Heimathafen Hellas. Andreas Deffner
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Ich merkte, wie Finne unruhig wurde. »So kommen wir nicht weiter«, sagte er plötzlich und ging entschlossen auf den nächsten Griechen zu. »Wo bitte finden wir den Hafen?«, fragte er auf Englisch den nächstbesten Kellner einer Strandtaverne.
»Ach, der ist am anderen Ende des Dorfes.«
Nach der ernüchternden Antwort des Kellners begaben wir uns umgehend zurück zum Auto. Zumindest wussten wir jetzt, dass wir uns erstens an der falschen Ecke Tolós befanden, und dass zweitens Perikles zumindest am Ortseingang nicht jedem Griechen bekannt war.
Wieder im Auto staunten wir zunächst über die Backofentemperatur, und kurze Zeit später fuhren wir in Schrittgeschwindigkeit wieder über die Dorfstraße. Hinter einer scharfen S-Kurve veränderte sich das Erscheinungsbild Tolós. Nun wirkte es dörflicher, gemütlicher. Die Ansicht der Gebäudefronten wechselte hinter der Kurve von großen, mehrgeschossigen Hotelfronten zu eingeschossigen Ladengeschäften, Souvenirshops und hübschen Cafés. Über die Dorfstraße, die Sekeri-Straße, ging es noch einen Kilometer in Schrittgeschwindigkeit, bis wir endlich den Hafen erreichten. Hier endete die Straße an einem großen Parkplatz, der bereits nahezu komplett mit PKW und Bussen gefüllt war. Pittoresk lag der kleine Hafen mit den vielen Fischerbooten und den zwei großen Ausflugsschiffen vor uns. Die Sonne brannte gnadenlos von einem stahlblauen Himmel, wie es ihn wohl nur in Griechenland gibt, und gegenüber des Hafens lag die Insel Rómvi mit ihren sattgrünen Pinien und dem kleinen Kiesstrand. Hatte uns der erste Anblick auf die Bucht von Toló fasziniert, so waren wir nun vollends begeistert. Das Ortsende von Toló übertraf unsere kühnsten Vorstellungen. Und als wir am Strand den ersten Griechen nach Perikles fragten, wusste dieser sofort Bescheid.
»Gleich da vorne ist es, ihr seid fast da!«, rief er uns freundlich zu und brachte ein großes kühles Bier zu einem englischen Touristen, der gut gerötet auf einer Sonnenliege halb am Strand, halb im Wasser lag. Durstig wankten wir weiter.
Kaffee mit Schaum – Nescafé
Zutaten:
1 hohe Kaffeetasse, 2 TL Zucker, 1 TL Instantkaffeepulver (Nescafé), eventuell ein Schuss Milch (10-prozentige Kondensmilch), heißgekochtes Wasser, Schaum-Mixer
Zubereitung:
Das Instantkaffeepulver mit dem Zucker und einem Fingerbreit Wasser in die Tasse geben und mit Hilfe des Schaum-Mixers (z.B. ein kräftiger Milchaufschäumer) zu einem festen Schaum mixen. Mit einem Schuss Milch und heißem Wasser auffüllen, bis der Schaum über den Rand der Tasse hochsteigt. Mit Löffelchen, einem separaten Glas kaltem Wasser und einigen Keksen servieren. Langsam, sehr langsam genießen.
3
TAVÉRNA »TO NÉON«
Herzlich willkommen im Paradies!
Von der gemütlichsten Terrasse Tolós winkte uns, mit weit ausholenden Armbewegungen, plötzlich Stefan entgegen. Er trug Badehose und einen Strohhut. Entspannt saß er auf einem alten blauen Korbstuhl an einem wackeligen Tisch mit blau-weiß karierter Tischdecke im Schatten unter den sechs Bäumen, die die Terrasse zum Strand hin begrenzten. Über sechs kleine Stufen einer gut einen Meter hohen und ebenso breiten Treppe, die vom Strand mittig auf die Terrasse führte, erreichten auch wir das rettende schattige Plätzchen. Es war heiß, selbst hier unter den Bäumen, aber der angenehme Südwind der über das Meer auf die Bucht von Toló blies, kühlte unsere geschwitzte Haut und das Wiedersehen mit Stefan rundete den famosen Gesamteindruck ab. Nun kam auch Uschi, Stefans Frau, zu uns gelaufen und aus dem zehn Meter entfernten Meer stiegen noch rasch die Söhne Robin und Dennis. Mindestens genauso herzlich empfing uns auch Perikles, der freudig aus der Taverne sprintete. Wir sahen ihn zum ersten Mal und fühlten uns gleich wohl und vertraut in diesem Urlaubstraum rund und um die »Tavérna To Néon«.
»Herzlich Willkommen im Paradies!«, rief er uns entgegen, als er die drei Stufen vom Gastraum auf die Terrasse herab zu fliegen schien. Dann stand der Anfang 30-Jährige mit stattlicher Figur, mit blankem Oberkörper und hoher Stirn vor uns, drückte uns kräftig die Hände und fuhr mit einem schelmischen Grinsen über den Rand seiner getönten Brille hinweg fort: »Ich bin Perikles, der Sohn des Poseidon.«
Seit 1950 existiert die Εξοχεική Ταβέϱνα To Νέον (Exochikí Tavérna To Néon), die »Landgaststätte zum Neuen«, die Perikles’ Eltern direkt am Strand errichtet haben. Vater Aristides war Fischer und der fangfrische Fisch wurde täglich von seiner Frau Vagelió ausgenommen, gebraten und gegrillt. Während uns Stefan kühles, stilles Mineralwasser aus der Quelle des Kurortes Loutráki in der Nähe von Korinth brachte, stellte uns Perikles, der ›Sohn des Poseidon‹, seinen wahren Eltern vor. Auch Aristides besaß eine hohe Stirn, deren Ränder mit grauem Haar geschmückt waren. Er saß in einer besonnen, lässigen Art, den Kopf auf die rechte Hand gestützt, an einem Tisch an der Hauswand und betrachtete in aller Seelenruhe das muntere Treiben auf seiner mit großen hellen Marmorfliesen plattierten Terrasse. Auf dem Tisch vor ihm lag eine modische Baseballkappe, die er zum Schutz vor der gleißenden Sonne trüge, würde er sich aus dem Schatten fortbewegen. Mir gefiel sein Lausbubengrinsen besonders. Es ist selten bei 70-Jährigen. Seine Frau Vagelió war im Vorraum der Küche damit beschäftigt, grüne Bohnen zu schnippeln. Sie begrüßte uns unendlich herzlich mit ihrer schrillen hochtönenden Stimme, die an eine angenehme Sirene erinnerte. Ein ungemein sympathisches Ehepaar, das wir umgehend in unsere Herzen schlossen.
»Ihr wollt jetzt sicher erstmal im Meer baden«, sagte Perikles zu uns und las uns förmlich unseren heimlichen Wunsch von den Lippen ab. »Kommt! Wir bringen schnell eure Taschen aufs Zimmer.« Rasch erklärte er uns, wie wir mit dem Wagen vom Hafen direkt zur Taverne fahren könnten. Und nur wenige Minuten später nahm er uns wieder an der kleinen schlechtbetonierten Straße mit dem so hübsch klingenden Namen Tsouderou-Straße in Empfang. Sie führte von der Hauptstraße, der Sekeri-Straße, hinab ans Meer und endete als »Sackgasse« auf dem Strand direkt neben der »Tavérna To Néon«. Die Tsouderou-Straße war jetzt im Sommer, um die Mittagszeit, hoffnungslos überfüllt und randvoll zugeparkt.
»Stell den Wagen erstmal hier ab!« Stefan, der unsere erneute Ankunft abermals von der Terrasse beobachtet hatte, deutete auf die Straßenmitte, wo bereits ein Jeep die Durchfahrt versperrte. »Ihr könnt euer Auto später noch wegparken.« Stefan wirkte tiefenentspannt. Und das, obwohl er den Nachbarn bereits gut kannte. Auch wir sollten ihn kurz darauf zu Gesicht bekommen. Doch zunächst ließ sich Perikles nicht davon abbringen, uns die Koffer aufs Zimmer zu tragen. Das kleine Doppelzimmer lag in der ersten Etage direkt über dem Gastraum der Taverne. Es war nun mit uns, unseren Taschen und dem Hausherrn gut gefüllt. Wir sahen zwei einfache Betten, zwei kleine Nachttischchen, einen alten Schrank und eine Glühbirne, die von der Decke baumelte. An der Wand hing ein kleiner Spiegel. Das war die spartanische Einrichtung. Die blaue Farbe der alten hölzernen, deckenhohen Balkontüren blätterte bereits an einigen Stellen ab, doch der Blick vom dahinterliegenden Balkon aus beeindruckte uns umgehend. Durch die schattenspendenden, belaubten Äste der Terrassenbäume hindurch, blickten wir auf die Bucht von Toló mit den vielen kleinen Fischerbooten und der Insel Rómvi mit ihren zwei symmetrischen, gleich hohen Hügeln. Die Kinder nannten das unbewohnte Eiland daher nur Buseninsel. Erst über 20 Jahre später hatte Herr Janni, der weise Dorflehrer, die Eingebung, dass es sich bei dem Namen Rómvi schlicht um einen Schreibfehler handeln musste. Denn nach seiner Theorie hatte die Insel ihren Namen sicher irgendwann aufgrund ihrer Form erhalten. Und zwar nicht die Form eines Busens, sondern die zweier Rauten. Und den Plural von Raute schreibe man schließlich mit »0ι«. Die Insel hätte statt Ρόμβη also Ρόμβοι heißen müssen. Abgeleitet von Rombus = Raute. Der Teil oberhalb der Wasserlinie gleiche unzweifelhaft