Hot, wet & shaking.. Trace Kaleigh
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Später werde ich diesen Schwanz dafür benutzen, um Anatomie und Techniken zu erklären. Später wird es angebracht sein, einen Schwanz in der Hand zu halten, weil Menschen dafür bezahlt haben und in der Erwartung gekommen sind, dass ich genau das tue. Jetzt allerdings stehe ich in der Schlange eines überteuerten Supermarkts und wedle mit einem gigantischen Schwanz in der Gegend herum, während mich gepflegte Frauen mittleren Alters schockiert anstarren. Das Kind fängt an zu weinen, zwar nicht, weil ich seine Unschuld gestohlen habe, aber so fühlt es sich gerade an.
„Der ist für die Arbeit“, versuche ich zu erklären. Als sei es gang und gäbe, einen Dildo für die Arbeit in der Tasche mit sich herumzutragen. Zeitgleich höre ich Jason meckern: „Du hörst mir ja gar nicht zu!“
Der Kassierer starrt mich noch fassungsloser an, mit offenem Mund und funkelnder Zahnspange. Ich stopfe den Dildo wieder in meine Tasche, finde endlich mein Portemonnaie, zahle, schnappe meinen Einkauf und flüchte.
Das ist kein Einzelfall. Solche Dinge passieren mir ständig. Es scheint, als fielen mir immerzu Vibratoren, Kondome, Gleitgel und Butt-Plugs aus der Handtasche oder zeichneten sich darin ab. Erst Anfang der Woche erwischte mich ein LWK-Fahrer dabei, wie ich mit einer Hand in der Hose dasaß und auf der Suche nach einem Parkplatz verzweifelt im Kreis fuhr. Dafür gab es eine gute Erklärung. Es war nicht so, als masturbierte ich einfach mal eben auf dem Weg zur Arbeit. An diesem Morgen hatte ich kurzfristig entschieden ein Klitoris-Stimulations-Gel auszuprobieren. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es irgendetwas bewirken würde, dachte, dass die „pflanzlichen, aphrodisierenden Inhaltsstoffe“ bloß beschissene Modewörter waren, die weder meine Klitoris hart werden noch meine Säfte fließen lassen würden. Ich hatte die prickelnde Flüssigkeit auf meine Muschi getröpfelt, meine Hose angezogen und war zur Tür hinausgestürmt.
Leider sollte die Produktbeschreibung Recht behalten. Das Prickeln setzte ein, als ich im Auto saß – auf halber Strecke zur Arbeit. Doch anstatt mich durch die „sanfte Wärme“ anzuturnen, brannte es einfach nur. Es fühlte sich an, als wäre meine Klitoris ganz gruselig verstopft, als würde sie womöglich abfallen und ich später einen kleinen fleischigen Noppen auf dem Boden neben meinem Bremspedal liegen sehen. Hektisch griff ich mit der Hand in meine Hose und rubbelte, in der Hoffnung, das Gel mit meinen Fingern irgendwie abzubekommen und meine Muschi von diesem Brennen zu befreien. Und genau in diesem Moment, als ich, wie alle anderen autofahrenden Perverslinge auch, wie wild an mir herum rieb, blickte der LKW-Fahrer auf der Spur neben mir von seiner Fahrerkabine auf mich herab.
Ich ertappte mich dabei, A Hand in the Bush: The Fine Art of Vaginal Fisting völlig gedankenverloren im Bus zu lesen, neben einem wahrscheinlich recht netten und nun zutiefst verstörten achtzigjährigen Herrn. Am Tisch eines kleinen familienbetriebenen Restaurants berichtete ich meinen Kolleg*innen sehr detailliert von meinen sexuellen Aktivitäten und vergaß völlig, dass nicht jede*r über Ejakulat spricht und sich dabei Pommes mit Mayonnaise in den Mund schiebt.
Ich habe einem Supermarkt-Mitarbeiter meinen Schwanz gezeigt und wurde von einem LKW-Fahrer dabei beobachtet, wie ich an meiner Fotze herumrieb. Inzwischen sind Situationen wie diese so herrlich vorhersehbar. Es scheint, als hätte ich mein Anstandsgefühl schon lange verloren. Draufgegangen bei einem Arbeitsunfall.
UND SO KAM DIE WÄRME ÜBER UNS
Wenn ich an meine ersten sexuellen Erfahrungen denke, ist es absolut nachvollziehbar, dass ich in meinem aktuellen Arbeitsumfeld gelandet bin. Dass ich so gerne über Sex spreche, ist aller Wahrscheinlichkeit nach darauf zurückzuführen, dass ich lange sehr, sehr schlechten Sex hatte. Wirklich. Ich mache hier nicht auf bescheiden. Mag sein, dass ich mittlerweile eher so etwas wie eine Pseudo-Sex-Expertin bin, dem war aber nicht immer so. Vielmehr habe ich mir, wie manch eine*r sagen würde, einige beachtliche Sex-Fauxpas geleistet – und das innerhalb meines doch erst recht kurzen Lebens. Und ich weigere mich zu glauben, dass all die Ausrutscher, Missgeschicke und totalen Fehltritte allein meine Schuld waren. Nein, die Gesellschaft hat Schuld daran (das ist kein Scherz).
Wie die meisten war auch ich einst eine Teenagerin. Wenn du dich daran zurückerinnerst Teenager*in zu sein, dann erinnerst du dich auch daran, dass es eine wirklich grässliche Erfahrung war. Es ist eine Zeit in deinem Leben, in der du so viele Outfits, Handlungen und Frisuren bereust. Du bist erfüllt von nahezu konstantem, emotionalem Aufruhr und geplagt von allgegenwärtigen Hautproblemen. Du weißt nicht so recht, wer du bist, was du möchtest und wo du hinwillst. Und dazu riechst du auch noch komisch. Zumindest ging es mir so. Ich hasste es, eine Teenagerin zu sein.
Als Teenagerin war ich all den bereits genannten universellen Teenie-Erfahrungen ausgesetzt: die Haare, die Hormone, der Geruch. Obendrein hatte ich auch noch mit dieser BeHindertensache zu kämpfen. Ich war doppelt verwirrt. All diese sowieso schon mysteriösen Veränderungen als Heranwachsende*r wurden durch die brutale Realität verstärkt, dass mein Körper anders war als der anderer. Ich kannte nicht eine einzige andere beHinderte Person. In meinem dörflichen Ontario-Denken war ich der festen Überzeugung, dass es in diesem Universum niemanden wie mich sonst geben konnte. Da ich eine menschliche Anomalie darstellte, war es mir unmöglich herauszufinden, was zur Hölle mein Körper tat oder wie er die harten Proben der Jugendjahre überstehen sollte. Sowohl meine Gegenwart als auch meine Zukunft sahen düster aus.
Die Möglichkeiten, die sich mir aufgrund meines unmittelbaren Umfeldes für meine Zeit nach der Schule, als Erwachsene boten, waren übersichtlich. Sollte ich den Weg der meisten mir bekannten Menschen einschlagen, so hätte ich die Wahl zwischen zwei Optionen. Option eins: heiraten, meinem Mann auf dem Bauernhof helfen und mich fortpflanzen. Option zwei: in der nächstgelegenen Stadt studieren, heiraten, meinem Mann auf dem Bauernhof helfen und mich fortpflanzen.
Ich empfand weder Option eins noch Option zwei als sonderlich verlockend. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mich in diesen Rahmen fügen würde. Wie sollte das denn funktionieren, humpelnd Heuballen durch die Gegend zu tragen? Oder, wenn ich mit meinen chronischen Rückenschmerzen versuchen würde Kühe zu melken? Das klang nicht optimal. Außerdem habe ich Kühe noch nie gemocht. Was für mich aber durchaus verlockend klang, war das Erwachsensein. Ich wollte raus aus der Schule, raus aus diesem Ort und raus aus der Pubertät. Dringend. Auch wenn die ziemlich normativen Vorstellungen davon, wie Erwachsensein auszusehen hat, mich nicht reizten, wollte ich es dennoch herausfinden. Und ich wollte einfach etwas anderes.
Und genau da geschah es, ich hatte auf einmal die fixe Idee, Sex haben zu müssen. Alles was ich wollte, war es zu tun. So weitverbreitet dieses jugendliche Gefühl auch sein mag, so kam mein Drang aus einer anderen Ecke. Ich war nicht unbedingt an dem Akt an sich interessiert. Ich wollte nicht Sex haben, um eine durch jugendliche Hormone entfachte Lust zu stillen. Es war nicht so, als hätte ich nicht aufhören können daran zu denken, oder als dachte ich, es würde sich besonders gut anfühlen. Noch nie war ich von einem unersättlichen, physischen, lustvollen Verlangen getrieben worden. Ich hatte bislang noch nicht einmal masturbiert. Nein, ich wollte es aus anderen Gründen. Ich wollte Sex haben, weil ich glaubte, es sei mein Schlüssel zum Erwachsensein. Ich dachte, es würde mir Antworten liefern. Sex war nur ein Mittel zum Zweck. Der Zweck bestand aus meiner Sicht darin, eine Frau zu werden.
So verdreht das auch klingen mag, ergibt es tatsächlich einen Sinn. Ich war eine Teenagerin in einem Ort, in dem kaum jemand wusste, was Internet war. Okay, viele Leute wussten das schon, aber es war tatsächlich sehr schwer zu bekommen, wenn du dir vor Augen führst, dass wir an schier unendlich langen Maisfeldern mitten im Niemandsland wohnten. Versuche, auf die sogenannte „Datenautobahn“ zu gelangen, begannen mit der mühseligen Einwahl ins Internet, wurden begleitet von schrillen Quietsch- und