Fürstenkinder 4 – Adelsroman. Melanie Rhoden

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Fürstenkinder 4 – Adelsroman - Melanie Rhoden Fürstenkinder

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hauchte sie. »Mama wird keine Ruhe finden.«

      »Warum?« fragte der Fürst und konnte sich kaum mehr beherrschen.

      Ganz verzweifelt zeigte die kleine Reni auf ihn und klagte ihn an: »Du weinst ja noch, Papa!«

      »Unsinn!« fuhr er auf. »Gute Nacht, ich will nichts mehr hören!«

      Aber kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, mußte er sich kraftlos dagegen lehnen. Es waren aber die letzten Tränen, die Fürst Rainer um seine tote Frau Vera vergoß. Von da an waren sie versiegt.

      Der Fürst begab sich in sein Arbeitszimmer und suchte die Telefonnummer seines Anwalts und Freundes Dr. Bernhard Waller heraus. Die Kanzlei hatte zu dieser Stunde schon geschlossen, aber in der Wohnung erreichte er ihn. Selbstverständlich war Waller am Nachmittag bei dem Begräbnis gewesen.

      »Jederzeit gern zu deinen Diensten«, versicherte der Anwalt, als sich Fürst Rainer der späten Störung wegen entschuldigte.

      »Ich suche jemanden, der sich meiner beiden Kinder annimmt. Indem man ihnen Hände und Gesicht wäscht, tut man nicht genug. Bernhard, es eilt! Kommenden Montag werde ich meine Schwiegermutter in der Klinik besuchen. Auf dem Rückweg sehe ich bei dir vorbei und nehme diese Person gleich mit. Ich verlasse mich auf dich, lieber Freund. Honorarfragen spielen keine Rolle. Eine Psychologin, eine Erzieherin oder was weiß ich. Sie muß es verstehen, die Seelen der Kinder vor dem Verkümmern zu bewahren! Bernhard, noch kein Auftrag war so wichtig, noch keine meiner Bitten so inständig!«

      Eine kleine Stille in der Telefonleitung. Dr. Waller wußte, welche Verantwortung ihm der Freund damit aufbürdete. Dann sagte er immerhin: »Ich will sehen, was ich in der kurzen Zeit erreichen kann. Was möglich ist, wird geschehen.«

      »Danke, Bernhard. Ich weiß, daß du…« Der Fürst verstummte. Er wollte noch sagen, daß der Anwalt und die Fürstin Vera durch herzliche Freundschaft miteinander verbunden gewesen wären, aber seine Stimme versagte ihm.

      *

      Während der nächsten Tage zog sich der Fürst von allen Menschen zurück. Dem Verwalter, der ihn um einige Entscheidungen bat, trug er mit knappen Worten auf, nach Gutdünken zu handeln. Zu Frau Krausner, der Hausdame auf Schloß Wildberg, sagte er: »Ich werde von nun an in der kleinen Jagdstube essen.«

      Frau Krausner verstand nicht gleich, weshalb sie sich vergewisserte: »Mit den Kindern?«

      Unmutig wiederholte der Fürst: »Ich sagte, daß ich dort essen wollte. Die Kinder sollen von der Kinderfrau versorgt werden. Ich habe im Augenblick wirklich nicht die Nerven… Bitte, sorgen Sie dafür.«

      »Sehr wohl, Durchlaucht«, bestätigte die Hausdame. Allerdings mißbilligte sie diese Entscheidung des Fürsten. Als Frau meinte sie, die Kinder hätten jetzt ihre Mutter verloren und bräuchten um so dringender die Liebe ihres Vaters. Wortlos ging sie, um die notwendigen Anweisungen zu geben.

      An den Fürsten kamen nun all die qualvollen Formalitäten heran, die sich durch den Tod seiner Frau ergaben. Außerdem kaufte er telefonisch einen neuen Wagen und engagierte dazu Franz Zellmeyer, einen alterfahrenen Privatchauffeur, einen Mann von fünfzig. Die Zeit drängte, und Fürst Rainer von Wildberg-Kallau wußte, daß er sich nun keinen Fehler mehr leisten durfte.

      Da war vor allem seine Schwiegermutter, die Fürstin Thea.

      In der Nacht vor der Reise überlegte Rainer von Wildberg immer wieder, welche Botschaften ihm Vera an ihre Mutter aufgetragen hätte.

      »Einen Strauß Rosen aus dem Garten«, murmelte der Fürst. »Ja, Vera würde mir Rosen mitgeben. Und wenigstens ein paar Grußzeilen.«

      Es war heiß und schwül im Raum. Rainer spürte, wie sein Puls flog, wild und unregelmäßig. Er warf sich qualvoll von einer Seite auf die andere. Das Ringen um ein paar Minuten Schlaf, das Sichvergraben in peinigende Gedanken und das hoffnungslose Suchen nach Auswegen, die es nicht gab, erschöpfte den Fürsten beinahe mehr, als wenn er in dieser Nacht überhaupt nicht zu Bett gegangen wäre.

      *

      Als Fürst Rainer von Wildberg in das Sprechzimmer des Chefarztes trat, war ihm, als hätte er im Gesicht des Professors ein Erschrecken gesehen. Deshalb fragte er gleich nach einigen Begrüßungsworten: »Wie geht es der Fürstin von Vingenstein?«

      Seine Stimme zitterte leise aus Angst vor einer Wahrheit, die er ohnehin kannte. Über das hagere, scharf geschnittene Gesicht von Professor Wernhoff legte sich ein Lächeln: »Ihre Durchlaucht fühlt sich wunderbar. Keine Schmerzen. Guter Dinge und überzeugt, die Klinik in etwa drei Wochen verlassen zu können.«

      Nur einen Augenblick lang erlag der Fürst der Illusion, der Professor hätte sich mit seiner ersten Diagnose geirrt. Er fragte: »Die Wahrheit?«

      Wunderbarerweise zitterte die Stimme des Professors nicht im geringsten: »Tut mir leid, Durchlaucht. Aber ich fürchte… noch höchstens drei Wochen. Gerade die Hochstimmung könnte das Ende ankündigen.«

      Fürst Rainer verließ das Büro des Professors wie in einem schweren Alptraum. Automatisch bewegte er sich weiter und konzentrierte sich geradezu verkrampft darauf, seine Rolle während der nächsten zwei Stunden ohne Pause spielen zu können.

      Fürstin Thea erwartete ihn schon. Selbst das kunstvolle Make-up konnte nicht die Totenblässe in ihrem Gesicht verheimlichen.

      »Lieber, lieber Rainer!« rief sie und streckte ihm beide Hände entgegen, die er ergriff und erschüttert küßte. Wie schmal waren sie geworden, hager, beinahe durchsichtig zerbrechlich. »Wie freue ich mich! Aber stell dir vor, ich kann wieder nicht mit dir heimkommen. Sie haben an mir noch einmal herumschneiden müssen. Irgend etwas ist nicht ganz in Ordnung. Ich kann meine Beine kaum bewegen, Rainer. Mich tröstet nur, daß ich keine Schmerzen habe.«

      Morphium! durchjagte es den Fürsten. Morphium schenkt ihr dieses trügerische Glücksgefühl vor dem Ende! Laut sagte er: »Liebste Mama, du mußt nur noch ein bißchen Geduld haben. Nimm es nicht zu schwer, ich bitte dich! Vielleicht ist es das nächste Mal schon soweit.«

      Der Fürst verstummte entsetzt, weil er aus seinen Worten den unbeabsichtigten Doppelsinn heraushörte. Thea von Vingenstein hingegen lachte glücklich, hielt die Hand ihres Schwiegersohns fest wie eine Ertrinkende. Sie litt Angst, das hörte man! Selbst die stärksten Betäubungsmittel konnten ihr den Sinn für die Wahrheit nicht ganz nehmen. Rasch, beinahe hastig, fragte sie: »Wie kommt Vera mit den Kindern zurecht? Sie ist doch gewohnt, daß ich ihr stets in allem Schweren hilfreich zur Seite gestanden habe. Bitte, Rainer, sag Vera, daß ich sehr bald kommen will.«

      »Ja, Mama, ich werde es Vera sagen«, preßte der Fürst hervor. Dann spann er seine frommen Lügen weiter: »Vera hat mir einen Brief an dich mitgegeben, und die Rosen hier hat sie eigenhändig noch heute im Morgengrauen für dich geschnitten.«

      »Rosen von daheim!« freute sich die Todkranke. »Rainer, ich will heim. Bitte, frag doch den Professor, ob er mich nicht wenigstens auf meine eigene Verantwortung entlassen will! Weißt du, die Ärzte sind manchmal überängstlich, aber ich fühle mich schon so gesund…«

      Gleich darauf las die Fürstin das Billet, das Rainer im Namen Veras geschrieben hatte. Plötzlich schwand das frohe Leuchten aus dem schmalen Gesicht der alten Dame. Es verfiel von einer Sekunde zur nächsten, so daß der Fürst schon heimlich zur Alarmglocke tastete. Aber Fürstin Thea murmelte nur: »Hat das wirklich Vera geschrieben? Sie muß sich ziemlich arg an der rechten Hand verletzt haben,

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