Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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werden«, schmunzelte der Schwager. »Wetten, daß du schon früher, als du es sollst, wieder ins Bettchen zurücksinkst?«

      »Na, du, unterschätze mich nicht. Nach der guten Pflege hier fühle ich Kräfte, daß ich Bäume aus der Erde reißen könnte.«

      »Abwarten!«

      »Aber nicht lange, ich will nach Hause. Wann?«

      »Wenn dir das Aufstehen bekommt, in den nächsten Tagen.«

      »Wunderbar! Und wie ist es mit meinem reizenden ›Kumpelchen‹?«

      »Kann auch mal versuchen, sich auf die Beinchen zu stellen. Also, dann viel Vergnügen!«

      Er ging, und Gertraude wollte gerade zur Klingel greifen und eine Schwester herbeibeordern, als ein schluchzender Laut ihre Hand sinken ließ. Erschrocken sah sie zu Lenore hinüber, die von Weinen nur so geschüttelt wurde.

      »Nore, um Himmels willen, was hast du denn?«

      Als keine Antwort erfolgte, sondern das stoßweise Schluchzen sich noch verstärkte, hielt es Traude nicht länger im Bett. Sie sprang auf – zwei lange Schritte und sie umfaßte erbarmend die bebende Gestalt.

      »Kind, du darfst doch nicht so weinen!« sagte sie beschwörend. Doch schon umklammerten zwei Arme sie so fest, daß sie Mühe hatte zu atmen. Ein ganz heißes Gesicht drückte sich gegen ihren Hals, der naß wurde vor Tränen. Und unter Herzstößen brach es heraus: »Tante Traude, wenn du gehst, dann bin – ich – allein, so furchtbar allein.«

      »Aber Lenore, du hast doch deinen Mann.«

      »Nein«, schrie sie so gequält auf, daß die andere zusammenzuckte. »Ich will ihn nicht mehr sehen – nein, ich will ihn nicht mehr sehen!«

      »Hör mal zu, mein Kind«, begann sie behutsam. »Dein Mann ist doch nicht schlecht, er war nur in bezug auf seine Angehörigen verblendet. Nun, da ihm die Augen geöffnet worden sind, wird er sich hüten, dich, noch einmal zu ihnen zu bringen. Was meinst du wohl, wie erschüttert er war, als er von Berlin zurückkehrte und hören mußte, was sich während seiner Abwesenheit zu Hause zugetragen hatte. Er ist darüber unglücklich genug.«

      »Mir egal, ich gehe nicht mehr zu ihm zurück. Und wenn er mich zwingen will, bringe ich mich um.«

      Es klang so entschlossen, daß Gertraude erschrak.

      »Ja, was willst du denn sonst beginnen?« fragte sie zögernd. »Du bist doch so unerfahren, so weltfremd, daß du allein gar nicht bleiben kannst.«

      »Ob ich kann oder nicht, ich muß ja wohl.«

      So unendlich traurig klang es, daß Traude die Tränen in die Augen traten. Ein kurzes Überlegen, und dann die Frage, die das gute Herz ihr eingab: »Hör mal, Lenore, möchtest du erst einmal mit mir nach Hause kommen?«

      Da ging ein Ruck durch ihren Körper. Die Arme sanken, und zwei verweinte Augen sahen die gütige Frau ungläubig an.

      »Tante Traude, scherzt du etwa?«

      »Mein liebes Kind, danach ist mir jetzt wahrlich nicht zumute. Im Gegenteil, ich habe Angst um dich, weil du in deiner jetzigen Verfassung tatsächlich imstande wärest, eine nie wiedergutzumachende Dummheit zu begehen. Zu deinem Mann willst du nicht zurück, für dich allein bleiben darfst du auf keinen Fall. Also wärst du in meinem Hause am besten aufgehoben – das heißt, wenn du willst.«

      »Da fragst du noch? Oh, Tante Traude!«

      Nasse Augen preßten sich auf ihre Hand, hinterher zwei zuckende Lippen, und dann kam ein Aufatmen wie nach Erlösung aus schwerer Pein.

      »Tante Traude, jetzt habe ich auch wieder Lust zu leben.«

      »Ist auch Zeit. Ganz kalte Füße habe ich gekriegt, du närrische Person. Kann ich jetzt zurück ins Bett, oder gedenkst du mir noch mehr kalte Schauer über den Rücken zu jagen?«

      Damit drückte sie auf den Knopf, und überraschend schnell erschien eine Schwester, über dem Arm die Kleider der beiden Patientinnen.

      »Nanu, Schwester, können Sie hellsehen?«

      »O nein, gnädige Frau, ich bin von der Frau Oberin bestens informiert. Wer von den Damen steht zuerst auf?«

      »Ich. Der kleine Faulpelz da findet es zu schön im Bett, als daß sie es verlassen möchte. Na, immer wie jedem schön ist. Und nun wollen wir mal.«

      Schwungvoll verließ sie das Bett, stellte sich couragiert auf die Beine, die dann jedoch langsam zu zittern begannen.

      Doch tapfer hielt sie durch, bis sie angekleidet war, dann ließ sie sich aufatmend in den Korbsessel fallen und trank mit Behagen den stärkenden Wein, den die Schwester ihr brachte. Danach wurde sie so unternehmungslustig, daß sie erklärte: »Nun kommt ein Spaziergang durch den langen Korridor.«

      »Gnädige Frau, der ist nicht vorgesehen.«

      »Machen Sie nicht solche Angstaugen, Schwester Erika! Ich nehme diese Eigenmächtigkeit auf meine Kappe, also haben Sie nichts zu befürchten.«

      Lenore vergnügt zuwinkend, verließ sie das Zimmer. Doch kaum, daß sie einige Meter gegangen war, lief sie der Oberschwester in die Arme.

      »Ja, gnädige Frau, sehe ich recht? Sind Sie es wirklich?«

      »Natürlich«, kam es lachend zurück. »Um hier als Geist einherzuwandeln, dafür bin ich denn doch zu rundlich.«

      »Na, so ein Leichtsinn! Schwester Erika.«

      »Lassen Sie die Schwester in Frieden«, unterbrach Gertraude sie gemütlich. »Die hat keine Schuld.«

      »Sie können gehen«, wandte die Vorgesetzte sich an das Mädchen, das nur zu gern entschwand. Als es außer Hörweite war, fragte Agathe gedehnt: »Na, gnädige Frau, wenn dieser Spaziergang nur nicht etwas zu bedeuten hat.«

      »Kluges Kind! Reichen Sie mir galant Ihren Arm und führen Sie mich zu meinem Schwager!«

      Der sah dann seiner Schwägerin unwillig entgegen: »Also, Gertraude …«

      »Stopp ab, Schwagerherz!« ließ sie sich in den nächsten Sessel sinken. »Gib mir lieber ein Glas Wein und laß mich dann reden. Es ist nämlich wichtig, was ich dir zu sagen habe.«

      »Brieflich hätte es auch genügt.«

      »Nein, dieses nicht.«

      Nachdem sie den Wein getrunken hatte, legte sie sich im Sessel zurück und erwischte gerade noch den Ärmel der Oberin, die das Zimmer verlassen wollte.

      »Bleiben Sie bitte hier! Sie haben sich wahrlich um Lenore verdient gemacht, und von ihr werde ich jetzt sprechen.«

      Sie tat’s, gab alles ziemlich wörtlich wieder.

      Danach war es erst einmal bedrückend still, bis der Arzt kopfschüttelnd sagte: »So ist dein gutes Herz wieder einmal mit dir durchgegangen, meine liebe Traude. Aber ich weiß nicht, ob Doktor Skörsen das anerkennen wird. Denn schließlich hast du über seinen Kopf hinweg eine Bestimmung getroffen …«

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