, griff ins Leere und fiel die letzten Stufen hinunter, wo sie reglos liegenblieb. Aber da wurde der alte Herr mobil. Die Tür flog auf, mit einigen Sätzen war er auf der Treppe und sprang mit erhobenen Fäusten auf Anka zu, die sich mit lautem Aufschrei hinter den Rücken der Mutter flüchtete.

      »Kanaille!« knirschte der Mann, außer sich vor Empörung. »Raus aus meinem ehrbaren Haus, das keinen Platz für Mörder hat! Zur Polizei werde ich gehen und Anzeige erstatten.«

      Weiter kam er nicht, weil die beiden Feiglinge Reißaus nahmen. Wie gejagt hetzten sie die Treppe hinauf, die Etagentür knallte zu. Und dann atembeklemmende Stille, in die nur das Weinen der jungen Frau Warteck tönte. Auf dem Boden kniend, hielt sie im Schoß Lenores Kopf, der aus einer Wunde blutete, die sie sich am Fußabkratzer geschlagen hatte. Todblaß war das Gesicht, der Mund im Schmerz verkrampft.

      »Mein Gott, sie ist doch nicht etwa tot?« fragte schluchzend die junge Frau, doch der Schwiegervater, gleich der Gattin zutiefst erschüttert, sagte leise: »Gottlob nicht, mein Kind. Sieh nur, ihre Augenlider zucken. Faß an, wir bringen sie zu uns. Dann rufe ich sofort das Krankenhaus an und bestelle den Wagen, denn bei dem harten Aufprall wird die Wunde wohl nicht die einzige Verletzung sein.«

      Damit sollte er recht behalten. Als Lenore nämlich nach vielen Bemühungen endlich zu sich kam, krümmte sie sich vor Leibschmerzen. Zum Glück kam der Krankenwagen überraschend schnell, die Bahre wurde hineingeschoben, die Türen schlossen sich. Das war Lenores Auszug aus dem Haus, das sie vor einem Vierteljahr so bangenden Herzens betreten hatte.

      *

      Der Chefarzt des Krankenhauses »Zur Barmherzigkeit« saß in seinem Zimmer und prüfte die Röntgenaufnahmen, die heute gemacht worden waren. Er hatte einen verantwortungsvollen Posten, war ihm aber durchaus gewachsen. Klein, rundlich, mit einem rosigen Gesicht und tespektabler Glatze sah er eher wie ein gemütlicher Onkel als wie eine Respektsperson aus. Aber er war eine, das wußten alle, die mit ihm zu tun hatten.

      »Herein!« forderte seine markige Stimme, die an dem Mann geradezu frappierte, zum Eintritt auf, und schon schob sich ein haubengeschmückter Kopf vorsichtig durch den Türspalt.

      »Ist’s erlaubt, Herr Professor?«

      »Eigentlich nicht, verehrte Oberin, aber kommen Sie schon.«

      Gleich darauf stand ein weibliches Wesen vor dem mächtigen Schreibtisch, das man als Pendant des Arztes bezeichnen konnte. Aber auch hier trog der Schein, das war längst bewiesen; denn die Oberschwester war alles andere als ein rundliches Tantchen.

      Professor Hollgart lehnte sich im Schreibtischsessel zurück, schob die große Brille auf die Stirn und sah die Oberschwester vergnügt an, die seine beste Mitarbeiterin und Vertraute war seit vielen Jahren. Daher bestand auch zwischen ihnen ein Ton, den sich ein gewöhnlicher Sterblicher beileibe nicht diesen beiden Gefürchteten gegenüber erlauben durfte.

      »Na, nun schießen Sie mal los, Agathchen, was gibt’s denn? Sie machen nämlich den Eindruck, als hätten Sie so allerlei auf dem Herzen. In der Klemme?«

      »Man hat eine Patientin eingeliefert, Herr Professor.«

      »Das dürfte bei uns wohl nichts

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