Die Gurke Liesabetta und das Schaf Emil gehen auf eine Weltreise. Winfried Rochner
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Gurke Liesabetta und das Schaf Emil gehen auf eine Weltreise - Winfried Rochner страница 3
Liesabetta lief in ihren feinen Schuhen durch die fremde Stadt. Sie war ziemlich klein, eigentlich war es eher ein Dorf. Die Leute nickten ihr freundlich zu und ein Junge fragte sie, woher sie den schönen Hut hätte.
„Vom Rotkäppchen, es hat ihn mir ausgeliehen und wird wohl im Winter am Kopf frieren. Zum Glück ist jetzt aber Sommer.“ Glücklich spazierte sie weiter den Bürgersteig entlang an einer Kirche vorbei und erschrak fürchterlich, als die Glocken plötzlich zu läuten begannen.
„Warum läuten sie so laut?“, fragte Liesabetta einen Mann, der stehen geblieben war und zuhörte.
„Es ist zwölf Uhr mittags, da läuten sie immer. Hast du das nicht gewusst?“, gab er zur Antwort.
Liesabetta schüttelte den Kopf, so etwas war ihr noch nie aufgefallen. Die Kirchenglocken läuteten nicht sehr lange, danach begleitete der Mann sie ein Stück. Sie erzählte ihm, dass sie auf einer Weltreise sei und noch sehr lange laufen müsste, um ihr Ziel zu erreichen, und dass sich alles Notwendige dafür in ihrem Rucksack befände.
Am Stadtausgang verabschiedeten sich die beiden und Liesabetta zog allein weiter. Diese Begleitung hatte ihr gut gefallen. Auf einmal fühlte sie sich einsam und die Weltreise war langweilig, so ganz allein. Traurig setzte sie sich an den Straßenrand und dachte nach.
Und plötzlich schoss ihr eine Idee durch den Kopf: „Ich werde zurücklaufen bis nach Hause und Emil, das Schaf, fragen, ob er mit mir auf Weltreise gehen möchte. Ja, das wäre lustig. Emil hat eine so schöne Stimme und unterwegs ist doch sicher etwas Geld vonnöten. Wenn die Käsestullen aufgegessen sind, könnten wir zusammen ein Lied singen und mein rotes Käppchen aufstellen, damit die Leute Geld hineinlegen. Dieses reicht dann, um frische Käsestullen zu kaufen“, überlegte Liesabetta laut.
Dieser Gedanke stimmte sie so fröhlich, dass sie in die Luft sprang, die Beine gegeneinanderschlug und munter nach Hause trabte.
*
Eine neue Freundschaft
Müde, aber glücklich sah Liesabetta ihr Heimatdorf vor sich auftauchen und ging schnurstracks zu Emil, der sich sehr darüber wunderte, sie zu sehen. „Nanu, was willst du denn hier, Liesabetta?“
„Na ja, ich habe was vergessen und bin deswegen noch mal kurz zurückgekommen.“ Die Gurke wollte nicht gleich mit der Sprache herausrücken, dass sie seinetwegen zurückgekehrt war, um ihn mit auf die Weltreise zu nehmen. So sprach sie nur: „Ich habe zu wenig Stullen eingepackt und meine Handschuhe vergessen.“ Und nach einigem Zögern fügte sie beiläufig hinzu: „Hast du nicht Lust, mich zu begleiten? Zu zweit ist es viel lustiger als alleine.“
Emil kratzte sich mit dem Hinterhuf am Kopf und es dauerte lange, bevor er antwortete: „Eigentlich wollte ich hier im Dorf bleiben, auf der Wiese spielen.“ Plötzlich aber rief er: „Oder ich komme doch mit dir mit! Immer zu Hause hocken ist nicht besonders schön.“
Er blökte, wie um seine Worte zu bekräftigen, und trabte los, neben der Gurke her. Rasch holten sie noch ein paar Käsestullen und packten Emils Sachen in einen Rucksack, ehe sie gemeinsam ihre Weltreise starteten.
Sie folgten demselben Weg, den Liesabetta zuvor allein gegangen war, überquerten die Wiese und schritten durch den Wald. Dort wehte ihnen eine erfrischende Brise entgegen, die Sonne ließ helle Streifen durch die Bäume fallen. Es marschierte sich ganz wunderbar. Ein Kuckuck rief und ein Specht ließ von seinem Klopfen ab und schaute verwundert auf die beiden ungleichen, mit Rucksäcken bepackten Wanderer.
Die Gurke Liesabetta stimmte ein Lied an, das auch Emil kannte, und bald schallte es durch den Wald: „Das Wandern ist des Müllers Lust.“
Drei kleine Füchse spielten vor ihrem Bau und die Mutter schaute besorgt zu, damit sie sich nicht zu weit von ihr entfernten. Als sie den lauten Gesang hörten, wollten die scheuen Tiere schnell in ihrem Bau verschwinden, denn der ungewohnte Lärm ängstigte sie.
Liesabetta rief: „Habt keine Angst, wir sind auf einer Weltreise!“ Und als sie näher herangekommen waren, fragten sie die Fuchsmutter: „Wollt ihr uns nicht begleiten?“
Die Füchsin schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, nein, meine Kinder sind noch zu klein für eine Reise und ich muss auf sie aufpassen, damit sie groß werden.“
Bedauernd marschierten die beiden Weltreisenden weiter. Andere Lieder fielen ihnen im Moment nicht ein und sie marschierten still, bis die Sonne nicht mehr durch das Blätterdach der Bäume drang. Das letzte Sonnenlicht nutzten sie, indem Liesabetta ihre Karte herausholte und prüfte, wie weit sie schon gelaufen waren. Der riesige Wald nahm einfach kein Ende. Für den folgenden Tag planten sie, die nächste Stadt zu erreichen.
Da der Mond nun schon durch die Äste eines großen Baumes lugte, sahen sie die Zeit zum Schlafen gekommen. Liesabetta aß noch eine Käsestulle und Emil knabberte am Gras, das zwischen den Bäumen wuchs, ehe sie nebeneinanderliegend einschlummerten.
Am nächsten Morgen, die Sonne schien bereits durch die Baumkronen, reckte sich Liesabetta, gähnte laut und weckte damit Emil. Der sprang hurtig auf und musste sich erst einmal darüber klar werden, wo er sich überhaupt befand. Die Gurke erschrak durch Emils plötzliche Bewegung.
„Wir sind im Wald auf einer Weltreise und heute Abend bestimmt in einer großen Stadt. Das werden wir schon schaffen, wenn du nur fleißig deine Beine bewegst“, bemerkte Liesabetta. Dabei schaute sie Emil an und überlegte, ob vier Beine wohl doppelt so schnell müde werden konnten wie zwei. Das Schaf schien beruhigt zu sein, streckte sich erst nach vorn, dann nach hinten und los ging es.
Nach einer Weile endete der Wald und sie liefen einen endlos scheinenden Wiesenweg entlang, gelangten zu einer Straße und standen vor einem gelben Schild.
Liesabetta las stotternd: „Kreuzdorf, Kreis Lammerstein. Also, hier ist das erste Dorf auf unserer Reise.“
Emil stellte sich auf die Hinterhufe und versuchte, das Schild zu beschnüffeln. „Nun, es riecht wie unser Schild zu Hause“, stellte er fest.
Als sie weiterzogen, kamen sie an vielen kleinen Häusern vorbei, durch deren Fenster Menschen herausblickten.
„Schau mal, da hinten ist eine große eingezäunte Wiese!“, rief Emil plötzlich und meinte schon, er sei wieder zu Hause in seinem Dorf!
Auf den ersten Blick sah es auch genauso aus. Aber keine Schafe, sondern Kühe lagen im Gras und bewegten ihre Mäuler, so als wollten sie miteinander sprechen. Emil wusste sofort, dass sie kauten, denn Kühe sind Wiederkäuer. Erst stopfen sie alles Gras und Heu in den Nebenmagen, dann holen sie es in Ruhe wieder hoch und kauen es zur Verdauung.
„Hallo, Kuh“, rief Emil einem der Tiere zu, „was machst du hier? Willst du mit uns kommen? Wir sind auf einer Weltreise.“
„Ich heiße Liese und kann diese Weide nicht verlassen, weil ich bald ein Baby bekomme und das Kleine mit meiner Milch tränken und großziehen muss. Aber frage mal den Bullen Kraftprotz, vielleicht