Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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hinüber und nahm einen großen Bildband heraus. Es waren herrliche Fotografien von den größten und schönsten Bergen darin. Am Einband konnte man erkennen, daß Sebastian gern und oft darin blätterte. Bevor er sich wieder setzte, öffnete er das Fenster. Laue Sommerluft wehte herein, und von drüben hörte man die Geräusche aus dem Hotel, wo der Ball stattfand.

      Sebastian gönnte seinen Schäfchen dieses Vergnügen von Herzen, wußte er doch, wie hart sie die Woche über arbeiteten. Manchmal nahm er selber daran teil. Doch heute hatte er darauf verzichtet. Immer noch beschäftigte ihn der Raub der Madonna, der auch Inhalt seiner Predigt sein würde, und jetzt wollte er einfach versuchen, sich noch ein wenig abzulenken, bis Max kam. Der Dorfpolizist war in Sachen Kirchenraub unterwegs und befragte Sebastians Amtskollegen in Engelsbach und Waldeck nach dem geheimnisvollen Besucher, den Sebastian so genau beschrieben hatte. Max wollte der Frage nachgehen, ob der Mann die beiden Kirchen ebenfalls vor dem Raub dort besucht hatte.

      Pfarrer Trenker wollte sich eben wieder setzen, als er eilige Schritte vernahm, die sich auf dem Pflaster schnell entfernten. Wenig später klingelte es an der Tür. Sebastian öffnete selber, Frau Tappert saß in der kleinen Wohnung im ersten Stock vor dem Fernsehgerät. Wahrscheinlich hörte sie das Klingeln gar nicht.

      Vor der Tür stand ein junger Bursche aus dem Dorf.

      »Hochwürden, kommen S’ schnell«, japste er. »Drüben, im Wirtshaus – der Anton, er ist tot. Eine Schlägerei mit dem Anderer-Thomas…«

      Sebastian reimte sich den Rest zusammen und drängte den Burschen hinaus. Gleichzeitig griff er nach seinem Sakko, das an der Garderobe hing, und eilte hinterher.

      »Ist der Doktor verständigt?« fragte er im Laufen.

      »Ich glaub’ schon. Ja, bestimmt ist er schon da.«

      Auf dem Saal herrschte Totenstille, als Sebastian eintraf. Der alte Bachmeier hielt tröstend seine Frau in den Armen, während der junge Doktor Wiesinger am Boden kniete und sich um Anton kümmerte.

      Als Pfarrer Trenker eintrat, sah der Arzt kurz auf. Sebastian kniete sich neben ihn und sah auf Anton, der bleich und mit geschlossenen Augen am Boden lag. Unter seinem Kopf hatte sich eine kleine Lache Blut gebildet. Aber der Pfarrer konnte sehen, daß er noch atmete.

      »Wie sieht es aus, Doktor, wird er es überleben?«

      »Grüß Gott, Hochwürden«, antwortete Toni Wiesinger und nickte. »Ja. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Anton ist halt unglücklich gegen die Wand gestoßen. Aber die Blutung ist gestillt. Wir schaffen ihn jetzt in die Praxis, dort werde ich die Wunde nähen, und in ein paar Tagen ist alles vergessen.«

      Er schaute in die Runde.

      »Von Mord kann also net die Rede sein«, sagte er vernehmlich. »Höchstens von Körperverletzung. Aber das ist net meine Angelegenheit.«

      Er wandte sich an ein paar junge Burschen.

      »Los, packt mit an«, befahl er. »Aber vorsichtig!«

      »Kann mir mal einer erklären, was hier geschehen ist?« verlangte Sebastian Trenker. »Wie kam es zu dieser Schlägerei?«

      Unzählige Stimmen prasselten auf ihn ein. Der Pfarrer hob die Arme.

      »Um Himmels willen, doch net alle durcheinander. Also, Bachmeier, es ist dein Sohn, was ist passiert?«

      Der Bauer berichtete, und die anderen nickten zustimmend. So ganz mochte Sebastian nicht glauben, was der Alte da über Thomas Anderers Schuld an dem Geschehen erzählte, aber er konnte sich ein ungefähres Bild machen.

      »Wir wollen hoffen, daß der Anton wieder ganz gesund wird, und daß der Thomas sich seiner Verantwortung net entzieht«, sagte er. »Allerdings bin ich ganz entschieden dagegen, daß hier jemand verurteilt wird, dessen Schuld net einwandfrei erwiesen ist.«

      Er schaute in die Gesichter der Leute, die ihn betreten anblickten.

      »Vielleicht solltet ihr für heut’ Schluß machen«, schlug er vor. »Die Stimmung ist eh’ dahin.«

      Damit wandte er sich um und ging. Er sah aber nicht, daß sich in einer Ecke ein paar Burschen zusammentaten und verschwörerisch miteinander tuschelten.

      *

      Thomas rannte, als ginge es um sein Leben. Das Motorrad hatte er gegenüber vom Hotel abgestellt. Im Schein der Laterne daneben, sah er Katharina stehen und auf ihn warten. Gleich, als Thomas so gehetzt herausstürmte, ahnte das Madel, daß etwas Schlimmes geschehen war.

      Der Bursche schwang sich auf die Maschine und warf sie an.

      »Madel, du mußt dich entscheiden«, rief er durch den Motorenlärm. »Entweder kommst’ mit mir oder… oder es ist alles aus.«

      Auffordernd sah er sie an. Katharina wurde ganz schwindelig. Wie sollte sie sich nur entscheiden. Sie schaute zum Hotel hin­über. Dort drinnen waren ihre Eltern – und dort drinnen wartete ein Leben an der Seite Anton Bachmeiers.

      Kathie zögerte nicht länger und setzte sich hinter Thomas auf das Motorrad. Ganz eng schlang sie die Arme um seine Brust und schmiegte sich an ihn. Thomas gab Gas und sie fuhren davon, als die Hoteltür aufging und ein paar Männer hinausstürmen.

      Einer holte Doktor Wiesinger, ein anderer lief zum Pfarrhaus hinüber, um Pfarrer Trenker zu alarmieren, die anderen suchten Thomas Anderer, doch der brauste, Katharina Sterzinger auf dem Sozius, durch die Nacht.

      Er wußte eigentlich gar nicht, wohin er sich wenden sollte. Nach Hause konnte er nicht, dort würden sie ihn zuerst suchen. Blieb nur eine Möglicheit. Thomas kannte eine abgelegene Holzhütte, droben am Höllenbruch, einem unwegsamen Waldstück, in dem er schon etliche Male heimlich Holz geschlagen und Fallen gestellt hatte. Dort würde man ihn vielleicht vorerst nicht vermuten, und er war für einige Zeit in Sicherheit und konnte sich überlegen, was er nun tun sollte.

      Natürlich würde er weiter fliehen müssen, eventuell sogar ins Ausland. Hier konnte er ja net bleiben, nach allem, was geschehen war. Herr im Himmel, hilf,

      ich hab’ ihn doch net umbringen wollen, diesen Hirsch, diesen dammischen! Warum mußte er auch versuchen, mich aufzuhalten?

      All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während sie durch die Nacht fuhren. Schließlich erreichte er eine Stelle, wo es mit dem Motorrad nicht mehr weiterging. Er hielt an, und sie versteckten die Maschine im Unterholz und tarnten sie mit Reiser und Blattwerk, daß sie nicht mehr zu sehen war. Dann nahm Thomas Kathie bei der Hand und sie stiegen auf.

      Endlich hielt das Madel es nicht mehr aus und faßte sich ein Herz.

      »Thomas, willst mir net sagen, was im Gasthaus geschehen ist?« fragte sie.

      Beide waren stehengeblieben. Es war ein kaum befestigter Weg, auf dem sie unterwegs waren. Silbern hell leuchtete der Mond durch die Tannen und strahlte auf ihre Gesichter.

      Thomas berichtete in knappen Worten, was geschehen war und warum er fliehen mußte. Entsetzen zeichnete sich auf Kathies Gesicht ab, als sie das hörte.

      »Glaub’ mir, Madel, ich hab’s net gewollt«, sagte Thomas mit rauher Stimme. »Ich würd’ alles drum geben, wenn ich’s ungeschehen machen könnt’.«

      »Aber… was sollen wir denn

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