Günter, der innere Schweinehund, lernt flirten. Stefan Frädrich

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Günter, der innere Schweinehund, lernt flirten - Stefan Frädrich Günter, der innere Schweinehund

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in eine neue Straße? Da musste Günter schon seinen ganzen Mut zusammennehmen, um zu fragen: »Darf ich mit euch spielen?«. Und nach ein bisschen misstrauischem Geschnupper und gegenseitiger Gewöhnung war alles klar: Günter hatte neue Freunde gefunden. Was für ein Glück!

      Auch wenn jemand »Neues« in die Klasse gekommen ist, war es ähnlich. »Zuerst war das ein bisschen komisch«, erinnert sich Günter. »Aber mit der Zeit wurde es immer normaler.« Alle wollten erst wissen: Ist der Neue nett? Macht er was falsch? Wie riecht er? Und nach einer Weile war der oder die Neue nicht nur in Ordnung, sondern »unser Mann im Tor« oder »die tolle Tänzerin«. So ist das: Man lernt sich Stück für Stück kennen. Von jetzt auf gleich geht fast nie was. Stimmt’s, Günter?

      5. Günter ist verknallt

      Wenn Schweinehunde verknallt sind, verhalten sie sich plötzlich nicht nur anders, sondern ganz anders.

      Mit der Zeit wurde aus dem Ferkelwelpen ein Jungschweinehund. Und Günter erkannte, dass man mit anderen Schweinehunden nicht nur spielen kann. So hörte er, dass die Bienen von Blüte zu Blüte fliegen und es auch andere Dinge gibt, vor allem zwischen Eberrüden und Sauhündinnen … Carsten kam plötzlich nicht mehr mit zum Spielen, sondern war lieber mit Carmen allein – noch mal die Rollen für die Theater-AG lesen … Und Michaela sagte das Teekränzchen ab, weil sie sich von Manuel so lange bei den Mathe-Hausaufgaben helfen ließ. Viel länger, als eigentlich nötig …

      Zuerst war Günter ziemlich verwundert. »Was machen die da?« Bis er eines Tages selber den Zauber spürte, der einen vergessen lässt, dass die Erde sich dreht und Mond und Sonne scheinen: Günter war zum ersten Mal verknallt! Irgendetwas Magisches schien nun vom anderen Geschlecht auszugehen. Und das hatte Folgen: Von nun an waren Sauhündinnen nicht mehr nur »doofe Hühner« und Eberrüden »laute Angeber«. Und manch kumpelhafte Freundschaft zwischen Eberrüde und Sauhündin wich der Faszination einer neuen spannenden Fremdheit. Was war nur dieses Andere, das sie ineinander sahen? Und warum wurde es immer schwerer, zu fragen: »Darf ich mit dir spielen?« Bald schon traute sich Günter das nicht mehr.

      6. Willst du mit mir gehen?

      Verknallt sein ist aufregend. Und einfach so zu fragen »Willst du mit mir gehen?« erfordert Mut.

      Die Frage aller Fragen hieß plötzlich nicht mehr: »Willst du mit mir spielen?«, sondern: »Willst du mit mir gehen?« Und gemeint war damit: »Willst du mit mir das spielen, womit verknallte Sauhündinnen und Eberrüden den allermeisten Spaß haben?« Und weil das für die Schweinehundebande neu war, haben alle viel getuschelt: »Hans und Iris haben was miteinander!« Obwohl alle selber gerne was miteinander gehabt hätten … Typisch Schweinehunde: lieber kompliziert als geradeaus!

      Doch: Je älter Schweinehunde werden, desto versteckter wird die Botschaft »Willst du mit mir gehen?« Hinter was für Sätzen diese einfache Frage doch lauern kann: »Wollen wir was essen?«, »Wollen wir noch woanders hingehen?«, »Haben Sie heute noch was vor?« Leider wird es auch für Günter immer komplizierter – obwohl er sich wie alle danach sehnt, nicht einsam zu sein, sondern mitzuspielen. Doch wie soll die süße Bedienung nur ahnen, dass der Satz »Noch einen Kaffee bitte« mehr bedeuten soll als »Noch einen Kaffee bitte«?

      7. Flirten – ein Spiel für den erwachsenen Günter

      Flirten ist ein Code. Je geschickter du den Satz »Willst du mit mir gehen?« verschlüsselst, desto besser. Denn nicht der Klartext ist spannend, sondern das Entschlüsseln!

      Günter wundert sich: »Wenn keiner einsam sein will, warum geht man dann nicht einfach aufeinander zu und erklärt, was man will?« Ganz einfach: Weil Schweinehunde sich zwar nach Nähe sehnen, aber auch nicht wollen, dass man ihnen zu sehr auf die Pelle rückt! Der Satz »Ich will mit dir gehen« ist zwar ehrlich und lieb, aber vielen Schweinehunden zu direkt. »Ist das nicht ein Widerspruch?«, wundert sich Günter. Aber nein. Stell dir vor, du bekommst ein Geschenk: Reißt du dann wie ein Irrer die Verpackung weg? Natürlich nicht, denn schon das Auspacken ist ein Genuss. Und an jemandem interessiert oder gar verliebt zu sein ist das schönste Geschenk der Welt. Dieses wunderbare Geschenk auszupacken heißt flirten. Das darfst du schön langsam und genüsslich tun – natürlich ohne vor Schüchternheit zu erstarren. Dabei die Balance zu finden, das ist das Spiel!

      Flirten ist auch wie die Geheimsprache in einem Detektivspiel. »Willst du mit mir gehen?« ist der Klartext. Da ist kein Geheimnis mehr zu lüften – wie langweilig! Und dein Gegenüber fühlt sich gleich klargemacht und eingetütet. Spannender ist es, wenn du den Satz kodierst: »Wer sich in dich verliebt, um den ist es geschehen!« Die Botschaft neben der Botschaft sorgt für Kribbeln. Und, ganz wichtig: Nicht wer den besten Klartext hat, gewinnt, sondern wer am besten kribbeln kann.

      8. Etappen des Kennenlernens

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      Betrachte die Annäherung als geordnete Abfolge verschiedener Ereignisse. Nur wenn du dich an die Reihenfolge hältst, kommst du zum Ziel. Verstöße wirken irritierend.

      »Das ist aber mühsam«, sagt Günter. Ganz ruhig, Schweinehund. Wenn du die Kunst beherrschst, kommst du bestimmt zum Ziel. Kein Grund zur Eile! Du solltest dich sogar an eine bestimmte Reihenfolge halten. Sonst geht es schief.

      »Wie, Reihenfolge?«, fragt Günter. Na, überleg mal: Wie erfolgreich bist du, wenn dein Traumschweinehund merkt, dass du ihn gleich in die Kiste zerren willst? »Manchmal klappt so was …«, sagt Günter. Ja, manchmal! Ausnahmen gibt es immer. Wenn jemand den Sturz aus der vierten Etage überlebt, springst du dann hinterher? Natürlich nicht: Wer sich an Ausnahmen orientiert, rennt dem Falschen hinterher. In der Regel verläuft ein Flirt in bestimmten Stufen.

      »Und wie viele Stufen gibt es?«, fragt Günter. Fünf! Bei jeder geht es darum, Interesse an der jeweils nächsten Stufe zu zeigen. Sobald du Stufen überspringen willst, wirkst du zu direkt und verringerst deine Chancen. Denn dass du ausgerechnet an einen Schweinehund gerätst, der den gleichen Konventionsbruch begehen will wie du, ist ziemlich unwahrscheinlich.

      9. Die fünf Phasen der Nähe

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      Beachte die fünf Phasen der Nähe. Ihre Reihenfolge führt zum Erfolg. Wenn du dich daran hältst, zeigst du Gelassenheit und machst dich umso attraktiver.

      Phase 1 der gesellschaftlichen Nähe: Zwei Fremde begegnen sich. Ziel: Interesse an persönlicher Nähe signalisieren, Wiederverabredung ist daher unverfänglich. Alle Andeutungen auf die Phasen 3, 4 und 5 irritieren! Darum noch keine Berührungen – außer förmlichen Berührungen wie Händeschütteln, wenn es der Anlass gebietet.

      Phase 2 der persönlichen Nähe: Ihr kommt ins Gespräch und erfahrt, wer der andere ist. Ziel: Interesse an Vertraulichkeit signalisieren. Andeutungen auf die Phasen 4 und 5 irritieren! Wenn Berührungen, dann nur förmliche, je nach Anlass.

      Phase 3 der vertraulichen Nähe: Ihr seid euch nah wie Freunde. Ziel: Interesse an einer Vertiefung signalisieren, also Interesse an zärtlicher Nähe. Andeutungen auf Phase 5 irritieren! Berührungen sind freundschaftlich und unerotisch.

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