Sophienlust Classic 46 – Familienroman. Bettina Clausen
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Walter Bromann bestätigte es ihm lächelnd und tauchte zum Beweis seinen Löffel tief in die weiche Sahnekrone. Sofort ahmte Peter es nach. Dann war er für den Rest der Mahlzeit unansprechbar – so sehr genoss er die Nachspeise.
Die glückstrahlenden Augen ihrer Geschwister entschädigten Cindy für alle Gewissensbisse, die sie sich noch am Nachmittag wegen dieser etwas ungewöhnlichen Bekanntschaft gemacht hatte. Sie fand jetzt, dass sie es ihren Geschwistern geradezu schuldig gewesen sei, sich von Herrn Bromann einladen zu lassen. Zu lange schon hatten Peter und Alice auf alle Leckerbissen verzichten müssen. Aber für derlei Dinge war in ihrem schmalen Haushaltsbudget einfach kein Platz.
Nachdem Walter Bromann die Haushälterin gebeten hatte, für Cindy und ihn selbst noch Kaffee zu servieren, wandte er sich ganz offiziell an Cindy und deren Geschwister. »Da wir uns jetzt schon kennen und gut verstehen, halte ich es nicht mehr für notwendig, dass ihr mich steif und formell mit ›Herr Bromann‹ ansprecht. Was haltet ihr von ›Onkel Walter‹?«
Peter und Alice nickten sofort begeistert.
»Natürlich gilt für dich, Chris, nur ›Walter‹. Ebenso für Sie, Cindy. So alt fühle ich mich nun doch noch nicht, dass ich mich von einer fast erwachsenen jungen Dame mit Onkel ansprechen lassen möchte.«
Cindy senkte die Lider mit den langen, dichten Wimpern. Was hätte sie darauf auch erwidern sollen? Sie war ihm für alles, was er den Geschwistern bot, so dankbar, dass sie ihm den kleinen Wunsch einfach nicht abschlagen konnte.
Nach dem Kaffee mahnte Cindy zum Aufbruch. Es war reichlich spät geworden, und Alice drohte schon am Tisch einzuschlafen. Walter Bromann verstand das sofort. Vorsichtig nahm er die schlaftrunkene Alice auf den Arm und trug sie selbst zum Wagen. »Wollen wir so einen netten Abend öfter wiederholen?«, fragte er die Kinder, als der Wagen vor dem Haller-Haus hielt.
»O ja!«, rief Peter begeistert und stieß Chris in die Seite, um ihn zur gleichen Antwort zu bewegen.
»Du brauchst mich nicht gleich umzubringen! Ich hätte auch so ›Ja‹ gesagt«, verteidigte sich Chris.
»Ich kann euch auch das nächste Mal in ein schönes Restaurant führen, zum Beispiel in das auf dem Rathausturm. Von dort aus kann man die ganze Stadt überblicken. Habt ihr Lust, morgen Mittag dort mit mir zu essen?«
Alle drei stimmten sofort begeistert zu, sodass Cindy gar keine Möglichkeit zu einer anderen Antwort blieb. »Ich gebe mein Einverständnis nur, wenn ihr jetzt ganz schnell und brav zu Bett geht«, forderte Cindy.
Schnell sprangen Peter und Chris aus dem Wagen. Die schlaftrunkene Alice wurde von Walter Bromann noch bis zur Haustür getragen. Dort stellte er sie sanft auf die Füße. Es war dabei leicht zu erkennen, dass ihr seine besondere Zuneigung gehörte.
Das schlaftrunkene Mädchen griff jetzt nach Cindys Hand und ließ sich ins Haus führen. »Es war ein wunderschöner Abend, nicht wahr, Cindy?«
»Ja, mein Liebling. Es freut mich, dass es euch gefallen hat.«
»Walter ist wirklich nett, Cindy, und gar nicht so verschroben wie alte Männer manchmal sind«, ereiferte sich Chris. »Man kann über alles mit ihm sprechen.«
Cindy fragte sich insgeheim, wie Walter wohl darauf reagieren würde, wenn er wüsste, dass Chris ihn einen alten Mann genannt hatte.
»Findest du ihn nicht nett?«, erkundigte sich Peter misstrauisch.
»Doch, natürlich! Wie kommst du darauf?«, fragte Cindy zurück.
»Weil du gar nichts Nettes über ihn sagst. Er hat dich immerzu angeguckt. Bestimmt findet er dich nett.«
»Er hat mich angesehen? Oft? Davon habe ich gar nichts gemerkt«, wunderte sich Cindy.
»Weil er dich immer nur dann betrachtet hat, wenn du mit irgendwas anderem beschäftigt warst«, grinste Chris. »Aber deswegen brauchst du doch jetzt nicht gleich so ernst zu werden. Ist es schlimm, wenn ein Mann eine Frau bewundert?«
Cindy musste lachen. »Also, bewundert hat er mich. Damit kommen wir der Sache schon näher.«
»Ja, richtig angehimmelt«, mischte sich nun auch Alice ein. »Mich hat er nicht so angehimmelt.«
Schmunzelnd schloss Cindy die kleine Schwester in die Arme. »Dich hat er noch viel mehr angehimmelt, nur auf eine andere Art. Schau, er hat dir alle seine Kunstgegenstände und Vasen erklärt und dich sogar bis zur Haustür getragen.«
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