Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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      »Zu dir, vieledler Herr«, gab Ilga schlagfertig zurück. »Das heißt, wenn dein Zerberus gewillt ist, uns den Weg freizugeben.«

      »Hierher, Zotter!« rief er den prächtigen Neufundländer an seine Seite. »Mit dem einen Frauchen bist du doch längst gut freund, nun geh mal zu dem anderen!«

      »Bitte, nicht!« wehrte Lenore ängstlich. »Er ist so groß …«

      »Und so gutmütig«, fiel der Arzt lächelnd ein.

      »Aber nicht, wenn man dir etwas tut, Onkelchen.«

      »Nanu, seid ihr denn hergekommen, um mir etwas zu tun?« fragte er lachend, und fröhlich fielen die beiden ein. Dann fragte Ilga: »Weißt du überhaupt, warum wir gekommen sind?«

      »Wahrscheinlich, um mir zum Geburtstag zu gratulieren.«

      »Ein Wunder, daß du überhaupt an den denkst. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, und noch viele, viele Lebensjahre zum Heil deiner Patienten, du lieber Onkel!«

      Damit drückte sie ihm den Strauß in den Arm, küßte ihn auf die Wange und sagte dann lachend zu der steif dastehenden Lenore: »Tu desgleichen, Norchen, der Onkel nimmt’s nicht übel.«

      »Wo werde ich denn!« bestätigte dieser schmunzelnd. »Ein Kuß von süßen Lippen ist jede Sünde wert.«

      Da mußte Lenore denn doch lachen. Wenn auch nicht gerade mit einem Kuß, so doch voller Herzlichkeit brachte sie ihren Glückwunsch an.

      Einträchtig stieg man die letzte Strecke der Anhöhe hinauf, bis ihr Begleiter vor einem villenartigen Gebäude haltmachte und sich mit Grandezza verneigte.

      »Darf ich die holden Grazien bitten, in meinem bescheidenen Heim zu verweilen?«

      »Bescheiden ist gut«, lachte Ilga. »Tritt näher, Lenore, du wirst staunen!«

      Und Lenore staunte über alles, was sich ihren Augen darbot.

      Wie reich muß der Mann sein, um sich so ein feudales Heim leisten zu können. Aber ob er auch glücklich ist?

      Was ist überhaupt Glück? sann sie weiter. Und da fiel ihr ein Spruch ein, den ihre Mutter oft zitierte:

      Was ist dein Glück, du Menschenkind?

      Oh, glaube doch mitnichten, daß es erfüllte Wünsche sind – es sind erfüllte Pflichten.

      »Wohl dem, der diesen Sinn erfaßt hat«, sprach sie aus diesem Gedankengang heraus, worauf Ilga sie ganz perplex ansah, der Arzt jedoch gütig lächelte.

      *

      Die Finken schlagen, der Lenz ist da, und keiner kann sagen, wie es geschah. Dieses Lied sollte die junge Lenore begreifen lernen in des Wortes tiefster Bedeutung. Denn gestern noch hatte der launenhafte April sich verzweifelt gegen den Einzug des Götterknaben Mai gewehrt und hatte doch weichen müssen dem drängenden, sprühenden Leben der Natur.

      Gestern noch hatte es geregnet und gestürmt, doch als Lenore am nächsten Morgen erwachte, war ihr Zimmer wie in Sonne getaucht. Mit einem Satz war sie aus dem Bett, trat an das geöffnete Fenster und breitete die Arme aus, als wollte sie das lachende Land da draußen umfassen.

      »Er ist gekommen so über Nacht, der Frühling ist gekommen in all seiner Pracht«, sang sie jubelnd in die prangende Natur hinaus.

      »Als erster Gratulant zu deinem Geburtstag!« kam es von unten herauf, wo Ilga stand. »Nun mach schon, daß du bald erscheinst!«

      Eiligst verschwand sie, und Lenores eben noch lachendes Gesicht wurde ernst.

      Richtig, sie hatte doch heute Geburtstag.

      Im vorigen Jahr war noch die Mutter bei ihr gewesen, hatte ihr voll Liebe gratuliert, ihr alles Glück der Erde gewünscht. Und hatte sie dann …

      Hastig griff sie nach dem Photo, das neben dem des Vaters auf dem Nachttisch stand. Es war ein gütiges Antlitz, in das sie schaute, mit Augen so rein und klar, wie sie nur Menschen haben können, die ohne Fehl sind.

      Und diese Frau sollte einen Mann überredet haben, ihr einziges, so sehr geliebtes Kind zu heiraten?

      Überredet – so hatte Ralf sich ausgedrückt. Ein Wunder, daß er nicht das Wort »aufgedrängt« gebraucht hatte.

      Weiter kam sie nicht in ihren verbitterten Gedanken, weil es klopfte und sich gleich darauf das Hausmädchen durch die Tür schob. In der einen Hand hielt sie einen flachen Karton, in der anderen einen Brief.

      »Das ist eben per Eilboten gekommen«, erklärte sie wichtig. »Per Eilboten und per Einschreiben. Bitte, hier sind die Zettel zur Unterschrift.«

      Nachdem Lenore diese erledigt hatte, gratulierte ihr das Mädchen und zog dann ab.

      Die junge Frau überlegte, was sie zuerst öffnen sollte, den Karton oder den Brief. Ersterer trug als Absender den Namen eines Blumengeschäfts, letzterer den eines Notars.

      Doch schon nestelten die Finger an dem Bindfaden, der Deckel hob sich – und was er verdeckt hatte, waren rote Rosen, sorgfältig in feuchtes Moos gebettet. Obenauf lag ein Umschlag, den Lenore mit bebenden Fingern öffnete. Sie zog ein Kärtchen heraus, auf dem stand: Im Auftrage von Herrn Doktor Skörsen.

      Von ihm selbst keine Zeile, kein Glückwunsch, nur einundzwanzig Rosen. Rote Rosen – Blumen der Liebe. Ausgerechnet von dem Menschen, von dem sie nichts mehr wissen wollte.

      Doch halt, da lag ja noch eine Karte, auf der etwas gedruckt stand: Nie soll weiter sich durchs Land Lieb von Liebe wagen,

      als sich blühend in der Hand läßt die Rose tragen.

      Liebe? dachte Lenore, während ein bitteres Lächeln ihren Mund umzuckte. Liebe?

      Es war gewiß keine, aus der du mich gefreit, und es war auch keine von mir, aus der ich dich zum Ehemann nahm. Ein Irrtum beiderseits, mein lieber Ralf. Wir sind beide quitt.

      Schroff schob sie die prangende Pracht zur Seite, griff nach dem Brief. Und was sie zuerst aus dem Umschlag zog, war ein zweiter, der die Schriftzüge ihrer Mutter trug, die Lenore fassungslos anstarrte. Aber die Mutter war doch tot!

      Bis ihr hilfloser Blick den Namen des Notars auf dem Umschlag erfaßte, da begann sie langsam zu begreifen.

      Behutsam, als ob sie etwas Heiliges berührte, öffnete sie den hinterlassenen Brief, den letzten, den ihre Mutter geschrieben hatte, wie das Datum bewies. Demnach war er an Lenores Hochzeitstag geschrieben worden.

      Mein geliebtes Kind!

      Wenn Du diese Zeilen liest, bin ich schon längst von dir gegangen. Ich kann jetzt ruhiger sterben, da ich Dich in der Hut eines Mannes zurücklasse, dem ich voll und ganz vertraue. Darum bat ich ihn auch, sich Deiner anzunehmen, sich um Dich zu kümmern. Er warb um Dich, und wie er seine Werbung anbrachte, daraus konnte ich ersehen, daß es aus Liebe geschah. Aus Liebe, Nore, hörst Du? Daran darfst Du nie zweifeln, auch wenn es Dir manchmal anders erscheinen sollte. Damit du nicht womöglich denkst, daß Ralf Dich des Geldes wegen geheiratet hat, habe ich Dir und ihm verschwiegen, daß Du recht vermögend bist. Du sollst heute erst in den Besitz

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