Kati Küppers und der gefallene Kaplan. Barbara Steuten

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Kati Küppers und der gefallene Kaplan - Barbara Steuten Krimi

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einen Termin zu bekommen. Wenn’s geht, jetzt gleich.«

      »Waaas?« Rikes Frage endete in einem Freudenkreischer, sodass Rommerskirchen das Smartphone rasch auf Armlänge von seinem Ohr weghielt. Er grinste bei der Vorstellung, wie sie durchs Zimmer hüpfte, die Arme hochriss und juchzte. Er liebte ihre Gefühlsausbrüche, ihre Frische, ihre Sprungkraft, die sich in den wilden braunen Locken um ihr schmales Gesicht manifestierte. Auch wenn er gerade einen warnenden Druck im Magen verspürte, diesem Wirbelwind bald ohne Rückzugsmöglichkeit ausgeliefert zu sein.

      »Rike? Noch haben wir die Wohnung nicht. Nicht einmal einen Termin mit dem Makler«, erinnerte er sie.

      »Klar. Hast völlig recht. Rufe jetzt den Makler an. Bis gleich. Ciao. Kuss und Schluss.«

      Rommerskirchen ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen, schaute aus dem Fenster und versuchte sich vorzustellen, in Niederbroich zu wohnen. Er, der noch nie auf dem Land gelebt hatte. Der die Stadt liebte. Ihren Puls. Ihre Möglichkeiten. Seine Clubs und Kneipen. Den Rock am Ring. Als Rike ihm vorgerechnet hatte, wieviel Miete sie sparen würden, hatte sie ihn schließlich überzeugt. Plötzlich war der Traum einer dicken Maschine, einer Suzuki oder sogar einer BMW, in greifbarer Nähe. Während ihm die Punkte Kindergarten und Schule auf ihrer Liste eher Sorge bereiteten. Er wischte die Bedenken mit einer energischen Handbewegung weg. Schließlich fuhr er ja jeden Morgen in die Stadt zur Arbeit. Er steckte sein Handy in die Hosentasche, griff nach einem Stapel Unterlagen auf seinem Schreibtisch und verließ das Büro.

      Nebenan teilte ihm sein Kollege die Handynummer von Frau Küppers mit.

      »Ich fahr gleich noch mal nach Niederbroich zur Kirche und halt Augen und Ohren auf. Vielleicht hat ja jemand was beobachtet. In so einem Dorf weiß doch jeder über jeden Bescheid«, regte Rommerskirchen an und fragte sich, ob er demnächst auch unter ständiger Beobachtung der Dorfältesten stehen würde.

      Tietke hob die Augenbrauen. »Der Tatort ist meiner Meinung nach eher die Kapelle, wegen des vergifteten Messweins«, bemerkte er und runzelte die Stirn. Rommerskirchen nickte. »Du hast recht. Deshalb hat die SpuSi sie ja auch versiegelt. Dann schau du dir doch die Gegend um die Kapelle an«, schlug er vor. »Hast du schon die Adressen der Leute, die einen Schlüssel haben, herausgefunden?«

      Tietke reichte ihm die Liste.

      Rommerskirchen überflog die Namen und Straßenangaben.

      »Pater Remigius wohnt am Kirchplatz 1. Den übernehme ich.«

      Ohne ein weiteres Wort verließ der Kommissar die Polizeiwache, begleitet von der Tatort-Titelmelodie aus der Hosentasche.

      12

      Als sie ins Haus traten, empfing sie ein vielversprechender Duft von geschmorten Zwiebeln und Fleisch. Erst jetzt bemerkte Benedikt, dass er Hunger hatte. Sein Magen meldete sich lautstark und Oma Kati grinste.

      »Jo, ich liebe dich«, murmelte sie und marschierte schnurstracks in die Küche.

      Die Dunstabzugshaube lief auf höchster Stufe. Am Herd stand Opa Jo, streute ein paar Kräuter in die Pfanne und rührte.

      »Boah, riecht das gut«, schrie Benedikt gegen den Lärm an. Jo drehte sich um.

      »Da seid ihr ja endlich. Benedikt, mein Junge, wo willst du noch hin? Bald brauch ich ne Leiter, wenn ich dich umarmen will.« Er klopfte seinem Enkel auf den Rücken. »Das Essen ist gleich fertig.«

      Dann wandte er sich an Kati. »Und du, holdes Weib, verrätst mir bitte, was du angestellt hast. Ich gehe zum Metzger und alle Gespräche verstummen. Auf der Straße schauen Nachbarn nur noch auf ihre Schuhspitzen. Nicht mal der Heinrich brüllt seinen Senf aus dem Fenster. Und Pater Remigius krächzt mit letztem Stimmchen ins Telefon, dass du ihn sofort zurückrufen sollst, wenn du wieder zu Hause bist. Was hab ich verpasst?«

      Während der Aufzählung ihres Mannes wurden Katis Augen immer runder. Sie setzte sich auf den nächstbesten Küchenstuhl und berichtete von ihrem Verhör auf der Polizeiwache.

      Jo stellte den Herd ab, drückte Benedikt drei Teller in die Hand und schraubte den Korkenzieher in die Weinflasche. Mit einem satten Plopp öffnete er den Rioja und goss einen Schluck ins Glas. Er betrachtete das dunkle Rot, atmete den würzigen Geruch ein und probierte. Dann schenkte er das zweite Glas ein, stellte es vor seine Frau und füllte sein eigenes Glas nach.

      »Dieser Kommissar glaubt allen Ernstes, ich hätte den Kaplan vergiftet«, ereiferte sich Kati.

      Jo setzte sich neben sie, legte einen Arm um ihre Schulter und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. »Wenn ich dich nicht schon seit der Erschaffung des Paradieses kennen würde, würde ich dich auch für die Mörderin halten. Es passt einfach alles zusammen.«

      Kati stiegen die Tränen in die Augen. Tränen der Anspannung und der Wut.

      »Ob mir jemand etwas anhängen will und den Tod des Kaplans nur billigend in Kauf genommen hat?«, mutmaßte sie und nahm einen kräftigen Schluck Rotwein.

      »Dass jemand versucht, dir die Schuld in die Schuhe zu schieben, glaube ich sofort. Aber doch wohl nur, um den Verdacht von sich abzulenken.« Jo platzierte zwei Topfuntersetzer auf dem Küchentisch und holte die Pfanne vom Herd. Benedikt hatte in der Zwischenzeit Besteck neben die Teller gelegt und zwei Flaschen Wasser auf den Tisch gestellt.

      »Das Gift war im Messwein in der Kapelle. Wie kam es dort hin?«, mischte er sich in die Überlegungen ein.

      »Sicher ist nur, dass es nicht von Anfang an drin gewesen ist«, gab Kati zu bedenken. »Die Flasche war angebrochen.«

      »Lasst uns mal eine Liste mit den Namen aufstellen, die einen Schlüssel zur Kapelle haben.«

      »Das geht schnell«, winkte Kati ab. »Das sind nicht viele.«

      »Als Küsterin weißt du doch bestimmt, wer sich über den Kaplan aufregt. Und über wen er sich aufgeregt hat. Vielleicht finden wir ein plausibles Motiv«, schlug Benedikt vor.

      Kati Küppers holte tief Luft, schloss für einen Augenblick die Augen und ging in Gedanken eine ganz andere Liste durch. Die der vierzehn Nothelfer. Die heilige Barbara hatte sie heute Morgen direkt bemüht. Der heilige Achatius, Helfer in Lebensnöten und Todesängsten, schien ihr tröstlich. Allerdings könnte ihr Anliegen auch in die Zuständigkeit des heiligen Cyriakus fallen, dem Diakon mit dem gefesselten Dämon. Dem Helfer gegen böse Geister. Dem Patron der Unterdrückten. Beiden schickte sie ihren Hilferuf. Sie schaute Benedikt traurig an und sagte: »Die Letzte, die sich mit ihm gestritten hat, war wahrscheinlich ich.« Sie ließ den Kopf hängen, griff nach ihrem Glas und nahm einen weiteren kräftigen Schluck, bevor sie erzählte, was in der Kapelle vorgefallen war.

      Jo stellte den Kartoffeltopf auf den Tisch und teilte jedem drei volle Löffel zu. Darüber verteilte er Geschnetzeltes mit Zwiebeln und Champignons. Schließlich setzte er sich, senkte den Kopf und faltete die Hände.

      »Lasst uns beten: Alle guten Gaben …« Kati und Benedikt stimmten in das Tischgebet ein.

      Die ersten Bissen aßen sie schweigend, jeder hing seinen Gedanken nach. Dann zog Benedikt sein Smartphone aus der Tasche und wischte darauf herum.

      »Ich muss mir ein paar Notizen machen«, erklärte er. »Unterbrecht mich, wenn ich etwas missverstanden habe. Also, der Täter hat Gift in den Messwein geschüttet. Damit haben wir es wahrscheinlich mit einer Frau zu tun.«

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