Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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wie sie schon lange nicht mehr gelacht hatte. Gerade in dem Moment trat Gertraude ein und sagte befriedigt: »Na also: du siehst mich lachend an, Eleonore.«

      »Na, Mutti, wenn du schon zitierst, dann aber richtig. Es heißt lächelnd und nicht lachend.«

      »Diese Bezeichnung finde ich aber schöner, weil sie lustig ist. Wo man lustig ist, da laß dich ruhig nieder.«

      »Wieder falsch. Wo man singt, heißt es.«

      »Habe ich aber eine kluge Tochter. Na, macht nichts, ich bescheide mich. Wie gefällt dir denn dein kleines Reich, Nore?«

      »Oh, ich bin ja so froh – nein, ich bin glücklich.«

      »Bescheidenes Gemüt! Ich gehe jetzt. Aber erscheint pünktlich zum Essen, sonst wird unser Riekchen böse.«

      Sie ging, und zehn Minuten später betraten Lenore und Ilga Seite an Seite das Speisezimmer, das den Wohlstand des Hauses verriet, denn nichts darin war billiger Tand. Jetzt lernte Lenore auch den Sohn des Hauses kennen, einen stämmigen Krauskopf, der nach drei Jahrzehnten wahrscheinlich so aussehen würde wie sein Vater heute. Gut von Herz und Gemüt, wie es bei den prächtigen Eltern ja gar nicht anders sein konnte, aber auch mit den »hervorstechenden Eigenschaften« eines Fünfzehnjährigen behaftet. Zuerst benahm er sich Lenore gegenüber linkisch, was sich jedoch bald gab, und dann blieb sie von seinen gelegentlichen Frechdachsereien nicht verschont.

      *

      Den Abschluß dieses für Lenore so wunderschönen Tages bildete der gemütliche Plausch, der sich bis Mitternacht ausdehnte. Denn Ilga hatte der neuen Freundin so viel zu erzählen, diese mußte ja schließlich in die Verhältnisse hier eingeweiht werden.

      Damit sie vom Nebenzimmer aus nicht zu schreien brauchte, legte sie sich zu Lenore ins Bett und ließ ihrem Plappermäulchen freien Lauf. Erzählte von diesem und jenem und kam so auch auf die nähere Verwandtschaft zu sprechen.

      »Den Bruder von Paps kennst du ja bereits«, leitete sie die Erklärung ein. »Aber er hat noch einen …«

      »Sieht er ihm auch so wenig ähnlich wie der Professor?« fragte Lenore dazwischen.

      »Nein, gar nicht. Die drei Brüder sehen alle verschieden aus. Vielleicht wäre Onkel Reinhard meinem Vater in der Gestalt ähnlich geworden, wenn er nicht verwachsen wäre.«

      »Oh, wie traurig!«

      »Nicht wahr? Ausgerechnet einen so feinen, wertvollen Menschen mußte dieses Unglück treffen.«

      »Ist er so geboren?«

      »Nein. Das Kindermädchen ließ ihn als Säugling fallen, was sie aus Angst natürlich verschwieg. Als es dann später herauskam, war es zur Heilung zu spät. Aber weißt du, Onkel Reinhard macht sich gar nicht so viel daraus, ihm ist es egal, wie er aussieht. Er lebt nur für seine Patienten und seine wissenschaftliche Arbeit.«

      »Ist er denn auch Arzt?«

      »Ja. Und zwar ein bedeutender, wie Onkel Rudolf. Nur auf anderem Gebiet, mehr Psychiater. Ihm gehört das Sanatorium Friedberg auf der Anhöhe, das ständig belegt ist. Also muß er schon etwas von seinem Beruf verstehen.«

      »Verheiratet?«

      »Nein, Junggeselle.«

      »Und der Professor?«

      »Witwer seit fünf Jahren.«

      »Kinder?«

      »Leider nicht.«

      »Wird es dir nicht langweilig in dieser Abgeschiedenheit?«

      »Na, du, dazu fehlt es mir wirklich an Zeit. Ich erledige den schriftlichen Kram für Paps, führe die Bücher und springe, wenn nötig, in der Hauswirtschaft ein. Da wird der Tag manchmal viel zu kurz.«

      »Sag mal Ilga, wie alt bist du eigentlich?«

      »Siebzehn… Bis sechzehn Schule, dann ein Jahr Handelsschule… Jetzt die tüchtige Sekretärin des Tierarztes Doktor Hermann Hollgart auf Hollgartshof. Klingt das nicht wirklich nobel?«

      »Außerordentlich.«

      »Na also! Übrigens ist Abgeschiedenheit für unser Rittergut nicht die richtige Bezeichnung. Fünf Kilometer entfernt ist die Kreisstadt, die du per Auto und wenn das unterwegs ist, per Equipage – bitte sehr! – jederzeit und bald erreichen kannst. Und in dieser Stadt, die immerhin über hunderttausend Einwohner zählt, gibt es Vergnügungen noch und noch. Bist du Großstadtkind jetzt zufrieden? Außerdem bin ich müde – du auch?«

      »Sehr.«

      »Dann gute Nacht. Schlaf wohl und träume süß, Norelein! Merke dir gut, was du träumst. Denn die ersten Träume unter fremdem Dach sollen in Erfüllung gehen.«

      Und Lenore träumte einen Traum von Liebe und Glück, in dem Ralf Skörsen eine große Rolle spielte. Von seinem Arm umschlungen schritt sie dahin durch einen blühenden Garten im Sonnenschein, pflückte lachenden Mundes rote Rosen, die Blumen der Liebe. In dem Paradies gab es keine Schwiegermutter, keine Schwägerin, ein liebend Paar war allein im Garten der Glückseligkeit.

      Träume sind Schäume, darum erwache und lache.

      Nun, Lenore lachte beim Erwachen nicht, dafür war sie zu benommen von diesem merkwürdigen Traum. Es dauerte sekundenlang, bis sie sich aus ihm zurückfand in die Wirklichkeit, die sie dann allmählich erfaßte.

      Rasch kleidete Lenore sich an, um bald unter Menschen zu kommen, damit sie sich nicht weiter in peinigende Grübeleien verlor.

      *

      Als Lenore das Wohnzimmer betrat, begrüßte Gertraude sie lachend: »Guten Morgen, kleiner Siebenschläfer, hast du jetzt wenigstens ausgeschlafen?«

      »Danke, ich fühle mich herrlich frisch. Aber bitte, laß mich in Zukunft nicht mehr so lange schlafen.«

      »Kindchen, du versäumst doch nichts.«

      »Ich möchte aber nicht müßig sein, wo alle so fleißig sind. Eine Arbeit mußt du mir schon zuteilen, Tante Traude.«

      »Dafür bist du noch zu sehr Rekonvaleszentin. Werde erst ganz gesund, dann wird sich schon alles finden.«

      »Dann meine ich … Hör mal zu, Tante Traude, ich kann doch nicht – du kannst doch nicht …«

      »Er kann doch nicht«, lachte Gertraude in das Gestammel hinein. »Kind, was stotterst du da bloß zusammen. Was soll ich – du – nicht können?«

      »Mich in Pension nehmen. Ach, Tante Traude, merkst du denn gar nicht, wie peinlich mir das ist?«

      »Warum sprichst du dann darüber, du Dummchen?«

      »Ich muß doch.«

      »Kein Mensch muß müssen, behauptet Lessing in seinem weisen Nathan. Und nun komm, iß erst einen Scheffel Salz bei uns. Was drumrum ist, werde ich dir in Rechnung stellen. Doch vorher möchte ich nichts davon hören. Übrigens ist hier ein versiegelter Umschlag, der mit den Koffern zusammen abgegeben worden ist. Wahrscheinlich sind die Schlüssel

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