Sophienlust 305 – Familienroman. Bettina Clausen

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Sophienlust 305 – Familienroman - Bettina Clausen Sophienlust

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dich, Teddy, wir müssen frühstücken.« Herma stand schon im Reisekostüm an der Tür.

      Erschrocken sprang Teddy aus dem Bett. Er wusch sich in aller Eile und putzte sich die Zähne. Ungeduldig half Herma ihm beim Anziehen. »So, und jetzt komm endlich!« Sie nahm ihn unwirsch bei der Hand und zog ihn mit sich hinunter in den Speisesaal.

      Jetzt ist sie auch noch schlecht aufgelegt, dachte Teddy. Im gleichen Moment stellte er fest, dass die Stimmung des Vaters auch nicht viel besser war. Wenn ich jetzt von Xanti anfange, gibt’s ein Riesendonnerwetter, dachte der Junge.

      »Was schaust du denn so träumend in die Luft?«, schalt Herma. »Vor dir steht dein Kakao. Iss und trink. Wir müssen uns beeilen. Ich möchte heute Nachmittag in Essen sein.«

      Unglücklich trank Teddy von seinem Kakao. Essen konnte er nichts. Aber das bemerkte Herma gar nicht. Sie sprach nur noch von der Rückfahrt und von ihren Bekannten in Essen.

      »Nun hör doch schon endlich auf«, sagte der Vater schließlich gereizt. Zugleich stand er auf. »Ich bezahle und schicke jemanden nach oben, der das Gepäck holt. Ist alles fertig?«

      »Selbstverständlich«, erwiderte Herma und wandte sich an Teddy. »Hast du deine Spielsachen zusammengepackt?«

      Der Junge schüttelte den Kopf und lief schnell hinauf ins Hotelzimmer. Doch statt sein Spielzeug in das kleine, dafür bestimmte Köfferchen zu legen, stand er vor dem Fenster und starrte hinaus. »Jetzt muss ich dich allein lassen, Xanti«, sagte er leise. »Aber ich kann doch nichts dafür. Und ich weiß auch nicht, was ich machen soll. Wenn ich wenigstens jemanden fragen könnte. Aber wen?«

      »Bist du fertig?«

      Teddy fuhr herum. In der Tür stand Herma und machte ein Gesicht wie sieben Tage Donnerwetter.

      In aller Eile warf Teddy die Spielzeugautos und die Bilderbücher in seinen kleinen Koffer. Den Stoffhund, mit dem Xanti immer so gern gespielt hatte, legte er obenauf und deckte ihn zärtlich zu.

      »Nun beeil dich schon«, drängte Herma.

      Zehn Minuten später saßen sie im Auto und fuhren los. Mit Tränen in den Augen schaute Teddy zurück.

      *

      Am Nachmittag des gleichen Tages parkte Andrea von Lehn ihren Wagen vor dem Hotel. Als sie an der Rezeption nach Teddy Rosar fragte, schüttelte der Angestellte bedauernd den Kopf. »Die Rosars sind heute früh abgereist.«

      »Abgereist?«, fragte Andrea erschrocken. »Aber …« Davon hatte Teddy ihr nichts gesagt. »War die Abreise schon länger geplant oder kam das ganz überraschend?«

      »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen nur die Essener Adresse der Familie Rosar geben.«

      »Ja, bitte.«

      Der Portier schrieb die Adresse auf einen Zettel und reichte ihn Andrea. »Vielen Dank.« Sie steckte den Zettel ein und verließ das Hotel.

      Verwirrt stieg sie in ihren Wagen ein und fuhr zurück nach Bachenau. Sie wusste nicht, ob sie sich über Teddy ärgern oder ihn bemitleiden sollte.

      »Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?«, fragte Hans-Joachim, als Andrea vor der Villa aus dem Auto ausstieg.

      »Ja.« Sie erzählte ihm, was sie in Maibach im Hotel erfahren hatte.

      »Na, das ist ja großartig.« Hans-Joachim sah, dass seine Frau verärgert war. »Glaubst du, dass der Junge dich hereingelegt hat? Dass er von der Abreise seiner Eltern wusste und seinen Hund nur loswerden wollte?«

      »Über diese Frage denke ich schon die ganze Zeit nach … Nein!«, sagte sie jetzt entschieden. »Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Dazu war er viel zu unglücklich darüber, dass der Dackel krank war. Ich glaube viel eher, dass seine Eltern ihn mit der plötzlichen Abreise überrascht haben.«

      »Und uns bleibt der Hund«, sagte Hans-Joachim trocken.

      Andrea nickte nur. Sie ärgerte sich selbst ein bisschen – aber nicht über Teddy. Der konnte ja schließlich nichts dafür. Er hatte die Entscheidung seiner Eltern wahrscheinlich auch nicht beeinflussen können. »Auf jeden Fall werde ich in Essen anrufen«, sagte sie.

      »Aber warte damit noch«, riet Hans-Joachim ihr.

      »Warum? Hat sich Xantis Zustand verschlechtert?«

      »Er hat sich nicht verschlechtert. Aber er ist auch nicht besser geworden. Ich befürchte fast, dass die Hündin nicht durchkommt.«

      Das auch noch, dachte Andrea. »In diesem Falle ist es vielleicht sogar besser, dass der Junge mit seinen Eltern abgereist ist«, sagte sie leise.

      Dieser Meinung war auch Hans-Joachim.

      Auch am nächsten Morgen ging es dem Dackel unverändert schlecht. »Ich fürchte, er geht ein«, sagte Hans-Joachim beim Frühstück.

      Andrea erschrak. »Kannst du denn gar nichts mehr tun?«

      Der junge Tierarzt zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich habe schon alles versucht. Ich wüsste nicht, was ich ihm noch geben sollte.«

      Nachdenklich kaute Andrea an ihrem Brötchen. Sie gab niemals ein Tier auf, solange noch ein Fünkchen Leben in ihm war. Und Xanti lebte schließlich noch.

      Nach dem Frühstück ging sie zu Janosch. Völlig ermattet und schwer atmend lag Xanti in ihrem Körbchen neben dem Ofen.

      »Ihr Mann glaubt, dass der Hund eingeht«, sagte Janosch.

      »Ja.« Andrea strich zärtlich über Xantis stumpfes Fell. »Armes Dackelchen. Zu schade, dass wir nichts mehr für dich tun können.«

      »Wir können«, sagte Janosch, und seine Augen leuchteten dabei auf. Als er jetzt geheimnisvoll lächelte, bildeten sich noch ein paar Falten mehr in seiner runzligen Haut.

      »Was meinst du?«, fragte Andrea und erhob sich.

      »Ich werde dem Dackel ein Tränklein mischen. Gute alte Kräuter, die zaubern können.«

      Wie der alte Mann so dastand mit erhobenem Zeigefinger, erinnerte er Andrea wirklich an einen Zauberdoktor aus dem Mittelalter. Doch sie ermutigte ihn.

      »Mach das, Janosch. Misch der armen Xanti eins von deinen Wundermitteln. Vielleicht hilft es.«

      »Nicht vielleicht«, wies Janosch sie zurecht. »Es hilft bestimmt.«

      Andrea musste lächeln. »Ich will gern versuchen, daran zu glauben.«

      Sie ging zurück in die Villa und erzählte ihrem Mann von Janoschs Absicht.

      Der Tierarzt zog eine Grimasse. »Dort, wo die moderne Medizin versagt, will Janosch mit seinen Kräutern etwas ausrichten?«

      »Wer weiß?«, sagte Andrea nur und musste über das Gesicht ihres Mannes lachen. »Gib ihm doch eine Chance, Hans-Joachim.«

      »Mache ich ja. Aber du wirst mir gestatten, dass ich zweifle.«

      Zweifle ruhig,

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