Sophienlust Classic 46 – Familienroman. Bettina Clausen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sophienlust Classic 46 – Familienroman - Bettina Clausen страница 5

Sophienlust Classic 46 – Familienroman - Bettina Clausen Sophienlust Classic

Скачать книгу

      »Nun setzt euch erst einmal, damit wir essen können«, bat Cindy.

      Sie setzten sich, aber Chris konnte seine Blicke nicht von dem großen Blumenstrauß losreißen. »Also, billig war der nicht«, stellte er fest.

      »Der Herr, der ihn geschickt hat, heißt Walter Bromann und hat uns gestern Abend in der Pizzeria gesehen«, berichtete Cindy.

      »Du musst aber einen ziemlich tiefen Eindruck auf ihn gemacht haben, wenn er dir heute gleich Blumen schickt«, meinte Chris. »Um ehrlich zu sein, so schlimm finde ich das nun auch wieder nicht.«

      »Die Blumen nicht, aber das ist noch nicht alles. Er schreibt gleichzeitig, dass er mir heute Nachmittag seine Aufwartung machen und mich zu einer Tasse Kaffee einladen will.«

      Sie zog das Kuvert aus ihrer Schürzentasche und reichte es Chris über den Tisch.

      »Uii«, schnaufte Peter. »Er will unsere Cindy einladen. So eine Frechheit!« Auch Alice machte ein entrüstetes Gesicht. Womöglich kümmerte sich Cindy dann um diesen fremden Herrn mehr als um sie.

      »Na, nun macht mal einen Punkt«, tadelte Chris. »Cindy ist schließlich nicht euer persönliches Eigentum. Und warum soll sie nicht mal ein bisschen Spaß haben und mit einem jungen Herrn ausgehen?«

      Cindy zog ihre schön geformten Augenbrauen in die Höhe. »Sagtest du jungen Herrn? In der ganzen Pizzeria war gestern Abend nur ein einziger Herr, und der war mindestens fünfzig.«

      »Da seht ihr es«, fuhr Peter dazwischen.

      »Also, Peter, du bringst mich noch auf die Palme mit deinem dauernden Dazwischengequatsche«, explodierte Chris. »Man kann sich nicht einmal vernünftig unterhalten.«

      »Vernünftig unterhalten!«, echote der Kleine.

      »Wenn irgend so ein altes Ekel unsere Cindy wegholen will …«

      »Jetzt wirst du aber ungezogen, Peter«, tadelte Cindy. »Solche Ausdrücke gebraucht man einfach nicht.«

      »Chris hat ja auch gesagt, ich quatsche«, verteidigte sich Peter.

      »Aber er hat keine Schimpfnamen verwendet. Du darfst gern deine Meinung sagen, wenn du dabei nicht ausfallend wirst.« Cindy hatte ruhig gesprochen, sodass Peter beschämt den Kopf senkte. Alles konnte er vertragen, nur nicht von Cindy getadelt zu werden.

      Sie hatten inzwischen ihr Mittagessen beendet. Cindy räumte zusammen mit Alice den Tisch ab. Dann setzte sie sich wieder, um das Thema zu beenden. »Wisst ihr, was? Jetzt sagt mir jeder von euch seine Meinung«, schlug sie vor. »Was denkst du, Peterle?«

      »Ich finde, dass du ihn wieder fortschicken sollst, wenn er kommt!«

      »Das finde ich auch«, pflichtete Alice­ dem Bruder leise bei.

      Cindy nickte. »Gut. Und du, Chris?«

      »Du bist doch kleines Kind mehr, Cindy. Warum sollst du dich nicht mal zu einer Tasse Kaffee einladen lassen? Das ist doch schließlich nichts Schlimmes. Vielleicht ist dieser Herr Bromann sogar recht nett.«

      »Bestimmt nicht«, schnappte Peter.

      Chris wandte den Kopf. »Weißt du, wie man so etwas nennt, Peter? Vorurteile!« Chris war ganz stolz auf sein Wissen. Das Wort hatte ihm der Lehrer erst zwei Tage zuvor in der Schule erklärt.

      »Vorur… Was ist das?« Peter verzog den Mund, als habe er in einen sauren Apfel gebissen.

      »Man spricht von einem Vorurteil, wenn man urteilt, bevor man eine Sache oder einen Menschen kennt.«

      Peter schaute den großen Bruder

      mit blanken Augen an. »Versteh ich nicht.«

      »Also, pass auf«, begann Chris noch einmal. Cindy verfolgte die Debatte schmunzelnd. Es gefiel ihr, wenn sich die Geschwister gegenseitig belehrten.

      »Wenn Alice jetzt zum Beispiel behaupten würde, das Spielzeugauto, das du dir wünschst, ist nicht schön oder taugt nichts, obwohl sie es noch nicht gesehen hat, das wäre ein Vorurteil.«

      »Aha!«, strahlte Peter. »Jetzt verstehe ich es.«

      »Siehst du, und genauso ist es mit diesem Herrn Bromann. Wir kennen ihn doch noch gar nicht. Also wäre es falsch, jetzt schon zu urteilen. Das können wir höchstens, wenn wir ihn kennengelernt haben.«

      Die Geschwister schauten Chris sprachlos an. »Wenn du das so treffend erklärst, Chris, dann muss sogar ich kapitulieren«, gab Cindy zu. »Was meint ihr, Alice und Peter, wollen wir uns diesen Herrn Bromann einmal anschauen?«

      »Okay«, gestattete Peter großzügig.

      »Und du, Alice, bist du noch immer dagegen?«

      »Nein, eigentlich nicht mehr. Ich habe nur Angst, dass er dich dann öfter einladen wird und dass du uns oft allein lässt.«

      »Und wenn ich verspreche, dass ich das bestimmt nicht tun werde?«

      »Dann bin ich auch einverstanden, dass er kommt«, strahlte Alice.

      Peter hatte sich bei Cindy erkundigt, wann der Besucher kommen wolle, und hielt sich schon eine Stunde vorher im Garten auf, um die Ankunft des Besuchers ja nicht zu verpassen. Neugier war nun mal seine schwächste Seite.

      Pünktlich um vier Uhr sah Peter einen sehr großen und sehr eleganten Wagen vorfahren. Wie er mit Alice vereinbart hatte, stieß er einen hohen Pfiff aus und raste zur Gartentür. Als er genug gesehen hatte, flitzte er zurück und kam atemlos ins Wohnzimmer gestürzt. »Er kommt, er hat einen riesengroßen Wagen und einen Mann in Uniform am Steuer!«

      »Also einen Chauffeur«, stellte Chris fest.

      »Außerdem ist er uralt und ganz klein und dünn«, sprudelte Peter weiter hervor.

      »Aber Peter!«, tadelte Cindy.

      Doch sie konnte sich das Lachen nicht verbeißen. Peters naive Schilderung hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

      Einen Moment später läutete es. Chris sprang auf. »Ich gehe öffnen.«

      Langsam schritt Chris zur Gartentür. Noch bevor er Walter Bromann sah, entdeckte er den Straßenkreuzer. Es war ein funkelnagelneuer Wagen, der glänzte, als sei er soeben aus dem Schaufenster gefahren worden. Erst mit dem zweiten Blick erfasste Chris den unscheinbaren Mann am Gartentor. Er öffnete und sagte höflich: »Guten Tag!« Dabei konnte er die Abwehr nicht ganz aus seiner Stimme verbannen.

      »Guten Tag. Mein Name ist Walter Bromann …« Der Besucher sagte noch mehr, doch das nahm Chris schon nicht mehr wahr. Denn Walter Bromann begann zu lächeln, und dieses Lächeln war so herzlich und entgegenkommend, dass Chris augenblicklich alle Voreingenommenheit, die doch ganz tief in seinem Innern geschlummert hatte, vergaß und zurücklächelte. Er stellte sich als Chris Haller vor und streckte dem Besucher kameradschaftlich die Hand entgegen. Dann führte er ihn ins Haus und erklärte Walter Bromann unterwegs, warum nur noch die eine Hälfte davon existierte.

      Als Chris mit dem Besucher das Wohnzimmer betrat, machte er Walter Bromann zuerst mit Cindy bekannt. Die Vorstellung

Скачать книгу