Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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versicherte noch einmal, daß sie ganz fest auf seine Hilfe zählen könne. Das junge Madel versuchte tapfer den dicken Kloß herunterzuschlukken, der in ihrem Hals saß. Die Freundinnen standen ebenso erschüttert neben ihnen. Markus hielt Anjas Hand. Sandra, die es sah, griff unwillkürlich nach Stephans Hand. Sie schauten sich einen Moment tief in die Augen, dann wartete sie sehnsüchtig darauf, daß sein Mund sanft ihre Lippen berührte.

      *

      Sebastian war bestürzt, als er die Nachricht vom Brand auf dem Ponyhof bekam. Aber dankbar hörte er, daß »nur« die Scheune dem Feuer zum Opfer gefallen war. Das Wohnhaus und die Ställe hatten gerettet werden können. Dennoch war es nicht zu leugnen, daß es ein schwerer Schlag für die jungen Frauen war.

      »Gibt’s denn schon irgendeinen Verdacht, wie das Feuer ausbrechen konnte?« erkundigte sich der Geistliche bei seinem Bruder während des Frühstücks.

      Max Trenker schüttelte den Kopf.

      »Noch net. Die Brandexperten der Kripo wollen heut’ vormittag die Reste der Scheune untersuchen«, erklärte er. »Aber mit einem endgültigen Ergebnis ist net vor der nächsten Woche zu rechnen.«

      »Das Feuer kann natürlich verschiedene Ursachen haben, wobei Blitzschlag ja wohl ausscheidet. Untersuchen die Experten denn auch in Richtung Brandstiftung?«

      »Das tun sie sowieso. Besonders, wenn der Verdacht besteht, daß es sich um eine Versicherungsbetrug handeln könnte. Aber Sandra Haller weiß net einmal, ob der Hof überhaupt versichert ist.«

      »Du liebe Zeit«, stöhnte Sebastian. »Da kommt ja noch ’was auf die Madeln zu!«

      Max erhob sich.

      »Entschuldige«, sagte er. »Aber ich muß zum Hof hinauf. Wenn die Kollegen von der

      Brandermittlung kommen, muß ich schon vor Ort sein.«

      »Natürlich«, nickte sein Bruder. »Ich werd’ nach der Messe vorbeischau’n. Vielleicht weiß man dann schon mehr, und eventuell kann ich irgendwie helfen.«

      Allerdings würde es ihm kaum gelingen, Anton Rehringer dazu zu bringen, das Darlehen noch einmal zu erweitern, damit die abgebrannte Scheune wieder aufgebaut werden konnte. Der Filialleiter hatte sich ohnehin schon »viel zu weit aus dem Fenster gelehnt«, wie er sich gegenüber dem Seelsorger ausdrückte. Da würde Sebastian sich etwas anderes einfallen lassen müssen. Vielleicht konnten die Leute vom Ferienparadies »Reiterhof« einstweilen aushelfen, denn Futter für die Ponys mußte zuerst beschafft werden. Überhaupt wollte er in seiner Predigt auf das Feuer zu sprechen kommen, und darauf, daß die Menschen sich in Zeiten der Not gegenseitig helfen mußten. Vielleicht sah auf den ersten Blick für die drei Madeln alles schlimmer aus als es war.

      Diese Gedanken gingen Sebastian Trenker durch den Kopf, während er das Pfarrhaus verließ.

      *

      In der Villa des Fabrikanten

      Rössner herrschte seit zwei Wochen eine gedrückte Stimmung. So lange schon war Stephan spurlos verschwunden. Zunächst hatten seine Eltern angenommen, er sei in seine Studentenwohnung nach München zurückgekehrt, wenngleich es Walter Rössner schon merkwürdig vorkam, daß sein Sohn seinen Wagen hatte stehen lassen.

      Als der Vater allerdings immer wieder vergeblich versuchte mit Stephan zu telefonieren, war es ihm doch nicht ganz geheuer. Schließlich drängte seine Frau darauf, selbst nach München zu fahren. Endlich gab der Fabrikant nach. Sie setzte sich ins Auto und fuhren los. Daß ihre Fahrt umsonst gewesen war, hörten die Eltern erst, als ein Nachbar von Stephan erklärte, daß ihr Sohn nicht zu Hause sei. Er selbst, so der junge Mann, kümmere sich um die Post und Blumen des Abwesenden, der kaum vor den Semesterferien zurückkäme.

      Unverrichteter Dinge fuhren Walter und Ingrid Rössner wieder nach Hause und begannen sich wirklich sorgen zu machen.

      »Himmel, das ist doch sonst net seine Art«, schimpfte der Hausherr und ging aufgeregt im Salon der Villa auf und ab.

      Seine Frau drückte ihn schließlich in einen Sessel.

      »So kommen wir nicht weiter«, sagte sie. »Es hat keinen Sinn, herumzuschimpfen. Wir müssen uns überlegen, wo Stephan sein könnte. Als erstes rufe ich nacheinander alle seine Freunde an. Vielleicht finden wir so heraus, wo Stephan steckt.«

      Einen ganzen Nachmittag saß Ingrid Rössner am Telefon und rief alle die Freunde ihres Sohnes an, die sie selbst kannte, oder, von denen sie zumindest die Telefonnummern wußte. Allerdings waren ihre Bemühungen vergeblich. Von insgesamt zehn Bekannten hatten acht überhaupt keine Ahnung, wo Stephan abgeblieben sein könnte, bei den zwei anderen lief nur der Anrufbeantworter. Ingrid sprach eine Nachricht darauf und bat darum, zurückgerufen zu werden.

      Walter Rössner hingegen saß nachdenklich in seinem Arbeitszimmer. Der Gedanke an seinen verschwundenen Sohn zerrte an ihm. Es hatte schon öfter Auseinandersetzungen zwischen ihnen gegeben, doch war es immer wieder gelungen, sich zu versöhnen. Daß Stephan diesmal so konsequent gegangen war, ließ den Fabrikanten das Verhältnis zu seinem Sohn in einem anderen Licht sehen.

      Walter Rössner hatte das Unternehmen mit seinen eigenen Händen, praktisch aus dem Nichts, aufgebaut. Dank seiner Spürnase für Trends und fortschrittliche Erfindungen, hatte er den Boom mit den mobilen Telefonen vorhergesehen und alles auf diese Karte gesetzt. Nach und nach waren andere Sparten, insbesondere der Unterhaltungselektronik hinzugekommen, und heute, da der Handyboom im Abflauen begriffen war, stand sein Unternehmen, im Gegensatz zu manchem seiner Mitbewerber, bestens da. Die Rössner KG tätigte Umsätze in Millionenhöhe, und für das nächste Jahr war der Gang an die Börse geplant.

      Da war es nur zu verständlich, daß der Vater seinen einzigen Sohn als seinen Nachfolger in der Firma sehen und aufbauen wollte. Walter Rössner mußte sich eingestehen, daß er da wohl zu konsequent gefordert hatte. Stephan war aus einem anderen Holz, das der kühl agierende Geschäftsmann, der sein Vater geworden war. Er hatte ein beachtliches, handwerkliches Geschick und liebte das Leben draußen, in der freuen Natur. Solch einen Menschen konnte man nicht an einen Bürojob fesseln. Immer mehr sah Walter Rössner dies ein, und er fragte sich, wie er selbst wohl gehandelt hätte, wenn sein Vater ihn gezwungen hätte, etwas zu werden, das ihm so verhaßt gewesen wäre wie für Stephan das Studium.

      Nein, es hatte wohl keinen Sinn, darauf zu bestehen. Der Sohn würde seinen eigenen Weg gehen, und der Vater mußte sehen, wie er das Nachfolgeproblem löste.

      Als er zu diesem Entschluß gekommen war, stand er auf und ging hinüber in das Zimmer seiner Frau, die müde und abgespannt an ihrem Schreibtisch saß. Er wollte ihr von seinen Überlegungen erzählen.

      »Und?« fragte er. »Hast du etwas in Erfahrung gebracht?«

      Ingrid Rössner schüttelte den Kopf. Sie berichtete von den ergebnislosen Telefonaten.

      »Jetzt können wir nur noch hoffen, daß die beiden letzten zurückrufen.«

      Sie schaute auf die Liste, die vor ihr lag.

      »Die eine ist Bettina Holzinger«, sagte sie. »Und der letzte ist Markus. Du weißt schon, Markus Reinders. Bei beiden war niemand zu Hause. Aber es sind ja auch Ferien. Bei Markus hab’ ich die größte Hoffnung, daß sich jemald meldet, er wohnt ja noch bei seinen Eltern.«

      Ihr Mann setzte sich und erzählte, was er sich überlegt hatte. Ingrid war froh zu erfahren, daß er so einsichtig

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