Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 61
DAS FRÄULEIN
Auf Wiedersehen die Herren! Auf Wiedersehen! Sie beschäftigt sich mit ihrem Strumpfband.
SLADEK
beobachtet sie: Auf Wiedersehen.
DAS FRÄULEIN
Der Herr kennt die Herren? Das waren doch Soldaten? Nicht? Oder? – So antworten Sie doch! Sind Sie taub?
SLADEK
Ja.
DAS FRÄULEIN
Die Männer heutzutag sind alle originell. – Was wünscht der Herr? Trinken wir eine Flasche Wein?
SLADEK
Was kostet das?
DAS FRÄULEIN
Eine Milliarde.
SLADEK
Und, was kosten Sie?
DAS FRÄULEIN
Wie meint das der Herr?
SLADEK
Wenns nicht stimmt, so sagen Sies nur. Ich hab gehört, daß Sie sich für eine Milliarde ausziehen.
DAS FRÄULEIN
Manche Herren trinken lieber Wein.
SLADEK
Ich nicht. Ich krieg nämlich keinen Rausch. Ich spei nur alles voll.
DAS FRÄULEIN
Ist das so schlimm? Dann ziehe ich mich lieber aus.
SLADEK
Eine Milliarde ist viel Geld.
DAS FRÄULEIN
Der Herr sind Kaufmann?
SLADEK
Ich bin kein Schieber.
DAS FRÄULEIN
Also redlich verdient?
SLADEK
Nein.
DAS FRÄULEIN
Geschenkt?
SLADEK
Nein.
DAS FRÄULEIN
Es geht mich auch nichts an.
SLADEK
Ich hab die Milliarde gestohlen. Ich kenn nämlich eine Witwe, die hat noch drei im Schrank. Sie verdient sehr schön und liebt mich, das heißt: Eigentlich gibt es keine Liebe. Man muß nur selbständig denken. Es ist ein glattes Geschäft. Sie hat sich den Sladek gekauft. Ich hab mich ihr ganz gegeben, aber sie ist so eifersüchtig, daß ich nicht zum Arbeiten komm. Sie will herrschen, drum läßt sie mich um jede Million betteln. Da hab ich die Milliarde gestohlen, sie gehört mir, ich bin im Recht. Gib mir eine Zigarette.
DAS FRÄULEIN
Du gefällst mir immer besser. Gib mir die Milliarde.
SLADEK
Zieh dich aus.
DAS FRÄULEIN
Hernach.
SLADEK
Nein. Hernach wird man geprellt.
DAS FRÄULEIN
Du hast viel mit schlechten Frauen verkehrt.
SLADEK
Eigentlich nur mit Huren.
DAS FRÄULEIN
Pfui! Sowas sagt man nicht!
SLADEK
Sie weiß, daß ich fort will, aber sie sieht es nicht ein. Ich bin zu rücksichtsvoll. Alles hat ein End. Diesmal radikal. – Weißt du, was das Furchtbarste ist? Wenn man will und nicht kann. das Fräulein lacht. Lach nicht!
DAS FRÄULEIN
Das ist doch komisch!
SLADEK
Nein, das ist tragisch. Wenn etwas schon lange tot ist, vielleicht nie gelebt hat, und man redet damit, als wärs gesund. Ich bin nicht feig und wollt nie Theater spielen und habs doch getan. Sie hat es gewußt, daß sie nur winseln muß und ich verlier die Kraft. Weil ich ein anständiger Mensch bin, zu guter Letzt. Aber damit Geschäfte machen, das ist ein Verbrechen.
DAS FRÄULEIN
Du mußt wenig gearbeitet haben, um auf solche Gedanken zu kommen.
SLADEK
Ich hab noch nie richtig gearbeitet. Sie hat es nicht gern gesehen, daß ich was verdien. Sie hatte Angst, ich könnt ohne sie leben. Sie hat mich lieber ausgehalten, das ist das berühmte mütterliche Gefühl. Auch so ein Verbrechen.
DAS FRÄULEIN
beugt sich über ihn: Sprich nicht mehr. Das ist mir alles zu hoch. Gib mir die Milliarde –
SLADEK
Du hast so eine schöne Haut –
DAS FRÄULEIN
Ich bin auch ein Sonntagskind.
SLADEK
Ich nicht. – Du bist so weich.
DAS FRÄULEIN
Das hat jede Frau.
SLADEK
Nein, nicht jede.
DAS FRÄULEIN
Was der kleine Mann für große Augen hat. Schau mich an. Wohin schaust du denn?
SLADEK
Ich schau dich an.
DAS FRÄULEIN
Nein.
SLADEK
Doch.
DAS FRÄULEIN