Mami Bestseller 56 – Familienroman. Christiane von Torris

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Mami Bestseller 56 – Familienroman - Christiane von Torris Mami Bestseller

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Lippen preßten sich zu einem dünnen Strich zusammen, er schüttelte den Kopf. »Nein. Noch nie. Natürlich habe ich da und dort einen Flirt gehabt, ich bin vierundzwanzig, und man macht es mir nicht gerade furchtbar schwer – aber so etwas habe ich noch nie zu einer Frau gesagt und, was noch wichtiger ist, noch nie in meinem Leben empfunden!«

      Andrea sah ihn mit großen Augen an, ihr Herz klopfte wie verrückt, sie war ganz durcheinander. Und sie glaubte ihm, was er sagte! Sie spürte, daß es die Wahrheit war.

      Plötzlich stiegen ihr die Tränen in die Augen, sie wandte den Kopf ab, damit er es nicht sah. Dann nahm sie ihre Tasche und stand rasch auf, um hinauszugehen.

      Draußen lehnte sie an der Balustrade vor dem Lokal und sah auf die erwachende Stadt im Morgendunst hinunter. Thorsten trat hinter sie und legte seinen Arm um ihre Schulter. Sie lehnte den Kopf an seine Brust, und er streichelte ihr seidiges Haar.

      »Ich liebe dich, Andrea«, sagte er leise.

      Da sah sie zu ihm auf, und er las in ihren Augen die Antwort.

      »Aber wir wissen doch gar nichts voneinander«, hauchte sie.

      »Was sind schon Äußerlichkeiten und Daten! Ich weiß, daß du wunderbar bist und daß ich noch nie im Leben für jemanden so viel empfunden habe, das genügt mir.«

      »Du kommst aus einer ganz anderen Welt, Thorsten. Ich bin ein armes Mädchen und komme aus einfachen Verhältnissen. Ich habe medizinisch-technische Assistentin werden wollen und stand vor dem Abschluß, als meine Mutter schwer erkrankte. Zufällig wurde ich mit André Verrin bekannt. Er engagierte mich vom Fleck weg. Ich bekam viel Geld von den Magazinen, die mich groß herausbrachten, die Fotografen rissen sich um mich. Damit konnte ich meiner Mutter eine gute Zeit bereiten. Ihre letzte. Es half alles gar nichts, sie mußte diese Erde frühzeitig verlassen.«

      Thorsten streichelte sie sanft. »Ich werde dich für alles Leid entschädigen, Andrea!«

      Sie lächelte ihn mit feuchten Augen an. Da riß die Nebeldecke auf, und die silbrig-zarten Strahlen der Morgensonne tauchten alles in funkelndes Licht.

      »Nur eines paßt mir nicht, das mit den Fotografen«, sagte Thorsten dann nachdenklich.

      »Aber ich bitte dich, es war doch immer alles ganz harmlos, wirklich!«

      »Ich kenne diesen Beruf, ich weiß, wie es da zugeht!«

      »Siehst du, ich habe dir ja gesagt, wir wissen zuwenig voneinander«, sagte Andrea traurig.

      Da riß Thorsten sie in die Arme und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, atemlos und leidenschaftlich. Sie stand ganz still und wie benommen, dann legte sie die Arme weich um seinen Hals, und ihre Lippen fanden sich.

      »Verzeih mir, ich weiß gar nicht, was mit mir los ist, Eifersucht kenne ich sonst gar nicht«, sagte Thorsten.

      »Es ist und es war niemand da, auf den du eifersüchtig sein müßtest, Thorsten. Ich glaube, einfach deshalb, weil ich überhaupt keine Zeit hatte. Ich mußte meine Mutter jahrelang pflegen, dann die Ausbildung, ah, es ging alles so schnell vorüber.«

      »Ich kann nicht behaupten, daß bei mir niemand in meinem Leben eine Rolle spielt. Aber das muß ich in Ordnung bringen, offen und rückhaltlos. Dann komme ich zu dir, Andrea, und es soll nichts mehr zwischen uns stehen.«

      »Thorsten«, sagte sie weich, »es war ein schöner Abend, eine verzauberte Nacht. Ich glaube, es ist besser, wir trennen uns und sehen uns nie mehr wieder. Noch geht es, glaube ich. Aber ich möchte nicht, daß du meinetwegen irgend jemandem weh tust, wirklich nicht!«

      »Nicht deinetwegen eigentlich, Andrea, sondern weil ich endlich aufgewacht und erwachsen geworden bin«, sagte er und dehnte weit die Arme. »Außerdem ist es viel zu spät, um uns so mir nichts, dir nichts aus dem wieder zu lösen, das uns gefangenhält. Mich jedenfalls.«

      »Mich auch, Thorsten. Bitte fahr mich jetzt heim. Ich muß um neun bei Monsieur Verrrin sein. Muß noch ein bißchen schlafen.«

      Vor dem Hotel Mirabeau verabschiedete sie sich. Thorsten küßte Andrea die Hand, er wagte es nicht, sie noch einmal in seine Arme zu nehmen.

      »Auf Wiedersehen in Frankburg, Andrea, ich komme bald«, sagte er.

      »Nein, bitte nicht, leb wohl«, flüsterte sie und sah ihn mit Augen an, die denen eines verwundeten Tieres glichen, erschrocken und voll Abwehr. Dann glitt sie durch die Drehtür und entschwand Thorstens Blicken.

      Er sprang wieder in das wartende Taxi und ließ sich zum Zentralpostamt fahren, dessen Schalter rund um die Uhr geöffnet waren.

      Hastig riß er ein Telegrammformular vom Block und füllte es aus. Es ging an Elena Dumont, Regency Hotel, Hamilton, auf einer der Bermudainseln:

      Stoppe geplanten Hauskauf – Aussprache dringend nötig – mein Kommen unmöglich – jedoch kein Grund zur Besorgnis.

      Herzlichst Thorsten.

      Thorsten las das Telegramm dreiviermal durch, dann gab er es dem Schalterbeamten, der gleichgültig die Worte und Buchstaben zählte und dann den fälligen Betrag nannte.

      Als er aus dem Postamt trat, fuhr ihm ein kühler Windstoß entgegen und zerzauste sein üppiges dunkles Haar. Thorsten Hallberg dehnte die Arme. Er wollte zu Fuß zu seinem Hotel zurücklaufen. Er fühlte sich unbeschwert, als wäre eine große Last von ihm genommen worden, und er fühlte sich frei.

      Doch er war nicht frei!

      *

      »Am-dam-des,

      disse-male-pless,

      disse-male-pumperness,

      am-dam-des!«

      sang ein helles Kinderstimmchen auf einem blumengeschmückten Balkon hoch über der Stadt Frankburg.

      Dann nahm der kleine, gerade dreijährige Georgy Groß die Gießkanne, die seine Mutter auf ein kleines Tischchen gestellt hatte, und war sehr stolz darauf, daß er unter Aufbietung aller Kräfte sich so auf die Zehen stellen konnte, daß er sie erreichte. Glücklich lachend und vor sich hin schwätzend, begann Georgy, die Blumen zu gießen.

      Hella Groß, seine Mutter, hatte sie in zwei Reihen aufgestellt. Auf dem Boden standen die Hängegeranien und Petunien und fielen mit ihren fröhlichen Blütenkaskaden zwischen den Stäben über den Balkon. Die oberen, in Drahtgestellen befestigten Kästen konnte der kleine blondlockige Junge beim besten Willen nicht erreichen, auch wenn er sich so anstrengte, daß er puterrot anlief.

      »Am-dam-des,

      disse-male-pless«,

      sang er dabei laut und vergnügt vor sich hin, bis sich unter ihm eine giftige Stimme empörte.

      »Wirst du wohl sofort aufhören, du mißratener Bengel, immer dieses blöde Lied, kein Kind singt das hier! Außerdem sollen Kinder überhaupt nicht singen, sondern den Mund halten und ruhig sein, hast du mich verstanden?«

      Georgy hielt ein, schnaufte, verzog den Mund, als wolle er weinen, entschloß sich dann aber, nur die Unterlippe trotzig vorzuschieben. Die Tränen hielt er eisern zurück. Aber sein Kinderherz

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