Hot, wet & shaking.. Trace Kaleigh
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Es war bei unserem dritten oder vielleicht auch vierten Date, als er mich unter dem Vorwand zu sich nach Hause einlud, gemeinsam „The Chapelle Show“ zu schauen. Zusammen fern zu sehen ist immer ein Vorwand. Also spielten wir diese Rituale durch, die zwei Menschen, die eigentlich einfach nur Sex haben wollen, abspulen, wenn sie zusammen fernsehen: Wir saßen auf der Couch, viel zu nah beieinander, unsere Hände schoben sich über den abgenutzten Stoff aufeinander zu, bis wir irgendwann mit fest umschlungenen Armen zu einem horizontalen Zwei-Personen-Stapel geworden waren.
Ich musste natürlich sofort pinkeln. A), weil ich grundsätzlich immer pinkeln muss und b), weil sich dieses nahezu konstante Bedürfnis in einschüchternden Situationen noch verzehnfacht. Es war also keine Überraschung, als ich dieses verräterische Kitzeln in der Leiste spürte. Typischerweise zählt in meinem Falle zum BeHindert-Sein auch diese dauernde Verantwortung, die Mediziner*innen als „Blasenmanagement“ bezeichnen. Das bedeutet: Meine Blase macht, anders als alle anderen Blasen, was sie will, und meine Aufgabe ist es, das zu regulieren. Sie pinkelt, wann immer sie möchte, völlig egal, ob ich vorher signalisiert habe, dass jetzt ein guter Moment sein könnte, um es laufen zu lassen, oder nicht. In der Vergangenheit entschied sie sich schon dazu, sich komplett zu entleeren, als ich mit meinem ersten großen Schwarm sprach, während ich auf offenem Meer Kajak fuhr und während ich im Flugzeug saß und während des Starts an meinen Sitz gefesselt war. Eine derart eigenwillige Blase ist ganz schön unpraktisch und um sie besser unter Kontrolle zu haben, gebe ich ihr erst gar nichts. Die Flüssigkeitsaufnahme wird vor und während Dates, Filmen, Flügen oder beliebigen anderen Situationen, in denen eine Toilette nicht in greifbarer Nähe ist, auf ein Minimum reduziert. Auch Katheterisierung2 findet recht häufig statt, einfach nur, um sicher zu gehen, dass meine Blase auch wirklich leer genug ist, damit sie nicht doch in unangebrachten Situationen meine Jeans (und damit meinen Stolz) angreifen kann. Langer Rede kurzer Sinn: Ich hätte dem Kitzeln mehr Beachtung schenken sollen.
Aber das tat ich nicht. Ich wollte einfach nicht. Im Alter von 18 Jahren war ich mir schmerzlich darüber im Klaren, auf wie viele Arten und Weisen ich nicht „normal“ war. Meine überaktive Blase war weit davon entfernt normal zu sein. Ich hatte mitgezählt – bereits drei Mal während dieses Dates hatte ich einen Grund gesucht, um zur Toilette eilen zu können. Diese Anzahl an Toilettengängen war auf jeden Fall merkwürdig. Ich war mir sicher, dass dieser attraktive, ältere Mann von meinen überaktiven Körperfunktionen völlig abgeturnt sein musste. Ich hätte sogar gewettet, dass eine weitere Pipi-Pause dem Date ein Ende gesetzt und damit meine Hoffnung auf richtig schönen Sex zerstört hätte. Ich hatte also nur eine Möglichkeit: Einhalten.
Wir verließen seine Couch und gingen in sein Schlafzimmer. Die ganze Zeit zitterten meine Knie bei dem Versuch meine Blase zu kontrollieren. Er drückte mich gegen die Wand und küsste meinen Hals. Wahrscheinlich fühlte es sich gut an, ich war allerdings viel zu abgelenkt, um irgendetwas mitzubekommen. Mein Shirt verschwand und als nächstes sein Gürtel. Er schmiss mich aufs Bett. Wir zogen einander weiter aus. Ich hielt weiter mein Pipi an. Kurz darauf hatte er nur noch Boxershorts und schwarze Strümpfe an, ich so gut wie gar nichts mehr. Ich lag ausgestreckt auf dem Bett und überlegte aufzustehen und auf Toilette zu gehen. Aber: Das konnte ich nicht bringen! Das war viel zu peinlich! Und genau in diesem Moment passierte es. Matthew, der von meinem inneren Aufruhr überhaupt nichts mitbekommen hatte, griff mit seiner Hand verführerisch unter meine weiche Baumwoll-Unterwäsche. Meine Muschi war feucht und bereit. Und meine Schenkel auch. Und auf einmal waren auch seine Finger ganz komisch feucht. Uns beiden wurde schlagartig bewusst, dass es sich bei dem, was da so feucht war, nicht um den geläufigen Freudenfluss handelte, sondern um einen konstanten Urinstrahl, der erst meinen Körper, dann seinen und auch noch seine teure ägyptische Baumwoll-Bettwäsche nässte, um schlussendlich in seine 800 Dollar Queen-Size-Matratze zu sickern. Ich pisste alles voll. Für etwa eine Sekunde lag ich in der selbstgemachten gelben Pfütze und kam zu der Erkenntnis, dass es keine Möglichkeit gab, aus dieser Nummer wieder rauszukommen. Ich stand auf, murmelte eine Entschuldigung, zog meine Jeans über meine feuchten Beine und flüchtete.
Es ist ihm zugute zu halten, dass er mich noch Wochen danach anrief. Er hinterließ mir beruhigende Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, sagte mir, ich bräuchte mir keinen Kopf zu machen und bat mich darum, ihn zurückzurufen. Ich kann mir nicht zugutehalten, dass ich das je getan hätte. Wenn meine Herangehensweise Sex zu lernen einer Feuerprobe glich, war Matthew ein wütendes Feuer, das ich nicht bereit war zu löschen. Von ihm lernte ich, immer, absolut immer (ins Klo) zu pinkeln und hatte am Ende sogar noch zusätzliche Last im Gepäck.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass das alles war. Einfach in die Hände schlagen, mir auf die Oberschenkel hauen und sagen: „So Leute, das war’s. Das war alles an Gefummel, Gewurschtel und Gestolpere auf meinem wenig grazilen Weg in die Sexualität. Ich habe alle Karten auf den Tisch gelegt.“
Tatsächlich aber könnte ich noch endlos viel mehr erzählen. Sex fiel mir nie leicht. Er war weder intuitiv, natürlich, noch graziös. Er war witzig, denkwürdig und voller harter Lektionen und hatte absolut nichts mit dem zu tun, wie ich ihn mir ursprünglich vorgestellt hatte.
Ich manövrierte mich nicht in diese Situationen, weil ich es grundsätzlich nicht hinkriege, oder weil es ein Ergebnis meiner BeHinderung ist. Meine Jungendängste waren völlig fehl am Platz und es stellte sich als falsch heraus, dass meine BeHinderung Sex schwieriger machte. Nein, ich erlebte diese Missgeschicke, weil ich schlecht über Sex informiert war. Wie viele von uns, hing ich diesem Irrglauben an, es gäbe eine Art Geheimrezept, einen Leitfaden, den wir alle kennen und befolgen sollten. Naiv wie ich war, hatte ich konkrete Bilder vor Augen, die mir Filme, Fernsehen und Pornos als Wahrheit verkauft hatten. Ich dachte, es müsse einen nahtlosen Übergang geben von zunächst noch bekleidet sein, dann penetriert werden und dem Ende mit zwangsläufig gleichzeitigen Orgasmen. Gefallen würde es mir dann auch noch, jedes Mal. Ohne jegliche sexuelle Aufklärung (Katherine und ihre Melonen mal außen vor), oder einem Ort, an dem ich heikle Fragen hätte stellen können, blieb mir nichts anderes übrig, als von falschen Annahmen auszugehen.
Das Schweigen rund um das Thema Sex steuert uns in düstere Richtungen. Letztlich kam ich nur durch gesammelte Erfahrungen zu der Erkenntnis, dass es tatsächlich überhaupt keine konkrete Herangehensweise und nicht den einen richtigen Weg gibt, es zu treiben. Mittlerweile weiß ich, dass Sex eine Million verschiedene Gesichter haben kann. Glücklicherweise habe ich jetzt verstanden, dass ich meinen Körper nicht an dem Maßstab eines körperlich nicht beHinderten Bildes von erotischer Intimität anpassen muss. Nun kann ich mir meine eigenen Rahmenbedingungen schaffen und meine eigenen Wünsche formulieren.
Ich glaube, dass es vielen Menschen so ergeht, dass der Sex, den wir an gewissen Punkten in unserem Leben haben, nicht unseren Vorstellungen entspricht. Unsere Vorstellung ist unrealistisch, stammt aus Filmen und Pornos und folgt unerreichbaren Schönheitsidealen. Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Erkenntnis allein dastehe, dass Sex unangenehm und schwierig sein kann. Und genau aus diesem Grund tue ich das, was ich tue. Ich betreibe sexuelle Aufklärung, weil ich selbst an diversen Punkten in meinem Leben etwas Aufklärung hätte gebrauchen können. Es hätte mir Jahre der Angst und Verwirrung erspart, wenn sich einfach mal jemand mit mir hingesetzt und mit mir über unsere Körperfunktionen gesprochen hätte. Mein frühes Sexleben wäre komplett anders verlaufen, hätte ich andere Menschen mit BeHinderungen zum Vorbild gehabt. Hätte ich gewusst, dass alle manchmal pinkeln und beißen und pupsen, wenn sie das eigentlich gar nicht wollen, dann hätte mir das manche schlaflose Nacht erspart. Wäre da nicht diese Scham und das Schweigen über Sex, hätte