Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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selbst verachten muß?«

      »Na ja, gewiß.« Der Professor räusperte sich, dem es aber auch gar nicht wohl in seiner Haut war. »Fehler macht ja schließlich jeder, sonst wären wir ja keine fehlerhaften Menschen. Wie heißt es im Horaz: Niemand wird ohne Fehler geboren, der Beste ist, den die kleinsten drücken.«

      »Nun, klein sind die meinen doch wahrlich nicht.«

      »Aber auch nicht unverzeihlich.«

      »Gebe Gott, daß meine Frau genauso denkt oder wenigstens mit der Zeit denken lernt.«

      »Wird sie schon, sie ist ja noch so jung. Und nun mal eine Frage: Wußten Sie wirklich nicht, daß Ihre Gattin sich – äh, hm – in gesegneten Umständen befand?«

      »Nein. Ich konnte mich ja gerade in letzter Zeit so wenig um sie kümmern, weil ich beruflich so völlig in Anspruch genommen war. Und dennoch … Ach, was soll man noch viel darüber reden, verpfuscht bleibt verpfuscht.«

      »Hören Sie mal, Ralf, ich hätte nie gedacht, daß Sie die Flinte so leicht ins Korn werfen könnten. Sie tun es doch bei den Kranken nicht, geben die Hoffnung bis zuletzt nicht auf. – Na ja, ich will da nicht so klug reden«, lenkte er rasch ab, als er das qualdurchwühlte Gesicht sah. »Lassen wir genug sein des grausamen Spiels, damit Sie endlich zur Ruhe kommen.«

      »Ruhe – ich? Das ist ja wie ein Witz, Herr Professor. Darf ich jetzt zu meiner Frau?«

      »Auch das noch! Mein lieber Freund, Sie gehen doch sonst so behutsam mit Ihren Kranken um, bewahren sie vor Aufregung wie ein Zerberus. Wissen Sie was? Gehen Sie nach Hause, nehmen Sie eine Tablette, meintwegen auch zwei …«

      »Nein, nach Hause gehe ich nicht«, wurde er etwas hart unterbrochen. »Es würde dann sicherlich ein Unglück geben.«

      »Mein Gott, Mann, Sie können einem ja die kalte Angst in die Glieder jagen«, brummte der Dicke unbehaglich. »Ich glaube jetzt auch, daß Sie in dieser Verfassung zu allem fähig wären. Vergessen Sie um Himmels willen nicht das vierte Gebot!«

      »Ich, Herr Professor?«

      »Auch Sie – trotz allem. Du sollst Vater und Mutter ehren.«

      »Ach nee?«

      »Bengel, Sie sind mir heute zu rebellisch. So gehen Sie denn in das Zimmer; das Ihnen hier zur Verfügung steht. Legen Sie sich ins Bett, aber nicht ohne Schlaftablette.«

      Damit schob er ihn kurzerhand hinaus, und als Ralf verschwunden war, knurrte er erbost: »Verflixte Weiber! So was müßte auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.«

      Frau Skörsen senior und die ihrer würdigen Tochter Anka hatten die vergangenen drei Tage nicht gerade in geruhsamer Beschaulichkeit verbracht. Aber nicht etwa, weil ihnen das Gewissen schlug, das sie übrigens gar nicht besaßen, sondern aus feiger Angst vor dem Sohn und Bruder. Und daß diese Angst nicht unbegründet war, sollten sie erfahren, als der Mann vor ihnen stand, um Abrechnung zu halten. Hoch aufgerichtet stand er da, mit steinernem Gesicht und einer Ruhe, die manchmal ärger wirken konnte als ein Wutausbruch. Jedes Wort, das er sprach, kam dem Sturz eiskalten Wassers gleich.

      »Also, das bist du, Mama, wirklich du«, besah er sich ganz eingehend die Frau, die aus feiger Angst an allen Gliedern zitterte, weil hinter dieser eiskalten Ruhe eine helle Flamme zu lodern schien. »Und dich habe ich bis gestern mittag noch über alle Frauen der Welt gestellt. Nun, für meine blöde Verblendung werde ich die Konsequenzen tragen, aber auch ihr werdet es für eure erbärmliche Niedertracht.«

      »Ralf, so habe doch mit mir Erbarmen!«

      »Hast du das etwa mit dem jungen Geschöpf gehabt, das ich dir so arglos anvertraute? Sprich jetzt nicht, es wäre ja doch nur Lüge und Scheinheiligkeit. Um die Sache kurz zu machen: fortan trennen sich unsere Wege. Du wirst dich nach einer anderen Wohnung umsehen müssen, da Herr Warteck mir diese gekündigt hat.«

      »Dir?«

      »Natürlich, wem denn sonst? Denn ich bin der Eigentümer der Wohnung, weil ich die Miete zahlte. Jedenfalls muß die Wohnung bis zum ersten März geräumt sein. Das wäre das. Und nun weiter: selbstverständlich zahlst du die Monatsraten an meine Frau nach wie vor.«

      »Und wenn ich es nicht tue?«

      »Dann gibt es ein Gesetz, das dich dazu zwingen wird.«

      »Da soll ich von den paar Groschen, die mir nur noch bleiben, sogar noch die Miete für die neue Wohnung bezahlen?«

      »Ganz recht. Die paar Groschen betragen immerhin monatlich dreihundert Mark, davon kann eine Person ganz gut leben.«

      »Und Anka?«

      »Die soll arbeiten und sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, wie es Millionen Mädchen müssen. Und nun genug davon, damit wir endlich zum Ende kommen. Das alles widert mich nämlich an. Der Koffer, den ich in Berlin mithatte, befindet sich im Krankenhaus, wo ich fürs erste auch wohnen werde. Die Sachen, die noch hier sind, hole ich später ab, auch die von meiner Frau.«

      »Und die Möbel?«

      »Komische Frage. Du hast immer noch nicht begriffen, daß die Wohnung bis zum ersten März geräumt sein muß. Bis dahin werde ich wohl noch einige Male herkommen müssen und ersuche euch, mir dann nicht in den Weg zu treten. So, das wäre alles.«

      Brüsk wandte er sich ab, die Tür fiel hinter ihm zu, und die beiden Zurückbleibenden saßen erst einmal da, als hätte man ihnen einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen.

      Dann wurde Anka mobil. Und nun war es die Mutter, die für ihre Verblendung die Quittung bekam – von dem herzlieben Töchterchen, das sie angebetet hatte wie ein Götzenbild. Wie eine Furie fuhr Anka auf die Mutter los, ihr entgegenschreiend, daß sie Schuld an allem trüge, daß sie gehetzt hätte, immer nur gehetzt.

      Ralf, der in sein Zimmer gegangen war, um den Rest seiner Habe zusammenzupacken, hörte die Stimme der Schwester, die ihn so anwiderte, daß er aus der Wohnung floh. Und was der Mann noch nie getan hatte, tat er jetzt – er weinte.

      *

      Drei Tage lang lag Lenore noch so apathisch da. Dann begann langsam das Interesse für ihre Umgebung, die sie bisher kaum wahrgenommen. Die Augen hatten den stumpfen Ausdruck verloren, blickten, wenn auch nicht gerade munter, so doch schon klar, und was sie erspähten, regte die Denkfähigkeit an.

      Daß sie im Krankenhaus lag, war ihr natürlich bekannt. Sie war ja noch bei Bewußtsein gewesen, als man sie dort einlieferte. Doch nachdem ihr der Arzt die Spritze gegeben hatte, hatte ihre Denkfähigkeit ausgesetzt. Im Dämmerschlaf duselte sie dahin, gleichgültig gegen alles, was mit ihr geschah.

      Zwar war Lenore sensibler Natur, aber so sensibel nun wiederum auch nicht, um völlig in Apathie zu versinken. Schließlich zählte sie erst zwanzig Jahre, war körperlich wie geistig kerngesund. Da rang sich die Natur schon durch, hinauf zum Licht, versank nicht in die Düsternis völliger Lethargie.

      Zuerst fiel Lenore auf, daß sie sich jetzt nicht mehr in dem Zimmer befand, in das man sie nach der Einlieferung bettete. Als sie dann den Blick weiterschweifen ließ, bemerkte sie in dem gegenüberliegenden Bett eine Dame, die sie freundlich anlachte. Sie kam ihr irgendwie bekannt vor, doch bevor sie noch darüber grübeln konnte, wo sie dieses Gesicht schon einmal gesehen hätte, sprach eine Stimme lieb und herzlich: »Gu­ten

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