Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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spürte, wie sie rot wurde, während die Mutter erschrocken das Kreuz schlug. Anton Bachmeier und seine Familie schauten sie verwundert an.

      »Hock dich wieder hin!« befahl Joseph Sterzinger seiner Tochter. »Und laß dir ja nur keine Flausen wachsen. Du heiratest den Anton und damit basta!«

      Er wandte sich seinem Schwiegersohn in spe zu und hob seine Maß.

      »Prost, Anton«, sagte er mit breitem Grinsen. »Du bist mir als Schwiegersohn herzlich willkommen, und net dieser dahergelaufene Habenichts. Und jetzt wollen wir eure Verlobung feiern.«

      Während alle anderen ihre Gläser hoben und sich zuprosteten, drehte Katharina sich um und lief hinaus.

      Die anderen schauten dem Madel ratlos hinterher.

      »Kommt, laß uns trinken«, rief Joseph Sterzinger. »Das renkt sich schon alles ein.«

      Er schlug Anton auf die Schulter.

      »Und wenn erst die ersten Enkelkinder da sind, dann denkt niemand mehr an heute abend.«

      *

      Katharina schoß durch die Saaltür und lief Thomas Anderer genau in die Arme.

      »Holla, wohin so stürmisch?« rief er lachend und zog sie an sich.

      Kathie schluchzte auf und warf sich an seine Brust. Zärtlich strich der Bursche ihr über das Haar. Hier draußen, auf dem langen, schwach beleuchteten Flur waren sie einen Moment alleine.

      »Was ist denn geschehen?« fragte Thomas.

      Katharina berichtete es ihm mit hastigen Worten.

      »Geh«, sagte er. »Warte draußen bei meinem Motorrad. Ich komm’ gleich hinterher.«

      Er küßte sie auf den Mund und schob sie fort. Dann strich er sich durch den dunklen Haarschopf, atmete tief durch und öffnete die Saaltür. Mit einem grimmigen Lä­cheln auf den Lippen trat er ein.

      Im selben Moment machte die Musikkapelle eine Pause.

      Alle Leute sahen auf, als die Tür hinter dem jungen Mann mit einem lauten Knall zufiel.

      Langsam schritt Thomas durch den Raum. Er schaute unverschämt gut aus, wie einige Madeln heimlich zugeben mußten. Die dunklen Haare, das freche, hitzköpfige Lächeln in dem markanten Gesicht. Thomas trug ein kariertes Hemd unter der Lederjoppe und dreiviertellange Krachlederne. Die Daumen hatte er hinter den Hosenträgern, vorne an der Brust, verhakt. So schlenderte er über die Tanzfläche, drehte sich im Kreis und hob stolz den Kopf.

      »Wer nennt mich einen Dieb?« rief er plötzlich mit schneidender Stimme.

      Niemand antwortete.

      Thomas ging zu einem der Tische. Die Leute, die daran saßen, wichen unwillkürlich zurück, als er sich zu ihnen beugte.

      »Du vielleicht, Hornbacher?«

      Der Angesprochene schwieg.

      »Oder du? Sterzinger?«

      Thomas Anderer hatte sich umgedreht und war direkt an den Tisch gegangen, an dem Kathies Eltern saßen.

      »Ja, genau du, Sterzinger-Bauer, du hast mich einen Kirchendieb geschimpft.«

      Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, daß die Gläser sprangen. Der Bauer antwortete nicht.

      »Feiglinge seid ihr, allesamt!« rief Thomas und fegte mit einer Handbewegung den Tisch leer. »Große Töne spucken und net das Maul aufmachen, wenn’s zur Sache geht.«

      Er war so in Rage, daß er nicht bemerkte, daß in seinem Rücken ein paar Burschen aufsprangen und langsam näherschlichen. Anton Bachmeier war ebenfalls aufgestanden. Mit einer energischen Bewegung stieß er den Stuhl um, auf dem er gesessen hatte.

      »Jetzt ist’s genug, Anderer!« schrie er und ballte beide Hände zu Fäusten.

      Dabei flackerten seine Augen böse und sahen in die Richtung, aus der drei Burschen heranschlichen. Thomas Anderer deutete den Blick richtig und drehte sich blitzschnell um. Im selben Moment stürzten sie sich auf ihn. Binnen weniger Sekunden waren sie ein einziges Knäuel, das sich unter dem Gejohle der anderen auf dem Boden wälzte, während Sepp Reisinger eiligst die Gläser und Krüge vom Tresen räumte und in Sicherheit brachte.

      Thomas steckte tüchtig ein, aber er teilte auch kräftig aus. Zwei Gegner hatte er zu Boden gestreckt, mit dem dritten rang er keuchend um die Oberhand. Anton Bachmeier umtanzte die Kämpfenden, in der Hand einen Maßkrug, mit dem er zuschlagen wollte.

      Thomas Anderer lag auf dem Rücken, und der andere, es war der Wolfgang Herbichler, kniete auf seiner Brust und drückte mit der rechten Hand gegen Thomas’ Hals. Der keuchte und rang nach Luft, und einen Moment wurde es rot und schwarz vor seinen Augen. Es krachte und splitterte, als Anton Bachmeier zuschlug und, gottlob, nur den Fußboden traf.

      Mit einer Hand stieß Thomas den Herbichler vor die Brust und erreichte so, daß er den Griff um den Hals lockerte, mit der anderen ergriff er Antons Handgelenk. Der hielt immer noch eine Scherbe des Krugs und kam damit Thomas’ Gesicht gefährlich nahe.

      Mit seiner letzten Willenskraft warf Thomas sich zur Seite und entging so dem vielleicht tödlichen Stoß. Gleichzeitig rutschte Wolfgang Herbichler von ihm herunter. Wutentbrannt über diesen gemeinen Überfall schlug Thomas blindlings zu. Es war ihm egal, wen und wohin er traf. Die anderen Männer und Burschen waren ebenfalls aufgesprungen und stürzten sich in das Getümmel. Beinahe hätten sie Thomas wieder am Boden gehabt. Mit einem lauten Schrei, Hände und Füße gebrauchend, befreite er sich schließlich und lief zum Ausgang.

      Irgend jemand hetzte hinter ihm her. Noch bevor er die Tür erreichte, riß dieser an seiner Joppe. Thomas drehte sich um und schaute in Anton Bachmeiers Gesicht. Mit aller Wucht schlug Thomas zu. Anton taumelte und fiel mit dem Hinterkopf gegen den Türpfosten. Eine Sekunde riß er die Augen auf, dann rutschte er langsam zu Boden. Auf dem Weiß der Wand zeichnete sich eine blutige Spur ab.

      Thomas war erschrocken, als er das Blut sah. Die anderen auf dem Saal schwiegen gelähmt, bis jemand seine Stimme wiederfand.

      »Holt den Doktor!« rief er. »Doktor Wiesinger.«

      Endlich erwachte die Menge aus ihrer Lethargie. Die Leute sahen Anton auf dem Boden liegen, und sie sahen das Blut.

      »Mörder!« schrie jemand, und dieser Ruf holte Thomas in die Wirklichkeit zurück.

      »Mörder, Mörder«, riefen jetzt auch die anderen. »Haltet ihn fest!«

      Thomas wandte sich um und schaute sie entsetzt an.

      »Aber… ich… das hab’ ich doch net gewollt…«, stammelte er.

      Er riß die Tür auf und rannte davon. Hinter sich hörte er den empörten Aufschrei der Leute.

      *

      Sebastian Trenker lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück. Vor ihm, auf dem Schreibtisch, lag der Text für die Predigt am morgigen Sonntag. Der Geistliche nahm einen letzten Schluck aus der Teetasse, die Sophie Tappert ihm vor ein paar Minuten gebracht hatte, und klappte das

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