Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Nacht Zimmer zu bestellen, dann tauchte der Wirt zwischen den Tischen unter, und die drei weiblichen Gäste entfleuchten.

      »Puh!« Frauke blies draußen die Backen auf. »Es war das reinste Spießrutenlaufen durch das besetzte Lokal. Und alles Mannsleut. So viele auf einem Haufen hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Und nun kommt, damit wir den Schandfleck des grünen Dorfes in Augenschein nehmen.«

      Hurtig schritten sie fürbaß. Die Köfferchen hatten sie mitgenommen, weil sich darin auch Schürzen befanden, die Hulda vorsorglich eingepackt hatte. Und wie notwendig die waren, sollte sich bald herausstellen.

      Nachdem sie eine Strecke zurückgelegt hatten, bog die Straße in scharfer Kurve links ab und ein Schloß wurde sichtbar, das sich wie ein Wahrzeichen auf einer Anhöhe erhob, auf der saftiges Weidegras wuchs, das weithin leuchtete in seinem jungen Grün. Auf ebenem Grund jedoch standen Bäume so dicht, daß es von weitem aussah, als wären ihre Kronen zusammengewachsen.

      »Wenn das da man nicht der Park ist, der unsere Villa umschließt«, brummte Hulda ahnungsvoll, und Frauke nickte bang.

      »Scheint mir auch so. Na, machen wir uns auf alles gefaßt. Ärger als arg wird’s schon nicht werden.«

      Und dann standen sie vor einem Anwesen, das man nicht nur mit verwahrlost sondern auch mit düster bezeichnen konnte. Hinter dem wackligen Zaun wucherten Bäume, durch die man sich schlängeln mußte, um zum Wohnhaus zu gelangen, das grau und böse dastand.

      Wie drohend blickten die verschmutzten, gardinenlosen Fenster, deren Rahmen kaum noch Farbe aufwiesen. Schief hingen die Laden in den Angeln. Ein unheimliches Haus, an dem nur die feste Tür in Ordnung war, deren gutgeöltes Schloß sofort nachgab, als Frauke den großen Schlüs­sel herumdrehte.

      Als sie den Vorraum betraten, schlug es ihnen wie Grabesluft entgegen, so kalt und feucht. Laut hallten ihre Schritte auf dem Steinboden wider.

      »Scheußlich!« schauerte Frauke zusammen. »Wie in einer Gruft. Hast du Angst, Ortrun?«

      »Warum denn, Frauke?« fragte sie verwundert zurück, und Hulda brummte:

      »Vor dem Dreck natürlich. Der klebt an den Scheiben so dick, daß kein Sonnenstrahl durchbrechen kann. Und die Möbel erst. Die erkennt man vor Staub kaum. Sind die Flügeltüren nun schwarz oder weiß?«

      »Das werden wir feststellen, wenn du sie mit Bürste und Seife geschrubbt hast«, lachte Frauke, obwohl ihr zum Lachen nicht zumute war. »Fassen wir uns ein Herz und gehen wir weiter.«

      Langsam durchschritten sie die drei Räume, die alle möbliert, aber wahrscheinlich schon lange nicht mehr benutzt worden waren. Gut, daß die Polster Schonbezüge trugen und es stark nach Mottenpulver roch. Sonst hätten die Schädlinge gute Beute gehabt.

      Nur ein Raum sah wohnlich aus. Und zwar die Bibliothek, wo der Professor sich wahrscheinlich ständig aufgehalten hatte. Auch die Küche war verhältnismäßig sauber, gleichfalls waren es Speise- und Vorratskammer. Von der Küche führte eine Tür hinaus auf einen krautverwachsenen Hof. Am Ende stand ein Stallgebäude, daneben ein Schuppen. Rechts lag Brachland, das erstmals wohl ein Gemüsegarten gewesen war.

      »Na also«, brummte Hulda zufrieden. »Ist ja alles da. Hab es mir auf den ersten Blick noch schlimmer vorgestellt. Gehen wir nach oben.

      Starrt natürlich auch vor Dreck«, stellte sie sachlich fest, als man die geschnitzte Treppe zum Obergeschoß hinaufstieg. »Diese Fetzen von Läufer hätten schon längst abgerissen werden müssen. Die sind doch weiß Gott keine Zierde.«

      Der Gang wies rechts Fenster, links Flügeltüren auf, die an manchen Stellen noch weiß schimmerten. Es gab auf der Etage zwei geräumige, zusammenhängende und zwei kleinere, für sich abgeschlossene Zimmer.

      Im zweiten Stock befand sich ein großes Mansardenzimmer, in dem ein starker Pfeifenraucher gehaust haben mußte. Denn es roch – oder besser stank – nach schlechtem Knaster. Die Fensterscheiben waren von einer nikotinbraunen Schicht überzogen. Die zweite Tür führte zum Boden und die dritte in eine Kammer, in der allerlei Gerümpel lag. Und mittendrin…

      »Ja, ist es denn die Möglichkeit«, zerrte Hulda aus dem Chaos ein Ölbild in schwerem Goldrahmen hervor, das zweifellos von Künstlerhand gemalt war. Es zeigte einen Mann mit angegrautem Haar und einem klugen, durchgeistigten Gelehrtengesicht. Prüfend blickten die dunklen Augen den Beschauer an.

      »Das ist bestimmt mein Onkel«, sagte Frauke leise. »Und dieses wunderbare Bild liegt zwischen Gerümpel. Warum denn nur?«

      »Eine Frage, auf die du nie eine Antwort kriegen wirst«, brummte Hulda. »Kommt in die Küche, wo ich versuchen werde, einen Topf zu finden, der nicht vor Dreck starrt. Sogar einen elektrischen Kocher habe ich gesehen. Hoffentlich ist er nicht kaputt, so daß wir uns einen steifen Kaffee brühen können, den wir uns redlich verdient haben.«

      »Und woher willst du die Bohnen dazu nehmen?« erkundigte sich Frauke.

      »Aus der Büchse, die im Furagekoffer steckt. Ich konnte mir nämlich denken, daß wir hier nichts vorfinden werden. Das Bild nehmen wir doch mit nach unten?«

      »Selbstverständlich. Das hängen wir nach Säuberung in der Bibliothek über den Kamin.«

      In der Küche entnahm Hulda ihrem Koffer drei Kittelschürzen, von denen sie zwei den jungen Mädchen reichte.

      »Zieht sie an, damit ihr euch nicht die Kleider schmutzig macht, wenn ihr euch setzt. Morgen nehme ich zuerst die Küche vor, damit wir wenigstens einen Raum haben, in dem wir uns unbesorgt aufhalten können. –

      Na, der hat bestimmt schon Altertumswert«, griff sie mißtrauisch nach einem Wasserkessel, der auf einem Kocher stand. »Nur gut, daß er geschlossen ist und der Dreck nicht eindringen konnte. Wenn wir Glück haben, gibt es sogar Wasser.«

      O ja, es gab außerdem noch Strom. Auch der Kocher war in Ordnung, auch eine Kanne, in der man den Kaffee brühen konnte. In dem Koffer, den Hulda auf den Tisch stellte, befanden sich außer Tubensahne noch genügend belegte Brote.

      »Die erste Mahlzeit im eigenen Haus«, sagte Frauke andächtig. »Ein Jammer, daß ich dem Onkel nicht zeigen kann, wie dankbar ich ihm bin. Hätte er uns doch zu sich gerufen, Hulda, dann hätte er nicht so kümmerlich zu vegetieren brauchen.«

      »Sicherlich wollte er es nicht anders haben«, meinte die Getreue achselzuckend. »Gelehrte Herren sind nicht wie andere Menschen, die haben allesamt einen Fimmel.

      Großer Gott!« wich sie entsetzt zurück. »Was ist denn das für ein Ungeheuer?!«

      Das Ungeheuer war ein prächtiger, besonders kräftiger Schäferhund, der einen Maulkorb trug und leise winselte. Hinter ihm wurde ein Mann sichtbar, lang, hager, mit einem Gesicht wie gegerbtes Leder.

      »Entschuldigen Sie, meine Damen«, sagte er verlegen. »Aber ich konnte den Kerl beim besten Willen nicht länger halten.«

      »Wem gehört denn der Hund?« fragte Frauke.

      »Dem verstorbenen Herrn Professor.«

      »Also haben Sie sich des Tieres angenommen, das ist lieb von Ihnen.«

      »Na ja, was sollten wir schon machen, der arme Kerl tat uns leid. Malheur hatten wir nicht mit ihm, er lag größtenteils still unter der Ofenbank. Bis er Sie in diesem Haus witterte, da gab

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