Mami Jubiläum 4 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Er hatte eine Arbeit zu Hause fertig gemacht. Deshalb ging er heute später ins Büro. Sonst brachte er die Kinder in den Kindergarten, aber heute hatte Rosaly es übernommen. Er sagte prinzipiell »Kindergarten« und nicht »Kita«. So ein dämliches, modernes Wort! Es klang so technisch und unpersönlich, gar nicht nach einem Platz, an dem Kinder sich wohlfühlen konnten.
Auf dem Apfelbaum sang ein Amselmännchen aus voller Kehle. Im Gras hüpfte ein hochzeitlich getupfter Star herum. Er würde noch ein oder zwei Vogelhäuschen besorgen. Gleich heute, damit sie sich nicht anderweitig umsahen.
Georg rieb sich vergnügt die Hände. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Aber auch wenn es regnen würde, er konnte nur immer wieder sagen: Es geht uns gut, sehr gut! Wir sind zufrieden!
Das Einzige, was ihn nervte, und das nicht wenig, war, wenn seine Mutter mit klagender Stimme fragte: Wollt ihr denn wirklich nicht heiraten?!
Sein Vater sagte zwar nichts, aber er wusste, dass er ihrer Meinung war. Weniger wegen der Leute, weil die Kinder auch verschieden hießen: Donata nach Rosaly »Rubner« und Felix nach ihm »Haffner«. Sein Vater war Beamter im Finanzamt gewesen. Da hatte er natürlich strengere Ansichten. Antiquierte, fand Georg.
Und die Eltern von Rosaly waren natürlich mit ihnen voll und ganz einer Meinung. Sie fanden es einfach schrecklich, dass die beiden nicht verheiratet waren. Die armen Kinder!
Arme Kinder! Von wegen! Den beiden ging es bestens.
Er kannte nicht viele verheiratete Paare, die so zufrieden und glücklich miteinander lebten wie er und Rosaly und die Kinder dies ohne Trauschein taten.
Eigentlich gar keine, wenn er so darüber nachdachte.
So. Jetzt war Zeit, ins Büro zu gehen! Er streckte sich noch mal, gähnte laut und wollte zurück ins Haus, als die Nachbarin an den Zaun kam, die Zweige auseinanderbog und »Guten Morgen!« sagte.
»Guten Morgen, Frau Peters!«, erwiderte er. »Ist nicht ein herrlicher Tag?«
»Ja, schon. Aber meinem Mann geht es nicht gut. Er hustet so schrecklich!«
»Er raucht zu viel!«, gab Georg zur Antwort. Die Peters waren ein Rentnerehepaar, ruhige, mit den Kindern geduldige Nachbarn, die sich ein wenig einsam fühlten, weil ihre eigenen Kinder wenig Zeit für sie hatten. Wir müssen auch einmal wieder die Großeltern besuchen, rief sich Georg prompt ins Gedächtnis.
»Der Hustensaft geht dem Ende zu. Könnten Sie …« Weiter kam Frau Peters nicht, denn Georg unterbrach sie:
»Wenn es Ihnen genügt, dass ich ihn am Abend, wenn ich nach Hause komme, mitbringe?«
»Aber natürlich! Vielen Dank! Sie wissen ja: Ich gehe so schlecht und …«
»Das tue ich doch gerne!«, versicherte Georg. »Aber jetzt muss ich mich beeilen. Ich bin schon spät dran!«
Nein, er hatte jetzt keine Zeit, sich lange mit Frau Peters über ihre verschiedenen Leiden zu unterhalten. Sonst erlebte sie ja nicht viel, die Arme!
Das Reihenhaus von Georg und Rosaly stand in Fürstenfeld, einem südlichen Stadtteil von München. Sie konnten mit der S-Bahn zur Stadtmitte fahren und dort die kurze Strecke zu ihren jeweiligen Arbeitsplätzen gehen. Bei dem herrlichen Wetter ein reines Vergnügen. Und auch bei schlechtem Wetter verschaffte man sich so wenigstens etwas Bewegung an der frischen Luft.
Ihr kleiner Wagen stand die Woche über in der Garage und wurde nur herausgeholt, wenn die ganze Familie einen Ausflug oder einen Besuch vorhatte. Das war billig – und umweltschonend.
»Da sind Sie ja«, begrüßte ihn sein Chef, der sich neben Georgs Kollegen über dessen Arbeitstisch beugte. »Haben Sie die Zeichnung fertig?«
»Einen schönen guten Morgen!«, erwiderte Georg. »Natürlich. Hier!« Und er legte sie ihm auf den Tisch. Dann blinzelte er seinem Kollegen zu, der mit saurem Gesicht neben dem Architekten stand.
»Mhm, mhm, mhm!«, sagte Architekt Beissel. »Sehr ordentlich!« Und er nahm die beiden Zeichnungen und verschwand in seinem Arbeitszimmer.
»Was hast du?«, erkundigte er sich dann bei seinem Kollegen, Wolfgang Steffen. »Wie kann man bei einem so herrlichen Frühlingstag so schlecht aufgelegt sein?!«
»Es geht mir eben nicht gut!«, gab er brummig zur Antwort.
»Aber wieso nicht? Will deine Ex wieder Geld von dir?«
»Nein. Ich glaube, sie hat jetzt einen anderen.«
»Na ja. Ihr seid geschieden!«, erinnerte ihn Georg.
»Ja. Leider!«
»Du bedauerst es?«, fragte Georg verwundert.
»Natürlich! Erstens die Scheidungskosten! Dann kriegt sie genauso viel wie vorher und ich muss mich jetzt selbst versorgen: einkaufen, kochen, waschen! Denkst du, das macht Spaß?!«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Georg verdutzt. »Wir machen so vieles gemeinsam …«
»Ihr seid ja auch eine irgendwie komische Familie«, fand sein Kollege. Wahrscheinlich hätte er noch weiter herumgemosert, aber jetzt rief Architekt Beissel die beiden zu sich in sein Arbeitszimmer.
*
Heute war der sechste Geburtstag von Benedikt, und natürlich waren Donata und Felix zu der Feier eingeladen.
Das Wetter meinte es gut mit den Kindern und den Eltern. Denn zehn Kinder im Vorschulalter im Haus waren schwer zu beschäftigen. So gab es in dem großen Garten viele Möglichkeiten von Verstecken bis Sackhüpfen, Topf klopfen, Wettrennen und Blinde Kuh.
Der Sieger bekam immer einen Preis und der Verlierer einen Trostpreis, sodass alle auf ihre Kosten kamen und irgendwie jeder zuletzt etwas gewonnen hatte.
Die Väter, die sich Zeit genommen hatten, saßen auf der Terrasse, sahen zu, wie ihre Kinder und Frauen spielten und unterhielten sich über Politik und Wirtschaft und die Reisepläne, die sie für den August hatten – bevor für die Kinder der Ernst des Lebens in der Schule anfing.
»Wir fahren wieder an den Tegernsee«, erzählte Georg. »Dort wohnen die Eltern von Rosaly. Die freuen sich, wenn wir kommen, verwöhnen die Kinder und wir zwei können dann auch einmal etwas ohne die Kleinen unternehmen.«
»Die Eltern von Rosaly? Was sagen die eigentlich …«, fing einer der Gäste an.
Georg lachte und unterbrach ihn:
»Die sagen, dass wir heiraten sollen!«
»Und Ihre Eltern?«, erkundigte sich ein anderer.
»Die sagen das Gleiche!«, erwiderte er belustigt. »Aber da es um uns geht und unsere Beziehung bestens funktioniert, sehen wir keinen Grund, es zu tun.«
Einige