Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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dich aus diesem Konflikt zu befreien.«

      »Was meinst du? Was willst du tun?«

      »Ich weiß, dass eine Scheidung dein Gewissen belasten würde, darum werde ich vor Gericht erklären, dass ich dich hinterlistig getäuscht habe – wie mein Bruder es mir in den Mund gelegt hat. Dann gibt es keine Scheidungsformalitäten, sondern unsere Ehe wird einfach für null und nichtig erklärt.«

      »Das würdest du für mich tun? Dich selbst bezichtigen? Deinen guten Ruf aufs Spiel setzen?«

      Er winkte verächtlich ab. »Als ob mein sogenannter Ruf von Wichtigkeit wäre. Ich denke jetzt nur an dich, Julia, und an die Kinder, die dich brauchen.«

      Mit einem Aufschluchzen, in dem Glück und Verzweiflung zugleich mitklangen, warf Julia die Arme um den Hals ihres Mannes.

      Seine Worte hatten ihr bewiesen, wie übermenschlich er sie liebte. Er wollte nicht länger um sie kämpfen, um ihr und den Kindern nicht wehzutun. Er wollte Verzicht üben.

      Aber gerade weil er so dachte und handelte, gerade weil er so hochherzig reagierte, hatte er sie gewonnen – für das ganze Leben.

      »Ich kann dich nicht verlassen, Matthias, mein Geliebter, mein Mann«, flüsterte sie heiß an seinem Ohr. »Ich liebe dich, du bist mein Leben. Ich gehörte zu dir, ich gehöre dir – für ewig.«

      Er presste sie jäh an sich, und Julia spürte, wie er verzweifelt schluckte.

      Sie richtete sich auf und schmiegte beide Hände um sein angespanntes Gesicht. »Ohne dich wäre mein Leben sinnlos.«

      »Julia, du machst mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt – aber die Kinder, was wird aus den Kindern?«

      »Ich weiß es nicht, aber irgendeinen Weg muss es geben – einen Weg, der gut für Heidi und Carsten ist. Ich kann mit deinem Bruder nicht zusammenleben oder ihn gar heiraten. Ich kann es einfach nicht, auch nicht den Kindern zuliebe, die ich wie meine eigenen liebe. Ich wäre mit Björn todunglücklich, und Heidi und Carsten würden es spüren. Ich glaube, ein Leben im Spannungsfeld ist das Allerschlimmste für Kinder. Das darf ich ihnen nicht antun.«

      Matthias schwieg, in den Wipfeln rauschte der Nachtwind, er sang leise ein Lied von Sehnsucht und Zärtlichkeit.

      *

      Als Julia am nächsten Morgen in den Armen ihres Mannes erwachte, war die Sonne gerade aufgegangen und vergoldete das Zimmer im Forsthaus, als läge es in einem Märchenschloss.

      Von Julia aber war alle Verzauberung gewichen. Wirre Träume hatten sie gequält.

      Als sie sich wie gepeinigt herumwarf und Matthias ebenfalls erwachte, stieß sie hervor: »Ich kann nicht. Ich muss zu den Kindern zurück! Was werden sie sagen, wenn sie mich heute Morgen nicht vorfinden? Was soll nur aus ihnen werden?« Sie wollte aus dem Bett springen, doch der Förster hielt sie mit sanfter Gewalt zurück.

      »Ich habe heute Nacht viele Stunden darüber nachgedacht«, begann er ruhig. »Du darfst auf keinen Fall zu Björn zurückkehren. Das wäre völlig falsch.«

      »Aber zu den Kindern …«

      »Das ist leider das Gleiche, Julia. Wir müssen jetzt einfach abwarten, so schwer es uns auch fällt. Wir dürfen gar nichts unternehmen.«

      »Aber …«

      »Glaube mir, ich kenne meinen Bruder. Wenn er begreift, dass er dich unwiderruflich verloren hat, wird er zur Vernunft kommen. Du musst ihn heute anrufen und ihm sagen, dass du dich für mich entschieden hast.«

      Sie besprachen noch einige Einzelheiten, bevor Julia zum Telefonhörer griff und Björns Nummer wählte.

      Als er sich meldete, erklärte sie mit scheinbarer Gelassenheit: »Ich bin es, Julia. Ich rufe aus dem Forsthaus an, Björn, und ich möchte dir nur sagen, dass ich meinen Mann nicht verlasse. Mach dir also keine Hoffnungen mehr, dass ich je zurückkehre.«

      »Hast du dir das auch gut überlegt?«, fragte er wütend zurück.

      »Ja.«

      »Aber die Kinder! Warte, ich hole Heidi ans Telefon …«

      »Nein, Björn, die Kinder sind von nun an dein Problem.« Sie legte auf. Ihre Hände zitterten und waren schweißgebadet. Hilflos sah sie ihren Mann an, der neben ihr stand. »Hätte ich nicht wenigstens mit Heidi und Carsten sprechen sollen, um sie zu trösten?«

      Matthias schüttelte energisch den Kopf. »Auf keinen Fall. Wir müssen alles auf eine Karte setzen. Das ist unsere einzige Chance.«

      »Gut. Ich habe Vertrauen zu dir.« Julia schmiegte sich an ihn.

      In den folgenden Tagen wurde Julias Geduld auf eine fürchterliche Probe gestellt. Sie fand keine Ruhe. Rastlos wanderte sie durch das Haus und den Garten. In den Wald wagte sie sich nicht, denn sie lauschte immer wieder, ob sich nicht endlich ein Motorengeräusch näherte. Unzählige Male war sie in Versuchung, ein Taxi zu rufen oder zu Fuß zur nächsten Bahnstation zu laufen. Heidi und Carsten fühlten sich bestimmt verraten und im Stich gelassen. Immer wieder musste Matthias sie tröstend in die Arme ziehen. Er streichelte sie und murmelte: »Ich kenne meinen Bruder, ich kenne ihn wie mich selbst.« Es klang wie eine Beschwörungsformel.

      Und als Julia schon alle Hoffnungen verloren hatte, als sie sich unter Tränen ausmalte, wie Heidi und Carsten unter einer strengen Erzieherin litten oder in ein Heim verfrachtet wurden, geschah das Wunder.

      Vor dem Garten stoppte Björns neuer Wagen. Mit Jubelschreien stürzten Heidi und Carsten durch den Vorgarten.

      »Mami! Mami! Vati! Vati! Bruni!«

      Noch konnte Julia ihr Glück nicht fassen. War Björn vielleicht nur gekommen, um sie durch den Anblick der Kinder umzustimmen?

      Immer und immer wieder drückte sie die Kinder an sich, bis sie schließlich in den Garten rannten, um das zahme Reh zu suchen und zu begrüßen.

      Björn war inzwischen ebenfalls ausgestiegen. Er strahlte so unbekümmert wie in alten Zeiten. Keine Spur von Verlegenheit war ihm anzusehen, aber auch kein Zorn, keine Herausforderung.

      »Hallo, ihr beiden!«, begrüßte er Julia und seinen Bruder. »Tja, die Kinder haben Tag und Nacht gebettelt, wieder ins Försterhaus zu dürfen. Da blieb mir gar nichts anderes übrig, als sie herzubringen. Ich hoffe, ihr habt ihre Betten noch nicht auf den Dachboden getragen?«

      »Du hast dich also entschlossen, uns deine Kinder anzuvertrauen?«, fragte Matthias ruhig.

      »Es ist doch die beste Lösung – oder? Ich bin wohl doch nicht für ein normales bürgerliches Leben geschaffen. Den Job hatte ich zum Glück noch nicht angenommen, und die Wohnung werde ich ganz leicht wieder los.«

      »Aha, du ziehst also wieder in die Welt hinaus. Björn, wäre es nicht ratsam wenn Julia und ich die Kinder adoptieren würden? Ich meine, wie leicht kann dir einmal etwas zustoßen – was Gott verhüten möge. Aber man muss, wenn man für Kinder zu sorgen hat, auf alles gefasst sein.«

      »Hm – ja.« Björn rieb sich sein Kinn. »Ich habe auch schon daran gedacht, wollte es euch natürlich nicht von mir aus vorschlagen. Aber wenn ihr es wollt, wenn es euch auf die Dauer nicht zu viel wird –

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