Sophienlust - Die nächste Generation 7 – Familienroman. Ursula Hellwig

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Sophienlust - Die nächste Generation 7 – Familienroman - Ursula Hellwig Sophienlust - Die nächste Generation

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weiter. Ihnen war klar, dass es jetzt einige Dinge gab, um die er sich kümmern musste. Sie freuten sich alle darauf, Charly noch am selben Tag kennenlernen zu dürfen.

      Denise machte keine langen Umschweife, als Nick sie fragte, ob sie ihn zum Kinderheim Sankt Josef begleiten würde. Dazu war sie sofort bereit. Wenn es darum ging, einem Kind helfen zu können, dachte sie nie lange nach, und so saß sie schon kurze Zeit später mit ihrem Sohn zusammen im Auto.

      *

      Charly war von Schwester Ariane schon darüber informiert worden, dass sie nach Sophienlust ­umziehen würde. Zwei andere Schwestern hatten die Sachen der Elfjährigen gepackt und ihr bei dieser Gelegenheit erzählt, dass es sich bei Sophienlust um ein ganz besonderes Kinderheim handelte, in das die Kinder sogar ihre Haustiere mitbringen durften. Allein schon diese Tatsache hatte Charly ihre Scheu vor dem unbekannten neuen Domizil genommen. Wenn sie zusammen mit Alma dort wohnen durfte, musste es sich wirklich um ein besonderes Kinderheim handeln. Ob es dort auch einen schönen Garten zum Spielen gab, so wie in Sankt Josef, wusste Charly nicht. Aber das erschien ihr auch nicht wichtig. Die Hauptsache war, dass sie Alma endlich wieder bei sich haben durfte. Bisher hatte sie ihre Hündin sonntags immer für etwa eine Stunde besuchen dürfen. Dabei hatte das Mädchen festgestellt, dass Alma auf dem Bauernhof relativ gut untergebracht war. Sie lag nicht an einer Kette und musste nicht frieren oder hungern. Die Hündin durfte sich frei bewegen, hatte in einem Flur vor der Küche stets gut gefüllte Futter- und Wassernäpfe und konnte sich jederzeit in eine kleine Scheune zurückziehen, in der sie einen warmen und weichen Schlafplatz im Stroh fand. Aber das war trotzdem nicht das, was Charly sich für Alma wünschte. Sie wollte ständig in der Nähe ihrer geliebten Hündin und immer für sie da sein.

      Als Denise und Nick das Kinderheim Sankt Josef nach etwa einer Stunde Fahrzeit erreichten, wartete Charly bereits auf sie und reichte ihnen freundlich die Hand.

      »Danke, dass Sie mich nach Sophienlust holen wollen. Schwester Ariane hat mir erzählt, dass es dort sehr schön sein soll und dass ich Alma mit nach Sophienlust bringen darf. Stimmt das wirklich?«

      »Ja, das stimmt«, bestätigte Nick. »Wir holen deine Alma gleich zusammen ab und fahren dann nach Sophienlust. Da gibt es schon zwei große Hunde, die Dogge Anglos und den Bernhardiner Barri. Die beiden sind ganz lieb und werden sich bestimmt gut mit Alma vertragen. Aber du musst nicht Sie zu uns sagen. Ich heiße Dominik, aber das ist ein ziemlich langer Name. Deshalb nennen mich alle Kinder, die in Sophienlust wohnen, einfach nur Nick.«

      »Und ich bin Nicks Mutter«, erklärte Denise. »Alle Kinder von Sophienlust sagen einfach Tante Isi zu mir.«

      Charly blickte abwechselnd von Nick zu Denise. »Dann arbeitet ihr also beide in Sophienlust, nicht wahr?«

      »Ja, das stimmt«, bestätigte Nick. »Die Geschichte ist ein bisschen kompliziert. Ich habe den großen Gutshof von meiner Uroma Sophie von Wellentin geerbt, als ich noch sehr klein war. Sie wollte, dass das Gut zu einem Heim für in Not geratene Kinder umgebaut werden sollte. Weil ich eben noch viel zu klein war, hat meine Mutter sich dieser Aufgabe gewidmet und ganz vielen Kindern geholfen. Einige wohnen schon seit vielen Jahren in Sophienlust. Jetzt bin ich volljährig und kann mich selbst um alles kümmern. Aber meine Mutter hilft mir noch sehr viel. Ich frage sie häufig um Rat, weil sie natürlich mehr Erfahrung hat als ich.«

      Charly nickte verstehend.

      »Es muss schön sein, wenn man zusammen mit seiner Mutter arbeiten kann. Ich finde es überhaupt prima, wenn man eine Mutter hat. Meine ist leider gestorben. Ein Lastwagen hat nicht rechtzeitig ­gebremst, als sie an einer roten Ampel stand. Das war vor fast einem Jahr. Meine Mutti hat dann über neun Monate lang im Koma gelegen. Das heißt, sie hat geschlafen und konnte nicht wieder aufwachen. Zweimal durfte ich sie besuchen, aber davon hat sie gar nichts bemerkt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese schlafende Frau gar nicht mehr meine Mutti, sondern eine ganz fremde Frau wäre. Es war alles ziemlich seltsam. Vor einer Woche ist meine Mutti gestorben. Eigentlich hätte ich furchtbar traurig sein müssen, aber … alles war irgendwie anders. Als meine Mutti den Unfall hatte und gar nicht aufwachen konnte, da bin ich sehr traurig gewesen und habe oft geweint. Als Schwester Linda mir letzte Woche gesagt hat, dass meine Mutti jetzt tot ist, konnte ich gar nicht richtig traurig sein. Mutti war ja schon so lange weg von mir. Bin ich jetzt ein schlechtes Kind, weil ich nicht um meine tote Mutti geweint habe?«

      »Nein, du bist kein schlechtes Kind«, erklärte Nick. »Es ist ganz normal, dass du jetzt nicht mehr traurig sein und weinen konntest. Das hast du ja schon getan, als deine Mutter im Koma lag.«

      »Da hat Nick ganz recht«, pflichtete Denise ihrem Sohn bei. »Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Wie ist das denn mit deinem Vater? Lebt der auch nicht mehr?«

      Charly zog die Schultern hoch. »Das weiß ich nicht. Mutti hat mir nicht viel von ihm erzählt. Ich weiß nur, dass sie nie mit meinem Vater verheiratet war und dass er überhaupt nichts von mir weiß. Irgendwann habe ich Mutti gefragt, ob ich meinen Vater vielleicht einmal besuchen darf. Ich war neugierig auf ihn und wollte wissen, wie er aussieht. Aber meine Mutti hat gesagt, dass das nicht geht, weil sie gar nicht wüsste, wo er jetzt wäre. Sie meinte, alles wäre gut, so wie es ist, und man sollte nichts daran ändern.«

      »Für diese Entscheidung hat deine Mutter bestimmt gute Gründe gehabt«, erwiderte Denise. »Dann wollen wir es auch dabei belassen. Ich schlage vor, dass wir nun zu dem Bauernhof fahren, auf dem deine Alma derzeit lebt, und sie dort abholen.«

      »Ja, so sollten wir das machen«, bemerkte Nick. »Ich möchte vorher nur noch rasch ein paar Worte mit Schwester Ariane wechseln. Sie hat mich vorhin darum gebeten, sie noch einmal aufzusuchen, bevor wir uns auf den Weg machen.«

      Wenige Minuten später saß Nick Schwester Ariane gegenüber. Sie reichte ihm eine kleine Mappe, in der sich ein paar Unterlagen befanden.

      »Diese Sachen hat Charlottes Mutter hinterlassen. Es handelt sich um die Taufbescheinigung des Mädchens, die Geburtsurkunde und ähnliche Dinge. Es ist auch ein versiegelter Briefumschlag dabei. Dabei hat Larissa Biese vermerkt, dass er im Fall ihres Todes geöffnet werden soll. Das hätten wir auch schon getan, wenn es nicht zu diesem Wasserrohrbruch gekommen wäre. Danach wusste keiner von uns mehr, wo ihm der Klopf stand. Um den Umschlag haben wir uns deshalb noch gar nicht gekümmert. Ich denke, dass Sie das in den nächsten Tagen nachholen werden.«

      »Ja, das werden wir ganz bestimmt tun«, versprach Nick. »Sie können sich auf uns verlassen.«

      Nicht nur Schwester Ariane, auch einige ihrer Kolleginnen und mehrere Kinder verabschiedeten sich wenig später von Charly, bevor diese zu Nick und Denise in den Wagen stieg.

      Der Bauer und seine Familie waren bereits darüber informiert, dass Alma heute abgeholt werden sollte. Gemeinsam mit seiner Frau begrüßte er Nick, Denise und Charly. Als er zwei Finger in den Mund steckte und einen grellen Pfiff erklingen ließ, kam Alma angelaufen, die sich irgendwo hinter der Scheune aufgehalten hatte. Es dauerte nur eine Sekunde, bis die Hündin Charly erkannt hatte und vor Freude außer sich geriet. Winselnd umkreiste sie das Mädchen und warf sich schließlich auf den Rücken, um sich den Bauch kraulen zu lassen. Die Hündin hatte auch nichts dagegen, dass Denise und Nick ihr ebenfalls das Fell kraulten. Alma war ein ausgesprochen freundliches Tier und im Augenblick auch ein überglückliches. Als Charly wenig später die Autotür öffnete und eine einladende Handbewegung machte, sprang die Hündin sofort in das Wageninnere, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Nick betrachtete den großen Hund und lächelte.

      »Sag mal Charly, ist auf der Rückbank für dich jetzt überhaupt noch genügend Platz? Wir haben bestimmt eine ganze Stunde Fahrzeit vor uns. Es wäre schlimm, wenn du dich die ganze Zeit über kaum bewegen könntest.«

      Charly

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