Skandalöse Liaison. Amanda Mariel

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Skandalöse Liaison - Amanda Mariel

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ihrer Kutsche und inspizierte die gebrochene Achse. Die Mittagssonne wärmte ihr Gesicht und ihre entblößten Schultern, während ein warmer Wind ihre Röcke um ihre Knöchel herumwehte. So herrlich der Tag auch war, die friedliche Umgebung tat nichts um ihre aufkommende Verstimmung zu beruhigen. Je länger sie das gespaltene Holz untersuchte, desto schneller schlug ihr Herz und raste ihr Verstand.

      Sie massierte ihre Schläfe für einen Moment, bevor sie sich ihrem Kutscher zuwandte. »Was werden wir dagegen tun?«, fragte sie, betete dann, dass er eine gute Lösung hätte.

      Eine, die sie nicht allzu lange aufhalten würde.

      »Euer Gnaden, leider werden wir nach dem Kutschenbauer schicken müssen. Eine Achse ist nicht einfach zu reparieren.«

      Sie ließ ihren Blick einmal mehr dem großen Spalt entlang folgen. Die letzte Sache, die sie sich wünschte, war eine Verzögerung ihrer Reise, aber sie vermutete, dass sich dies nicht verhindern ließ. Sie schloss ihre Augen und seufzte. Bitte lass sie es rechtzeitig zu Evangelines Taufe nach Schottland schaffen. Sofern das passieren würde, wäre alles gut.

      Grace wandte ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Kutscher. »Was schlagen Sie vor?«

      »Ungefähr einen Kilometer die Straße herunter gibt es eine Herberge einer Poststation. Erlaubt mir die Pferde auszuhängen und Euch dorthin zu geleiten, damit Ihr dort warten könnt, während wir die Reparaturarbeiten arrangieren.«

      Grace nickte. »Wie lange vermuten Sie wird es dauern meine Kutsche in Ordnung zu bringen?«

      »Es tut mir leid, Euer Gnaden, aber ich weiß es nicht. Wenn es einen fähigen Kutschenbauer in der Gegend gibt, und er nicht beschäftigt ist, könntet Ihr am morgigen Tag bereit sein weiterzureisen. Andernfalls … Es tut mir leid, es gibt keinen Weg vorherzusagen, wie lange Ihr euch verspätet.«

      Sie betätschelte ihren Chignon, glättete dann ihre verknitterten Röcke. Sie hatte London drei Tage früher verlassen, um zum Anwesen ihres Neffen zu reisen, dem Duke of Goldstone. Er und seine Ehefrau, ihre liebe Freundin Amelia, würden ihr Töchterchen in einer Woche taufen. Grace würde die Patentante des Säuglings sein und nichts würde sie daran hindern ihren Bestimmungsort zu erreichen—am allerwenigsten eine gebrochene Achse.

      Grace straffte ihre Schultern, bereit das Kommando in dieser Situation zu übernehmen. »Na schön. Aber lassen Sie die Pferde für den Moment angespannt. Stattdessen borgen Sie zwei Pferde der Vorreiter und instruieren sie diese bei der Kutsche zu bleiben. Einstweilen werden Eliza und Jasmine ebenfalls bleiben.«

      »Wie Ihr wünscht.« Der Kutscher zeigte eine Verbeugung, schlenderte dann um die Rückseite der Kutsche herum auf das Paar der Vorreiter zu, die dort warteten.

      Grace wandte ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Straße vor ihr und winkte einen ihrer anderen Vorreiter näher. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, als er näherkam.

      »Euer Gnaden.« Der Mann stieg ab, verbeugte sich dann.

      »Ich hätte gerne, dass Sie voraus zu dem Gästehaus reiten. Wenn Sie dort ankommen, machen sie eine Anfrage, um zu sehen, ob es einen örtlichen Kutschenbauer oder Mechaniker gibt. Falls ja, holen Sie ihn sofort her. Sagen Sie ihm, dass Sie die Duchess of Abernathy schickt. Das sollte helfen ihn zu überzeugen.«

      »Sogleich, Euer Gnaden.« Der Vorreiter verbeugte sich einmal mehr, bevor er zu seinem Pferd zurückkehrte, um in Richtung des Gasthauses zu galoppieren.

      Als sie zur Kutschentür zurückkehrte, spähte Grace hinein. »Eliza.«

      Sie schaute Grace an, aber streichelte weiterhin Jasmine. »Ja, Euer Gnaden.«

      »Die Kutsche muss repariert werden. Du sollst hier bleiben und dich um Jasmine kümmern. Ich lasse auch ein paar Vorreiter hier.«

      Eliza nickte. »Wo geht Ihr hin?«

      Grace lehnte sich gegen die Kutschentür. »Ich reite zum Gästehaus voraus. Sobald die Vorbereitungen getroffen sind, kehre ich zurück.« Grace konnte nicht sicher sein, dass alles in ihrem Sinne funktionieren würde, aber unabhängig davon würde sie zurückkommen, oder jemanden für Eliza, Jasmine und ihren Plunder schicken.

      »Sehr wohl«, sagte Eliza.

      Jasmine hob ihren Kopf und gähnte, zeigte dabei ihre beeindruckend großen Zähne, bevor sie sich wieder an Eliza lehnte.

      Grace wandte sich von der Kutsche ab und seufzte, blickte in den klaren blauen Himmel. Zumindest war es ein angenehmer Tag um zu reiten—nicht eine Wolke in Sicht und eine nette Brise, damit es ihr angenehm blieb. So ein Pech, dass sie nicht ihr Reitkleid anziehen konnte. Es würde keine würdevolle Art und Weise geben in all ihren Röcken zu reiten. Nichtsdestotrotz würde sie damit auskommen.

      Der Kutscher führte einen ihrer Hengste um die Kutsche herum, brachte ihn neben ihr zum Stehen. »Erlaubt mir Euch beim Aufsitzen zu helfen, Euer Gnaden.«

      Sie wippte mit ihrem Kopf, raffte ihre Röcke hoch in einer Hand, stellte dann ihren mit einem Slipper bedeckten Fuß in seine wartende Hand, während sie den Sattel ergriff—etwas, dass sie nicht gehabt hätte, wenn sie die Kutschpferde genommen hätten. Sobald sie saß, tat Grace ihr Bestes, um ihre Röcke über ihren Beinen zu platzieren, wünschte sich die ganze Zeit über, dass sie Stiefel tragen würde.

      Der Kutscher blickte sie an, sein Blick reumütig. »Ich entschuldige mich dafür keinen anständigen Damensattel zu haben, Euer Gnaden. Möchtet Ihr lieber hier bleiben, während ich vorausreite und die Vorbereitungen treffe?«

      »Unsinn. Ich bin mehr als in der Lage im Herrensitz zu reiten. Was das die Dinge regeln betrifft, wäre ich gerne anwesend.« Sie nahm die Zügel auf und schob ihr Kinn vor. »Lasst uns uns beeilen.«

      »Wie Ihr wünscht.« Der Kutscher stieg auf einen passenden Hengst, dann übernahm er mit drei der Vorreiter der Herzogin, welche sie flankierten, die Führung, versetzte sein Pferd in einen Trott.

      Grace schluckte einen Protest über die langsame Geschwindigkeit herunter, wünschte sich sie könnte Hals über Kopf reiten, in voller Geschwindigkeit vorausgaloppieren. Gott sei’s geklagt, sie nahm nicht an, dass eine schnellere Geschwindigkeit auf lange Sicht irgendetwas Gutes ausrichten würde. Sie würde noch immer darauf warten müssen, dass ihre Kutsche repariert wurde, ungeachtet dessen, wie schnell sie das Gasthaus erreichte.

      Resigniert entspannte Grace sich im Sattel und strebte an den Ritt zu genießen. Vogelgezwitscher schwebte durch die Luft und sie blickte auf die Bäume, welche die Straße säumten, in der Hoffnung, dass sie einen Blick auf einen erhaschen würde. Sie wurde bald belohnt, als ein Star von einem Baum zum Nächsten huschte, seine schwarzen Federn lila und grün glänzend, als die Sonnenstrahlen davon reflektiert wurden.

      Grace lächelte, dachte, wie fabelhaft es wäre, wenn sie ebenfalls fliegen könnte. Ihr Rückschlag bei der Reise wäre sicherlich vorbei, denn sie könnte nach Schottland fliegen und würde zweifellos schneller ankommen, als sie es mit der Kutsche könnte. Sie schob den Gedanken aus ihrem Geist.

      Tagträumerei würde sie nirgendwo hinbringen. Was sie brauchte waren reelle Lösungen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Straße vor ihr. Wenn ihre Kutsche nicht auf Anhieb repariert werden konnte, würde sie eine mieten, und falls das keine machbare Lösung wäre … würde sie eine Fahrt in einer Postkutsche buchen.

      Nichts würde sie davon abhalten Schottland rechtzeitig für die Taufe ihrer Großnichte zu erreichen. Sie war immerhin eine Herzogin. Die Menschen würden sich überschlagen, um ihr behilflich zu sein. Grace entließ einen entspannenden Atemstoß.

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